Denkmaldatenbank
Kath. St. Paulus-Kirche mit Dominikanerkloster
09050242 | |
Bezirk | Mitte |
Ortsteil | Moabit |
Adressen | Oldenburger Straße 45, 46 Waldenserstraße |
Denkmalart | Gesamtanlage |
Sachbegriff | Kirche kath. & Kloster & Pfarrhaus & Gemeindehaus |
Entwurf | 1889 |
Datierung | 1892-1893 |
Umbau | 1906-1907, 1934, 1960 |
Entwurf | Seibertz, Engelbert (Architekt) |
Entwurf | Bunning, Hermann (Architekt) |
Bauherr | Robiano, Ceslaus von (Dominikanerpater) |
Ausführung | Zaar und Vahl (Architekt) |
An der Ecke Oldenburger Straße 45-46 und Waldenserstraße wird der enge Straßenraum durch eine katholische Kirchen- und Klosteranlage geöffnet. Der Architekt, Engelbert Seibertz, schuf 1892-93 eine ausgewogene Baugruppe im neogotischen Backsteinstil, bestehend aus der Pfarrkirche St. Paulus und dem angeschlossenen Dominikanerkloster, die zu den bedeutenden katholischen Kirchenbauten Berlins im ausgehenden 19. Jahrhundert zählt. (1) Um der mächtigen Zweiturmfront eine bessere Wirkung zu verleihen, wurde das Kirchenschiff gegenüber der Bauflucht weit zurückgesetzt, sodass an der Waldenserstraße ein geräumiger Vorplatz entstand. Die von schlanken Türmen flankierte Eingangsseite ist mit einer Fensterrose geschmückt, darüber erhebt sich ein Staffelgiebel, der auf spätgotische Vorbilder in der Mark Brandenburg zurückgeht. St. Paulus gehört zu den wenigen katholischen Hallenkirchen des 19. Jahrhunderts. Der dreischiffige Hallenraum, der sich durch harmonische Proportionen auszeichnet, wird durch schlanke Bündelpfeiler gegliedert, die Kreuz- und Sterngewölbe tragen. Die kurzen Querarme werden von Emporen eingenommen. Das heutige Bild des Innenraums geht auf die 1960 durchgeführte Vereinfachung zurück, bei der Teile der neugotischen Ausstattung verloren gingen. Bereits 1934 hatte man die ornamentale Ausmalung entfernt. Hermann Bunning entwarf 1906-07 einen Erweiterungsbau, mit dem die Kirchen- und Klosteranlage ihr heutiges Aussehen erhielt. An der Oldenburger Straße ist das Pfarr- und Gemeindehaus angeordnet, das zusammen mit einem dreigeschossigen Verbindungsbau und dem 1892-93 von Engelbert Seibertz errichteten Konventsgebäude des Dominikanerklosters einen beschaulichen Klosterhof umschließt. (2) Hermann Bunning orientierte sich an der Backsteinbaukunst Norddeutschlands, sodass eine Baugruppe von großer Geschlossenheit entstand, obwohl jedes Gebäude individuell gestaltet ist. Giebel, Maßwerkfenster, ziegelgedeckte Dächer und geschmückte Portale erwecken einen malerischen Eindruck. Auf diese Weise erscheint die Baugruppe wie ein in Jahrhunderten gewachsenes Ensemble.
Das 1867 von Ceslaus Graf v. Robiano ins Leben gerufene Dominikanerkloster besitzt eine große kirchengeschichtliche Bedeutung. Die erste Klostergründung in Berlin nach der Reformation empfanden viele evangelischen Christen als Provokation. Nach dem "Moabiter Klostersturm", bei dem aufgebrachte Anwohner die Niederlassung der Mönche verwüstet hatten, wurde das Dominikanerkloster 1869 aufgelöst, aber 1889 wiedergegründet. Die Klosterkirche betreut die katholischen Christen in Moabit. Auf dem benachbarten Grundstück wurde 1966 eine katholische Schule errichtet. Der von Hermann Jünemann entworfene viergeschossige Stahlbetonskelettbau sucht mit einer blauroten Klinkerverkleidung den Bezug zu den Altbauten.
1) BusB 1896, Bd. 2, S. 183; Budnowski, Else: Das Dominikaner-Kloster St. Paulus und seine kirchliche Mission. Berlin 1925; Hach 1925, S. 11; Budnowski, Else: Die ersten Jahrzehnte des Dominikanerklosters St. Paulus in Berlin-Moabit. In: Wichmann-Jahrbuch 7 (1953), S. 68-80; Wirth 1955, S. 50-51; 100 Jahre St. Paulus 1869-1969. Berlin 1969; Hoffmann, Andreas: Das Dominikaner-Kloster St. Paulus, Oldenburger Straße 45-46. In: Geschichtslandschaft 1987, S. 272-280; Spuren. 125 Jahre Dominikanerkloster St. Paulus in Moabit. Hrsg. vom Bezirksamt Tiergarten von Berlin, Heimatmuseum. Berlin 1992; 100 Jahre Dominikaner-Kloster-Kirche St. Paulus. Jubiläumsfestschrift. Hrsg. von der Katholischen Pfarrgemeinde St. Paulus-Moabit. Berlin 1993; BusB VI, S. 123-124, 373-374; Dehio Berlin 2000, S. 423-424; Goetz/Hoffmann-Tauschwitz 2003, S. 148-149.
2) Im Anschluss an den Erweiterungsbau wurde 1907 an der Oldenburger Straße 47 ein Mietshaus errichtet, das ebenfalls von Hermann Bunning entworfen wurde und wohl der Pfarr- und Klostergemeinde dienen sollte. Bauherrin war Klostilde Gräfin v. Stolberg-Wernigerode geb. v. Robiano, eine Verwandte des Klostergründers Graf Ceslaus v. Robiano. Mit einer historisierenden Backsteinfassade passt es sich den angrenzenden Klostergebäuden an.
Literatur:
- St. Paulus Berlin-Moabit, hrsg. von der kath. Pfarrgemeinde St. Paulus, Berlin o J. [1993]Hoffmann, Andreas/ Das Dominikaner-Kloster St. Paulus in
Geschichtslandschaft, Tiergarten 2, 1987 / Seite 272-280 (dort ausf. Lit.) - Streicher, Drave/ Berlin - Stadt und Kirche, 1980 / Seite 270-271, 139
- Topographie Mitte/Tiergarten, 2005 / Seite 297ff.
Kontakt
Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem
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