Denkmaldatenbank
Feuersozietät Berlin
09050227 | |
Bezirk | Mitte |
Ortsteil | Tiergarten |
Adressen | Am Karlsbad 3, 4, 5 |
Denkmalart | Baudenkmal |
Sachbegriff | Verwaltungsgebäude |
Datierung | 1934-1936 |
Entwurf | Mebes und Emmerich (Architektengemeinschaft) |
Ausführung | Berlinische Baugesellschaft mbH (Baufirma) |
Bauherr | Feuersozietät der Provinz Brandenburg |
Am Karlsbad 3-5 wurde 1934-36 das Verwaltungsgebäude der Feuersozietät der Provinz Brandenburg errichtet, das als Hauptniederlassung für die 1719 von König Friedrich Wilhelm I. gegründete Versicherungsanstalt bestimmt war. (1) Bereits 1912 hatte die Feuersozietät ein heute nicht mehr vorhandenes Nachbarhaus bezogen, das jedoch dem ansteigenden Raumbedarf nicht mehr gewachsen war. So vereinigte man alle Abteilungen in einem vierflügeligen Neubau. Die renommierten Berliner Architekten Paul Mebes und Paul Emmerich entwarfen zusammen mit Johannes Hahne ein sachlich modernes, aber zugleich der Bautradition verpflichtetes Gebäude, das an die konservative Geschäftshausarchitektur der 1920er Jahre anknüpfte. (2) Repräsentativ verbinden sich historisierende Elemente - die Dreiteilung der Fassade, die kräftige Rahmung der Fenster, die kunsthandwerkliche Ausstattung in Inneren - mit der eher sachlichen Werksteinverkleidung und dem strengen Fensterraster. Damit widersprachen die Architekten nicht der nationalsozialistischen Architekturauffassung, sodass man vorhatte, das Haus zusammen mit dem benachbarten Altbau der Feuersozietät als einzige Bauten des Karlsbadviertels in die gigantomanische Nord-Süd-Achse zu integrieren. (3) Das Geschäftshaus besticht durch seine zweckmäßige Architektur, die nicht in spannungslose Einförmigkeit abgleitet. Paul Mebes und Paul Emmerich gruppierten die erhebliche Baumasse um einen großen, auf der Rückseite leicht ausgebogenen Schmuckhof. "Mit seinen gelbweiß verputzten Wänden, den luftigen Fensterreihen und seinen roten Ziegeldächern, mit den vom Tiergartendirektor Timm angelegten Steinplatten wegen und Staudenbeeten und dem Steinbrunnen von Max Esser in der Mitte macht dieser Hof einen heiteren und räumlich beglückenden Eindruck", lautete ein zeitgenössisches Urteil. (4) Mehr als im äußeren Erscheinungsbild suchten die Architekten im Inneren eine gediegene Ausstrahlung zu erreichen. So wurde weder bei der Auswahl edler Materialien noch bei der Beauftragung bekannter Kunsthandwerker und Künstler gespart. Eingangshalle und Treppenhaus beeindrucken durch ihre ganzheitliche Ausgestaltung. Durch das schmiedeeiserne, vergoldete Hauptportal, geschaffen von Julius Schramm, gelangt man in eine mit schlesischem Marmor verkleidete Empfangshalle und zur repräsentativen Haupttreppe. Die farbigen Glasfenster mit Rautenmuster und die Wappenscheiben im Treppenhaus und im großen Sitzungssaal nach Entwurf von César Klein, die flächigen Wandmalereien von Ilse Mebes und Johannes Sass sowie der bildhauerische Dekor über den Eingängen von Hans Krückeberg und Bernhard Bleeker bezeugen Reichtum und Repräsentationswillen der Versicherungsgesellschaft.
1) Schmitz, Hermann: Verwaltungsgebäude der Feuersozietät der Provinz Brandenburg. In: Moderne Bauformen 36 (1937), S. 5-32; Richter: Das Verwaltungsgebäude der Feuersozietät der Provinz Brandenburg. In: Baugilde 19 (1937), S. 113-128, 227-242; Mensch, Gerhard: Das Verwaltungsgebäude der Feuersozietät der Provinz Brandenburg in Berlin. In: Der Stahlbau 10 (1937), S. 150-152; Berliner Stahl-Hochbauten. Hrsg. vom Deutschen Stahlbau-Verband. Berlin 1936, S. 78-79; Wirth 1955, S. 266-267; BusB IX, S. 159-161; Schäche 1991, S. 417-421; Dehio Berlin 2000, S. 441.
2) Obwohl Paul Mebes 1933 aus der Akademie der Künste ausscheiden musste, waren er und sein Partner Paul Emmerich aufgrund ihrer traditionalistischen Grundhaltung nicht vom Baugeschehen ausgeschlossen.
3) Im Rahmen der gigantischen Neugestaltungsmaßnahmen für die Reichshauptstadt Berlin, die unter Leitung des Generalbauinspektors Albert Speer standen, war eine Nord-Süd-Achse geplant, für die ab 1938 im nahen Matthäikirchviertel bereits flächendeckende Abbrüche stattfanden. Es war geplant, die Bebauung des Karlbadviertels bis auf die beiden Gebäude der Feuersozietät der Provinz Brandenburg vollständig abzubrechen.
4) Hermann Schmitz, Verwaltungsgebäude der Feuersozietät der Provinz Brandenburg In: Moderne Bauformen (36) 1937, S. 6.
Literatur:
- Inventar Tiergarten, 1955 / Seite 266-267
- BusB IX 1971 / Seite 205
- Schäche, Architektur, 1991 / Seite 417-421
- Dehio, Berlin, 1994 / Seite 236
- Richter, Das Verwaltungsgebäude der Feuersozietät der Provinz Brandenburg =Die Baugilde 19 (1937) / Seite 113-128, 227-242
- Schmitz, Hermann, Das Verwaltungsgebäude der Provinz Brandenburg in Berlin =Moderne Bauformen 36 (1937) / Seite 5-32
- Mensch, Gerhard, Das Verwaltungsgebäude der Feuersozietät der Provinz Brandenburg in Berlin =Der Stahlbau 10 (1937) / Seite 150-152
- N.N./ Neue Werkstein-Architektur im Straßenbild =Bauamt und Gemeindebau 20 (1938) / Seite 46-47
- Paulsen, Friedrich/ Paul Mebes als Baukünstler =Bauwelt 29 (1938) / Seite 506
- Topographie Mitte/Tiergarten, 2005 / Seite 146
Kontakt
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Landesdenkmalamt Berlin
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