Denkmaldatenbank
Mietshausgruppe Wittstocker Straße 4, 5, 24, 25, 26
09050213 | |
Bezirk | Mitte |
Ortsteil | Moabit |
Adressen | Wittstocker Straße 4, 5, 24, 25, 26 |
Denkmalart | Ensemble |
Sachbegriff | Mietshausgruppe |
Die Mietshausgruppe Wittstocker Straße 4-5, 24-26 vermittelt eine Vorstellung vom ursprünglichen Erscheinungsbild des Viertels. Die Gebäude, errichtet zwischen 1891 und 1893, dokumentieren das von der Baugesellschaft Berlin-Moabit betriebene System der Terrainerschließung und Bodenspekulation. Die baureifen Parzellen wurden von Maurermeister oder Architekten erworben, die auf eigene Rechnung in schnellstmöglicher Zeit große Mietshäuser errichteten, die mit ihren Seitenflügeln und Quergebäuden das Grundstück soweit ausnutzten, wie es die Bauordnung damals zuließ. Oft wurden die Häuser noch vor der Fertigstellung weiterverkauft. Die kleinen, engen Wohnungen ohne Bad, meist mit Außentoilette, wurden an Fabrikarbeiter vermietet. Die reich verzierten Stuckfassaden standen in einem krassen Gegensatz zu den elenden Wohnverhältnissen und Lebensbedingungen. So enthält das Doppelmietshaus Wittstocker Straße 4-5, das von der Architektensozietät Salow, Möller & Stegemann mit identischen Fassaden versehen wurde, selbst im Vorderhaus nur beengte Ein- und Zweizimmerwohnungen. Bis zur Modernisierung 1978-80, die das Innere völlig veränderte, mussten die Bewohner größtenteils die Podesttoiletten benutzen, die über das Treppenhaus zugänglich sind. Die gegenüberliegenden Mietshäuser Wittstocker Straße 24 und 25 verfügen in den beiden unteren Geschossen der Vorderhäuser immerhin über Dreizimmerwohnungen, während in den oberen Stockwerken die im Beusselkiez üblichen Ein- und Zweizimmerwohnungen vermietet wurden. (1) Eine extreme Ausnutzung wies das Quergebäude Wittstocker Straße 24 auf. Auf jedem Stockwerk waren vier Einraumwohnungen ohne sanitäre Ausstattung untergebracht. (2) Die Wohnverhältnisse haben sich durch die seit den 1960er Jahren vorgenommenen Modernisierungsmaßnahmen deutlich verbessert. Die Wohnungen wurden zusammengelegt und mit Bädern ausgestattet. Bei der Mietshausgruppe in der Wittstocker Straße blieben die alten Stuckfassaden erhalten, die spätklassizistische und neobarocke Elemente aufweisen.
1) Wittstocker Straße 24: Bauherr und Entwurf Maurermeister Julius Zobel; Wittstocker Straße 25: Bauherr und Entwurf Maurermeister Heinrich Wolff.
2) Einen Eindruck von den häufig überbelegten Kleinwohnungen in den Hinterhäusern vermittelt eine Fotografie einer Wohnung des Quergebäudes Wittstocker Straße 5, die man im Auftrag der Wohnungsenquete 1912 erstellte. Sie zeigt eine Familie mit acht Kindern, die sich eine Stube teilen musste. Über die äußerst schlechten hygienischen Wohnverhältnisse der oftmals feuchten, zu frühzeitig bezogenen Wohnungen berichtete die Zeitung "Vorwärts", die in der Ausgabe vom 24. Juni 1893 die schimmelpilzbefallene Wohnung des Arbeiters Martin Gennis im Haus Wittstocker Straße 26 vorstellte. Das Gebäude Wittstocker Straße 26 wurde nach Entwurf der Architekten Salow, Möller & Stegemann für den Kaufmann Edmund Zaenker errichtet.
Literatur:
- Topographie Mitte/Tiergarten, 2005 / Seite 287f.
Kontakt
Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem
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- Fax: (030) 90259-3700
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