Denkmaldatenbank

Studentendorf Siegmunds Hof

Obj.-Dok.-Nr. 09050172
Bezirk Mitte
Ortsteil Hansaviertel
Adressen Siegmunds Hof 2, 3, 4, 12, 13, 14, 15, 16, 17

Schleswiger Ufer 1, 2
Denkmalart Gesamtanlage
Sachbegriff Studentenwohnheim
Entwurf 1958
Datierung 1959-1961
Entwurf Ernst, Klaus H. (Architekt)
Entwurf Poelzig, Peter (Architekt)
Entwurf Koch, Klaus P. (Baugeschäft)
Ausführung Schäler, Hermann
Bauherr Senator für Volksbildung

Das Gelände zwischen Bachstraße und Schleswiger Ufer, beiderseits der Straße Siegmunds Hof, wurde 1958-61 mit einer Studentensiedlung bebaut, wobei man zu einer ähnlichen städtebaulichen Lösung wie im benachbarten Hansaviertel gelangte. Das Studentendorf Siegmunds Hof auf den Grundstücken Siegmunds Hof 2-4, 12-17 sowie Schleswiger Ufer 1-2 besteht aus freistehenden, locker gruppierten Gebäuden, die in eine durchgrünte Gartenlandschaft eingebettet sind. (1) Die Siedlung gehört zu den vier Studentendörfern, die in den späten 1950er Jahren in West-Berlin mit Hilfe von amerikanischen Spendengeldern errichtet wurden. (2) Dabei verfolgte man klare politische Ziele. Einerseits sollten Studenten aus der DDR billigen Wohnraum erhalten, andererseits wollte man mit den Studentendörfern eine neuartige Form studentischen Gemeinschaftslebens stiften und die heranwachsende Generation, auf die man große Hoffnungen setzte, zu Eigenverantwortung und Demokratie erziehen. Daher umfasst das Raumprogramm nicht nur Schlafplätze, Waschräume und Küchen, sondern auch vielfältige Gemeinschaftseinrichtungen. Das kriegszerstörte Hansaviertel bot sich als Standort an, denn die Technische Universität ist nicht weit entfernt. An der Studentensiedlung Siegmunds Hof waren zwei Architekten beteiligt, die unabhängig voneinander unterschiedliche Lösungen entwickelten. Auf dem größeren Gelände östlich der Straße errichtete Klaus H. Ernst ein zwölfgeschossiges Hochhaus, das an der Spreebrücke auf die Studentensiedlung hinweist, und drei viergeschossige Bauten, die jeweils aus stumpfwinklig aneinander stoßenden Wohntrakten bestehen. Die Längsseiten sind sägezahnartig abgetreppt. Die kleinteilige, stark plastische Kontur wird durch die vorgesetzten Balkone noch verstärkt. Im Hochhaus sind doppelgeschossige Gemeinschaftsräume im Maisonetteschema angeordnet. Klaus H. Ernst ließ seine Bauten mit hellen Welleternitplatten verkleiden. Für den Abschnitt westlich der Straße war Peter Poelzig zuständig, der eine stärker verdichtete Komposition entwickelte. Die Baugruppe wird von einem achtgeschossigen Scheibenhochhaus eröffnet. Es schließen sich kleine dreigeschossige Pavillons an, die zu einem engen Geflecht aus bebauten und umbauten Räumen zusammengefügt sind. Die würfelförmigen Bauten sind durch überdachte Gänge miteinander verbunden. Mit den weiß gefliesten Seitenwänden, den asymmetrisch geteilten Fenstern und den dunkelgrauen Brüstungsstreifen erweisen sich die Pavillons als sorgfältig komponierte Bauten. Im Erdgeschoss des Hochhauses erstrecken sich die Gemeinschaftsräume, zu denen eine Mensa gehört. Im Eingangsbereich ist ein farbiges Betonmosaik von Claus Peter Koch angebracht. Beide Architekten verstanden es, das Studentendorf harmonisch in den umgebenden Grünraum einzubetten. Die Bauten definieren eine Binnenzone, zugeordnet der Bewohnergemeinschaft, die den Eindruck von Privatheit erzeugt, ohne dass dieser Bereich durch Einfriedungen von der Straße abgegrenzt werden musste.


1) Wohnen in Spree-Athen. In: Bauwelt 53 (1962), S. 191-199; BusB VII B, S. 226-228.

2) Studentendorf Schlachtensee, 1957-59 und 1964 von Hermann Fehling, Daniel Gogel und Peter Pfankuch; Internationales Studentenheim Harbigstraße, 1950 und 1958-59 von Hans E. Müller und Heinz Weber, Studentenwohnheim der evangelischen Studentengemeinde an der TU Berlin, 1960 von Peter Lehreke.

Literatur:

  • Rave, Knöfel: Bauen seit 1900, 1968 / Seite C 36, C 37
  • Ernst, Klaus H.: Gedanken zur Planung von Studenten-Wohnheimen, in: Bauwelt 53 (1962) 8 / Seite 191-199
  • Poelzig, Peter: Das Studentenheim im Stadtzentrum, in: Bauwelt 53 (1962) 8 / Seite 196
  • Topographie Mitte/Tiergarten, 2005 / Seite 199f.
  • Architekten- und Ingenieurverein Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten, Teil VII, Bd. B, Sozialbauten, Berlin 2003 / Seite 226ff.
  • Reclam Berlin, 1994

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

Verkehrsanbindungen