Denkmaldatenbank

Villa Harteneck

Obj.-Dok.-Nr. 09046433
Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf
Ortsteil Grunewald
Adressen Douglasstraße 7, 9
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Villa
Datierung 1910-1912
Umbau 1966
Entwurf Wollenberg, Adolf
Bauherr Harteneck, Carl (Fabrikant)
Ausführung J. Sasse und Sohn (Bauunternehmen)

(...) an der Douglasstraße 7/9 steht mit der Villa Harteneck nicht nur ein Hauptwerk des nach der Jahrhundertwende noch einmal auflebenden Neoklassizismus, sondern eine der bemerkenswertesten Anlagen aus der Kaiserzeit in Grunewald überhaupt. Der Gegensatz zum Haus Flechtheim könnte kaum größer sein. Während sich dieses aus dem Straßenbild fast zurückzieht, setzt jenes gewichtige Akzente. Dabei behält sein Architekt Adolf Wollenberg, dem unter anderem auch das zeitgleiche Landhaus Samuel in der Bismarckallee 22 zu verdanken ist, die Hauptausrichtung zum Garten bei. Diese Hauptfassade ist aber nur bedingt der Straßenansicht entzogen, zumal das Bauwerk hinter einer hohen Stabeiseneinfriedung an die Baufluchtlinie herangerückt ist. Die Gewichtung der Straßenseite wird durch die Folge von Hauptgebäude und niedrigem, um einen Innenhof gruppierten Wirtschaftsflügel erzeugt. Die Tordurchfahrt in Form einer renaissancistischen Säulenhalle verbindet beide. Das schloßartige Äußere des Hauptbaus wird besonders an der Gartenfront deutlich, wo sich zwischen den übergiebelten Seitenrisaliten eine doppelte Galerie und eine Attika spannen, hinter der sich das flach geneigte Walmdach verbirgt. Absichtsvoll ist der Kontrast zwischen der Säulen- und der Pfeilergalerie gesetzt, dem in den Seitenrisaliten der Dialog der allegorisch geschmückten Giebelfelder mit den schmucklosen Wandpartien entspricht. Der hohe Anteil an Naturstein, der sich harmonisch mit den Putzpartien verbindet und der sowohl als Bauschmuck als auch bei großflächigen Verblendungen Verwendung fand, trägt wesentlich zu dem reichen und aristokratischen Charakter dieses Bauwerks bei. (262)

Diese Ausstrahlung wird durch die großzügige und recht aufwendig gestaltete Gartenanlage unterstützt. Der ursprüngliche Garten umfaßte drei sich deutlich voneinander unterscheidende Bereiche. Ein seit einer Grundstücksteilung nicht mehr vorhandener Nutz- und Küchengarten mit Gewächshäusern befand sich an der Fontanestraße. Seitlich hinter der Villa liegt ein landschaftlich geprägter Gartenteil, welcher sich über die gesamte Breite des Grundstücks erstreckt, und ein architektonisch durchgestalteter Gartenbereich ist der Hauptfassade des Hauses vorgelagert. Hier hat Adolf Wollenberg den Gesellschaftsräumen in strenger Axialität ein symmetrisch aufgebautes, langgestrecktes Rasenparterre mit einem im Zentrum liegenden ovalen Fontänenbecken zugeordnet, das eingespannt ist zwischen die dem Haus und der Pergola vorgelagerten gerundeten Terrassen. Auf diese Weise entsteht gestalterisch eine bemerkenswert enge Verbindung zwischen Architektur und neobarocker Gartenanlage. In reizvollem Kontrast steht dagegen der sich anschließende, wesentlich tiefer gelegene landschaftliche Gartenteil. Da das Grundstück im Verlauf der Senke der Grunewalder Seenkette liegt, konnte hier ein natürlicher Geländeversprung zur Anlage eines von der Straße aus nicht einsehbaren Gartens genutzt werden, der als ein von Bäumen malerisch flankiertes Wiesental gestaltet wurde. Die nach den Kriterien des klassischen Landschaftsgartens vorgenommene Gestaltung läßt auf die Beteiligung eines Gartenarchitekten schließen. Architektonische und landschaftliche Gartengestaltung stehen in diesem Garten gleichberechtigt nebeneinander. So führt hohes Repräsentationsbedürfnis zu architektonischer und der Wunsch nach Abgeschiedenheit zu landschaftlicher Prägung, was auf die Orientierung an historischen Gestaltungsidealen hinweist. Der Garten wurde 1980-85 durch die Gartendenkmalpflege restauriert und ist heute für die Öffentlichkeit zugänglich.


262) Erste Planungen zum Einbau abgeschlossener Wohnungen 1934; 1966 Veränderungen in allen Etagen. Der Wirtschaftsflügel dient heute als Bürohaus. Eine geschichtliche Bedeutung erhielt die Villa Harteneck dadurch, daß während des Dritten Reichs hier zwischenzeitlich die Dienststelle des später als Widerständler ermordeten Abwehrchefs Canaris untergebracht war.

Literatur:

  • Hoff/ Streifzüge 2, 1986 / Seite 122f.
  • LBSTopographie Wilmersdorf/Grunewald, 1993 / Seite 142ff.

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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