Denkmaldatenbank

Glienicker Parkanlagen (Schloßpark Klein-Glienicke, Jagdschloßpark, Böttcherberg)

Obj.-Dok.-Nr. 09046368,T
Bezirk Steglitz-Zehlendorf
Ortsteil Wannsee
Adressen Königstraße 35B, 35C, 35D, 35E, 36, 36A, 36B, 36C

Nikolskoer Weg 3
Denkmalart Gartendenkmal
Sachbegriff Parkanlage
Datierung nach 1683
Umbau nach 1804, 1816, 1824-1845, nach 1845, 1859-1862, 1939, 1979, 1985
Entwurf Lenné, Peter Joseph (Gartenarchitekt)
Entwurf Carl von Preußen (Prinz)

Einen Rundgang durch die Glienicker Parkanlagen beginnt man am besten im Gartenhof des Schlosses, der sich nicht nur zum großen Landschaftspark hin öffnet, sondern auch über eine Pergola einen Blick in den Pleasureground erlaubt. Als intimer Garten ist dieser Blumenhof seit 1987 wieder reich mit Blumenbeeten geziert, aber auch mit Brunnen wie der Ildefonso-Gruppe. Betritt man den Pleasureground durch die genannte Pergola, sieht man zuerst an der Westwand des Schloss die marmorne Skulptur einer Venus Italica von Canova und das ihr zu Füssen liegende buchsbaumgesäumte lilienförmige Teppichbeet, um schließlich vor die nach Süden orientierte Hauptfront des Schlosses zu kommen. Dieser Bereich wird dominiert von der Löwenfontäne mit ihrem reichen Wasserbild sowie dem direkt daneben liegenden Stibadium, zu dem ein eiserner Laubengang hinaufführt, der durch zwei erhaltene Sphinge aus der Zeit des Grafen Lindenau geschmückt wird. Von der halbrunden Sitzbank aus hat man einen weiten Blick über die von Cantian geschlagene Granitschale und den Tiefen See nach Potsdam. Weiter gelangt man - immer wieder tiefe Fernblicke genießend - zur dicht an der Königstraße stehenden Kleinen Neugierde, von der aus man im 19. Jahrhundert vor Blicken geschützt die "Verkehrscirculation" auf der Straße beobachten konnte. Unmittelbar daneben befindet sich seit 1827 eine Brunnenplastik, die so genannte Laitière, eine Bronzefigur des russischen Bildhauers Pavel Petrovitsch Sokolow, nach einer Fabel Lafontaines das Mädchen mit dem zerbrochenen Krug versinnbildlichend. Im weiteren Verlauf erreicht man die Höhe des kleinen Lenné-Hügels mit der vielleicht schönsten Aussicht vom Pleasureground in die Tiefe des Jungfernsees. Außerdem sieht man die Gruppe originaler Säulentrommeln vom Poseidontempel in Kap Sunion, aber auch den im Rasen liegenden Schalenbrunnen von August Stüler sowie einen kleinen Brunnen mit einer Glockenfontäne. Sich langsam der Glienicker Brücke nähernd, stößt man schließlich auf die Große Neugierde, ein Belvedere, von dem aus man heute wieder schöne Aussichten auf Potsdam, Babelsberg und die Villa Schöningen genießen kann. Weiter am Ufer erreicht man das Kasino, von wo aus man das in der Ferne liegende Pfingstbergschloss, aber auch die Türme der Villa Henckel sehen kann. Auf der Gartenseite des Kasinos erinnert noch immer eine Kopie des berühmten Betenden Knaben daran, dass sich hier früher ein Antikengärtchen zur Aufnahme antiker Skulpturen befand. Durch den einen ungehinderten Blick ermöglichenden "invisible fence" an der nördlichen Grenze der Pleasuregrounds hat man, ehe man zum Klosterhof kommt, einen offenen Blick in den Landschaftspark und erkennt dort die zahlreichen, von Lenné besonders geschätzten Rotbuchen. Vorbei am Klosterhof sieht man schon sehr bald die Gewächshäuser und die Orangerie. Durch das noch an die Lindenausche Zeit erinnernde Linden-Oktogon, ein von alten Linden gesäumter Rundplatz, der schon im "Bestandsplan von 1805" (3) dargestellt worden ist, beendet man den Rundgang schließlich wieder am Ausgangspunkt, dem Gartenhof des Glienicker Schlosses.

(...)

Die Verwüstungen des Zweiten Weltkrieges und noch nicht denkmalpflegerisch begründete Nachkriegsinstandsetzungen machten eine grundlegende Restaurierung der nach dem Tode des Prinzen Friedrich Leopold von Preußen in städtischen Besitz gekommenen Park- und Gartenanlagen Glienickes erforderlich. Die seit 1978 in Verantwortung der Berliner Gartendenkmalpflege durchgeführten konservatorischen Maßnahmen (6), haben inzwischen zu einer Wiedergewinnung des Glienicker Pleasuregrounds geführt.

Der nach Entwürfen Lennés für den Prinzen Carl angefertigte Schauplan der Garten- und Parkanlage zu Glienicke um 1825 macht deutlich, wie geschickt es Lenné verstand, nach Vollendung des Pleasuregrounds und nach vollständiger Aufgabe des Hardenbergschen Gutsbetriebes und der Glienicker Ziegelei, aber auch in Fortführung der schon unter dem Staatskanzler begonnenen landschaftsverschönernden Arbeiten, nun auch den großen Landschaftspark durch Nutzung des hügeligen Areals und der Wassernähe zu gestalten. Die lebhafte Topografie des Geländes nutzte Lenné zur Erzeugung laufend wechselnder Raum- und Landschaftsbilder. Die weiträumige, nach und nach mit Baumkulissen durchsetzte Parklandschaft wird durch geschickt geführte Fahrwege erschlossen; die öden Kiefernbestände und landwirtschaftlich genutzten Flächen wurden durch eine Fülle schönster Laubhölzer und unterschiedlichster Wiesenräume ersetzt. Ein wichtiges Erfordernis erfüllte er darüber hinaus in der Schaffung weiter Ausblicke in die Havellandschaft.

Um die umfangreichen Anpflanzungen und Parkwiesen bewässern zu können, regte Lenné schon 1826 den Bau entsprechender Wasserleitungen an, die seit den 1830er Jahren installiert wurden; einige der inzwischen über 140 Jahre alten Eisengussrohre wurden bei gartenarchäologischen Grabungen in den 1980er Jahren entdeckt. Das Havelwasser wurde in hochgelegene künstliche Seen getrieben, wie bei der Teufelsbrücke und der Römischen Bank, von wo aus es als künstlicher Wasserfall, hier Teufelsschlucht, den Berg hinunterfloss oder aber im Sommer zur Überrieselung der Hangwiesen diente. Vom Hofgärtner.- und Maschinenhaus wurden außerdem alle Brunnen und Fontänen in Park und Pleasureground gespeist.

Bauten und Landschaftsbilder im Glienicker Park geben Zeugnis von den höchst ambivalenten Kunstströmungen ihrer Zeit. Nördlich eines von Ost nach West verlaufenden Höhenrückens, die Alpen versinnbildlichend, erwecken ausgedehnte Laubholzbestände mit kleinen Lichtungen den Eindruck eines nordeuropäischen Waldes. In Anlehnung an diese Vegetationsbilder wurde offensichtlich auch der Baustil der Parkgebäude entwickelt. Der Jägerhof und das Jägertor, im "nördlich der Alpen" gelegenen Areal zu denken, sind daher im englisch-gotischen Tudorstil errichtet worden. Der südliche, zum Schloss hin abfallende, großzügig dimensionierte Bereich mit weichen Geländemodellierungen, auf Südeuropa hindeutend, zeigt hingegen neben der an Italien erinnernden Bauweise der Parkbauten - Schloss, Kasino, Gärtner- und Maschinenhaus, Wirtschaftshof, Matrosenhaus - auch eine offenere Behandlung der Parkpartien. (7)

Das topografisch reizvolle, zum Jungfernsee hin gelegene aussichtsreiche Hangufer kann man mittels eines scharf an der Hangkante geführten Panoramaweges erschließen. Schon kurz hinter dem Hofgärtner- und Maschinenhaus genießt man einen Fächerblick von einem ersten Lindenrondell aus, um bald zur romantischen Erlenbrücke, über einer kleinen Schlucht gelegen, zu kommen. Der Weg führt weiter über einen künstlich angelegten Schluchtgraben zum Zeltenplatz, von wo aus man im 19. Jahrhundert ausgezeichnete Blickbeziehungen zum Marmorpalais am Heiligen See oder nach Sacrow hatte. Im weiteren Verlauf gelangt man zum eigentlichen Höhepunkt der Uferinszenierungen, dem großen Wasserfall an der von Ludwig Persius errichteten Teufelsbrücke. Von dort aus kann man nicht nur das tief unter der Brücke rauschende Wasser beobachten, sondern hat zugleich eine weite Aussicht auf den Jungfernsee. Ein weiterer Blick, der einstmals bis zu den Schlössern von Sacrow und der Pfaueninsel reichte, ergibt sich schließlich oberhalb des Jägerhofes, wo einst ein großer Jagdschirm stand. Glienicke wurde damit Teil einer von Lenné strategisch gedachten, landschaftlich wirksamen Gesamtinszenierung, in die nicht nur die Kulisse der Stadt Potsdam, sondern auch zahlreiche in der Nähe der Havelgewässer liegende Schlösser, Brücken, Wasserwerke, aber auch andere Parkarchitekturen wie künstliche Wasserfälle, Pump- oder Maschinenhäuser, später auch Turmvillen miteinbezogen wurden.

Nach dem Ersten Weltkrieg kaum noch gepflegt und zunehmend verwahrlost, konnten schließlich seit den 1980er Jahren auch im großen Landschaftspark von Glienicke erste gezielte gartendenkmalpflegerische Maßnahmen durchgeführt werden. So konnte der sichtbare Verfall zumindest punktuell aufgehalten und die große Erlebnisqualität und Bedeutung des Glienicker Parks wieder deutlich gemacht werden. In den Jahren 2001-03 wurde der in der Nähe des Zeltenplatzes liegende Felsenteich, einschließlich des ihn erschließenden Parkweges grundlegend saniert. Im Zusammenhang mit diesen Arbeiten wurden die Restaurierung des Wasserfalls an der Teufelsbrücke (8) sowie die Herausarbeitung des benachbarten Zeltenplatzes, einschließlich umfangreicher Gehölznachpflanzungen, durchgeführt. (9) Bis 2011 wurde darüber hinaus der Prinzenfriedhof oberhalb des Matrosenhauses restauriert. Dieser kleine Privatfriedhof war 1924 nach Plänen von Ludwig Lesser vom Enkel des Prinzen Carl, Prinz Friedrich Leopold von Preußen, für sich und seine Familie an dem erhöhten und vormals aussichtsreichen Standort des Schlossparks angelegt. 2007 fand Prinz Friedrich Karl III. hier die letzte Ruhe. (10)


3) Hellwig, J. G.: Plan des Gutes Klein-Glienicke, 1805, Plankammer der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg.

6) Krosigk, Klaus von: Die gartendenkmalpflegerische Wiederherstellung Glienickes. In: Lenné Ausstellungskatalog 1989, S. 156 ff.

7) Weber, Klaus-Konrad: Die "belebende Idee" des Glienicker Parkes. In: Jahrbuch für brandenburgische Landesgeschichte XV, Berlin 1964, S. 50-59.

8) Krosigk, Klaus von: Anmerkungen zur Bedeutung und Restaurierung des Persius-Wasserfalls und seines Umfeldes im Landschaftsgarten von Klein-Glienicke. In: Hortus ex machina, Der Bergpark Wilhelmshöhe im Dreiklang von Kunst, Natur und Technik, Internationales Symposium des deutschen Nationalkomitees von ICOMOS, der Museumslandschaft Hessen Kassel und des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen. In: Arbeitshefte des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen Bd. 16, Wiesbaden 2010, S. 116 ff.

9) Heise, Gabriele/Kaupp, Johanna; Pflege- und Entwicklungswerk Landschaftspark Klein-Glienicke, i.A. des Landesdenkmalamtes Berlin, Gartendenkmalpflege, Berlin 2006.

10) Krosigk, Klaus von: Beitrag aus Anlass der Restaurierung des prinzlichen Friedhofes im Park von Klein-Glienicke. In: Zuchold, Gerd H.: Der Familienfriedhof im Park von Schloss Glienicke, Die Geschichte der Karl-Linie des Hauses Hohenzollern. In: Zehlendorfer Chronik 18, Berlin 2008, S. 62 ff.

Literatur:

  • Topographie Zehlendorf/Wannsee, 2013 / Seite 167-174
  • Beiträge zur Denkmalpflege in Berlin 6 (1995) / Seite .
  • Krosigk, Klaus von: Jagdschlosspark Klein-Glienicke, Berlin (West), in: Garten und Landschaft 5 (1988) / Seite 37-40
  • Bernhard, Andreas: Die Bautätigkeit der Architekten v. Armin und Petzholtz, in: Schloss Glienicke 1987 / Seite 81-84
  • Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (Hrsg.): Zehn Jahre Unesco Welterbe, Die Potsdam-Berliner Kulturlandschaft, Berlin 2000 / Seite .
  • Krosigk/ Wiegand: Glienicke, Berlin 1992 / Seite .
  • Wiegand, Heinz: Glienicke, Die Geschichte eines landschaftlichen Parks im 20. Jahrhundert, in: Lenné Ausstellungskatalog 1989 / Seite 138-155
  • Krosigk, Klaus von: Lenné und die Potsdamer Kulturlandschaft, in: Garten und Landschaft 11(1989) / Seite 29-29
  • Krosigk, Klaus von: 25 Jahre Gartendenkmalpflege in Klein-Glienicke, Ein wiederentdeckter Garten Eden, Berlin 2003 / Seite .
  • Klausmeier, Axel: Der gebaute Traum vom harmonischen Leben in der Natur - Die Schweizerhäuser in den preußischen Gärten. In: Preußische Gärten in Europa, 300 Jahre Gartengeschichte, Leipzig 2007 / Seite 60ff.
  • Krosigk, Klaus von: Ein Ort zwischen Berlin und Potsdam, Die Kulturlandschaft des Berliner Südwestens, in: Zehlendorfer Chronik (H. 14), Berlin 2001 / Seite 10f.
  • Arndt, Jens: Glienicke, Vom Schweizerdorf zum Sperrgebiet, Berlin 2009 / Seite 11ff, 26ff.
  • Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umweltschutz (Hrsg.): Gartendenkmalpflege in Berlin 1978-1990, Heft 6, Berlin 1990 / Seite 3f.
  • Landesdenkmalamt Berlin (Hrsg.): Gartendenkmale in Berlin, Parkanlagen und Stadtplätze, Beiträge zur Denkmalpflge 39, Petersberg 2013 / Seite 360-377

Teilobjekt Schloßpark Glienicke

Teil-Nr. 09046368,T,001

Der Schlosspark Glienicke, nördlich der Königstraße entstand in der nach den napoleonischen Kriegen einsetzenden Phase des Klassischen Landschaftsgartens, der durch das Prinzip der Zonierung geprägt ist. (1) Wir erkennen in den Lennéschen Parkanlagen - und damit auch in Glienicke - eine konsequente Beachtung der gestalterisch,räumlich und ordnungsmäßig zu trennenden, ganz unterschiedlichen Gartenbereiche, das heißt, dass der große Landschaftspark vom prinzlichen Hausgarten, dem Pleasureground, sowie dem Gartenhof geschieden ist.


1) Krosigk, Klaus von: Wiesen-, Rasen- und Blumenflächen in landschaftlichen Anlagen. In: Hennebo, Dieter: Gartendenkmalpflege, Grundlagen der Erhaltung historischer Gärten und Grünanlagen, Stuttgart 1985, S. 205-253; Batzhuber, Josef: Wiedergewinnung der kulturlandschaftlichen Schönheiten Klein-Glienickes, Eine gartendenkmalpflegerische Aufgabe. In: Gartenkunst Berlin, 20 Jahre Gartendenkmalpflege in der Metropole, hrsg. v. Landesdenkmalamt Berlin, Berlin 1989, S. 43 ff.; Krosigk, Klaus von/Wiegand, Heinz: Glienicke, Haude und Spenner, 2. Aufl. Berlin 1988; Gartendenkmalpflege - Der Landschaftsgarten von Klein-Glienicke, Beiträge zur Denkmalpflege in Berlin H. 1, Der Senator für Stadtentwicklung und Umweltschutz, Berlin 1984; Günther, Harri: Peter Joseph Lenné - Gärten, Parke, Landschaften, Berlin 1985; Börsch-Supan, Eva: Schloss und Park Klein-Glienicke. In: Reclams Kunstführer 1977; Jagdschloss Glienicke 1987; Krosigk, Klaus von: Die Gartendenkmalpflegerische Wiederherstellung Glienickes. In: Lenné Ausstellungskatalog 1989, S. 156-165; Sievers, Johannes: Bauten für den Prinzen Karl von Preußen, Berlin 1942; Sperlich, Martin/Seiler, Michael: Schloss und Park Glienicke. In: Schriftenreihe der Volkshochschule Zehlendorf, 2. Aufl. Berlin 1979; Krosigk, Klaus von/Wiegand, Heinz: Gartendenkmalpflege in Berlin - dargestellt am Beispiel Glienicke. In: Neue Heimat, Monatshefte für neuzeitlichen Wohnungs- und Städtebau 9 (1979), S. 24-29; Wiegand, Heinz: Historische Gärten und Gartendenkmalpflege. In: Das Gartenamt 29 (1980), S. 322-335; Krosigk, Klaus von/Wiegand, Heinz: Verpflichtung zur komplexen Gartendenkmalpflege. In: Informationen Gala-Bau, 1 (1981), S. 6-9; Schneider, Louis: Das Kurfürstliche Jagdschloss zu Glienicke. In: Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Potsdams, Sitzung vom 30.9.1862, Potsdam 1864; Schloss Glienicke 1987; 25 Jahre Gartendenkmalpflege in Klein-Glienicke, Ein wiederentdeckter Garten Eden, hrsg. v. Landesdenkmalamt Berlin, Fachreferat Gartendenkmalpflege, Berlin 2003.

Teilobjekt Pleasureground

Teil-Nr. 09046368,T,002

Das entscheidende Jahr für die Gestaltung des Glienicker Pleasuregrounds (2) war das Jahr 1816, als Karl August Fürst von Hardenberg den im selben Jahr aus dem Rheinland kommenden Peter Joseph Lenné mit der Neugestaltung des Gartens seines 1814 erworbenen Landgutes beauftragte. Lenné sollte vor allem die in den napoleonischen Kriegsjahren völlig vernachlässigten Potsdamer Hofgärten grundsätzlich überarbeiten und erneuern. Hardenberg erkannte Lennés Fähigkeiten und engagierte den Gartenkünstler für die Anlage seines eigenen Schlossgartens.

Mit dem Vorbesitzer des Glienicker Anwesens in den Jahren 1796-1812, Karl Heinrich August Graf von Lindenau, war hier schon ein gartenerfahrener Eigentümer tätig gewesen, der erstmalig "englische Gartenanlagen" einführte. Doch galt es für Lenné, das Gelände des späteren Pleasureground erst einmal grundlegend zu ordnen und neu zu gestalten. Dieses gelang ihm mit einem Entwurf, der als seine erste Arbeit in Preußen noch im Jahr 1816 ausgeführt wurde und seinen bleibenden Ruhm dauerhaft begründete. Lenné entschied, die zwischen Schloss, dem späteren Kasino und der Havelbrücke gelegenen, damals noch ganz unterschiedlich genutzten Bereiche, einschließlich der dem Schloss unmittelbar vorgelagerten "englischen Gartenpartien" des Grafen Lindenau sowie umfangreiche formal gestaltete Nutzgärten und Obstterrassen zu einem einheitlichen, landschaftlich gestalteten Schlossgarten zu verschmelzen. Dieser nach englischem Vorbild Pleasureground genannte Hausgarten zeichnete sich durch einen besonderen Reichtum an wertvollen Gehölzen und Schmucksträuchern, zahlreichen artifiziellen Blumenbeeten, aber auch durch in eleganten Schwüngen geführte Parkwege, kostbaren Skulpturenschmuck und Wasserkünste aus. Zu großer Meisterschaft brachte es Peter Joseph Lenné im Glienicker Pleasureground bei der Bodenmodellierung. Durch Aufschüttung von drei Erdhügeln und der Anlage entsprechender Mulden verlieh er dem kleinen Garten ein höchst anspruchsvolles, bis heute nachvollziehbares Relief. Durch die kunstvolle Wegeführung wird man nicht nur zu den Höhepunkten des Pleasureground geführt, sondern kann zugleich von bevorzugten Stellen im Garten wie dem Lenné-Hügel in der Nähe der Kleinen Neugierde großartige Fernsichten genießen.

Auch wenn sich der Hardenbergsche Pleasureground später nicht grundlegend verändert und sich damit bis heute eine Lennésche Inkunabel Preußischer Gartenkunst erhalten hat, kam es doch seit der Inbesitznahme des Gutes Glienicke durch Prinz Carl von Preußen im Jahr 1824 zu nicht unerheblichen baulichen Ausschmückungen. Antrieb gab hierbei die große Italiensehnsucht des Prinzen, die ihn erfüllte, seitdem er 1822 zusammen mit seinem Bruder, dem Kronprinzen und späteren König Friedrich Wilhelm IV., erstmalig sein Idealland besucht und studiert hatte. Die zahlreichen antiken Spolien und Fragmente, die er auf seinen späteren Italienreisen erworben und an den dafür besonders geeigneten Baulichkeiten wie der Kleinen Neugierde oder im Schlossinnenhof anbringen ließ, belegen seine große Kennerschaft, aber auch seine Sammelleidenschaft. Da der Pleasureground entsprechend der Gartentheorie als erweiterter Wohnraum galt, in dem man sich im Gegensatz zum Landschaftspark ausschließlich zu Fuß bewegte, konnte man die im Garten verteilt liegenden Spolien oder die sichtbar in Mauern eingelassenen Fragmente in Ruhe studieren.

(...)

Zu jedem Pleasureground, einem sich stets im besten Pflegezustand präsentierenden Haus- oder Schlossgarten, gehören kunstvoll gestaltete Blumenbeete. Die jahrzehntelang beibehaltenen runden und ovalen Beete sowie ihre daraus abgeleitete Formen beziehen sich auf den biedermeierlichen Blumenkorb. Im Pleasureground grundsätzlich frei disponibel, wurden die Beete vornehmlich in Wege- und Platznähe angelegt, so wie es der Schauplan von 1862 (4), der den Glienicker Park nach seiner Vollendung zeigt, anschaulich wiedergibt. So konnte man durch Wechsel des Standortes, häufig auch von den mit Bänken ausgestatteten Plätzen oder Lauben, die unterschiedlichsten Beet- und Blumenkompositionen aus der Nähe betrachten. Aus vornehmlich ästhetischen Gründen wurden die Beete grundsätzlich von Beeteinfassungen, in Glienicke durchweg aus Ton gearbeitet, gerahmt. Die für die zweite Jahrhunderthälfte so charakteristische Teppichbeetmode - eine Pflanzenzusammenstellung in regelmäßigen geometrischen Formen - ist schon in der ersten Jahrhunderthälfte in Glienicke gebräuchlich. Auch die drei sternförmig angeordneten Blumenbeete am Stibadium und zwei markante formale Figurenbeete südwestlich des Schlosses zählen zu dieser neuen Form der Beetgestaltung. Es handelt sich um ein mäanderförmig gestaltetes, eine Wegegabelung betonendes Beet, dessen Konturen aus Buchsbaum und hellen und dunklen Pflanzenarten gezeichnet wird, und um ein ebenfalls schon im Meyer-Plan von 1845 (5) nachgewiesenes großflächiges lilienförmiges Beet, das in Verbindung zu der in einer Nische des Schlosses stehenden Venus Italica angelegt war.


2) Rothkirch, Malve Gräfin von: Prinz Carl von Preußen, Kenner und Beschützer des Schönen, 1801-1883, Osnabrück 1981; Krosigk, Klaus von: Anmerkungen zum Pleasureground. In: Das Gartenamt 28 (1979), S. 443-450; Krosigk, Klaus von: Schinkel als Gartenkünstler. In: Das Gartenamt 31 (1982); Seiler, Michael/Sperlich, Martin: Schloss und Park Glienicke. In: Zehlendorfer Chronik, 2. Aufl. Berlin 1979; Sievers, Johannes: Bauten für den Prinzen Carl von Preußen, Berlin 1942; Krosigk, Klaus von/Wiegand, Heinz: Gartendenkmalpflege in Berlin - dargestellt am Beispiel Glienicke. In: Neue Heimat, Monatshefte Heft 9 (1979), D. 24-29; Schloss Glienicke 1987; Seiler, Michael: Neue Untersuchungen zur ursprünglichen Gestaltung und zur Wiederherstellung des Pleasuregrounds von Klein-Glienicke. In: Schlösser Gärten Berlins, Festschrift für Martin Sperlich, Berlin 1980, S. 107-129; Seiler, Michael: Zur Gehölzverwendung bei P.J. Lenné, Untersuchung über die bei der Wiederherstellung des Klein-Glienicker. Pleasuregrounds zu verwendenden Gehölze verbunden mit Anmerkungen zur Gehölzverwendung bei P.J. Lenné in der Zeit um 1825. In: Das Gartenamt 31 (1982), S. 366-377; Günther, Harri: Peter Joseph Lenné, Berlin 1985; Hinz, Gerhard: Peter Joseph Lenné, Das Gesamtwerk des Gartenarchitekten und Städteplaners, 2 Teile, hrsg. v. Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umweltschutz Berlin, erweiterter Neudruck der Ausgabe von 1937, Hildesheim 1989; Krosigk/Wiegand 1992; Seiler, Michael: Die Entwicklungsgeschichte des Landschaftsgartens Klein-Glienicke 1796-1833, Diss. Hamburg 1986.

4) Plan des "Parks seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Carl von Preußen Kl. Glineke", 1862, Plankammer der Stiftung der Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg.

5) Meyer Gustav: Gärtnerisch-topographischer Plan von Glienicke, genannt Meyer-Plan, 1845, Plankammer der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg.

Teilobjekt Jagdschloßpark

Teil-Nr. 09046368,T,003

An der Gestaltung des Jagdschlossparks hatte vermutlich Prinz Carl einen erheblichen Anteil, dennoch ist davon auszugehen, dass Peter Joseph Lenné, der Prinz Carl bis zu seinem Tode eng verbunden war, die Entwürfe auch für diesen 1859-62 angelegten Glienicker Parkteil geschaffen hat. (1) In dem Schauplan "Park Seiner königlichen Hoheit des Prinzen Carl von Preussen Kl. Glineke" von 1867 ist der Jagdschlosspark - wie alle anderen Glienicker Parkbereiche - nach seiner Vollendung abgebildet. Der sich von der Glienicker Brücke bis zum Jagdschloss Glienicke längs der Havel erstreckende Park gewährt von fast allen Parkwegen bevorzugte Blicke über den Tiefen See auf die am jenseitigen Ufer gelegenen Villen der in Potsdam gelegenen Berliner Vorstadt sowie auf Schloss und Park Babelsberg. Noch immer erinnert an die Zeit des Großen Kurfürsten die barocke, auf das Jagdschloss zuführende lange Straßenachse, die heutige Waldmüllerstraße.

Der Ehrenhof des Schlosskomplexes war 1861 durch ein einfaches Gitter mit einem Hirschtor abgeriegelt worden. (2) Ferdinand von Arnim schuf darüber hinaus im Zuge des 1859-62 durchgeführten Schlossumbaus an der Nordostseite des Parks, in einer Wegebiegung, das in aufwendigen neobarocken Formen geschaffene neue Haupttor der prinzlichen Anlage. Dieses heute zugemauerte Tor mit der Büste des Großen Kurfürsten und seiner Gemahlin erhielt den Namen Kurfürstentor. Während des zweiten Jagdschlossumbaus unter Prinz Friedrich Leopold 1889-92 wurden die beiden Hirsche wieder entfernt und durch das heutige, sehr repräsentative schmiedeeiserne Waldmüllertor in barocken Formen ersetzt. Ein weiteres Tor, das von Petzholtz um 1868/69 errichtete so genannte Brückentor schloss bis 1905 den Park zur Glienicker Brücke hin ab. Ein großes Fontänenbecken, Plastiken und künstlerisch gestaltete Brücken im Bereich des Parksees trugen damals zum baulichen Schmuck des Landschaftsparks bei.

Nach der in den 1980er Jahren erfolgten gartendenkmalpflegerischen Grundinstandsetzung - Wiederherstellung des Parksees, Freistellung der wertvollen Baumgruppen und Rekonstruktion der alles erschließenden, lebhaft-elegant geschwungenen Parkwege - kann der Besucher heute wieder die räumliche Zweiteilung des Jagdschlossparks nachvollziehen. Der zur Königstraße hin orientierte nördliche Parkteil mit dem wieder gefluteten, dekorativen Schlossteich ist zum jenseits der Königstraße hin gelegenen Schloss Glienicke und seinen im Pleasureground malerisch verteilt liegenden Parkbaulichkeiten hin orientiert. Von diesem durch große Baumgruppen auch räumlich geschickt separiert, erlebt man einen zweiten Bereich, der mit seiner betont formal auf die repräsentative Parkfront des Schlosses ausgerichteten Wege- und Raumdisposition hingegen einen sehr deutlichen Bezug zum Jagdschloss selbst hat. Da Prinz Carl schon vor dem Ankauf des Jagdschlosses Glienicke im Jahr 1859 jenseits der Königstraße Gelände besaß und Lenné den Prinzen bereits seit den 1830er Jahren wiederholt zum Ankauf der damals noch nicht in seinem Besitz befindlichen Wiesen aufgefordert hatte, um "Herr der Aussichten" zu bleiben, muss davon ausgegangen werden, dass dieser für die Ausblicke vom Pleasureground wichtige Parkbereich vermutlich schon in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gezielt in die Glienicker Parkgestaltung miteinbezogen worden ist.

Im Zusammenhang mit dem Umbau des Jagdschlosses ließ Prinz Carl im Dorf Klein-Glienicke in den 1860er Jahren, ebenfalls durch Ferdinand von Arnim, etwa zehn so genannte Schweizerhäuser - Holzhäuser mit tief heruntergezogenen Pultdächern und Balkonen mit reichen Schnitzereien - errichten. (3) Der ganze Ort wurde als malerische Kulisse im damals populären alpenländischen Stil gestaltet. (4) Nach dem Bau des Teltowkanals in den Jahren 1900-06, der die einstige Landverbindung zwischen Klein-Glienicke und Babelsberg durchtrennte, erlebte das Dorf mit zahlreichen Gasthöfen am Wasser eine kurze Phase als beliebter Ausflugsort. (5) Heute ist der zu Potsdam gehörende Ortsteil Klein-Glienicke vor allem durch seine besondere politische Situation nach dem Zweiten Weltkrieg bekannt: 1920 nicht nach Berlin, sondern 1939 nach Potsdam eingemeindet, war der Ort als Exklave der DDR auf West-Berliner Areal komplett von der Mauer eingeschlossen. (6) In den 1970er Jahren wurden zahlreiche Bauten in Klein-Glienicke, darunter auch einige Schweizerhäuser, für die Grenzbefestigungsanlagen abgerissen.


1) Krosigk, Klaus von: Jagdschlosspark Klein-Glienicke, Berlin (West). In: Garten und Landschaft 5 (1988), S. 37-40; Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg - Zehn Jahre Unesco Welterbe, Die Potsdam-Berliner Kulturlandschaft, hrsg. v. Generaldirektion der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten in Berlin-Brandenburg, Berlin 2000; Krosigk/Wiegand 1992; Krosigk, Klaus von: 25 Jahre Gartendenkmalpflege in Klein-Glienicke, Ein wiederentdeckter Garten Eden, hrsg. v. Landesdenkmalamt Berlin, Fachreferat Gartendenkmalpflege, Berlin 2003; Bernhard, Andreas: Die Bautätigkeit der Architekten v. Armin und Petzholtz. In: Schloss Glienicke 1987, S. 81-84; Gischow & Partner: Jagdschlosspark Klein-Glienicke - Untersuchung zur gartendenkmalpflegerischen Wiederherstellung, unveröff. Manuskript Berlin 1983; Wiegand, Heinz: Glienicke, Die Geschichte eines landschaftlichen Parks im 20. Jahrhundert. In: Lenné Ausstellungskatalog 1989, S. 138-155; Wimmer, Clemens Alexander: Freiraumentwicklung Klein-Glienicke, Gutachten i.A. der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umweltschutz, Gartendenkmalpflege, Berlin 1991; Schloss Glienicke 1987.

2) Die vom Bildhauer Christian Daniel Rauch modellierten liegenden Hirsche wurden an der Zufahrt von Schloss Glienicke abgenommen und am Ehrenhof des Jagdschlosses neu aufgestellt. Vgl. Krosigk, Klaus von: Lenné und die Potsdamer Kulturlandschaft. In: Garten und Landschaft 11, 1989, S. 25-29.

3) Louis-Nathan-, Waldmüller- und Wilhelm-Leuschner-Straße. Die genaue Zahl ist nicht bekannt, vermutlich waren es zwischen sieben und zehn Häuser. Vgl. Bernhard, Andreas: Die Bautätigkeit der Architekten v. Arnim und Petzholtz. In: Schloss Glienicke 1987, S. 93 ff.

4) Zur Mode der Schweizerhäuser siehe: Klausmeier, Axel: Der gebaute Traum vom harmonischen Leben in der Natur - Die Schweizerhäuser in den preußischen Gärten. In: Preußische Gärten in Europa, 300 Jahre Gartengeschichte, hrsg. v. Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, Leipzig 2007, S. 60 ff. Darüber hinaus kann man sich Klein-Glienicke als Inszenierung im Sinne der "Schweiz" vorstellen als Station einer imaginären Reise von "Italien" - dargestellt in Schloss und Park Glienicke - nach "England", versinnbildlicht in Schloss und Park Babelsberg. Vgl. Krosigk, Klaus von: Ein Ort zwischen Berlin und Potsdam, Die Kulturlandschaft des Berliner Südwestens, Zehlendorfer Chronik (H. 14), Berlin 2001, S. 10 f.

5) Arndt 2009, S. 26 ff.

6) Arndt 2009, S. 11 ff.

Teilobjekt Böttcherberg

Teil-Nr. 09046368,T,004

Östlich des Dorfes Klein-Glienicke schließt - nun wieder auf Berliner Stadtgebiet - der seit 1804 zum Anwesen des Glienicker Gutshauses gehörende ehemalige Weinberg an. Noch im 18. Jahrhundert trug der Böttcherberg, Königstraße 36C, den Namen "Alter Weinberg", was auf den damals weit verbreiteten Weinanbau auf den Hügeln um Potsdam hindeutet. (1) Auch an anderen Stellen Glienickes - so an den Hängen in der Nähe des heutigen Matrosenhauses, ursprünglich ein Weinmeisterhaus - wurde Wein angebaut. Die auf dem Böttcherberg vereinzelt stehenden alten Hudeeichen nutzten die Stolper Bauern darüber hinaus im Herbst zur Eichelmast ihrer Schweine. Von den Erben Christian Böttchers wurde der gesamte Weinberg schließlich 1804 an den damaligen Besitzer des nördlichen Teils des Glienicker Gutes, Karl Heinrich August Graf von Lindenau veräußert. Seine heutige parkartige Gestaltung erhielt der Böttcherberg schließlich in den 1840er Jahren durch Peter Joseph Lenné, nachdem Prinz Carl sich schon um 1830 mit dem Gedanken trug, auf der höchsten Stelle ein herrschaftliches Cottage zu errichten. Dieses findet sich in einem Lenné-Plan von 1831, wurde jedoch nie ausgeführt. (2)

An dieser markanten Stelle des Böttcherberges wurde im 19. Jahrhundert ein für Lenné charakteristischer, mit Lindenbäumen rund umpflanzter Aussichtsplatz angelegt, der eine bemerkenswerte Fächeraussicht gewährte. Von hier aus konnte man sowohl das Panorama der Stadt Potsdam als auch vier Seen - den Jungfernsee, den Weißen See, den Krampnitz- und den Griebnitzsee - betrachten. Ein weiterer Blick über den damals weitgehend "offenen", noch nicht dicht bepflanzten Böttcherberg, über das Jagdschloss hinweg nach Potsdam und Babelsberg ergab sich von der Alexandra- oder Kaiserinnenbank, einer für die Schinkel- und Lenné-Zeit in Potsdam typischen Exedra. (3) An Stelle dieser halbrunden Steinbank wurde Ende der 1860er Jahre die so genannte Loggia Alexandra errichtet. Neben dem wertvollen Belvedere hat sich bis heute, direkt unterhalb der Loggia gelegen, eine breite Erosionsrinne erhalten, die in einer malerisch mit Gestein ausgestalteten Schlucht mündet. Hier ließ Prinz Carl große aus Ton gebrannte hohle Felsbrocken beidseitig eines Hohlweges aufschichten, die dem Parkbesucher den Eindruck von natürlich gewachsenen Felsen suggerierten. Das im Laufe der Zeit mit Farnen, Moosen, Efeu und Gehölzen aller Art teilweise überwachsene "Felsgestein" verlieh der Anlage eine gewisse Naturdramatik und damit den Anschein einer alpinen Bergwelt. Sowohl diese romantische "Felspartie" als auch die auf dem Böttcherberg und im gesamten Landschaftspark verwendeten, zum Teil mächtigen Granit-Findlingen und weitere künstlich aufgemauerten Felsen stellen ein nur in Klein-Glienicke anzutreffendes charakteristisches Park-Gestaltungsmerkmal dar. Es ist zurückzuführen auf das spezielle Interesse von Prinz Carl, "der in Suggestion eines felsigen Untergrundes durch geschicktes Platzieren von Findlingen und herbei geschafften Felsbrocken eine große Meisterschaft entwickelte." (4)Eine weitere, den Böttcherberg zierende Baulichkeit war das heute nicht mehr vorhandene, am Südhang zum Griebnitzsee hin gelegene Portiershaus im italienischen Stil. Nach dem Verkauf des Böttcherberges um 1928 durch Prinz Leopold von Preußen an die Stadt Berlin kam es schon bald zu dramatischen Verfallserscheinungen - nicht nur bei der wertvollen Loggia Alexandra, sondern auch am gesamten Böttcherberg. (5) Erst Anfang der 1980er Jahre konnte im Rahmen eines umfassenden Instandsetzungsprogramms damit begonnen werden, nicht nur einige Fernsichten wieder herauszuarbeiten, sondern auch die Reste der Nachkriegs-Kleingartennutzung zu beseitigen und Wildwuchs zu entfernen. In einem mehrjährigen Restaurierungsprogramm gelang es, unter weitgehender Schonung eines älteren Linden-Hainbuchen-Waldes die wertvollen Park-Waldwiesen wieder freizulegen und mit Heublumensaatgut von der Pfaueninsel einzusäen. Erhalten werden konnte bei dieser Maßnahme unter anderem ein seltenes Vorkommen von Osterluzei (Aristolochia clematitis), die schon im 17. Jahrhundert im Gefolge des Weinanbaus auf dem Böttcherberg eingeführt wurde und sich als eine wichtige "Zeiger-Pflanze" bis heute erhalten hat. Der Böttcherberg stellt heute wieder ein besonders wertvolles erlebnisreiches und geschichtsträchtiges Bindeglied zwischen den Parkanlagen von Glienicke und Babelsberg dar.


1) Peter Joseph Lenné; "Situationsplan des Parks und projektierten Wildgartens bei dem prinzlichen Schlosse zu Glienicke", 1831, Plankammer der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg; Klaus von Krosigk; Die Exedra bei Schinkel und Lenné-Anmerkungen zu ihrer Verwendung in der Zeit des landschaftlichen Gartens. In: Lenné Ausstellungskatalog 1989, S. 112-124; Seiler, Michael: Entstehungsgeschichte des Landschaftsgartens von Klein-Glienicke. In: Schloss Glienicke 1987, S. 153; Wiegand, Heinz: Glienicke. Die Geschichte eines landschaftlichen Parks im 20. Jahrhundert. In: Lenné Ausstellungskatalog 1989, S. 143.

2) Peter Joseph Lenné; "Situationsplan des Parks und projektierten Wildgartens bei dem prinzlichen Schlosse zu Glienicke", 1831, Plankammer der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg.

3) Krosigk, Klaus von: Die Exedra bei Schinkel und Lenné-Anmerkungen zu ihrer Verwendung in der Zeit des landschaftlichen Gartens. In: Lenné Ausstellungskatalog 1989, S. 112-124.

4) Seiler, Michael: Entstehungsgeschichte des Landschaftsgartens von Klein-Glienicke. In: Schloss Glienicke 1987, S. 153.

5) Wiegand, Heinz: Glienicke: Die Geschichte eines landschaftlichen Parks im 20. Jahrhundert. In: Lenné Ausstellungskatalog 1989, S. 143.

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Landesdenkmalamt Berlin
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