Denkmaldatenbank
Mierendorffplatz
09046348 | |
Bezirk | Charlottenburg-Wilmersdorf |
Ortsteil | Charlottenburg |
Adressen | Mierendorffplatz |
Denkmalart | Gartendenkmal |
Sachbegriff | Stadtplatz |
Datierung | 1912-1913 |
Umbau | 1950-1951, 1979 |
Entwurf & Ausführung (?) | Barth, Erwin (Gartenarchitekt) |
Die Gestaltung des Schmuckplatzes auf dem ehemaligen Gustav-Adolf-Platz, heute Mierendorffplatz, ist ein Meilenstein der sozial orientierten Gartenkunst zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Sie stammt vom Charlottenburger Gartendirektor Erwin Barth, der 1912 für den seit 1897 vorgesehenen Stadtplatz eine streng architektonische Anlage entwarf, die er in zwei Funktionsbereiche teilte. In den Osten verlegte Barth einen Kinderspielplatz mit Unterkunftshäuschen, in den Westen einen Garten für Erwachsene, beide voneinander durch einen Heckengang getrennt, doch über die Hauptwegeachse miteinander verbunden. Kastenförmig geschnittene Platanen rahmen den Platz, unterstreichen seine gestalterische Einheit und verleihen ihm gleichzeitig einen intimen und ruhigen Charakter. Im etwas tiefer gelegenen Gartenraum gliederte Barth ein über wenige Stufen zu erreichendes viergeteiltes Rasenparterre durch ein Wegekreuz mit umlaufendem Weg. In der Wegemitte liegt ein heckenumrandeter runder Bankplatz mit einem ebenfalls kreisrunden Fontänenbrunnen. Die Wege zum Bankplatz säumten einst mehrmals blühende Rosen; der Rasenraum selbst wird noch heute vierseitig von einer Staudenrabatte begleitet. Zusätzlich entwarf Barth zahlreiche Details, die Schönheit und Funktion verbinden und die Gartenatmosphäre des Platzes hervorheben sollten, darunter Leuchten, Bänke, Eingangstore, Spaliere, Blumenschalen sowie einen nicht mehr erhaltenen Trinkbrunnen auf dem Spielplatz, verziert mit einem Fries aus blauen Majolika-Kacheln. (1)
Diese aufwendige Gestaltung und Ausstattung war keineswegs selbstverständlich, denn der 1913 eröffnete und damals Gustav-Adolf-Platz genannte Platz lag im armen Norden der sonst wohlhabenden Stadt Charlottenburg. Hier lebten viele kinderreiche Arbeiterfamilien, für die Barth aus sozialer und planerischer Überzeugung eine besonders hochwertige Anlage konzipierte, wie er 1913 in der Zeitschrift "Die Gartenkunst" erläuterte: "Wer glaubt, daß in einer derartigen Gegend die Gartenplätze weniger reich und schön auszustatten seien, wie in einer Gegend mit wohlhabender Bevölkerung, der vertritt m. E. eine ungesunde, reaktionäre Anschauung, welche von den guten sozialen Strömungen der Neuzeit unberührt geblieben ist. Wenn irgendwo eine reiche Ausstattung der Plätze mit verschwenderischer Blumenfülle, mit Brunnen und dergl. angebracht ist, so ist sie es da, wo Leute wohnen, welche sich keine eigenen Gärten leisten können. Nach diesen Gesichtspunkten ist der Gustav-Adolf-Platz angelegt." (2) Der Platz wurde im Zweiten Weltkrieg beschädigt, anschließend für Kleingärten genutzt. 1950 wurde er nach dem sozialdemokratischen Reichstagsabgeordneten Carl Mierendorff benannt und 1950-51 wieder hergestellt. Im Rahmen des U-Bahnbaus Richtung Spandau erfolgte 1979 eine denkmalpflegerische Instandsetzung des Platzes. (3)
(1) Land, Dietmar/Wenzel, Jürgen: Heimat, Natur und Weltstadt, Leben und Werk des Gartenarchitekten Erwin Barth, Leipzig 2005, S. 192.
(2) Gartenkunst 15 (1913), S. 188.
(3) Krosigk, Klaus-Henning von: Mierendorffplatz. In: Landesdenkmalamt Berlin (Hrsg.): Gartendenkmale in Berlin, Parkanlagen und Stadtplätze, Petersberg 2013, S. 43.
Literatur:
- Inventar Charlottenburg, 1961 / Seite 520
- BusB XI 1972 / Seite 288
- Gartenkunst 15 (1913) / Seite 188-193
- Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umweltschutz (Hrsg.): Gartendenkmalpflege in Berlin 1978-1990, Heft 6, Berlin 1990 / Seite 11
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Juliane Stamm
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