Denkmaldatenbank

Alter Park

Obj.-Dok.-Nr. 09046274
Bezirk Tempelhof-Schöneberg
Ortsteil Tempelhof
Adressen Tempelhofer Damm 162, 172, 174
Denkmalart Gartendenkmal
Sachbegriff Parkanlage
Datierung 1749
Umbau 1863, 1908, 1941, 1952, 1957, 1980-1982
Bauherr Gemeinde Tempelhof (Stadtverwaltung)

Der Alte Park, Tempelhofer Damm 162/174, mit seinen beiden Teichen südlich der Dorfkirche wurde an der Stelle der ältesten Tempelhofer Parkanlage, des Gutsparks, angelegt. Durch häufigen Besitzerwechsel war die Komturei der Ordensritter, zu der auch der tiefer gelegene Klarensee, Wirtschaftsgebäude und ein Garten gehörte, zu einem normalen Gutshof geworden. (1) Ein erster Gutspark mit teilweise regelmäßigem Wegesystem und Klarensee soll 1749 unter dem Geheimen Finanzrat Carl Franz von Reinhardt angelegt worden sein. (2) Der um 1863 im Sinne der Lenné-Meyerschen Schule gestaltete Park des Bankiers Friedrich Jacques bildete seit 1907 die Grundlage für den ersten "Gemeindepark" Tempelhofs. (3) Der abwechslungsreich modellierte Park wies ein landschaftlich geführtes Wegenetz auf, das die zwei Teiche und eine Bogenbrücke an der Verbindungsstelle einbezog. Südwestlich befand sich eine fast regelmäßig gestaltete, mehrstufige Terrassenanlage, die ursprünglich axial auf das Gutshaus ausgerichtet war. 1908 erstmals umgestaltet, war der Park zunächst nur zu beschränkten Öffnungszeiten zugänglich. Er wurde mit Ruheplätzen und neubarocken Puttenfiguren am Südufer des Klarensees ausgestattet. Zahlreiche Umgestaltungen haben ihre Spuren hinterlassen, wie 1925-28 Entschlammungen der Teiche mit Neukonturierung der Ufer durch den Gartenbaudirektor Rudolf Fischer (1883-1942). Die Ufer sind seit 1937 mit Feldsteinmauern befestigt. (4) Der 1941 nach Süden erweiterte Park weist im oberen südlichen Bereich eine Liegewiese und seit 1957 einen Durchgang zur Albrechtstraße auf. Sein hügeliges Gelände, der See mit Uferweg sowie der alte Baumbestand, darunter Eichen, Linden, Kastanien, Ahorn sowie Erlen und Weiden und die reizvollen Aussichten auf den Kirchhügel erinnern noch an den alten Gutspark. Insbesondere vom Eingangsweg am Tempelhofer Damm und vom Rosengarten, der 1952 vom Gartenamtsleiter Bernhard Kynast (1890-1981) angelegt und 1980-82 am Terrassenhang neu gestaltet wurde, ergeben sich Sichten über den Teich mit seinen künstlichen Inseln auf die ummauerte Anhöhe von Kirche und Kirchhof. Die Uferterrasse unterhalb des Rosengartens schmücken heute nur noch Sitzbänke. Am südwestlichen Uferplatz erscheint hinter Bäumen ein als Staffage wirkender, oben abgebrochener Säulenschaft des 19. Jahrhunderts, der 1981-82 unter dem Gartenamtsleiter Hermann Guhl in historisierender Absicht aufgestellt wurde. Zur künstlerischen Ausstattung des Parks gehören auch die anlässlich einer Ausstellung 1989 im Rosengarten aufgestellten abstrakten Stahlskulpturen, eine Stele aus Edelstahl "Stauchung-Harmonisch" von Karl Menzen sowie die 1983 von Volkmar Haase geschaffene Stahlplastik "Laokoon IV" im oberen Parkteil westlich des Rathauses, deren Standorte umstritten sind. (5) Die heute vorhandene Materialvielfalt der Wege, Treppen, Plätze und Mauern wirkt sich ungünstig auf das Parkbild aus.

Nördlich des Alten Parks und der Parkstraße schließt sich der Lehnepark an, der 1988 nach dem Bauerngutsbesitzer Wilhelm Lehne (1836-1910) benannt wurde. Im Bereich westlich des Kirchhügels befand sich bis 1890 der Gutshof. Der um die Jahrhundertwende mit dendrologisch wertvollen Gehölzen ausgestattete Privatpark Lehnes gelangte erst 1913 in den Besitz der Gemeinde Tempelhof. Nach der ersten, 1925 erfolgten Erweiterung und Gestaltung durch Rudolf Fischer wurde die Anlage noch zweimal vergrößert. 1938 konnte die nördliche Uferpromenade am tief gelegenen Teich angelegt werden. Hier beeindrucken großkronige Weiden am natürlich gestalteten Ufer. Mehrere Bankplätze laden zum Verweilen ein, darunter ein nach der letzten Teichsanierung 1954 gestalteter Platz mit einer Ufermauer aus Feldsteinen. Die Stützmauer am Kirchhügel wird durch Eiben verdeckt. Hier führen zwei Treppen zur Kirche und zum erhöhten Reinhardtplatz hinauf. Die reizvolle Geländemodellierung des Parks mit seiner ausgemuldeten Wiesenfläche im Zentrum erschließt sich auch unterhalb der nordwestlichen Parkeingänge an der Schönleinstraße. Hier gibt es eine halbkreisförmige Platzanlage. Strahlen innerhalb eines Mosaikpflasters führen zur runden Vogeltränke "Löwenbrunnen", die der Bildhauer Hellwig 1908 aus Muschelkalk schuf. Sie wurde um 1950 hierher versetzt. Inmitten eines flachen Beckens, das an einen Mühlstein erinnert, ruht ein kleineres Becken mit einer Sprühdüse auf sechs Löwenköpfen. Einige alte Bäume am Rand der anschließenden Wiese wie Eichen, Rot-Buchen, Linden sowie Rosskastanien am Spielplatz erinnern an den Park des 19. Jahrhunderts.Gegenwärtig bilden die aus dem Rittergutsbesitz hervorgegangenen Anlagen, der Alte Park, der Lehnepark nördlich und westlich der Kirche sowie der 1914 erworbene heutige Bosepark einen bedeutenden innerstädtischen Grünzug. (6)


1) Der Gutshof befand sich etwa im Bereich des Spielplatzes im Lehnepark, nördlich anschließend der ehemalige Küchengarten mit "Lehnepfuhl". 1863 Gutserwerb durch Bankier Friedrich C. H. F. Jacques, der es parzellieren ließ und an englische Privatiers weiter verkaufte. Seit 1907 im Besitz der Gemeinde Tempelhof. Buchholz 1990, S. 28-34; BusB Teil XI 1972, S. 26; Bystrich, Dagmar: Die Parkanlagen in den Ortsteilen Tempelhof und Mariendorf, wissenschaftliche Hausarbeit zur ersten Staatsprüfung für das Amt des Lehrers, Berlin 1966; Die Mark 10 (1913/14) 29, S. 275; Kuhn/Kähler 2004, Objekt-Nr. 22-29.

2) Solmsdorf, Hartmut: Untersuchung des Denkmalwertes von Grünflächen in Berlin (West): Alter Park/Kleiner Park/Bosepark, Gutachten im Auftrag des Senators für Bau- und Wohnungswesen von Berlin, Abt. III, Berlin 1978.

3) Bebauungsplan von Tempelhof 1872 in: Tempelhof - Bauten, Straßen, Plätze 1992, S. 6; Findbuch Tempelhof 1992, Akten des NGA: 22710, 22711a, Pläne des NGA: B10/1-B10/16; Landesarchiv Berlin: Gemeindeverwaltung Tempelhof, A Rep. 043-05-03, Nr. 11; Museen Tempelhof-Schöneberg-Archiv, Akte: L-Tt 360 Alte M.

4) Weitere Umgestaltungen mit Veränderungen des Wegenetzes u.a. im Bereich des Rosengartens: 1952 und 1957 unter Gartenamtsleiter Bernhard Kynast, 1977 Teichmelioration und zu Beginn der 1980er Jahre Neugestaltungen unter Hermann Guhl. 1982 wurden fünf musizierende, nicht mehr existente Putten aus Gussstein auf der Uferterrasse vor dem Rosengarten als Ersatz für den ehemaligen neobarocken Figurenschmuck aufgestellt. Siehe auch Postkarten im Tempelhof-Schöneberg-Archiv, Inventar-Nr.: T3-1214, T3-1213, T3-1707, T3-1211, T3-653 und Fotoalbum 1928-39 im Grundstücksarchiv des Fachbereich der Zentralen Dienste des Bezirksamts.

5) Kähler, Susanne: Stahlplastiken in Berlin - zur Etablierung des Materials im öffentlichen Raum, in: Der Bär von Berlin. Jahrbuch des Vereins für die Geschichte Berlins, 54. Folge 2005, Berlin/Bonn 2005, S. 141f., 151.

6) Letzte Veränderungen des Lehneparks während Rekonstruktion der Dorfkirche. Im Bosepark (bis 1956 Neuer Park) vor Erwerb durch Erben des Fabrikbesitzers Theodor Francke 1910-12 Zuschüttung des Karpfenteichs; Erstanlage nach 1914 von Jonathan Kaehler (1847-1924). 1920 Neugestaltung von Bezirksgartendirektor Rudolf Fischer (1883-1942) mit großen Rasenflächen, Spiel- und Tennisplätzen. 1948 Erweiterung um Stolbergfriedhof (seit 1936 geschlossen), dieser 1976 unter Erhalt einiger Grabstätten umgestaltet. Seit 1951 Gartenbauamt an Nordseite. Ab 1971 Neugestaltungen.

Literatur:

  • BusB XI 1972 / Seite 263
  • Buchholz, P., Tempelhof, Berlin 1990 / Seite 33
  • Die Mark 10 (1913/14) / Seite 274f.
  • Topographie Tempelhof, 2007 / Seite 116f.

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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