Denkmaldatenbank

Alter Dorfkirchhof mit Einfriedung

Obj.-Dok.-Nr. 09046272
Bezirk Tempelhof-Schöneberg
Ortsteil Tempelhof
Adressen Parkstraße 5
Denkmalart Gartendenkmal
Sachbegriff Friedhof & Einfriedung
Datierung um 1200
Umbau vor 1850, nach 1956

An die mittelalterliche Templer-Komturei erinnert auch noch der Kirchhügel um die Dorfkirche, der sich mit seinen hohen Feldstein-Stützmauern nördlich des Alten Parks und östlich des Lehneparks erhebt. Am Standort des Alten Dorfkirchhofs existierte vermutlich schon seit der Ansiedlung des Templerordens um 1200 eine Begräbnisstätte. (1) Der markante Haupteingang des Dorfkirchhofs befindet sich am Reinhardtplatz, ein gestuftes Portal aus Feldsteinmauerwerk, dessen spitzbogige Durchfahrt und der Eingang aus schmiedeeisernen Türen bestehen. Ein gepflasterter Hauptweg erschließt die nach 1956 neu gestaltete, heute parkartig wirkende Anlage. Hier findet man unter altem Baumbestand aus Kastanien, Linden, Buchen und Ahorn, sowie umgrenzt von zahlreichen Eiben, Grabdenkmäler von bedeutenden Tempelhofer Familien wie beispielsweise Richnow, Bredereck, Dunkel und Grunack sowie die Gräber von Gemeindepfarrern. Zu den ältesten Grabmalen gehören die historistischen gusseisernen Kreuze der Familie Bredereck, die sich an der Ostmauer gegenüber stehen. Die vergoldete Inschrift des hinteren Kreuzes, das eine gotisierende ornamentale Gestaltung zeigt, verweist auf die Ruhestätte des Bauerngutsbesitzers Carl Heinrich Gottlieb Bredereck (1790-1856) und seiner Ehefrau Anna Sophie (gest. 1841). Darüber befindet sich eine Applikation zweier sich umfassender Hände. Das vordere, ebenfalls schwarz gefasste Kreuz schmücken barockisierende Elemente an den Kreuzarmen und eine Palmzweigapplikation im oberen Teil. Zwei vor dem gesockelten Kreuz aufgestellte Syenittafeln sind Grabdenkmale für Ferdinand Bredereck (gest. 1903) und seine Gemahlin Marie, eine geborene Lehne (gest. 1926). Das Erbbegräbnis Lehne mit dem Grab des Gutsbesitzers Wilhelm Lehne (1836-1910), dem Namensgeber des angrenzenden Parks, befindet sich im Feld nördlich der Kirche.

Neben dem Erbbegräbnis Bredereck bildet an der Ostmauer das Wandgrab der Familie Opitz einen Blickpunkt. Es ist das künstlerisch bedeutendste Grabmal des Kirchhofs. Hier befindet sich die Ruhestätte von Paul Opitz (1849-1904), dem Amtsbaumeister der Gemeinde Tempelhof. (2) Das Grabmal zeigt eine aufwendige historistische Gestaltung mit sowohl an den Barock als auch an die Renaissance angelehnten Formen und Ornamenten. Die dreiteilige Grabwand aus Sandstein steht auf einem hellgrauen Granitsockel. Vier Pilaster gliedern die Architektur, zwei vorgestellte Säulen mit korinthischen Kapitellen akzentuieren den mit einer Nische versehenen Mittelteil. Die Pilaster und Säulen zeigen aufwendige Verzierungen, besonders an den mit Beschlagwerkornamenten, Löwenköpfen und Festons geschmückten Basen. Der Fries der Grabwand sowie die Syenittafeln an den Seitenteilen weisen Sinnsprüche auf. Darüber befinden sich Reliefs mit Palmenzweigen. Ein segmentierter Dreiecksgiebel bildet den Abschluss des Denkmals. Die Grabstätte wird von einem schmiedeeisernen Gitter in neugotischen Formen eingefasst. Buchsbaum und üppig wuchernde Efeu verdecken liegende Grabmalplatten und ein gusseisernes Kreuz. Oberhalb der angrenzenden Kirchhofsmauer ergeben sich reizvolle Aussichten in die tiefer gelegenen Parke mit der Teichkette.


1) BusB, VI, S. 3, 335; Funk, Eberhard: Chronik der Dorfkirche Alt-Tempelhof, hrsg. von der evangelischen Kirchengemeinde Alt-Tempelhof, Berlin 1989; Kuhn/Kähler 2004, Objekt-Nr. 22, 23 mit weiteren Quellenangaben.

2) Infolge der fehlenden ursprünglichen Inschriftentafeln können das Familienoberhaupt und die Entstehungszeit des Grabmals nicht genau bestimmt werden. Der Amtsmaurermeister Paul Opitz reichte 1890 einen Plan zur Erweiterung des Alten Tempelhofer Friedhofs (heute Wandgrabzeile im Bosepark) ein. Kuhn/Kähler 2004, Objekt-Nr. 30.

Literatur:

  • Reclam Berlin, 1987 / Seite 373
  • Gartendenkmalpflege 7 (1992) / Seite 36
  • Topographie Tempelhof, 2007 / Seite 114ff.

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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