Denkmaldatenbank

Grabstätten Burchardt, Lindhorst, Pohlmann, Volkhammer/Arndt, Maas, Weigelt, Hulke und Kriegerehrenmal auf dem Friedhof II der ev. Kirchengemeinde Alt-Mariendorf

Obj.-Dok.-Nr. 09046268,T
Bezirk Tempelhof-Schöneberg
Ortsteil Mariendorf
Adressen Friedenstraße 14
Denkmalart Gartendenkmal
Sachbegriff Grabstätte & Grabmal & Kriegerdenkmal

Wegen erheblicher Auflassungs- und Abbrucharbeiten nach 1917 und in den 1970er Jahren stellen repräsentative Grabmale auf dem Kirchhof Mariendorf II, Friedenstraße 14 eine Besonderheit dar. Im nördlichen Teil der Ostwand sind vier nebeneinander liegende künstlerisch und ortsgeschichtlich bedeutende Erbbegräbnisse innerhalb der Wandgrabreihe erhalten. (1)


1) BusB X, Band A (3), S. 109; Hecker, Roland: Schmiedekunst auf Berliner Friedhöfen, Berlin 1999, S. 66; Wohlberedt, Willi: Grabstätten bekannter und berühmter Persönlichkeiten in Groß-Berlin und Potsdam mit Umgebung, Teil II, Berlin 1934, S. 148, Teil III, Berlin 1939, S. 250; Wille 1985, S. 74-76; Kuhn/Kähler 2004, Objekt-Nr. 47-50, 51-55.

Literatur:

  • Topographie Tempelhof, 2007 / Seite 160ff.

Teilobjekt Grabstätte Otto Burchardt

Teil-Nr. 09046268,T,001
Sachbegriff Grabmal
Datierung um 1900

Das Wandgrab der Familie Otto Burchardt wurde wohl 1898 errichtet. Die dreiachsige, mit schlesischem Sandstein verkleidete Grabmalwand weist eine zentrale Säulenädikula und niedrigere, von Akroterien in Palmettenform bekrönte Seitenwände auf. Die flankierenden ionischen Säulen des Mittelteils tragen einen Architrav mit erhabener Inschrift" Familie O. BURCHARDT". Darüber befindet sich ein Gebälk mit einem Triglyphen-Metopen-Fries. Der Dreiecksgiebel zeigt plastisch herausgearbeitet das christliche Symbol für Jesus Christus. Die Einfassung, eine an der Vorderseite offene Brüstungsmauer aus Sandstein, schmücken durchbrochene stilisierte Sternelemente.

Teilobjekt Grabstätte Paul Lindhorst

Teil-Nr. 09046268,T,002
Sachbegriff Grabmal
Datierung um 1900

Eine (...) Brüstung mit einem nur von einer Kette begrenzten Zugang umgibt die angrenzende Grabstätte der Familie Paul Lindhorst. Ihre Pfosten bekrönen Akroterien in Palmettenform, die auch das Wandgrab Burchardt zieren. Das Erbbegräbnis entstand ebenfalls nach 1898. Das dreiachsige, mit Sandstein verkleidete Wandgrab weist eine mächtige Ädikula mit flankierenden dorisierenden Säulen sowie niedrigere Seitenwände auf. Der Architrav der Mittelwand zeigt zwei antikisierende Friesbandabschlüsse, eine plastisch herausgearbeitete Inschrift, "FAMILIE P. LINDHORST." und das Auferstehungssymbol zweier flankierender Sterne. Im Dreiecksgiebel sind ein bandumwundener Lorbeerkranz und zwei gekreuzte umgestürzte Fackeln plastisch herausgearbeitet. Künstlerisch bemerkenswert ist ein weißes rechteckiges Marmorrelief von Otto Petri, das die Blendnische der Ädikula über der Sockelzone ausfüllt. Das wohl um 1900 geschaffene Reliefbild zeigt eine Trauerszene. Eine kniende Engelsfigur in antikisierender Kleidung und mit idealisiertem Gesicht beugt sich herab. Hinter den gefalteten Händen erscheinen zwei Lilien als Symbol der Reinheit. Die Grabfläche schmücken ein mittiges Efeubeet, Rhododendron und Koniferen. Die beiden repräsentativen Grabarchitekturen sind gut proportioniert und stehen in der Tradition spätklassizistischer Wandgräber auf Berliner Innenstadtfriedhöfen.

Teilobjekt Grabstätte Albert Pohlmann

Teil-Nr. 09046268,T,003
Sachbegriff Grabmal
Datierung 1914

Die (...) neoklassizistische Grabstätte der Familie Albert Pohlmann entstand um 1914 nach dem Tod des Familienoberhaupts. Das rechteckige Grab mit unterirdischer Gruft fassen dreiseitig zwischen massiven Steinpfosten Eisengitter in römisch-antiker Formensprache ein. Das Zugangsportal besitzt eine zweiflügelige Gittertür. Das dreiachsige Wandgrab besteht aus Muschelkalkstein. Es weist eine zentrale Säulenädikula mit dorischen Dreiviertelsäulen und einen Dreiecksgiebel, den ein plastisch gearbeitetes Kreuz schmückt, auf.

Teilobjekt Grabmal Volkhammer/Arndt, Fritz und Karl Maas

Teil-Nr. 09046268,T,004
Sachbegriff Grabmal
Datierung um 1911

Das letzte erhaltene repräsentative Wandgrab an der ehemaligen Hauptallee des Friedhofs ist (...) das Erbbegräbnis von Fritz Maas (gest. 1911) und des Stellmachermeisters Karl Maas (gest. 1921). Die historisierende Backsteinarchitektur der gelben vierachsigen Grabmalwand wird durch drei Pfeiler gegliedert. In den gerahmten Nischen sind schwarze Inschriftenplatten eingelassen.

Teilobjekt Grabmal Willi Hulke

Teil-Nr. 09046268,T,005
Sachbegriff Grabmal
Datierung um 1915

Südwestlich [von dem Kriegerehrenmal] befindet sich das private Ehrenmal für den 1915 gefallenen Willi Hulke. Ein unbekannter Künstler schuf aus Muschelkalkstein eine künstlerisch interessante Eckgestaltung mit sarkophagförmigem Mittelteil und zwei Seitenflügeln. Der noch erhaltene Seitenflügel findet seinen Abschluss in einer figürlichen, ungeflügelten Herme mit Hermeskopf. Das über Eck errichtete Mittelteil erinnert an einen Hochsarkophag. Er weist einen gewölbtem Deckel und vier Eckpfosten auf. Die Frontseiten der vorderen Pfeiler zeigen je ein antikisierendes, stilisiertes Rankenrelief mit einer weiblichen Figur als oberen Abschluss. Den Sarkophag bekrönt ein antikisierendes Waffenarangement. Das Grabdenkmal zeigt neoklassizistische Formen sowie ornamentale und figürliche Dekorationen, die im Sinne eines verhaltenen Expressionismus gestaltet sind. Es steht in der Tradition der Berliner Kriegergrabmale und ist formal und stilistisch der konservativen Linie der Grabmalskunstreformer nach 1905 zuzuordnen. (1)


(1) Jörg Kuhn und Susanne Kähler vermuten die "Werkstätten für Grabmalskunst" bzw. den Umkreis von Franz Seeck als Urheber. Die bekrönende Skulptur des Sarkophags hat ihre Vorbilder auf Berliner Friedhöfen, etwa dem Invalidenfriedhof (Grabmale v. Diezelsky, Gebrüder v. Pirch, von Falkenhausen) oder dem Alten Garnisonfriedhof (v. Schachtmeyer). Weitere, jedoch andersartig gestaltete private Kriegerdenkmäler nach 1918 sind das Grabmal für Max Sering junior auf dem St. Annen-Kirchhof in Berlin-Dahlem von Ernst Wenck, vgl. Weinland, Martina: Kriegerdenkmäler in Berlin 1870 bis 1930, Frankfurt/Main 1990, S. 203, Nr. 62 und das Grabmal Hellmuth Straßmann von Wilhelm O. Prack auf dem Neuen Friedhof Wannsee. Kuhn/Kähler 2004, Objekt-Nr. 52.

Teilobjekt Grabmal Carl Weigelt

Teil-Nr. 09046268,T,006
Sachbegriff Grabmal
Datierung um 1920

In der Nordostecke des Friedhofs befindet sich die Grabstätte des Landschaftsgärtners Carl Weigelt (1854-1920). Sein Grabmal, ein Stelenstein im Sinne des Neorokoko der 1920er Jahre, verweist auf seinen Beruf. Auf einem zweiteiligen gestuften Sockel aus grauem Sandstein befindet sich über einem schmalen Wulstprofil eine in der Art spätbarocker Epitaph-Kartuschen gestaltete Inschriftenstele. Ein zartes Rokokodekor mit zierlichen Rosenblüten schmückt die Ränder des leicht vorgewölbten Spiegels der Inschriftenkartusche, die die Lebensdaten von Carl Weigelt und seiner Ehefrau enthält. Den abschließenden Sprenggiebel bekrönt eine Schalenvase mit Röschen.


(1) Kuhn/Kähler 2004, Objekt-Nr. 51; Gröning, Gert/Wolschke-Bulmahn, Joachim: Grüne Biographien. Biographisches Handbuch zur Landschaftsarchitektur des 20. Jahrhunderts in Deutschland, Berlin, Hannover 1997, S. 407, Nr. 2566.

Literatur:

  • Gröning, Gert; Wolschke-Bulmahn, Joachim, Grüne Biographien. Biographisches Handbuch zur Landschaftsarchitektur des 20. Jahrhunderts in Deutschland. Berlin, Hannover 1997 / Seite 407

Teilobjekt Kriegerehrenmal

Teil-Nr. 09046268,T,007
Sachbegriff Kriegerdenkmal
Datierung 1923
Entwurf Möller, Hermann (Bildhauer)

Südöstlich der Friedhofskapelle befindet sich ein rechteckiges Kriegerehrenfeld für Gefallene des Ersten Weltkriegs. Sein Zentrum bestimmt ein monumentales Kriegerehrenmal von Hermann Möller auf einer quadratischen Platzfläche, das an drei Seiten durch Säulen-Eichen in seiner Wirkung betont wird. Das 1923 errichtete Denkmal für Gefallene des Ersten Weltkriegs wurde von der Gemeinde nach 1945 für Gefallene des Zweiten Weltkriegs ergänzt. (1) Über einem rechteckigen, mit Muschelkalkstein verkleideten Unterbau und einem schmalen Zwischenglied mit eingefügter höherer Inschriftentafel erhebt sich ein kubischer Block mit abgerundeter Kante. Zum Gedenken an die gefallenen oder vermissten Gemeindemitglieder sind deren Namen auf bronzefarbigen Metallplatten an den Seiten- und Rückfronten aufgeführt. Die Vorderfront weist erhaben gearbeitete Inschriften auf. Über einem niedrigen Zwischensockel mit der Inschrift "UNTER / LEGEN / NICHT / BESIEGT" hockt die nach Westen gerichtete, monumentale Figur eines trauernden Kriegers mit gesenktem Kopf. Die fast unbekleidete Figur weist antikisierend gestaltete Attribute, Schwert und Schild auf. Bei dieser Art von Kriegerdenkmalen wurde auf antike Herkulesdarstellungen zurückgegriffen. Die kräftig gestalteten Körperformen der überlebensgroßen Kriegerfigur wirken für die Zeit modern. Im Rasenfeld vor dem Denkmal liegt eine weitere rechteckige Inschriftenplatte. Sie erinnert an Dr. Karl Prühß, den 1914 gefallenen Bürgermeister von Mariendorf.


(1) Die Figur des trauernden Kriegers mit antiker Waffenausstattung gestalteten bei ähnlichen Aufträgen auch Ernst Wenck, Wilhelm Wandschneider, Constantin Stark, Emil Cauer d. J., Otto Placzek u.a. Bildhauer. Vergleichbar ist z.B. das 1922 aufgestellte Kriegerdenkmal an der Friedrich-Franz-Straße 10 von Friedrich Bernhardt vor der ev. Glaubenskirche in Tempelhof. Weinland, Martina: Kriegerdenkmäler in Berlin 1870 bis 1930, Frankfurt/Main 1990, Nr. 64 und 66 (hier Standortverwechslung), S. 205, 207, 241, Abb. 13. Zum Bildhauer Hermann Möller (1870-1949) siehe Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler, hrsg. v. Hans Vollmer, Band XXV, Leipzig 1931, S. 7; Ethos und Pathos. Die Berliner Bildhauerschule 1786-1914, Band II (= Beiträge), Berlin 1990, S. 523; Saehrendt, Christian: Der Stellungskrieg der Denkmäler. Kriegerdenkmäler im Berlin der Zwischenkriegszeit (1919-1939), Bonn 2004, S.**; vgl. Kuhn/Kähler 2004, Objekt-Nr. 53.

Literatur:

  • Saehrendt, Christian, Der Stellungskrieg der Denkmäler. Kriegerdenkmäler im Berlin der Zwischenkriegszeit (1919-1939), Bonn 2004 / Seite .
  • Weinland, Martina: Kriegerdenkmäler in Berlin 1870 bis 1930. Frankfurt am Main, Bern, New York, Paris 1990, (Europäische Hochschulschriften/ Reihe 28, Kunstgeschichte; Bd. 105) / Seite 207, Nummer 66 (hier Standortverwechslung), S. 205, Nummer 64, S. 201, Nummer 59.
  • Bloch, Peter; Einholz, Sibylle; von Simson, Jutta (Hrsg.): Ethos und Pathos. Die Berliner Bildhauerschule 1786-1914, Ausstellung Skulpturengalerie der Staatlichen Museen PK im Hamburger Bahnhof, Berlin 1990, Beiträge, Berlin 1990 / Seite 523

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Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
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