Denkmaldatenbank

Grabstätten Bruno Möhring und Fritz Petsch auf dem Friedhof der Evangelischen Kirchengemeinde Marienfelde Grabstätte

Obj.-Dok.-Nr. 09046262,T
Bezirk Tempelhof-Schöneberg
Ortsteil Marienfelde
Adressen Marienfelder Allee 127
Denkmalart Gartendenkmal
Sachbegriff Grabstätte
Datierung um 1910

An der südöstlichen Friedhofsmauer, die den älteren Abschnitt des Kirchhofs Marienfelde an der Marienfelder Allee 127 begrenzt, befinden sich Erbbegräbnisse namhafter Marienfelder Bürger, darunter des 1904 durch Landverkäufe zu Reichtum gelangten Bauerngutsbesitzers Fritz Petsch (1877-1910) und des Gastwirts Hermann Petsch (1852-1910). Während das 1910 errichtete repräsentative Wandgrabmal von Fritz Petsch in Formen des Neobarock gestaltet ist, zeigt das benachbarte monumentale Wandgrab seines Bruders Hermann reduzierte Formen eines späten Jugendstils. (1)

Das dreiachsige, von Ernst Kinze ausgeführte Wandgrab der Familie Fritz Petsch besteht aus rotem Granit. Der erhöhte Mittelteil in Ädikulaform wird von toskanischen Säulen flankiert und von einem mächtigen Sprenggiebel über reduziertem Gebälk bekrönt. Ein zentrales Kreuz sowie stilisierte Flammenvasen auf den Ecken akzentuieren den Giebel. Von überregionaler kunsthistorischer Bedeutung ist die lebensgroße Skulptur eines Blüten streuenden Engels aus weißem Carraramarmor. Die an italienischen Vorbildern orientierte Engelsgestalt verbindet neobarocke und vom Jugendstil beeinflusste Elemente. Sie kam wohl erst 1918 nach dem Tod des Kindes Dorchen hinzu. (2) Die Grabstätte zeigt heute eine vereinfachte Gestaltung mit Rasen und Eckbeeten.

Weiter südlich kommt man zum etwa 1933 angelegten Erbbegräbnis des Schlossermeisters Carl Dörre (1860-1939) mit interessanten Zeugnissen der Schmiedekunst, darunter einem aufwendigen schmiedeeisernen Gitter. (3) Unweit davon befindet sich an der Südwand des Friedhofs die neu belegte Grabstätte des international bekannten Architekten Bruno Möhring (1863-1929) und seiner Familie. (4) Möhring entwarf das monumentale Grabmal wohl schon nach dem Tode des Sohnes Hans Joachim (gest. 1907). Das Wandgrab besteht aus hellem Naturstein. Sein flacher Giebel und die Rahmung sind rustiziert. Auf der tiefer gelegenen Inschriftentafel aus dunklem Granit erscheinen auch die Namen beigesetzter Familienmitglieder wie der Ehefrau Anna (gest. 1939) und des Sohnes Rudolf (1897-1945), ebenfalls Architekt. Das Grabmal Bruno Möhrings ist die einzige überlieferte Grabmalgestaltung des bedeutenden Architekten. (5)


1) Zu Fritz Petsch siehe Alt-Marienfelde 25. Kuhn/Kähler 2004, Objekt-Nr. 74; Archiv Friedhofsverwaltung.

2) Sockelinschrift für Dorchen Petsch (18.06.1918-17.11.1918). Der Marmorengel könnte in einer der bekannten Berliner Werkstätten (etwa Valentino Casal) oder nach dem Modell eines deutschen Bildhauers (etwa Roland Engelhard) entstanden sein. Um 1974 wurde das Grabgitter beseitigt und die Gruft verfüllt.

3) Hecker, Roland: Schmiedekunst auf Berliner Friedhöfen, Berlin 1999, S. 68.

4) Wagemann, Ines Gesine: Der Architekt Bruno Möhring 1863-1929, Dissertation, Bonn 1992; Fabarius, Hans-Werner: Bruno Möhring - ein Architekt, Designer und Stadtplaner, in: Tempelhof - Bauten, Straßen, Plätze 1992, S. 35-39; Fabarius, Hans-Werner: Bruno Möhring. Baukünstler - Designer - Stadtplaner, Berlin-Marienfelde als Lebens- und Wirkungsort 1904-1929, Berlin 2004; Posener, Julius: Berlin auf dem Wege zu einer neuen Architektur. Das Zeitalter Wilhelms II., München 1979.

5) Von elf Grabmalsentwürfen Möhrings wurden nur fünf nachweislich ausgeführt, nur sein eigenes Grab ist im Werkverzeichnis von Ines Wagemann mit einer Abbildung versehen.

Literatur:

  • Wille: Spaziergänge in Tempelhof, Berlin 1985, in: Berliner Kaleidoskop. Schriften zur Berliner Kunst- und Kulturgeschichte, Bd. 30 / Seite 105f.
  • Wagemann: Der Architekt Bruno Möhring 1863-1929, Dissertation, Bonn 1992 / Seite .
  • Posener: Berlin auf dem Wege zu einer neuen Architektur. Das Zeitalter Wilhelms II., München 1979 / Seite .
  • Topographie Tempelhof, 2007 / Seite 207f.
  • Hecker: Schmiedekunst auf Berliner Friedhöfen, Berlin 1999 / Seite 68
  • Fabarius: Bruno Möhring - ein Architekt, Designer und Stadtplaner, in: Tempelhof. Bauten, Straßen, Plätze als Zeugen der Geschichte, Ausstellungskatalog 1992 / Seite 35-39
  • Fabarius: Bruno Möhring. Baukünstler - Designer - Stadtplaner. Berlin-Marienfelde als Lebens- und Wirkungsort 1904-1929, Berlin 2004

Teilobjekt Grabstätte Bruno Möhring

Teil-Nr. 09046262,T,001

Teilobjekt Grabstätte Fritz Petsch

Teil-Nr. 09046262,T,002
Datierung 1910

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Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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