Denkmaldatenbank

Öffentliche Grünanlage Am Schäfersee

Obj.-Dok.-Nr. 09046223
Bezirk Reinickendorf
Ortsteil Reinickendorf
Adressen Am Schäfersee
Denkmalart Gartendenkmal
Sachbegriff Grünanlage
Datierung 1922-1928
Entwurf & Ausführung (?) Löwenhagen, Karl (Gartenarchitekt)
Bauherr Bezirksamt Reinickendorf

Geschickt einbezogen in die Parkanlagen wurden auf der nördlichen Uferseite des Schäfersees die 1962 eröffnete Stadtbücherei des Bezirks und auf der südlichen Seeseite zwischen der Straße am Schäfersse und der Holländerstraße die Wohnanlage um den Staudengarten aus dem Jahre 1931. Sie nehmen in Architektur und Gebäudestellung Bezug auf die vorgegebene örtliche Situation.

Bereits 1921 war mit der Konzipierung der Grünanlagen am Schäfersee begonnen worden. Am Ostufer des Sees befand sich ein kleiner Bereich im Besitz des Bezirkes Reinickendorf, als in den Jahren 1922-24 der Großteil des heutigen Geländes erworben und anschließend gestaltet wurde. Wie ein Plan von 1929 belegt (1), erklärte sich der Reinickendorfer Obergarteninspektor Karl Löwenhagen für die vorher erfolgte Realisierung verantwortlich. Hiernach entstand eine Erholungsanlage um den Schäfersee, die gleichzeitig Teil des Grünzuges Wedding-Reinickendorf sein sollte. Mit vielen Straßen wurden Verbindungen hergestellt, so daß sich trotz unterschiedlicher Gestaltungsweise dieser Eingänge eine sehr offene Grünanlage präsentierte.

Die als zweireihige Allee angelegte Brienzer Straße führt gerade auf ein Aussichtsplateau, das drei Stufen höher liegt und zum See eine Brüstung aus Betonbruchsteinmauerwerk und Holzlattenfüllungen besitzt. Westlich hieran anschließend wurde eine Fläche mit drei Reihen Roßkastanien bepflanzt, auf die der ebenfalls als zweireihige Allee ausgeführte Vierwaldstätter Weg trifft. Zur Baseler Straße ist eine Verbindung mit Hilfe einer langen und geraden Promenade hergestellt worden, die, von zwei Baumreihen begleitet, seitlich noch zur Abdeckung gegen die Kleingartenkolonien mit Strauchwerk bepflanzt wurde. An der Stargardter Straße befand sich ein intensiv gestalteter Eingangsbereich. Von einem Rundplatz mit Baumkranz, der inmitten dichten Strauchwerks lag, führten zwei parallel laufende Wege, die eine Rasenfläche rahmten, an das Seeufer. Zur Raumbildung wurden die Wege nach außen von geschnittenen Linden gefaßt. Über die Straße Am Schäfersee konnte die Anlage von der Residenzstraße aus erreicht werden. Dieser eher schmale Weg mit einseitigem Bürgersteig lief als doppelreihige Allee am Südufer entlang zur Brienzer Straße, war aber bereits in den zwanziger Jahren für den öffentlichen Kraftverkehr gesperrt.

Ein weiterer Zugang bestand in Form eines Sondergartens von der Holländerstraße aus. Ein tiefer gelegener Staudengarten bildete den Kern dieser Anlage. Um ein Wasserbecken mit Seerosen waren vier Staudenbeete angeordnet. Die Besonderheit dieses Gartens lag darin, daß die einzelnen Staudenarten in rechtwinkliger Grundform gruppiert waren, wodurch sie wie kompakte Blöcke wirkten. Unter Verwendung auch sehr hoher Arten entstanden - jahreszeitlich abhängig - unterschiedliche Raumwirkungen in der Kleinfläche. Das Ganze wurde von einer mit alpinen Kissenstauden bepflanzten Kalksteinmauer umgeben, die den Höhenunterschied zum normalen Geländeniveau abfing. In der Längsachse, beim Schäfersee, war noch ein erhöhter Sitzplatz angeordnet. Pflanzungen aus Wildrosen, Rhododendren und einer Birkenreihe, die die seitlichen Wege begleiteten, sowie die später errichteten Gebäude schufen den Rahmen für diesen intensiv gestalteten Ruhegarten. Am Wasserbecken wurde zu Beginn der 30er Jahre noch die Bronze "Die Badende" von Professor Seeger aufgestellt. Dieser Sondergarten zeigt sich heute nur noch in seiner Grundform. Wege, Birken und Kalksteinmauer sind noch vorhanden. Doch ist im zeitlichen Zusammenhang mit dem Wiederaufbau der angrenzenden Gebäude zu Beginn der 50er Jahre der abgesenkte Sondergarten in neuer Form angelegt worden. Ein Wasserspiel, eine Rasenfläche, Rosenbeete und Koniferenpflanzungen gliedern heute, wie es für die Gartengestaltung dieser Zeit typisch war, in asymmetrischer Weise die Fläche.

Um den Schäfersee selbst, dessen Ufer mit Schilf und Rohr bewachsen war, führte über Wiesenflächen und an dichtem Gehölz vorbei ein breiter Weg. In seinem Verlauf berührte er einen von mächtigen Bäumen beschatteten Sitzplatz, auf dem die Skulptur "Der ruhende Mann" von Professor Klimsch, die sich heute an der äußersten Westseite der Schäferseeanlagen befindet, aufgestellt war. Weiter gehörte zur Ausstattung noch ein Unterstand in Form eines reetgedeckten Pilzes, der gleichzeitig als Verkaufsstand diente. Des weiteren war am Nordufer in Verbindung mit einem Planschbecken ein Kinderspielplatz angelegt worden und 1927 ein Kinderheim entstanden, das tagsüber Kindern der ärmeren Schichten Verpflegung sowie Anleitung und Beaufsichtigung beim Spiel bot.

Obwohl viele der einzelnen Elemente der Grünanlagen am Schäfersee in der Nachkriegszeit verändert und zerstört wurden, blieben sie dennoch in ihren wesentlichen Grundstrukturen erhalten.


1) Vgl. Entwurf von Löwenhagen, "Anlagen am Schäfersee", vom April 1929 in: Klempin (vgl. Anm. 138 (1)), o. S.

Literatur:

  • Topographie Reinickendorf/Reinickendorf, 1988 / Seite 92-94 & 174ff.
  • Landesdenkmalamt Berlin (Hrsg.): Gartendenkmale in Berlin - Parkanlagen und Stadtplätze, Beiträge zur Denkmalpflege in Berlin Nr. 39, Petersberg 2013 / Seite 290
  • BusB XI 1972 / Seite 267
  • NABU (Hrsg.): Unser Schäfersee - seine Geschichte, seine Probleme, seine Zukunft, Berlin 2017

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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