Denkmaldatenbank

Grünanlage am Bahnhof

Obj.-Dok.-Nr. 09046219
Bezirk Reinickendorf
Ortsteil Reinickendorf
Adressen Alt-Reinickendorf & Roedernallee
Denkmalart Gartendenkmal
Sachbegriff Grünanlage
Datierung 1932
Entwurf & Ausführung Kuhrt, Franz (Gartenarchitekt)
Bauherr Bezirksamt Reinickendorf

Infolge der Errichtung des Bahnhofsgebäudes entstand zwischen Bahndamm, Gemeindefriedhof und der alten Graf-Roedern-Allee - an ihren ursprünglichen Verlauf erinnern die noch vorhandenen Straßenbäume - der Bahnhofsplatz, der einerseits die Verbindung zur Dorflage herstellt, andererseits als Teil des Reinickendorfer Grünzuges als Bindeglied zwischen Dorfaue und Kienhorstpark dient, wobei die zweite Funktion überwiegt.

Sein heutiger Zustand geht weitgehend auf den 1932 vom Reinickendorfer Garteninspektor Kuhrt gefertigten und ausgeführten Entwurf zurück. Obwohl sie dem Bahnhof vorgelagert ist, wurde hier keine aufwendige, architektonisch gestaltete Platzanlage mit repräsentativem Charakter angelegt, sondern eine fast landschaftlich wirkende Parkanlage geschaffen, die in ihrer Wegeführung den Forderungen der damaligen Zeit nach einem Höchstmaß an Nutzbarkeit entsprach.

Kuhrt mußte bei seiner Gestaltung die durch diesen Bereich in unterschiedliche Richtungen führenden Wegeverbindungen berücksichtigen und legte daher der Grünanlage ein strenges, geradliniges Erschließungssystem zugrunde, das Fußgängern, Fahrradfahrern und Kraftwagen einen direkten Weg durch die Anlage ermöglichen sollte. Gleichzeitig ergab sich daraus die Möglichkeit zur Schaffung einer weiträumigen Wiesenfläche, auf der durch geschickte Anordnung von Einzelbäumen, Baumgruppen sowie kombinierter Baum- und Strauchpflanzungen spannungsreiche Parkräume von besonderer visueller Erlebnisvielfalt entstanden. Während sich die Anlage zum Bahndamm und Gemeindefriedhof durch eine dichte Pflanzung abgrenzt, gibt sie sich wegen der aufgelockerten Randbepflanzung in Richtung Roedernallee und zur Straße Alt-Reinickendorf offen, so daß eine Verknüpfung zwischen Dorfanger und Kienhorstpark gewährleistet ist. Kuhrt nutzte die an der Südspitze vorhandene Straßengabelung zur Schaffung einer signifikanten Eingangssituation in Form eines dreieckigen Platzes. In der Nordostecke des Bahnhofsplatzes liegt ein intensiv gestalteter Sondergarten, dessen geschnittene Hecke mit Sitznischen eine rechteckige Fläche umfaßt, auf der zwei quadratische, vermutlich blumenbepflanzte Beete einen besonderen gestalterischen Akzent setzen, der zum Verweilen einladen sollte. Südlich dieses Sitz- und Ruhebereichs wurde am Rande der Wiesenfläche, mit Sträuchern hinterpflanzt, die Skulptur "Der sterbende Adler" von Ludwig Vordermeyer (1918) aufgestellt.

Die Lösung der Kuhrt gestellten Aufgabe, Verkehrsströme zu leiten und vielfältig erlebbares, öffentliches Grün zu schaffen, ist in ihrer Ausführung als ein typisches Beispiel gartenkünstlerischer Gestaltungsweise der zwanziger Jahre zu bezeichnen.

Heute stellt sich die Grünanlage entsprechend ihres Alters dar, jedoch wurde der Sondergarten nach dem Kriege entfernt und die Straße Freiheitsweg im Bereich des Parks aufgelöst und überbaut.

Literatur:

  • Topographie Reinickendorf/Reinickendorf, 1988 / Seite 114-116

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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