Denkmaldatenbank

Volkspark Rehberge mit Goethepark und Kolonie Rehberge

Obj.-Dok.-Nr. 09046189,T
Bezirk Mitte
Ortsteil Wedding
Adressen Afrikanische Straße & Dohnagestell & Schwarzer Graben & Senegalstraße & Swakopmunder Straße & Transvaalstraße & Windhuker Straße
Denkmalart Gartendenkmal
Sachbegriff Volkspark & Brunnen & Stadion & Sportlerheim & Verwaltungsgebäude & Freilichtbühne
Datierung 1922-1929, 1930-1938
Umbau 1928-1929, 1930, 1935-1936, 1948-1952
Entwurf Brodersen, Albert & Germer, Rudolf & Barth, Erwin (Gartenarchitekt)
Bauherr Bezirksamt Wedding, Gartenbauamt

Der 1922-29 gestaltete Volkspark Rehberge an der Afrikanischen Straße mit dem Goethepark und der Kolonie Rehberge (Abb. 230-232, Liste Nr. 177) stellt einen Höhepunkt der fortschrittlichen kommunalen Grünflächenpolitik während der Weimarer Republik dar. Nachdem 1922 die Pläne des Magistrats für Siedlungsbauten im Ödland der Rehberge mit Ausnahme der 1922-25 errichteten Siedlung Jungfernheide gescheitert waren, bemühten sich mehrere herausragende Persönlichkeiten der Stadt - und Bezirksverwaltung zur Verbesserung der angespannten sozialen Lage und zum Ausgleich des Freiflächendefizits in der Innenstadt Berlins einen neuen Volkspark anzulegen. (1) Diese Anlage sollte im Interesse der Volksgesundheit umfangreiche Sport- und Spielplätze, besonders für Kinder und Jugendliche, zur schulischen und außerschulischen Nutzung, erhalten. Das fiskalische Gelände zwischen dem Dauerwald am Dohnagestell, der ehemaligen Londoner Straße, dem Langen Fenn und den Friedhöfen St. Paulus und Nazareth an der Seestraße war "selten gut für Spiel- und Sportzwecke" auch der Kinder aus Moabit und Reinickendorf geeignet. Darauf wies Stadtgartendirektor Albert Brodersen als erster am 6.3.1922 in seiner Erläuterung zum "Plan für die Schaffung eines Volks- und Schulspielparks" hin. (2) Seine Programmskizze für einen von ihm schon vor 1918-19 an dieser Stelle vorgeschlagenen Volkspark sah vor, "die Dünen als Naturdenkmal in der Stadt für den Anschauungsunterricht der Kinder zu erhalten". (3) Außerdem wollte er deren Höhenunterschied von 17 Metern zur Anlage einer Rodelbahn nutzen. Brodersen förderte während seiner Amtszeit das Vorhaben außerordentlich. Noch vor dem Erwerb des Geländes ließ Bezirksgartendirektor Rudolf Germer im Februar 1926 auf Veranlassung des Berliner Oberbürgermeisters Gustav Böß erste Notstandsarbeiten durchführen, der offizielle Auftakt für die Parkgestaltung. (4)

Schon 1922-24 war der Goethepark südlich der Transvaalstraße nach einem im März 1922 von Germer erstellten Entwurf für den Volkspark angelegt worden. Die natürliche Modellierung des Geländes wurde für eine landschaftliche Anlage, gegliedert durch formale Plätze, architektonische Anlagen mit Freitreppen und auch geradlinige Wegeachsen, genutzt. Hier entstanden Ruheplätze sowie "Buddelplätze" für "kleinere Kinder", eine Rodelbahn, eine "Schulspielbühne" sowie 1926 eine Unterstandshalle. (5) Am Rande eines Rhododendronhains in Höhe der Senegalstraße, befindet sich der 1957 aufgestellte "Goethe-Gedenkstein" von Paula Hansel-Pauly, eine Stele aus Muschelkalk mit Portraitrelief, der Signatur und den Lebensdaten des Dichters. (6) Das leicht hügelige Gelände weist außerhalb der drei Spiel- und Liegewiesen dichte Gehölzbestände auf. Zu Germers umfangreichem Projekt für eine "Spiel-, Sport- und Volksparkanlage" gehörten auch der Ausbau des "Wassersportplatzes" mit Badestrand und die Gestaltung eines Uferweges um den Plötzensee in der Mitte der 1920er Jahre. Sein Entwurf war detaillierter ausgearbeitet als Brodersens Programmskizze und ist durch einen Erläuterungsbericht belegt. (7) Nach seinem Amtsantritt als Gartendirektor im März 1926 wurde Erwin Barth die "künstlerische Oberleitung" bei der Ausführung des Volksparkes übertragen. Der bedeutende Gartenarchitekt lieferte von 1926 bis 28 mehrere Entwürfe und Schaubilder, wovon der im Mai 1927 vorgelegte Plan "Volkspark Rehberge" zur Ausführung gelangte. (8) Der Gartenkünstler modifizierte und ergänzte die vorliegenden Entwürfe von Germer und Brodersen, wobei er ideelle Bestandteile übernahm und das Gestaltungskonzept zu einem künstlerischen Höhepunkt führte. Die Ausführung und die Bewirtschaftung der Mittel im Rahmen der Erwerbslosenfürsorge lag bei Rudolf Germer, der auch die Fortsetzung der Arbeiten nach 1929 bis zur Mitte der 1930er Jahre überwachte. Einzelheiten der Urheberschaft sind noch immer ungeklärt. (9)

Barths freie an den landschaftlichen Vorzügen des Geländes orientierte Parkgestaltung mit den von einem hufeisenförmigen Höhenzug umgebenen großzügigen Sportanlagen im Zentrum sowie nur wenigen formalen Akzenten durch Alleen, regelmäßige Plätze und Baumrondelle an Wegekreuzen, angelegt ohne Bezug auf eine dem gesamten Park durchziehende Achse, zeigt neue Wege bei der Gestaltung des öffentlichen Grüns auf. Bis zur offiziellen Eröffnung am 22.6.1929 wurde während einer ersten Gestaltungsphase das Gelände unter Betonung natürlicher Gegebenheiten modelliert, urbar gemacht und bepflanzt. (10)

Für die Gebäude lieferte der Magistrats-Oberbaurat Friedrich Hellwig mehrere Entwürfe. Während einer zweiten Gestaltungsphase von 1930-38 entstanden weitere Bauten und Anlagen nach Entwürfen der zuständigen Bau- und Parkabteilungen des Bezirksamtes Wedding, ab Mitte der 1930er Jahre unter dem Einfluss der nationalsozialistischen Ideologie. Der in Barths Entwurf nicht enthaltene Bereich des langen Fenns an der Windhuker/Afrikanischen Straße wurde vom Herbst 1929-1930 zu einer Teichkette umgestaltet und in den Park integriert. (11) Eine Besonderheit stellt die Gestaltung der ersten Berliner Dauer-Kleingartenkolonie und ihre Einbindung in den nordwestlichen Parkteil dar. Der in seiner Raumkomposition mit den wichtigsten Spiel- und Sportanlagen gut überlieferte Volkspark zeugt in den einzelnen Bereichen auch von den Neugestaltungen und Ergänzungen aus der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die von Kriegseinwirkungen weitgehend verschonte Anlage wurde seit den 1950er Jahren wieder hergestellt. Für den Bau der großen formalen Sportanlagen im Zentrum mit der von einem Platanengang umgebenen, abgesenkten großen Übungswiese, dem nördlich anschließenden Stadion und den seitlichen Tennisplätzen mussten Hügel eingeebnet werden. Nördlich der Wettkampfbahn bietet noch heute das in erhöhter Lage von Oberbaurat Friedrich Hellwig 1928-29 in den Formen der Neuen Sachlichkeit errichtete Sporthaus einen Point de vue. Das symmetrisch gestaltete Gebäude diente auch der Versorgung und dem geselligen Aufenthalt der Sportler. (12)

Zum Komplex der bis 1930 entstandenen, durch Hecken, Alleen, Baumreihen und Rondelle gegliederten Anlagen für Sport und Bewegung gehörten die vier östlich des Stadions gelegenen Tennisplätze. Auch an der westlichen Schmalseite der 1954 modernisierten Wettkampfanlage befinden sich heute vier nach 1945 angelegte Tennisplätze. Nordwestlich davon lag etwa am heutigen Ballspielplatz das nach 1945 geschlossene Planschbecken. Im landschaftlich gestalteten Dünengelände mit dem abschirmenden Gehölzgürtel sind nördlich des Stadions weitere Spiel-, Sport und Freizeiteinrichtungen eingefügt. Hier beeindruckt der 1929 angelegte, für Berlin wohl einzigartige vertiefte Tanzring für "gymnastische Uebungen und Volkstänze" mit seiner wirkungsvollen Kulisse aus Douglasien. 1951 wurde er mit 410 Sitzplätzen auf drei Zuschauerrängen wieder hergestellt und 1979 vereinfacht erneuert. (13)

Der Hauptzugang zu den Sportanlagen befindet sich an der östlichen Schmalseite der Großen Spielwiese. Auf dem zwischen Otawi- und Transvaalstraße im Bogen geführten Weg bildet ein Rundplatz den Beginn der breiten Hauptzugangsachse, die unter einem Brückenbogen auf den symmetrisch mit zwei Umkleidehäusern gestalteten Vorplatz zuführt. Das nördliche, 1929 von Friedrich Hellwig erbaute Umkleidehaus, wurde 1950 zur Gaststätte umgebaut; das südliche 1935-36 vom Architekten Zander des Bauamtes Wedding errichtet. (14) Unter Regie des Tiefbauamtes Wedding entstand 1927 die mit Bernburger Kalkstein verkleidete Betonbrücke, eine Ellipsenkonstruktion, die eine Verbindung für den Höhenwanderweg herstellte. (15) Sie bildet einen Rahmen für die Blickbeziehung zur Großen Spielwiese, den ehemaligen "Übungsplätzen", wo als Point de vue der auf die Mitte der Spielwiese zielenden Achse eindrucksvoll die Bronze "Ringergruppe" von Wilhelm Haverkamp (1864-1929) von 1906 erscheint. Die überlebensgroße Aktgruppe zweier kämpfender Athleten auf kubischem Muschelkalksockel zeigt den Ausdruck höchster Spannung der Körper und vermittelt eine Reminiszenz an das klassische "Herkules-Antaeus" Motiv. Die Gruppe wurde 1935 vom Schillerpark hierher versetzt. (16)

1. Die breite Zugangsachse bot sich schon zur Eröffnung des Volksparkes 1929 zum Massenaufmarsch von jugendlichen Sportlern an. Nach seiner Fertigstellung diente der Volkspark Rehberge nicht nur als stark frequentierter Erholungsort aller Schichten der Bevölkerung sondern wurde auch als Stätte sportlicher-, kultureller sowie politischer Kundgebungen genutzt. Diese überwiegend von den Arbeiterorganisationen der SPD und KPD organisierten politischen Großveranstaltungen fanden bis zum Beginn der 1930er Jahre statt. Nach Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde der Park für deren propagandistische Ziele missbraucht. So entstanden 1937 eine Rednertribüne an der Großen Spielwiese und ein Jahr später an deren westlicher Schmalseite in erhöhter Lage das monumentale "Ehrenmal" von Paul Birr achsial zum Haupteingang. (17) Heute befindet sich auf dem erhöhten dreireihig von Platanen gerahmten Platz eine Regenschutzhalle von 1956. Südlich der Großen Übungswiese wird der Hang des Höhenzuges durch terrassenartig gestufte und symmetrisch geführte Wege erschlossen, so dass sich interessante Sichten über das Zentrum des Parks ergeben. Die beste Übersicht bietet jedoch der Kamm des hufeisenförmigen Höhenzuges mit seinem Rundweg. An dessen südwestlichem Ende ließen die Nationalsozialisten 1934 den erst vier Jahre zuvor auf erhöhtem Platzoval errichteten, den Beginn des Höhenzuges akzentuierenden monumentalen Rathenau-Brunnen von Georg Kolbe (1877-1947) wegen politischer Bedenken demontieren. Der zu Ehren des ermordeten Außenministers der Weimarer Republik Walther Rathenau (1867-1922) und des für den Wedding bedeutenden Gründers der AEG Emil Rathenau (1838-1914) in abstrakten Formen gestaltete Bronzeguss stellte eine Besonderheit im überwiegend figürlichen Werk des Bildhauers dar. Das ungewöhnliche Kunstwerk wurde für eine Kopie des 1941 im Schillerpark aufgestellten Schillerdenkmals von Reinhold Begas eingeschmolzen. Erst anlässlich der 750- Jahrfeier Berlins konnten Mittel für die Wiederherstellung des Brunnens, eines Bronzegusses nach einem Modell des Bildhauers Harald Haacke, beschafft werden. Seit seiner Einweihung am 9.7.1987 bildet der in der Gießerei Hermann Noack gegossene Brunnen wieder einen Blickpunkt auf dem erhöhten, von Ahorn gesäumten Plateau am Beginn der Großen Rodelbahn. Von einer den Höhenrücken akzentuierenden geradlinigen Baumallee, ursprünglich nach Entwurf von Erwin Barth mit zahlreichen Bankplätzen versehen, gelangt man über eine Treppe zum Brunnenplateau. An der Stirnseite der Treppenwangen erinnern wieder die von Harald Haacke nachgeschaffenen Portraitreliefs aus Bronze an Walther und Emil Rathenau. (18)

Auf dem nach Osten an die Allee anschließenden Höhenrundweg gelangt man zum Leutnantsberg im Nordwesten der Anlage. Seinen Scheitelpunkt markiert ein von Säulen-Eichen eingefasstes ovales Aussichtsplateau. Ein waldartiger Bereich mit drei von typischer Ufervegetation und Wiesen umgebenen Seen und den Resten der Faulschlammrinnen des Langen Fenns bildet nach Osten einen räumlichen Abschluss des Parks. Die ausgezeichnete Lage des Leutnantsberges nutzten die Nationalsozialisten zum Bau einer 1935-36 angelegten "Feierstätte" nach einem Entwurf der bezirklichen Gartenverwaltung. (19) Hier am Osthang der Anhöhe befindet sich die heutige Freilichtbühne. Die Zuschauerränge für 4000 Sitz - oder 11000 Stehplätze umrahmen Nadelgehölze. Am Fuß der Anhöhe öffnet sich ein abgewinkeltes Flachgebäude, das 1948-49 als Garderobenhaus errichtet wurde, zur Bühne. Gegenüber flankiert ein ebenfalls abgewinkelter Flachbau den Rundplatz des großen Wegesterns. Das ehemalige Umkleide- und Verwaltungsgebäude von 1936-37 wurde nach dem Krieg zur Gaststätte umgebaut. Vom Sternplatz führt ein geradliniger Weg zum Kamm des Leutnantsberges hinauf und mündet in den zwischen zwei formalen Plätzen eingespannten Birkendamm ein. Der Höhenzug ist hier beiderseits mit Treppenanlagen ausgestattet und untergliedert die im nordwestlichen Parkbereich gelegene Kleingartenkolonie mit 474 Gärten in zwei ungleiche Teile. Für diese 1929 zur Benutzung frei gegebene erste Berliner Dauerkleingartenanlage, eine der ersten derartigen Anlagen in Deutschland, erstellten sowohl Germer als auch Barth Pläne. Barths Entwürfe für die als Musterdauerkolonie mit drei verschiedenen Laubentypen sowie Typengärten konzipierte Kolonie zeigen eine differenzierte gartenkünstlerische Gestaltung, auch die Ausbildung und Bepflanzung der 250 bis 300 Quadratmeter großen Parzellen. Ein orthogonales Wegenetz mit rahmenden Hainbuchenhecken entlang der Hauptwege sowie Blütenstrauchhecken entlang der Nebenwege und quadratischen Plätzen an Wegekreuzungen erschließt die Kolonie noch heute. Auf den Parzellen wurde je ein Kirsch- oder Pflaumenhochstamm zur Erzielung von Reihungen und Alleen gepflanzt. Weitere Hochstämme waren nur in Laubennähe gestattet, ansonsten waren Spalierobst, Formbäume oder Halbstämme vorgesehen. Reste dieser Bepflanzung sind noch ablesbar. Wichtig für das Erscheinungsbild der Anlage waren die an festgelegten Standorten von den Kleingärtnern selbst errichteten Lauben in drei Typen, die aus einem Wettbewerb des Reichsverbandes der Kleingartenvereine Deutschlands hervorgingen und mit Küche, Schlafraum und Veranda versehen waren.Die Lauben unterschiedlicher Größe, in den Reihen mit Satteldach, an den Ecken mit Zeltdach versehen, zeigen heute Veränderungen der Nachkriegszeit. Die Gärten sind meist individuell gestaltet. Dennoch beeindruckt die gestalterische Gesamtkonzeption, zu der auch ein zentrales Gemeinschaftshaus mit Fest- und Spielplatz gehört. Vom Rundplatz des Leutnantsberges erkennt man die rhythmische Anordnung der Lauben und die Gliederung der Anlage durch Hecken und Baumreihungen, die das Wegesystem betonen. Der durch die Kolonie in nord-südlicher Richtung führende Hauptweg verlängert sich zu einem ausgedehnten Spazier-Rundweg, der den äußeren Wiesengürtel umschließt. Die großzügigen offenen, zur freien Nutzung für Kinder und Jugendliche vorgesehenen Wiesenflächen sind teilweise stark modelliert, wie zum Beispiel an der Bürgerwiese im Westen der Anlage. Aus der Entstehungszeit sind noch zwei Bauten erhalten, ein südlich der Großen Rodelbahn nach Entwurf von Hellwig 1929 errichtetes Umkleidehäuschen und ein zweites, das 1953 zum "Sommerhort" mit Liegehalle und Gerätehaus umgebaut wurde und sich östlich des Roteichen-Rondells an der Ecke Dohnagestell/Transvaalstraße befindet. Die Wiesenränder sind kulissenartig bepflanzt, wobei einzelne Partien jeweils durch eine charakteristische Gehölzartenwahl der überwiegend heimischen Vegetation eine typische Prägung erhalten. Während an der Transvaalstraße Schwarzkiefern vorherrschen, besteht der waldartige Gehölzgürtel am Dohnagestell, einem alten Forstweg der Jungfernheide, aus Rotbuchen mit vorgepflanzten Birkengruppen. Schon 1933 wurde am Dohnagestell ein Schafstall errichtet. Seit dem Geländeerwerb von 1952 sind hier auf dem hügelartigen Areal der Dachsberge mehrere Tiergehege unter anderem für Dammwild und Wildschweine eingerichtet. Der naturkundlichen Anschauung dienen auch die 1979 angelegten Vogel- und Waldlehrpfade sowie ein Blindenwanderweg. Die Hänge des Höhenzuges bestimmen Nadelgehölze. Douglasiengruppen rahmen die Rodelbahn und dominieren in Mischung mit Lärchen am Hang südlich des Rathenaubrunnens. Wenn auch die bodenständig-heimatlichen Vegetationsbilder, die Barth und Germer ganz im Sinne der erstarkenden Heimat- und Naturschutzbewegung zu vermitteln suchten, heute teilweise verändert sind, so bietet der Park dennoch mit seinen landschaftlichen Szenerien und den pointiert disponierten und in Farbe und Form kontrastierten Pflanzungen einen hohen Erlebniswert. Die Geländebewegung wird durch die regelmäßigen Anpflanzungen auf den Anhöhen betont. Weite offene, nur locker bepflanzte Wiesenflächen laden zum Lagern und Spielen ein. Das großzügige überwiegend landschaftlich geführte Wegenetz bindet formale Plätze und Alleen mit Reihen von Platanen, Birken, Eichen, Linden, Ahorn und Pappeln ein. Es erschließt interessante Sichten in das Parkinnere mit seinen Sportanlagen, Bauten und Kunstwerken sowie in die Umgebung mit den Friedhöfen und den Anlagen am Plötzensee. Ebenfalls an der Transvaalstraße erinnern Granitsteine an die Förderer des Volksparks, den Berliner Oberbürgermeister Gustav Böß (1873-1946) und den Weddinger Bürgermeister Carl Leid (1867-1935). Heute ist der Volkspark zwar nicht mehr Exkursionsziel von in- und ausländischen Delegationen wie zu Beginn der 1930er Jahre, aber immer noch ein beliebter, viel genutzter Erholungsort der Berliner.


(1) Durch die Bildung der Gemeinde Gross-Berlin war das an den Wohnungsverband Gross-Berlin veräußerte Areal der Jungfernheide an den Berliner Magistrat übergegangen. Ein nicht umgesetzter Bebauungsplan vom 1920 sah ursprünglich 200 Siedlungsbauten im Bereich der Rehberge vor. Findbuch Wedding Nr. 163, Bl. 105 - 105 Rs, 108-119, 143. Unter dem Druck der wirtschaftlichen Verhältnisse wurde für die Siedlung Jungfernheide 1920 eine Sondergenehmigung erteilt. Anträge auf den Erwerb des Areals der Rehberge für Spiel- und Sportzwecke stellten sowohl der Königliche Gartenbaudirektor Albert Brodersen (1857-1930), Berliner Gartendirektor (1.3.1910-1.10.1925) als auch das Bezirksamt Wedding, vertreten durch den Bürgermeister Carl Leid (1867-1935), der von 1921-33 amtierte. Er stützte sich auf das Projekt des Weddinger Gartenamtsleiters Rudolf Germer (1884-1938), der von 1922-1938) amtierte. Das Bezirksamt stimmte am 7.3.1922 der Anlage eines Volks- und Schulspielparkes zu. Der Bezirk ersuchte den Magistrat um Verkaufsverhandlungen mit dem Fiskus und konnte das Interesse von Gustav Böß (1873-1946), Oberbürgermeister von Berlin von 1921-1930, erwecken. Die gute Erreichbarkeit der Rehberge auch für die Jugend der angrenzenden Bezirke und die hervorragende Eignung für großzügige Sportanlagen waren augenscheinlich. Als außerordentlicher Förderer des Sports gelang es ihm, während seiner Amtszeit die Berliner Park-, Spiel- und Sportanlagen planwirtschaftlich auszubauen und bis 1930 einen Zugewinn von mehr als 4 Millionen Quadratmeter Spiel- und Sportfläche (1,5 Quadratmeter pro Einwohner) zu erreichen. Böß richtete ein Stadtamt für Leibesübungen zur Förderung der Berliner Turn- und Sportbewegung ein und gründete die "Stiftung Park, Spiel und Sport" als private Trägerschaft zur Finanzierung von Park- und Sportanlagen. Zu Böß' Sportförderung vgl.: Engeli 1971, S. 148 - 154; Engeli 1992 in: Stadtoberhäupter, S. 6. Am 5.4.1922 unterzeichnete Böß den Magistratsbeschluß zur Förderung des Projektes des Bezirksamtes Wedding, vgl. Findbuch Wedding Nr. 163, Bl. 182 - 183 Rs.

(2) Findbuch Wedding Nr. 163, Bl. 126 - 126 Rs., 127.

(3) Ebenda, vgl. auch Germer, R., in: Gartenwelt 34 ( 1930), Heft 10, S. 136 - 137; Barth, E., in: Gartenwelt 34 (1930), Heft 11, S. 154; der für die Ortsbesichtigung mit dem OB am 23.6.1922 erstellte Entwurf "Volkspark Rehberge" von Albert Brodersen, in: Kleinlosen 1988, S. 55.

(4) Notiz von Germer in: Findbuch Wedding Nr. 165, Bl. 1.

(5) Die unbefestigten Sandberge der Rehberge belästigten die Anwohner und führten zu Beschwerden u.a. aus der Siedlung Jungfernheide. Das Bezirksamt ließ deshalb den angrenzenden Goethepark zuerst ausführen. Findbuch Wedding Nr. 163, Bl. 158, 182 - 183 Rs., Bock/Germer/Leid, 1929, S. 4-11, 20f.

(6) Unter den Lebensdaten des Dichters (1742-1832) die Inschrift "Mir ist nicht bange / daß Deutschland nicht eins werde / vor allem aber / sei es eins in Liebe untereinander", Endlich/Wurlitzer 1990, S. 187 f; Bauakte Bd. 1, 1929 - 33, Bl. 2; 5; 6; 9. Die Unterstandshalle auf dem obersten Podest der Freitreppenanlage ist nicht erhalten.

(7) Am 20.3.1922 überreichte das Bezirksamt Wedding dem Magistrat einen "Entwurf zu einer Spiel-, Sport- und Volksparkanlage in der Jungfernheide (Bezirk Wedding)", vgl. Kleinlosen 1988, S. 54, außerdem den von Germer unterzeichneten Erläuterungsbericht vom 14.3.1922, nebst Kostenanschlägen für die gärtnerischen und baulichen Anlagen, mehreren Schaubildern und Schnitten. Findbuch Wedding Nr. 163, Bl. 130. 131/1a - 11, 132 - 142. Zahlreiche später realisierte inhaltliche und gestalterische Zielsetzungen für den Volkspark sind bereits dargestellt. Das Bezirksamt Wedding ließ 1928 einen Plan "Volkspark Rehberge mit Wassersportplatz und Uferweg Plötzensee" publizieren, der auch einige der noch nicht fertiggestellten Bauten und Anlagen zeigt. Planverzeichnis Volkspark Rehberge 4; Barth-Katalog 1980 Abb. 14, Bock/Germer/Leid 1929, S. 20.

(8) Erster Entwurf Barths vom März 1926, s. Kleinlosen 1988, S. 55. Der Barth-Entwurf von 1927, s. Planverzeichnis 5 a, wurde 1928 ergänzt (Bereich Windhuker Straße). Vgl. Planverzeichnis 5 b, Barth-Katalog 1980 Abb. 40 sowie S. 75-77, Maass 1980, ebenda S. 77ff. Die zahlreichen Barth-Pläne der Plansammlung der UB der TU Berlin zeigen Grundrisse des Volksparks, einzelner Bereiche sowie perspektivische Ansichten und Vogelschaubilder. Insbesondere die Detailpläne und Ansichten, oftmals von Barths Mitarbeitern gezeichnet, vermitteln die sorgfältige Planung einzelner Bereiche.

(9) Zur Durchführung der Notstandsarbeiten vgl. Findbuch Wedding Nr. 166 Bl. 135-137 und Findbuch Wedding Nr. 165; zum Urheberschaftsstreit vgl. Barth in: Gartenwelt 34 (1930) Heft 11, S. 154; Germer in: Gartenwelt, 34 (1930) Heft 10, S. 136-137.

(10) Vgl. ebenda; bei Kleinlosen 1988 S. 52-63; Mahlich 1990, S. 446-464; BusB XI, S. 83, 269; Darstellung der Entwicklungsgeschichte des Volksparks. Zur Befestigung der Sanddünen musste Mutterboden aufgeschüttet werden.

(11) Die Schachtarbeiten erfolgten mit Hilfe der U-Bahn (Nordsüdbahn nach Tegel), Findbuch Wedding Nr. 166, Bl. 136.

(12) BusB VII, Bd. C, S. 22f., 179; Bock/Germer/Leid 1929 S. 14f.; Bauakte Bd. 1, 1929 - 33, Bl. 36 - 39, 42 - 46, außer dem am 5.6.1929 fertiggestellten Sporthaus lieferte Hellwig im Auftrag des Bezirksamtes u.a. auch Entwürfe für die folgenden Bauten: Umkleidehäuschen von 1928 in Südosten des Parks, nördliches Umkleidehaus von 1929 an Eingangsachse, Wohn- und Unterkunftshaus und Gewächshaus von 1929/30 südwestlich des Goetheparks, Granittreppe zum Rathenau-Brunnen von 1930, Bauakten Bd. 1, 1929 - 33, Bl. 17 - 23; 59 - 66; 69 - 75; 81; 133; 147 - 149; 134 - 139, 146; Bauakte Bd. 3, 1934-58, Bl. 96-98.

(13) Bock/Germer/Leid 1929, S. 16; Mahlich 1990 S. 448; Bauakte Bd. 2, 1934 - 58, Bl. 137, 141 f.

(14) Das nördliche Umkleidehaus wurde schon 1934 gastronomisch genutzt. Bauakte Bd. 1, 1929 - 33, Bl. 59 - 66, Bauakte Bd. 2, 1934 - 58, Bl. 2 f., 8 -11, 15, 106.

(15) Bauakte Bd. 1, 1929 - 33, Bl. 11 - 13; vgl. Planverzeichnis, perspektivische Ansichten, Plankammer UB der TU Berlin, Signatur: Barth 109.19.

(16) Haverkamp erhielt für seine auf der Großen Berliner Kunstausstellung 1908 präsentierte "Ringergruppe" eine Große Goldene Medaille. Eine überlebensgroße Bronzefassung von 1906, die 1920 von der Stadt Berlin erworben wurde, war zuerst auf der unteren Terrasse des Schillerparkes aufgestellt. Der Umsetzungszeitpunkt der Gruppe zum heutigen Standort nach Mahlich 1990, S. 447 - 1935, ist nach Stürmer 1991, S. 117 ungeklärt. Vgl. auch Ethos und Pathos I, S. 119; Börsch-Supan 1991, S. 222.

(17) Ereignisgeschichte 1933 - 45 ausführlich bei Mahlich 1990, S. 456 - 462 und Kleinlosen 1988, S. 63; das steinerne Denkmal auf erhöhter Terrasse bestand aus drei überlebensgroßen Figuren, "Feldgrauer", "Kämpfer der Bewegung" und "Schmied" über einem kubischen Sockel. Mahlich, 1990, S. 459 f. 1937 entstand auch eine Kleinkaliberschiessanlage nahe der Rodelbahn, Bauakte Bd. 2, 1934 - 58, Bl. 32 - 34; 41. Zu den Anlagen der NS-Zeit gehört auch die "Feierstätte".

(18) Zur Geschichte des Rathenau-Brunnens vgl. Berger 1987, S. 10 - 15; Georg Kolbe, seit Juni 1928 mit Entwürfen für ein Rathenau-Denkmal in den Rehbergen befasst, erhielt nach Zustimmung der Kunstdeputation und der Stadtverordnetenversammlung erst am 29.11.1929 einen Vertrag für den Entwurf einer monumentalen Brunnenanlage. Die Herstellung eines Modells, die Ausführung und der Aufbau des am 27.10.1930 eingeweihten Brunnens erfolgten 1930. Friedrich Hellwig stellte den Antrag zur Aufstellung des Brunnens. Vgl. Bauakte, Bd. 1, 1929 - 33, Bl. 134 - 139. Ein Grundrissplan Barths und mehrere Ansichten vom "Rathenau-Hain", darunter auch eine mit dem nicht ausgeführten Tor, das nach Kolbes erstem Entwurf am Beginn der Allee ein Pendant zum Brunnen bilden sollte, befinden sich in der Plankammer der UB TU Berlin, u.a. Signaturen: Barth 109.3, 109.14, 109.14a, 109.16, 109.20, 109.21. Die Zeichnungen zeigen auch den Blick vom Rathenau-Hain und Rodelberg. Eine Ansicht stellt mit rauchenden Schonsteinen im Hintergrund eine Verbindung zur AEG, einem Stifter für das Monument her. Antisemitische Schmierereien sowie Beschädigungen an den die Zugangstreppe zum Brunnen flankierenden Pfeilern mit den Porträtreliefs sowie die volkstümliche Bezeichnung als "Steuerschraube" veranlassten schon im Juli 1934 das Bezirksamt, einen Antrag auf Abbau des Brunnens zu stellen.

(19) Mahlich 1990, S. 448, 458; Bauakte Bd. 2, 1934 - 58, Bl. 16 - 21; 26 - 29; 130 ff.; 155 f.

Literatur:

  • BusB XI 1972 / Seite 83ff., 230ff., 269
  • SenBauWohn (Hrsg.): 100 Jahre Berliner Grün, Berlin 1970 / Seite 32f.
  • Sondernachrichten des Reichsbundes der Kleingärtner und Kleinsiedler 2 (1937) / Seite 49ff.
  • Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Berlins 48 (1931) / Seite 33ff.
  • BA Wedding (Hrsg.): Volkspark Rehberge Berlin, Berlin 1929 / Seite .
  • Mahlich, Karin: Der Volkspark Rehberge, in: Geschichtslandschaft, Wedding, 1990 / Seite 446-464
  • Topographie Mitte/Wedding, 2004 / Seite 248-250

Teilobjekt Gartenbauamtsgebäude Wedding

Teil-Nr. 09046189,T,001
Datierung 1929-1930
Umbau 1950-1951, nach 1990
Entwurf Hellwig, Friedrich (Architekt)
Bauherr Bezirksamt Wedding

Teilobjekt Sporthaus

Teil-Nr. 09046189,T,002
Sachbegriff Umkleidegebäude
Datierung 1928-1929
Entwurf Hellwig, Friedrich (Architekt)
Bauherr Bezirksamt Wedding

Teilobjekt Stadion

Teil-Nr. 09046189,T,003
Datierung 1928-1929
Entwurf Hellwig, Friedrich (Architekt)

Teilobjekt Freilichtbühne

Teil-Nr. 09046189,T,004
Sachbegriff Freilichtbühne
Datierung 1935-1936
Umbau 1948-1952

Teilobjekt Ringergruppe

Teil-Nr. 09046189,T,005
Datierung 1906
Umbau 1935
Entwurf Haverkamp, Wilhelm

Teilobjekt Rathenau-Brunnen

Teil-Nr. 09046189,T,006
Sachbegriff Brunnen
Datierung 1930
Entwurf & Ausführung (?) Kolbe, Georg (Bildhauer)
Entwurf & Ausführung (?) Haacke, Harald

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

Verkehrsanbindungen