Denkmaldatenbank

Volkspark Friedrichshain

Obj.-Dok.-Nr. 09046084
Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg
Ortsteil Friedrichshain
Adressen Am Friedrichshain & Danziger Straße & Ernst-Zinna-Weg & Friedenstraße & Landsberger Allee & Max-Fettling-Platz & Virchowstraße
Denkmalart Gartendenkmal
Sachbegriff Volkspark
Datierung 1846-1848
Umbau 1874, 1945-1948, 1950
Entwurf Meyer, Johann Heinrich Gustav (Gartenarchitekt)
Ausführung Patzig, Adolf (Stadtgärtner)
Ausführung Meyer, Gustav (Gartenarchitekt)
Entwurf Lingner, Reinhold (Gartenarchitekt)
Bauherr Magistrat von Berlin

[Text Einleitung, Entwicklung 1823-1913]

Bereits am 23. Juli 1823 hatte der Berliner Oberbürgermeister Gottfried Büsching die Gestaltung einer öffentlichen Grünanlage durch eine Baumpflanzung auf einem Gelände vor dem Landsberger Tor vorgeschlagen. In seinem Schreiben an die Stadtverordnetenversammlung verwies er auf den Mangel an Erholungsmöglichkeiten für die Bewohner der nordöstlichen Stadtviertel. Diese konnten zu dieser Zeit lediglich die nahegelegenen Friedhöfe außerhalb der Stadt zwischen Königs-, Prenzlauer und Landsberger Tor nutzen, die durch den "häufigen Besuch" des Publikums beschädigt wurden. (1)

Das aus finanziellen Gründen nicht realisierte Vorhaben zur Anlage eines Erholungsplatzes im Nordosten der Stadt bezog der Königliche Gartendirektor Peter Joseph Lenné (1789-1866) in seine städtebaulichen Planungen ein. In seinem 1840 eingereichten Plan der Schmuck- und Grenzzüge von Berlin mit nächster Umgegend legte er erstmals einen Entwurf für einen öffentlichen Park zwischen Landsberger- und Königstor vor, der von einem Boulevard durchzogen wird. (2) Dieser Plan kam jedoch wie auch ein neuer von Gerhard Koeber um 1840/42 gezeichneter Entwurf Lennés für den Friedrichshain nicht zur Ausführung. (3)

Lennés Planungen und seine Kritik am Mangel öffentlicher Spazierwege im Norden und Süden Berlins ließen die Anlage eines Erholungsplatzes an dem von Lenné vorgeschlagenen Standort für die Kommunalbehörden wieder aktuell werden. (4) Aus Anlaß der Feier zum einhundertjährigen Jubiläum der Thronbesteigung Friedrichs II. von Preußen beschlossen Magistrat und Stadtverordnetenversammlung am 29. Mai 1840 die Anlage des nach Friedrich II. benannten Friedrichshains. (5) Für die Gestaltung des Volksgartens schrieb der Magistrat 1845 einen Wettbewerb aus, den Gustav Meyer (1816-1877), ein junger Mitarbeiter Lennés und zu dieser Zeit noch Hofgärtner in Potsdam-Sanssouci, gewann. Nach sechsjährigen langwierigen Geländeverhandlungen begannen die Bauarbeiten 1846. Nach zwei Jahren war die 37,5 Hektar große Anlage unter der Leitung von Stadtbaurat Friedrich Langerhans (1780-1851) durch den Stadtgärtner Adolf Patzig (1809-1862) fertiggestellt. Noch im gleichen Jahr war sie Mittelpunkt politischer Ereignisse. Die Gefallenen der 48er Revolution wurden auf dem Lindenberg, dem heutigen Friedhof der Märzgefallenen im Südosten des Parkes, bestattet. (6)

Der von Gustav Meyer konzipierte Friedrichshain wurde nach Grundsätzen entworfen, die er später in seinem "Lehrbuch der schönen Gartenkunst" beschrieben hat. Volksgärten sollten zu dieser Zeit "Gelegenheit zur Bewegung, zum Genuss des Freien, zur geselligen Unterhaltung, und zur Erholung von den täglichen Geschäften" bieten. (7) Unter Berücksichtigung der vorhandenen Topographie wie der zwei Erhebungen, des Finkenbergs und des Lindenbergs sowie von zwei Teichen, gestaltete er die Anlage hainartig. Ein sehr dichtes Spazierwegenetz geschwungen und kurvig geführter Wege erschloß malerische Landschaftsbilder, die durch den Wechsel locker gruppierter Pflanzungen mit zahlreichen kleineren Wiesenflächen erzeugt wurden. Außerdem wurden die gestalterischen Möglichkeiten einer vielfältigen Pflanzenauswahl genutzt. (8) Wie schon zuvor in Lennés Entwürfen für den Friedrichshain konzipiert und im Magdeburger Klosterberge Garten von ihm beispielhaft verwirklicht, bezieht nun auch Gustav Meyer das Panorama der Stadt mit ihren herausragenden Bauten mittels Sichtbeziehungen in die Raumkomposition des Gartens ein. (9) Im Friedrichshain bildet jedoch nicht wie im Klosterberge Garten ein Gebäude, das Gesellschaftshaus, einen zentralen Bezugspunkt der Anlage. Meyer konzipierte statt dessen regelmäßige Partien, die der Anlage die für Volksgärten gewünschte "Mannigfaltigkeit" verliehen und der Aufnahme des sehr zahlreichen Publikums dienten. Das eigentliche Zentrum des Volksgartens bildete eine etwa hundertfünfzig Meter lange, zwischen zwei Rundplätzen eingespannte Promenade. Auf einem erhöht gelegenen Plateau führte eine bis zu sechsreihige Allee, die mit Spitzahorn, Linden und amerikanischen Eichen bepflanzt war, zu einem runden Aussichtsplatz. In dessen Mitte stand seit 1848 ein Denkmal Friedrichs II. auf einem fünfstufigen Sockel inmitten eines Blumenrondells. Die bronzene, von einem Berliner Bürger gestiftete Büste erhob sich auf einer etwa vier Meter hohen Säule (10) und war zur Stadt gerichtet.

Im Blick auf die Stadt mit ihren Symbolen der ökonomischen und kulturellen Leistungsfähigkeit kommt das gewachsene Selbstbewußtsein des Bürgertums zum Ausdruck. Gleichzeitig wird das Publikum an die Verdienste Friedrich II. bei der Umgestaltung des Tiergartens zum ersten Volksgarten Berlins erinnert.

Formale Charakteristika der Anlage zitierten Motive aus dem Tiergarten wie der fast halbkreisförmige Eingangsplatz am Landsberger Tor mit seinen konzentrischen Baumreihen. Dieser Platz und eine weitere, mit Baumalleen gefaßte Entreeanlage im Westen des Volksgartens schließen an die geradlinigen Alleen der Umgebung an. Zu den beliebten Treffpunkten der Spaziergänger gehörte auch der regelmäßig angelegte und mit Bänken ausgestattete Heckenplatz im tiefergelegenen Gelände des Volksgartens. Nach einem Situationsplan von 1848 wies er in der Längsachse Kinderspielplätze auf. (11)

Bereits im 19. Jahrhundert war der Friedrichshain zahlreichen Veränderungen unterworfen, wobei die soziale Zweckbestimmung der Anlage noch mehr an Bedeutung gewann. Seine Fläche wurde 1864 um 5,5 Hektar vergrößert, 1868 jedoch für den ersten städtischen Krankenhausbau wieder um 10 Hektar verkleinert. (12) Durch den Ankauf von zusätzlichem Gelände der östlich gelegenen Hochfläche konnte 1874-76 der alte Parkteil um den Neuen Hain erweitert werden. Den "Entwurf für die Erweiterung des Friedrichshains" (13) lieferte wiederum Gustav Meyer, der seit 1870 das Amt des ersten Gartendirektors der Stadt Berlin innehatte. Meyer trug mit seiner Planung den veränderten Bedürfnissen der Großstadtbevölkerung nach neuen Erholungs- und Betätigungsmöglichkeiten sowie nach Bildung Rechnung. Im Zentrum der Anlage disponierte er einen großen, von einer mehrreihigen Lindenallee eingefaßten Spielplatz in Form eines Hippodroms von 250 Meter Länge und von 100 Meter Breite, der allerdings zunächst nur den Spielen und Turnübungen der Schulkinder diente. (14) Mehrere geometrische Rasenflächen bilden in der Querachse eine zentrale Verbindung zur angrenzenden östlichen Alleenstraße und stellen auch den Anschluß zum Alten Hain her. Die Anpflanzungen verdichten sich um den Spielplatz und zum Rand der Anlage und umrahmen eine größere Lichtung an der Ost- und Südseite. Im Neuen Hain gab es auch botanische Abteilungen mit einem umfangreichen Pflanzensortiment. (15) Im Vergleich zum Alten Hain erscheint die Anlage großzügiger gestaltet. Schon zuvor, ab 1871, hatte Meyer versucht, den Alten Hain durch Auslichtungen übersichtlicher zu gestalten und dem stärkeren Besucherandrang durch Veränderungen der Wegeführungen gerecht zu werden. (16)

Von großer Anziehungskraft für die Kinder ist noch heute der Märchenbrunnen am westlichen Parkeingang. Diese repräsentative Anlage wurde 1901 bis 1913 nach Entwürfen des Stadtbaurates Ludwig Hoffmann (1852-1932) geschaffen. (17) Die Bildhauerarbeiten führten Ignatius Taschner, Josef Rauch und Georg Wrba aus. Inspiriert vom Wassertheater der Villa Mondragone in Frascati, gestaltete er im Zuge einer 172 Meter tiefen Hauptachse eine Kaskade mit vier geschweiften Becken. Eine halbrunde Kolonnade aus Travertin als architektonische Fassung gibt den Blick auf einen östlich gelegenen Springbrunnen frei. Der ebenfalls mit Märchenfiguren ausgestattete Rundplatz dieses Brunnens war wie die gesamte Anlage von Hecken eingefaßt und wurde außerdem von konzentrischen Baumreihen umgeben. Der mehrfache Wechsel enger und weiter Räume, die formal streng durch Hecken- und Baumwände begrenzt waren, vergrößerte die künstlerische Wirkung der Anlage.

Die weitere Entwicklung des Friedrichshains zu einem vielfältig benutzbaren "Volkspark" (18) hatte u.a. die Erweiterung der Spiel- und Sportanlagen, auch die Neuanlage eines Planschbeckens in den zwanziger Jahren zur Folge. Ansonsten blieb seine Struktur bis 1940 nahezu unverändert erhalten.

(S. 71-76)

[Text Einleitung, Entwicklung ab 1940]

Als Blickfang der Straßenachse zwischen Strausberger Platz und heutigem Platz der Vereinten Nationen (ehemals Leninplatz) mit seiner Platzumbauung von 1968-70 erscheint im Norden der Friedrichshain, der nach 1945 grundlegend neugestaltet wurde.

Der Park war durch zwei 1940 errichtete Flaktürme während des Zweiten Weltkriegs massiven Luftangriffen ausgesetzt. Außer den zwei Bunkern für die Flieger-Abwehrkanonen war der Friedrichshain auch durch die Anlage von Splittergräben, Feuerlöschteichen und die Kampfhandlungen stark verwüstet worden. (19) Unter der Leitung von Reinhold Lingner wurde im Hauptamt für Grünplanung und Gartenbau ein Plan zur Unterbringung von Trümmerschutt in ganz Berlin erarbeitet. Danach sollten die Schuttberge vornehmlich am Rande der Höhen des Barnim und des Teltow disponiert werden, um die vorhandenen Höhenunterschiede in der Stadtlandschaft noch zu akzentuieren. (20)

Nach der 1946 erfolgten Sprengung der Bunker wurden deren Reste mit 2,1 Millionen Kubikmeter Trümmerschutt der angrenzenden Wohngebiete eingeschüttet. Damit entstanden die beiden den Alten Hain heute prägenden Hügel von 78 und 67 Meter Höhe.

Reinhold Lingner lenkte die Schüttung und beeinflußte maßgeblich die künftige Topographie der Anlage. (21) In einer "Entwurfsunterlage" des Hauptamtes für Grünplanung und Gartenbau von 1947 sind bereits neue Höhenlinien und Wegeführungen dargestellt. Diese Neugestaltung und veränderte Geländemodellierung ist in einem Lingner zugeschriebenen Entwurf "Volkspark Friedrichshain" (22) Grundlage für die neue Raumstruktur des Parkes, die in den Grundzügen heute noch zu erkennen ist. Ein talartiger von Gehölzsäumen begrenzter Wiesenzug führt von der Friedenstraße im Nordwesten der Anlage, nur ganz locker mit einigen Bäumen bepflanzt, um den Großen Bunkerberg herum, bezieht die zwei Teiche ein und endet am südlichen Parkeingang. Nördlich des Kleinen Bunkerberges verbindet er den Alten und Neuen Hain. Der Märchenbrunnen ist in diesem Entwurf wegen der gravierenden Kriegsschäden nicht dargestellt worden. Lingners 1947 gezeichnete Ideenskizze (23) zur Gestaltung des großen Trümmerberges mit den als "Erinnerungszeichen" bewahrten Geschütztürmen und einem Café auf der Kuppe sowie die konzipierten Sichtbeziehungen kamen nicht zur Ausführung. Die von ihm entwickelte Technologie der Trümmerbegrünung und insbesondere die Pflanzenauswahl geeigneter Gehölze wurde nicht konsequent umgesetzt. In die Hänge der Trümmerberge wurden hangparallel Rillen gezogen, um die Erosionsgefahr einzuschränken. Die dann angepflanzten rasch wachsenden Pioniergehölze wie Erlen und Pappeln, vorerst Meliorationszwecken dienend, wurden ebenfalls nicht im geforderten Umfang wie geplant durch die endgültigen bestandsbildenden Gehölzarten ersetzt. Die im Oktober 1950 begonnenen Pflanzarbeiten wichen bezüglich der gepflanzten Baum- und Straucharten bereits vom projektierten Sortiment ab. Dennoch war mit den Schüttungen , Pflanzungen und dem Wegebau die Raumstruktur des Alten Hains grob festgelegt. Nach Lingners Ausscheiden aus dem Hauptamt für Grünplanung im Jahre 1950 wurden neue Gestaltungskonzeptionen für den Park erarbeitet, die jedoch entweder nicht zum Tragen kamen oder nur teilweise umgesetzt wurden.

Der Friedrichshain wurde nach Beseitigung der Kriegsschäden seit den fünfziger Jahren unter ideologischen Zielsetzungen für große Massenveranstaltungen (24) neu gestaltet sowie mit Gedenkstätten und Denkmalen (25) ausgestattet. Es entstanden auch neue Sport- und Spielstätten sowie Sondergärten u.a. ein Rosen- und ein Staudengarten nach Entwurf von Editha Bendig (1900-1983) am Märchenbrunnen.

Für nationale und internationale Jugendveranstaltungen wurden 1950 eine Freilichtbühne westlich des Krankenhauseingangs, eine Rodelbahn am Kleinen Bunkerberg sowie mehrere Liegewiesen angelegt. Der Neue Hain wurde 1951 mit dem Bau des Karl-Friedrich-Friesen-Schwimmstadions an der Virchowstraße und weiteren Sportanlagen grundlegend umgestaltet.

Ab 1952 gab es Bestrebungen der Administration, unterstützt von Fachorganen der Landschaftsarchitekten, den Friedrichshain als Kulturpark nach sowjetischem Vorbild zu gestalten. So beschloß die Bezirksleitung der SED 1956, die Anlage in einen Sport-, Kultur- sowie Erholungspark zu untergliedern. Dem Kulturpark sollten die Freilichtbühne, ein Ausflugszentrum und Kinderspielplätze zugeordnet werden. Der ab 1951 in z.T. veränderter Gestaltung partiell wiederhergestellte Märchenbrunnen, ein Steingarten, ein Rosengarten sowie Liegewiesen sollten dagegen Teil des Erholungsparkes sein. Dieser Beschluß wurde jedoch nicht realisiert. 1968 lieferte der Gartenarchitekt Erhard Stefke im Zuge eines städtebaulichen Wettbewerbs für den ehemaligen Leninplatz einen Ideenentwurf zur Gestaltung des Friedrichshains, der an die von Lingner konzipierte Raumstruktur erinnert. Am äußeren Rande eines talartigen Wiesenzuges um den Großen Trümmerberg sind u.a. Sondergärten, Pavillons und Restaurants sowie Anlagen für Freizeitspiele konzipiert. Erst 1973, auch in Vorbereitung der X. Weltfestspiele der Jugend und Studenten entstand nördlich des Großen Teichs und am Rande der Straße Am Friedrichshain, etwa an dem von Stefke vorgeschlagenen Standort, ein aus mehreren Pavillons bestehendes und mit zahlreichen Anlagen für verschiedenartige Spiele sowie einem Lesegarten und einem Café ausgestattetes Freizeitzentrum. Diese Einrichtung, von Dietmar Kuntzsch und Hubert Matthes gestaltet, sollte den in der DDR propagierten Freizeit- und Erholungssport fördern.

Die geometrische Gliederung der Flächen, die Gruppierung der Bauten und die Materialauswahl mit großflächigen Plattenbelägen und Hartplatzflächen zeugen noch von der Gestaltungsweise der siebziger Jahre. Der heutige Friedrichshain wurde für die zahlreichen Massenveranstaltungen und politischen Aktivitäten unter der Ägide der SED-Herrschaft immer wieder verändert. Davon zeugen heute noch die z.T. stark verbreiterten Wege und provisorische Kioske. Grünflächen größeren Umfangs wurden auch für das 1981 eröffnete Sport- und Erholungszentrum zur Verfügung gestellt. Die Umgebung der z.T. neugestalteten Anlage des Märchenbrunnens ist heute nicht mehr formal durch Hecken gefaßt. Nordöstlich und südöstlich der Kolnonade befinden sich jetzt die 1972-73 unter maßgeblicher Mitwirkung von Editha Bendig gestalteten Anlagen des Lilien- und des Staudengartens. Als Zeugnisse der Erstgestaltungen durch Gustav Meyer sind noch der alte Baumbestand, die Lage der Teiche und des sich abzeichnenden "Plateaus" sowie die inzwischen leicht modifizierten Wegeführungen am südlichen Haupteingang, ehemals Landsberger Tor, zu erkennen. Das heutige Erscheinungsbild der Anlage wird jedoch überwiegend durch die Gestaltungen der Nachkriegszeit bis zum Ende der achtziger Jahre geprägt. Trotz negativer Spuren der jüngsten Vergangenheit infolge der politischen Vereinnahmung durch die DDR zeugt der Friedrichshain mit seiner gewachsenen Struktur noch immer von den Bemühungen vieler bedeutender Gartenarchitekten, Architekten und Künstler, ein einmaliges Gartenkunstwerk zu gestalten. Die Anlage reflektiert heute mit ihren Angeboten für die Erholungssuchenden auch den Nutzungswandel der Stadtparke in einem Zeitraum von 150 Jahren. Sie ist auch jetzt noch eine beliebte Erholungsstätte im Einzugsbereich der dicht besiedelten östlichen Innenstadtbezirke. Mit seinen dominanten Erhebungen, dem Baumbestand und den Denkmalen verleiht der Friedrichshain dem Stadtbild im Norden des Bezirkes Friedrichshain und im Süden des Bezirkes Prenzlauer Berg ein charakteristisches Erscheinungsbild.

(S. 81-85)

[Text Topographieteil]

Der Volkspark Friedrichshain wurde ab 1846 zwischen Landsberger Tor und Neuem Königstor direkt vor der Akzisemauer angelegt. Von dem ursprünglichen Entwurf Gustav Meyers ist heute nur noch wenig zu erkennen. Auch die unter Reinhold Lingner erfolgten Neugestaltungen der Nachkriegszeit sind verändert. Das heutige Erscheinungsbild der Anlage wird überwiegend durch die Gestaltungen während der DDR-Zeit geprägt. Der Friedrichshain ist auch ein wichtiges Dokument für die politische Geschichte Berlins. Sowohl Gartenkunst als auch politische Vereinnahmung, Krieg und Nachkriegsplanung, haben immer wieder zu gravierenden Veränderungen geführt, die Anforderungen an seine Nutzung wurden mehrmals neu definiert. Viele Ausstattungsstücke des Volksparks aus den letzten 150 Jahren - Bauten, Denkmäler, Gedenkstätten und Skulpturen - sind neben Pflanzungen und Wegeführungen erhalten. (nähere Angaben siehe Kapitel II.3.)

(S. 98-100)


1) Johann Stephan Gottfried Büsching (1761-1833), Landesarchiv Berlin, Rep. Nr. 00-02/1, Nr. 637, fol. 1-2, 5-6; Bartmann-Kompa, S. 2.

2) Günther/Harksen, S. 109 f., S. 331.

3) Wimmer, S. 4.

4) Hinz, S.184.

5) Landesarchiv Berlin, Rep. Nr. 00-02/1, Nr. 637, fol. 31.

6) Vgl. Gebiet 2, Friedhof der Märzgefallenen.

7) Meyer, S. 137 f.

8) Nach Stoll, S. 48 ff., gab es im Friedrichshain (Alter u. Neuer Hain) etwa 80 Gehölzgattungen mit 350 Baum- und Straucharten.

9) Der Klosterberge-Garten in Magdeburg wurde von 1825 bis 1830/35 nach Lennés Entwürfen gestaltet. Vgl. Schulz, S. 101 ff.; Weinreich, S. 121-146.

10) Vgl. auch Schmidt, S. 98 f. Das am 17.8.1848 enthüllte Denkmal Friedrichs II. war eine Porträtplastik, die nach C. D. Rauchs Modell für das Reiterstandbild unter den Linden gestaltet wurde. Landesarchiv Berlin, Rep. Nr. 00-02/1, Nr. 637, fol. 114. Vgl. BusB 1877, S. 106 f.

11) "Plan vom Friedrichshaine bei Berlin" aufgenommen und gezeichnet von O. Erdmann, Berlin 1848, Lithographie (Original: Deutsche Staatsbibliothek Berlin), Ausschnitt in: Spitzer/Zimm, S. 45. Der Heckenplatz besaß eine geometrische Figur und war durch Hainbuchenhecken gegliedert. Die Erschließungswege waren an den Kreuzungen zu Rundplätzen erweitert.

12) Zur Krankenhausanlage vgl. Gebiet 2.

13) Original im Naturschutz- und Grünflächenamt Friedrichshain.

14) Die Form des Hippodroms ist den antiken Gärten des Plinius entlehnt. Erstmals hatte G. Meyer eine derartige Spielfläche für den ab 1869 angelegten Humboldthain im Bezirk Wedding geplant. Auch im heutigen, ab 1876 nach seinem Entwurf gestalteten Treptower Park gab es einen solchen Spielplatz. Vgl. auch Karg, S. 44 ff.

15) Stoll, S. 48 ff.

16) Bericht Gemeindeverwaltung Berlin, 1880, S. 68; Naumann, S.13; vgl. auch ihre Darstellung der Parkgeschichte.

17) Baumeister, Architekten, Stadtplaner, S. 290; vgl. auch Gebiet 2, Märchenbrunnen.

18) Vgl. die 1910 propagierten "Leitsätze für Volksparke" von Ludwig Lesser (1869-1957) in: Lesser, S. 6 f.

19) Vgl. Luftbild vom März 1945 in: Greiner, Bd. II, S. 4.

20) Ebenda, S. 8. Derartige Trümmerberge wurden u.a. auch im Humboldthain, im Grunewald und in der Hasenheide angeschüttet. Lingner bezeichnete die Trümmerberge als "ein Übel", das jedoch im Verhältnis zu anderen Möglichkeiten der Schuttbeseitigung innerhalb der Stadt das "geringste Übel" sei. Lingner, S. 158 ff.

21) Vgl. Skizze zur Gestaltung der Trümmerschüttung von R. Lingner, in: Lingner, S. 160; Schnitte zur Profilgestaltung von 1950, "Volkspark Friedrichshain, Entwurfsunterlage" des Hauptamtes für Grünplanung und Gartenbau von 1947, in: Greiner, Bd. II, S. 9 f.

22) Ebenda, S. 11.

23) Ebenda, S. 8.

24) U.a. III. und X. Weltfestspiele der Jugend und Studenten 1951 und 1973, ND-Pressefeste, organisierte volkssportliche Veranstaltungen, Veranstaltungen der Gesellschaft für Sport und Technik, seit den sechziger Jahren Parkfestspiele.

25) U.a. Friedhof der Märzgefallenen mit Figur "Roter Matrose", ab 1947 wiederhergestellt, ab 1957 als Gedenkstätte gestaltet, Gedenkstätte für die Interbrigadisten im Spanischen Bürgerkrieg von 1968, Denkmal des polnischen Soldaten und deutschen Antifaschisten im Zweiten Weltkrieg, vgl. Gebiet 2.

Literatur:

  • Baumeister 1 (1903) / Seite 130
  • Reclam Berlin / Seite 154ff.
  • Topographie Friedrichshain, 1996 / Seite 28 & 45 & 49 & 70 & 72-77 & 81-85
  • Abraham, H.: Der Friedrichshain, 1988 / Seite .
  • Kulturbund der DDR (Hrsg.): Entwicklung der Volksparke, 1979 / Seite .
  • Bau- und Kunstdenkmale Berlin I, Berlin 1983 / Seite .
  • Wendland: Berlins Gärten und Parke, 1979 / Seite .
  • Dehio, Berlin, 1994 / Seite 80f.

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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