Denkmaldatenbank

Grünfläche der Wohnanlage Helenenhof

Obj.-Dok.-Nr. 09046079
Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg
Ortsteil Friedrichshain
Adressen Helenenhof 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8

Gryphiusstraße 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8

Holteistraße 28, 29, 30, 31, 32, 32A, 33

Simplonstraße 41, 43, 45, 47, 49, 51

Sonntagstraße 17, 18, 19, 19A, 20, 21, 21A, 22
Denkmalart Gartendenkmal
Sachbegriff Wohngrünanlage
Datierung 1904-1906
Entwurf Köhn, Erich (Architekt)
Ausführung Georg Saeger (Baugeschäft)
Bauherr Beamten-Wohnungs-Verein Berlin

Neben dem öffentlichen Grün auf den Stadtplätzen, den Promenaden sowie den Schmuckstreifen der breiten Ringstraße und der großen Ausfallstraßen fehlte das private Grün im Bezirk Friedrichshain nahezu gänzlich. Dieser Mangel zeichnete alle an die Altstadt grenzenden Randbezirke mit vergleichbar hoher Bevölkerungsdichte aus. In den engen Höfen der gründerzeitlichen Mietshäuser war wenig Raum für eine gärtnerische Gestaltung, die sich zumeist auf kleine Pflanzbeete sowie befestigte Wege- und Wirtschaftsflächen beschränken mußte.

Erste Reformbestrebungen im Mietshausbau des Bezirkes spiegeln einige um und nach 1900 errichtete Wohnanlagen wieder. Hierzu gehören die 1896 bis 1898 errichtete Wohnanlage Proskauer Straße und die 1899 bis 1905 erbaute Wohnanlage in der Weißbachstraße von Alfred Messel (1853-1909). Sie zeugen wie auch die zwischen 1905 und 1906 nach Entwurf von Erich Köhn (1879-1967) errichtete Wohnanlage Helenenhof von den Bestrebungen der Architekten, durch Gruppierung der Gebäude um größere begrünte Innenhöfe, die Wohnbedingungen ästhetischer und hygienischer zu gestalten. Die Wohnanlage Helenenhof mit der namensgebenden Grünanlage wurde vom Beamten-Wohnungs-Verein zu Berlin auf einem trapezförmigen Grundstück errichtet. Das Neuartige der Anlage bestand in der Gestaltung einer Grünanlage, dem Helenenhof, die in zentraler Lage zwischen der kompakten Randbebauung der nördlichen und südlichen Baugruppe konzipiert wurde. Sie wird von einer Privatstraße durchzogen und ist vor dem Mittelteil des südlichen Blocks platzartig erweitert. Die Wohnanlage wird allerdings noch durch eine relativ hohe Bebauungsdichte im Innenraum der kompakten Blöcke geprägt. Aus der Bebauungskonzeption ergab sich eine Konzentration der Gartengestaltung auf den Helenenhof. Die an den Eingängen zum Straßenraum beginnenden axialen Wege wurden teilweise von einer formalen Rotdornallee eingefaßt. Im Eingangsbereich zur Gryphiusstraße standen zwei Linden. Aus Luftbildern gehen außerdem weitere Baumstandorte hervor. Die Wege waren regelmäßig geführt. Bei ihrer Gestaltung wurden Bernburger Mosaik und dunkelbraun gebrannte Formklinker als Einfassung verwendet. Eine thematische Pflanzenwahl wird von Hermann vermutet. (1) Dies gilt zum Beispiel für einen "Garten der Rosengewächse" als auch für eine mit Wein erfolgte Fassadenbegrünung am zurückgesetzten Baukörper des südlichen Blocks. An dieser Stelle befand sich ursprünglich ein großer von immergrünen Hecken umgebener Sandkasten. Die Mitte des Helenenhofes schmückte ein langgestreckter sechseckiger Schmuckplatz mit einem inneren Rabattenrahmen, schmalen Beeten für Sträucher und die Ecken betonenden Bäumen. Die Innenhöfe der Wohnanlage waren überwiegend mit weißen Fliesen befestigt. Sie wurden durch Beete mit Sträuchern und wenigen Bäumen aufgewertet. (...)

Erich Köhn hatte hier wie auch für die früheren Projekte Berlin C und Berlin N, Charlottenburg oder Dahlem I. und II. die Reformansätze von Alfred Messel, u.a. realisiert in der Wohnanlage Proskauer Straße und in der Weißbachsiedlung, aufgegriffen. Köhn konzipierte, erstmalig für Wohnanlagen des Beamtenwohnungsvereins, eine zentrale Grünanlage entlang eines Privatweges und gruppierte die Wohnungen der beiden Wohnblöcke um drei bzw. vier begrünte Innenhöfe. Dadurch erreichte er eine günstige Belichtung und Belüftung der Wohnungen. Die zentrale Grünanlage, nach Helene von Budde, der Gattin des damaligen Ministers für öffentliche Angelegenheiten benannt, ist straßenseitig eingefriedet. Eine platzartige Erweiterung vor dem zurückgesetzten mittleren Block im Süden des Helenenhofes bot ursprünglich Raum für einen von Hecken eingefaßten Kinderspielplatz von rechteckigem Grundriß. Die mit Mauern straßenseitig eingefriedete Grünanlage wird durch axiale, z.T. von Rotdornalleen begleitete und gepflasterte Wege geteilt. Sie führen auf den langgestreckten, im Grundriß bewahrten Schmuckplatz von sechseckigem Grundriß im Zentrum der Anlage zu, dessen rahmende Rabatten und gliedernde Anpflanzungen nicht erhalten sind. Der ursprüngliche Baumbestand auf den Rasenflächen ist teilweise noch vorhanden. Die engen, mit Fliesen befestigten Innenhöfe weisen Pflanzflächen mit abgerundeten Ecken auf, die mit weiß glasierten Klinkern abgegrenzt sind und die Müllplätze abschirmen.


1) Herrmann/Haigis, S. 40 ff.

Literatur:

  • Topographie Friedrichshain, 1996 / Seite 79 f., 194-196
  • Bau- und Kunstdenkmale Berlin I, Berlin 1983 / Seite .
  • Festschrift zum 50jährigen Bestehen des Beamten-Wohnungs-Vereins zu Berlin, 1950 / Seite .
  • BMV. Beamten-Wohnungs-Verein zu Berlin, eingetragene Genossenschaft m.b.H. 1900-1910, Berlin 1910 / Seite .
  • Baumeister, Architekten, Stadtplaner, 1987 / Seite .
  • Dehio, Berlin, 1994 / Seite .
  • Zeitschrift für Wohnungswesen 13 (1906) / Seite .

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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