Denkmaldatenbank

Freiflächen und Gartenanlagen der Lindenhofsiedlung

Obj.-Dok.-Nr. 09046015
Bezirk Tempelhof-Schöneberg
Ortsteil Schöneberg
Adressen Arnulfstraße
1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19, 20, 21, 22, 23, 24, 25, 26, 27, 28, 29, 30, 31, 32, 33, 34, 35, 36, 37, 38, 116, 117, 118, 119, 120, 121, 122, 123, 124, 125, 126, 127, 128, 129, 130, 131, 132, 133, 134, 135, 136

Domnauer Straße
1A, 2, 3, 4, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19, 20, 21, 22, 23, 24, 25, 26, 27, 28, 29, 30, 31, 32, 33, 34, 35, 36, 37, 38, 39

Eythstraße 45, 51, 53, 55, 57, 59, 61, 63

Harkortstraße 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8

Reglinstraße
2, 4, 6, 8, 10, 12, 14, 16, 18, 20, 22, 25, 26, 26A, 26B, 26C, 26D, 26E, 27

Röblingstraße
1, 3, 5, 7, 9, 11, 13, 15, 17, 19, 21, 23, 27, 29, 37, 39, 41, 43, 45, 47, 49, 51, 53, 55, 57, 59, 61, 63, 65, 67, 69, 71, 73, 75, 77, 79

Suttnerstraße
1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19, 20, 21, 22, 23, 24
Denkmalart Gartendenkmal
Sachbegriff Freifläche & Gartenanlage
Datierung 1918-1921
Entwurf & Ausführung Migge, Leberecht (Gartenarchitekt)
Bauherr Magistrat der Stadt Schöneberg (Stadtverwaltung)

Die gemeinschaftlichen Freiflächen und die privaten Gärten in der Siedlung Lindenhof gestaltete der Gartenarchitekt Leberecht Migge 1918-21. (1) Die Ideale der Gartenstadt, die Martin Wagner bei der Gesamtanlage und den Bauten der Siedlung leiteten, legte auch Migge bei der Gestaltung der Außenräume zugrunde. Mietergärten zur Selbstversorgung für jede Wohnung, begrünte Straßenräume und die Gestaltung eines Gemeinschaftsparks für sportliche Aktivitäten waren die Kennzeichen. Der Begriff des "sanitären Grüns", den Wagner in seiner Dissertation 1915 ausgeführt hatte, beschreibt den Zusammenhang zwischen Grünflächen und Gesundheit. Leberecht Migge war einer seiner bedeutendsten Verfechter. Trotz der beträchtlichen Kriegszerstörungen vermittelt die heutige Siedlung noch immer einen idyllischen und gartenstädtischen Charakter. Leicht geschwungene, von Baumreihen begleitete Straßenzüge, einheitlich gestaltete Vorgärten, Straßenüberbauungen mit Tordurchfahrten und Durchgängen tragen dazu ebenso bei wie die Gestaltung des Parks mit seiner Nutzungsvielfalt. Die Mietergärten in den Blockinnenbereichen sind weitgehend verschwunden.

Der Weiher bildet das Zentrum des kleinen Parks im nördlichen Teil der Siedlung und wird von einer bogenförmigen Betonbrücke in Verlängerung der Suttnerstraße überquert. Migge gliederte den Park in einen östlich der Brücke gelegenen Bereich mit Festplatz und Badestelle sowie einen westlich davon konzipierten Ruhehain mit dichtem Baumbestand und einer Bootsanlegestelle. Eine von Hecken und Weiden gesäumte Uferpromenade umrundet den Weiher. Am Nordostufer führen von einer Aussichtsterrasse mit Natursteinmauer zwei symmetrisch gestaltete Treppen zum Wasser hinunter. Bei einer Sanierung 2000-01 wurden dieser Teil der Anlage und die östliche Uferpromenade wiederhergestellt. Auch im Bereich südlich der Arnulfstraße ist die Freiraumdisposition Migges grundsätzlich noch ablesbar. Der erhöhte Gemeinschaftsplatz mit Sandkasten im Zentrum, ein straßenunabhängiges Wegesystem, Mietergärten und die einheitlichen Metallzäune und Tore sind größtenteils erhalten, von der ursprünglichen Bepflanzung zeugen noch einheitliche Hecken. Ihren Nutzgartencharakter haben die Gärten hingegen weitgehend verloren und sind nur noch in Einzelfällen von alten Obstbäumen geprägt; Beeren- und Spalierobst ist kaum mehr vorhanden. (2)


(1) Leberecht Migge (1881-1935), Gartenarchitekt, 1904-13 Tätigkeit als Techniker und künstlerischer Leiter in der Hamburger Gartenbaufirma Jacob Ochs, 1910 Englandreise, 1912 Eintritt in den Deutschen Werkbund. Protagonist der Gartenstadtbewegung und an zahlreichen Klein- und Großsiedlungsprojekten beteiligt, wie Martin Wagner (Wagner, Das sanitäre Grün der Städte, Diss. Berlin 1915) einer der Wegbereiter des "sanitären Grüns". Publikationen: 1913 "Gartenkultur des 20. Jahrhunderts"; 1918 "Jedermann Selbstversorger - eine Lösung der Siedlungsfrage durch neuen Gartenbau"; 1926 "Die Binnenkolonisation". 1926-35 Büro in Berlin, Zusammenarbeit u.a. mit Hans Poelzig, Martin Wagner, Bruno Taut, Otto Haesler, Ernst May und Martin Elsässer. In Berlin Freiraumgestaltungen u.a. für Hufeisensiedlung Britz 1925-33, Siedlung "Heimat" in Spandau 1930, mit Georg Bèla Pniower Waldsiedlung Zehlendorf "Onkel-Toms-Hütte" 1926-32, Großsiedlung Siemensstadt 1929-31. Vgl. Baumann, Martin: Freiraumplanungen in den Siedlungen der Zwanziger Jahre am Beispiel der Planungen des Gartenarchitekten Leberecht Migge (Diss. Hochschule der Künste Berlin 2001/02), Halle 2002, S. 130 ff.

(2) Bereits in den 1930er Jahren gingen Gemüseanbau und Kleintierhaltung zurück. Hinter dem Haus Harkortstraße 1 erinnert noch ein Stall an die Kleintierhaltung. Vgl. Klinger, Ralf; Pröbster, Hans-Jürgen; Ringkamp, Christa (Büro HORTEC): Lindenhofsiedlung Berlin-Schöneberg, Gartendenkmalpflegerische Wiederherstellungsplanung, Gutachten im Auftrag der Gemeinnützigen Wohnungsgenossenschaft Berlin-Süd eG, Berlin 1988, S. 18 ff.

Literatur:

  • Richard, W., Vom Naturideal zum Kulturideal - Ideologie und Praxis der Gartenkunst im deutschen Kaiserreich,Diss. 1984Migge, L., Die Gartenkultur des 20. Jahrhunderts, Jena 1913 Landesdenkmalamt Berlin (Hrsg.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschlan / Seite S. 278

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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