Denkmaldatenbank
Garten "Haus van Velsen"
09045969 | |
Bezirk | Steglitz-Zehlendorf |
Ortsteil | Zehlendorf |
Adressen | Limastraße 29 Klopstockstraße 20 |
Denkmalart | Gartendenkmal |
Sachbegriff | Landhausgarten |
Datierung | 1907-1908 |
Umbau | um 1930 |
Entwurf & Ausführung | Muthesius, Hermann (Architekt) |
Entwurf & Ausführung (?) | Wiepking-Jürgensmann, Heinrich Friedrich (Gartenarchitekt) |
Bauherr | Van Velsen, Gustav |
Wie kein anderer Architekt hat Hermann Muthesius die Entwicklung der Landhausarchitektur in Deutschland vorangetrieben. Nachdem er um die Jahrhundertwende einige Jahre in England verbracht hatte, wurde er zum heftigsten Vertreter der englischen Landhausidee. Zweifelsohne haben seine Vorstellungen und insbesondere seine gebauten Häuser das Ortsbild Zehlendorfs entscheidend mitgeprägt.Beherrscht wird an dieser Kreuzung das Ortsbild vom Haus van Velsen, Limastraße 29-29B, 1907-08 von Muthesius entworfen. Umgeben von der riesigen Gartenanlage - der Neubau Klopstockstraße 20 beeinträchtigt diesen Eindruck etwas - entfaltet das Haus seine Wirkung beim ersten Hinsehen allein durch seine großvolumige Präsenz. Architektonisches Hauptmotiv sind die beiden ineinander verschobenen Satteldächer. Die hohe, markante Giebelfront hinter dem Kiefernbestand läßt die enge Korrespondenz zwischen Architektur und Natur deutlich werden. Muthesius verwendete Wesenszüge des englischen Landhauses, um sie zugleich auf die hiesigen Verhältnisse zu übertragen. So stellte auch die zeitgenössische Kunstkritik heraus, "daß auch unter Verwendung sogenannter heimatlicher Motive, die die Sprecher der Heimatkunst empfehlen, gerade durch Erfindung und Gestaltung eines Neuen, das dem Alten als Selbstverständiges, Eigenes gegenüber gestellt wird, etwas Organisch-Bodenständiges geschaffen werden kann". (1)
Der Garten gehörte zu seiner Entstehungszeit zu den größten in Zehlendorf und wurde schon im Jahre 1906 von Muthesius geplant. Bemerkenswert ist die Erhaltung des Kiefernaltbestandes und der Standort des Hauses in der südlichen Grundstücksecke, so daß ein großer Gartenraum entstehen konnte. Um 1930 schließlich wurde die Gartenanlage von dem Gartenarchitekten Wiepking-Jürgensmann sehr stark in ein rechtwinkliges Raster gesetzt und umgestaltet. Aus dieser Zeit stammen die großzügigen Pergolenbereiche, der Badegarten mit Schwimmbecken, ein Seerosenbecken, der Vogelbrunnen, die Staudenrabatten und die klare Terrassierung des Grundstückes in verschiedene, durch Natursteinmauern eingefaßte Ebenen. Dieser Zustand ist im wesentlichen erhalten geblieben und wurde in den letzten Jahren durch die Gartendenkmalpflege rekonstruiert. Leider wurde durch eine Grundstücksverkleinerung und Bebauung des Gartens mit zwei großen Mehrfamilienhäusern die Substanz verringert. Die besondere Bedeutung dieses Gartens liegt in der Tatsache, daß hier zwei Künstler gearbeitet haben, die in besonderem Maße die deutsche Gartenarchitektur des 20. Jahrhunderts beeinflußt und geformt haben. Darüber hinaus ist der besondere straßenraumprägende Charakter zusammen mit den gegenüberliegenden Anlagen in der Limastraße 30A und der Klopstockstraße 27 hervorzuheben. Diese Landhausanlage, in Einheit mit dem Garten entworfen, ist ein bedeutendes historisches Dokument von hohem künstlerischen Rang.
1) Der Baumeister 7/1908, Beilage, S. 14.
Literatur:
- BusB IV C 1975 / Seite 108
- Berliner Architekturwelt 11 (1909) / Seite 217-221
- Blätter für Architektur und Kunsthandwerk 23 (1910) / Seite 26f., T. 61-63
- Weber/ Kleine Baugeschichte Zehlendorfs, 1970 / Seite 58
- Muthesius, Landhäuser, 1912 / Seite 121f.
- Muthesius, Landhäuser, 1922 / Seite 43f.
- Baumeister 7 (1909) / Seite 20f., T. 14-16
- Die Villenkolonie Zehlendorf, 1910 / Seite .
- Topographie Zehlendorf/Zehlendorf, 1995 / Seite 147f. & 179
- Privatgärten in Berlin, Petersberg 2005 / Seite 246
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