Denkmaldatenbank

Waldfriedhof Dahlem

Obj.-Dok.-Nr. 09045949,T
Bezirk Steglitz-Zehlendorf
Ortsteil Dahlem
Adressen Hüttenweg 47
Denkmalart Gartendenkmal
Sachbegriff Friedhof
Datierung 1931-1933
Umbau 1934-1936
Entwurf Schweitzer, Heinrich (Architekt)
Ausführung Brodersen, Albert (Gartenarchitekt)
Entwurf Timm, Rudolf
Bauherr Staatliche Kommission zur Aufteilung der Domäne Dahlem

Der amerikanischen Kirche (United States Army Chapel, Hüttenweg 46) gegenüber, im Norden an den Grunewald angrenzend, liegt der Waldfriedhof Dahlem, Hüttenweg 47. (1) Auf den Haupteingang macht hier der Vorplatz mit niedrigen Pavillons und einem Verwaltungs- und Inspektorenhaus unter hohem Satteldach aufmerksam. (2) Die Eingangsbauten stammen vom Architekten Heinrich Schweitzer, der 1929 zusammen mit dem Stadtgartendirektor Albert Brodersen von der Aufteilungskommission der Domäne mit der Anlage des Friedhofs beauftragt worden war. Der neue Dahlemer Friedhof, der den bis dahin einzigen Begräbnisplatz bei der St.-Annen-Kirche im Dorfkern ergänzte, entstand 1931-33; er wurde im März 1932 eingeweiht. (3) Auch die Friedhofsgebäude, zu denen eine Feierhalle gehört, hat man in dieser Zeit errichtet. Bereits 1934-36 erfolgte eine Erweiterung nach Plänen von Tiergartendirektor Rudolf Timm.

Die beiden Torpavillons mit Walmdächern und Rundbogenarkaden zur Friedhofsseite rahmen zusammen mit dem Verwaltungsgebäude als kleine Bautengruppe den Friedhofseingang. Mit seinem Steildach, dem gelblichen Glattputz und der gleichförmigen Verteilung der Sprossenfenster könnte der Verwaltungsbau auch eines der konservativen Einfamilienhäuser Dahlems sein. Dieses entsprach den Vorstellungen der Aufteilungskommission, die Wert auf eine angepasste traditionelle Gestaltung der Friedhofsgebäude legte.

Unmittelbar hinter den Eingangsgebäuden öffnet sich der Raum weit auf. Zwei mit einfarbigen Rosen bepflanzte Beete begrenzen die ruhigen und mit nur wenigen Kiefern bestandenen Rasenflächen zu beiden Seiten des mittig durchführenden Hauptweges. Der südliche Rasen wird zudem durch einen vermutlich um 1933 erbauten Brunnen geschmückt, welcher mit bunten Mosaiksteinen in konzentrischen Kreisen ausgelegt ist. (4) Nach der großzügigen Platzerweiterung verengt sich der Raum wieder und es beginnt das eigentliche Friedhofsgelände, das vom Eingangstor durch den geradlinig in Richtung Westen führenden Hauptweg erschlossen wird. Mehrere Reihen inzwischen hoch aufgewachsenen Koniferen bestimmen die Längsachse, die auf beiden Seiten durch breite Rasenstreifen optisch erweitert wird. Eine zweite, ebenfalls mit Koniferen bestandene, aber durch die geringere Breite in ihrer Bedeutung herabgestufte Achse verläuft rechtwinklig zur Hauptachse. Auf der nördlichen Seite weitet sich der Kreuzungspunkt zu einem großen rechteckigen Platz mit symmetrisch angeordneten Beeten und der Friedhofskapelle auf. Durch den von der Hauptachse deutlich zurückgesetzten Standort ist die Feierhalle vom Friedhofseingang aus noch nicht zu sehen, erst kurz vor dem Platz gerät sie vom Hauptweg aus ins Blickfeld. Der Kapelle gegenüber setzt sich die Querachse fort und weitet sich weiter südlich noch einmal zu einem mit Rhododendren umpflanzten Rondell, das mittig durch einen mit immergrünen Stauden umpflanzten Brunnen mit Natursteinen geschmückt wird.

Künstlich angelegte, leichte Aufschüttungen haben dazu geführt, dass das Eingangstor, das Verwaltungsgebäude, die Hauptachsen und die Kapelle in dem ursprünglich hügeligen Gelände auf eine Höhe gesetzt werden konnten. Die Grabfelder befinden sich in einigem Abstand beidseitig der Hauptachse; unter Ausnutzung der Topografie wurden sie vertieft angelegt. Der Höhenunterschied zu den orthogonal konzipierten Friedhofswegen und den Grabfeldern wird durch Mauern aus Rüdersdorfer Kalksteinen gehalten.

Auch heute noch wird das Erscheinungsbild des Waldfriedhofes durch die hoch aufgewachsenen und locker im Gelände verteilten Kiefern bestimmt. Innerhalb der Grabfelder fällt auf, dass die einzelnen Gräber durch zahlreiche verschiedenartige Hecken begrenzt werden. Offenbar wurde dem einheitlichen Gesamtbild des Friedhofes von Anfang an eine hohe Bedeutung zugemessen, denn von den Angehörigen wurde eine bescheidene, sich unterordnende Grabgestaltung verlangt. Das Aufstellen von schmückenden Grabfiguren wurde in der Friedhofsordnung von 1932 unterbunden. (5) Als eine der wenigen Skulpturen befindet sich am Vorplatz zur Kapelle seitlich etwas versteckt die bronzene Standfigur "Eva" von Rudolf Bosselt von 1913. (6)

Die Gräber auf dem Waldfriedhof Dahlem zeigen einen repräsentativen Querschnitt durch die Bevölkerungsschicht. Neben der Grabstätte des für Dahlem so wichtigen Architekten Heinrich Schweitzer finden sich hier insgesamt 40 Ehrengräber, unter anderen für den expressionistischen Dichter Gottfried Benn, den Künstler Karl Schmidt-Rottluff, die Bildhauerin Renée Sintenis, den Architekten Heinrich Tessenow, den 1934 im KZ Oranienburg ermordeten Schriftsteller und Dramatiker Erich Mühsam, den bekannten Schauspieler Harald Juhnke sowie den Kunstsammler und Mäzen Heinz Berggruen. Als künstlerisch wertvoll ist die Grabstätte des Kunst- und Bronzegießers Hermann Noack hervorzuheben, die ein in der eigenen Firma gegossenes Bronzerelief schmückt, dessen Modell von dem bedeutenden expressionistischen Bildhauer Ernst Barlach stammt.

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(1) Gartendenkmale in Berlin: Friedhöfe 2008, S. 266 ff. mit weiterführenden Literaturangaben.

(2) Kulmsieg, H. v.: Waldfriedhof in Berlin-Dahlem. In: Bauwelt 23 (1932), H. 27, Beilage S. 7.

(3) Bereits 1913 hatte die Aufteilungskommisson der Domäne Dahlem ein großes Areal des Grunewalds, am heutigen Hüttenweg, für einen Friedhof vorgesehen. 1921 wurde zur Anlage eines Waldfriedhofes ein begrenzter Wettbewerb ausgeschrieben, die Umsetzung wurde jedoch aus Kostengründen zurückgestellt. Erst 1928 begann man erneut mit der Friedhofsplanung.

(4) Kuhn, Jörg: Erfassung/ Inventarisation plastischer Denkmäler, Brunnen und anderer Werke der bildenden Kunst in denkmalgeschützten Privatgärten und auf Friedhöfen im Bezirk Steglitz-Zehlendorf, Gutachten i.A. des Landesdenkmalamtes Berlin, Berlin 2004, Archiv Landesdenkmalamt Berlin.

(5) Müller-Lauter 1985, S. 65 ff.

(6) Kuhn, Jörg: Erfassung/ Inventarisation plastischer Denkmäler, Brunnen und anderer Werke der bildenden Kunst in denkmalgeschützten Privatgärten und auf Friedhöfen im Bezirk Steglitz-Zehlendorf, Gutachten i.A. des Landesdenkmalamtes Berlin, Berlin 2004, Archiv Landesdenkmalamt Berlin.

Literatur:

  • BusB X A 3 1981 / Seite 84ff. & 118
  • Topographie Dahlem, 2011 / Seite 249
  • Bauwelt 27 (1932) / Seite 71 & 671

Teilobjekt Grabmal Henny Hiebel

Teil-Nr. 09045949,T,001
Sachbegriff Grabmal
Datierung 1940, 1985

Literatur:

  • Hammer, Klaus: Friedhofsführer Berlin, Berlin 2001

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Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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