Denkmaldatenbank
Garten der Villa Siemens
09045908 | |
Bezirk | Steglitz-Zehlendorf |
Ortsteil | Wannsee |
Adressen | Am Kleinen Wannsee 5A, 5B, 5C, 5C |
Denkmalart | Gartendenkmal |
Sachbegriff | Villengarten |
Datierung | nach 1886 |
Entwurf & Ausführung | Hentschel, Paul & Krone, Paul (Architekt) |
Bauherr | Siemens, Arnold von |
Der ab 1886 angelegte Garten von Siemens, Am Kleinen Wannsee 5A-D, vermittelt noch heute - trotz Abtrennung der jenseits der Straße gelegenen Nutzgärten und Überbauung von Teilen des Eingangsbereichs - die einstmals höchst anspruchsvolle Gartenkultur, wie sie in der Kolonie Alsen vom vermögenden Großbürgertum gepflegt wurde. (1) Auf dem ausgedehnten Areal konnte ein umfangreiches Gartenprogramm mit renaissancehaften Partien in Hausnähe und einer landschaftlichen Gestaltung im weiteren Umfeld einschließlich Staffagebauten entwickelt werden, wie es die herrschaftlichen Parks in Potsdam und Berlin vorbildhaft präsentierten. Die Gartengestaltung erfolgte vermutlich durch den Eigentümer und seine Frau, gemeinsam mit den Architekten der Villa sowie der ausführenden Firma Körner und Brodersen.
Innerhalb der die Straßenbiegung prägenden schmiedeisernen Einfriedung gewähren zwei Toranlagen den Zugang, wobei die östliche zum Haupthaus führt. Die als Oval angelegte Vorfahrt schiebt sich über eine Bastion in den Steilhang vor und ermöglicht erste Ausblicke in den tief liegenden Garten und auf das Seepanorama. An der Westseite der Villa bietet eine gerundete, von Ziergittern gefasste Terrasse den Austritt in den Garten. Der Weg setzt sich über geschwungene Treppen auf ein Rasenparterre fort. Diese Flucht wird straßenseitig von Pergolen und einer ehemals offenen Loggia gefasst, die den Ausgangspunkt für eine grandiose Achse in Richtung See bildet. In den schroffen Abhang wurde 1912/13 eine von Säulen getragene Tuffsteingrotte gebaut, die an Vorbilder in italienischen Renaissancegärten erinnert. Vom hoch gelegenen Gartenniveau noch nicht erkennbar, erschließt sich die Tuffsteinarchitektur erst beim Durchschreiten der gewendelten Treppen und Wege. Am unteren Ausgang stellt eine Wegeachse die Verbindung zu einem Balkon über der Ufermauer her, der von jugendstilartigen Balustraden und an Sumpflanzen erinnerndem Gitterwerk eingehegt wird.
Während die baulich gefassten Elemente zur Einbindung der Villa in den umgebenden Freiraum dienen, präsentiert sich das übrige Areal als Landschaftsgarten. Diesen erschließt ein weit verzweigtes Wegesystem, das die ruhigen, von Einzelbäumen und Strauchgruppen strukturierten Rasenwölbungen durchzieht und zu weiteren Staffagebauten führt. Auf halber Strecke des Westhangs erhebt sich ein Aussichtsturm in Form einer romantischen Ruine, ein unverzichtbares Element des empfindsamen Landschaftsparks. Die Südwestecke am Ufer prägt ein kleiner Hafen mit Bootshaus. Die ursprüngliche Knüppelholzbrücke ersetzte man 1905 durch die erhaltene Bogenbrücke, die zu einem in den See geschobenen Platz mit Pergola und Balustraden führt. Von dieser die Italiensehnsucht widerspiegelnde Anlage erstreckt sich die entlang der hohen Kaimauer führende Uferpromenade bis zu einem zweiten Aussichtsplatz in der östlichen Grundstücksecke und weiter über eine von Pergolen gedeckte Treppe und vorbei an einem Wandbecken in Muschelform zurück in den Garten. Die an der Straße gelegene nordwestliche Kante des Anwesens wird durch eine Neugierde gestaltet. Das seitlich davon gelegene Gewächshaus wurde in den 1950er Jahren durch einen Ruheplatz mit rundem Brunnenbecken und Holzlaube ersetzt. Der nach einer 1955 von dem Gartenarchitekten Max Stahl durchgeführten Instandsetzung weitgehend unveränderte Garten von Siemens bildet einen integralen Teil der Landschaft am Kleinen Wannsee. Er verdeutlicht die in der Kolonie Alsen intendierte städtebauliche Konzeption, wonach der einzelne Garten untrennbar zum übergeordneten, von der gesamten Ansiedlung gebildeten Park gehört und diesen wesentlich mitprägt, so wie er umgekehrt wiederum von dem Gesamtbild beeinflusst wird.
1) Gartendenkmale in Berlin: Privatgärten 2009, S. 193-197 mit weiterführenden Literaturangaben.
Literatur:
- BusB IV C 1975 / Seite 296 & 396
- BusB II/III 1896 / Seite 170ff.
- Lange, Willy: Gartengestaltung der Neuzeit, Leipzig 1912 / Seite 192ff.
- Siemens, G. von: Ein Gedenkbuch, Berlin 1911 / Seite .
- Brasch, G.: Das Wannseebuch, Berlin 1926 / Seite .
- Blätter für Architektur und Kunsthandwerk 8 (1895) 2 / Seite 10
- Privatgärten in Berlin, Petersberg 2005 / Seite 193
- Topographie Zehlendorf/Wannsee, 2013 / Seite 77f
Kontakt
Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
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