Denkmaldatenbank
Garten Marlier (Haus der Wannseekonferenz)
09045907 | |
Bezirk | Steglitz-Zehlendorf |
Ortsteil | Wannsee |
Adressen | Am Großen Wannsee 56, 58 |
Denkmalart | Gartendenkmal |
Sachbegriff | Villengarten |
Datierung | 1914-1915 |
Entwurf & Ausführung | Baumgarten d. Ä., Paul (?) (Architekt) |
Bauherr | Marlier, Ernst |
Mit knapp drei Hektar Fläche zählt der Garten Marlier, Am Großen Wannsee 56/58, zu den größten Gärten in der Kolonie Alsen. (1) Nach Instandsetzung und Wiederherstellung 1992-96 stellt sich die Anlage weitgehend wieder im bauzeitlichen Erscheinungsbild dar. Sie beinhaltet formal gestaltete Bereiche und landschaftliche Szenerien und verbindet diese auf dem weitläufigen Terrain miteinander zu einem spannungsreichen Gesamtbild. Als Gartengestalter wird der Architekt Baumgarten vermutet. Aufgrund der höchst anspruchsvollen Konzeption muss zumindest die Mitwirkung einer kompetenten Gartenbaufirma angenommen werden. Architektonisch geprägte Gartenräume werden stringent dem Haus zugeordnet, während die landschaftlich gestalteten Bereiche einen Übergang in die anschließende Wannseelandschaft schaffen. Eine bemerkenswerte bauliche wie künstlerische Ausstattung vervollständigt noch heute das höchst abwechslungsreiche, von prächtigem Baumbestand charakterisierte Gartenbild. Der hinter der beeindruckenden Einfriedung auf die Mittelachse des Hauses zielende Zugang, der von Eibenhecken und zwei aus einer früheren Allee überkommenen Platanen gerahmt wird, öffnet sich vor dem Gebäude zu einer ovalen Vorfahrt. Ein der schmalen Südseite des Hauses vorgelagerter Rosengarten bildet einen formal gestalteten Sondergarten, in dessen Zentrum ein Brunnen in Form eines Säulenstumpfes mit umlaufendem Relief spielender und musizierender Kinder steht. Das anschließende Areal nehmen heute vereinfachte Nutzgärten ein, die früheren Wirtschaftsflächen dienen als Parkplatz.
Auf der Rückseite des Hauses folgt der Blick von der Terrasse über die tiefer gelegene Rasenfläche, auf der in axialer Ausrichtung eine große marmorne Kratervase steht, auf den Wannsee. Über zwei seitlich in die Stützmauern eingefügte Treppenanlagen, die von Löwenplastiken akzentuiert werden, gelangt man in den sich ganz noch Osten öffnenden Park. Über die gesamte Länge der hohen Ufermauer zieht sich eine breite Uferpromenade - sie stellt die Verbindung zu den nördlichen Gartenpartien her. Eine Kastanienallee mit einer antikisierenden Rundbank als Zielpunkt scheint entlang der Hangkante die Gebäudefassade zu verlängern. Der Bank gegenüber befindet sich eine Brunnenstele mit Männermaske, aus deren Mund ein Wasserstrahl in das davor gelegene Rechteckbecken fließt. Die als Säulenhalle errichtete Neugierde, eine im Landschaftsgarten beliebte Architekturstaffage, kennzeichnet die Nordwestecke des Grundstücks, von der sich der Ausblick in die Tiefe der drei Straßenzüge ergibt. Zugleich bildet sie den Endpunkt einer für Berlin einmaligen Szenerie, die sich in Form einer Birken- und Rhododendrenallee durch den weitläufigen Waldgarten zieht und damit an englische Vorbilder erinnert. Die Mitte des zwischen den Rhododendren hindurch führenden Rasenwegs betonen zwei Satyrfiguren auf hohen Sockeln. Zur weiteren künstlerischen Gartenausstattung gehören die Antikenkopie eines ruhenden Hermes, ein tanzender Satyr, zwei Puttenfiguren an der Vorfahrt sowie die in die beiden Wandvorlagen des Haupttors eingelassenen Reliefs, die hyperboreische Greife darstellen. Die Idylle der Gartenanlage steht heute in einem herausfordernden Kontrast zu der Ausstellung, die in der Gedenkstätte gezeigt wird.
1) Gartendenkmale in Berlin: Privatgärten 2009, S. 188-192 mit weiterführenden Literaturangaben.
Literatur:
- Wetzel, J.: Zehlendorf, 1988 / Seite 152
- Privatgärten in Berlin, Petersberg 2005 / Seite 188
- Topographie Zehlendorf/Wannsee, 2013 / Seite 105
Kontakt
Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem
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- E-Mail juliane.stamm@lda.berlin.de
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