Denkmaldatenbank
Garten Liebermann
09045905 | |
Bezirk | Steglitz-Zehlendorf |
Ortsteil | Wannsee |
Adressen | Am Großen Wannsee 42 Colomierstraße 3 |
Denkmalart | Gartendenkmal |
Sachbegriff | Gartenanlage |
Datierung | 1910 |
Entwurf & Ausführung (?) | Brodersen, Albert (Gartenarchitekt) |
Entwurf & Ausführung (?) | Lichtwark, Alfred (Kunsthistoriker) |
Entwurf & Ausführung (?) | Liebermann, Max (Maler & Graphiker) |
Der 1909-10 entstandene Garten Liebermann, Am Großen Wannsee 42, Colomierstraße 3, stellt eine der ersten in Berlin entstandenen Anlagen dar, die gänzlich den neuen, rein architektonischen Vorstellungen der Gartenkunstreform nach 1900 entsprach. (1) Der Garten wurde nach Ideen Liebermanns gemeinsam mit dem ihm freundschaftlich verbundenen Leiter der Hamburger Kunsthalle Alfred Lichtwark entwickelt. Mit Lichtwark wirkte hier einer der einflussreichsten Kritiker des Landschaftsgartens, dem die Anlagen des Barock ebenso wie traditionelle Bauerngärten als Vorbilder für eine zeitgemäße und nutzbare Gartenkunst galten. Für die Realisierung zeichnete Albert Brodersen verantwortlich, damals Mitinhaber der Gartenbaufirma Körner und Brodersen und ab 1910 als Berliner Stadtgartendirektor tätig. Der Wannseegarten bildete für Liebermann das Hauptmotiv seines künstlerischen Spätwerks, mit dem er eine ganz neue Ausdruckskraft seiner impressionistischen Malweise erreichte. Seit Übernahme des Grundstücks durch die Max-Liebermann-Gesellschaft Berlin e.V. wurde der durch Umnutzung veränderte Garten 2003-06 in seiner ursprünglichen Erscheinungsform wiederhergestellt.
Von der Colomierstraße gelangt man auf den zwischen Gärtner- und Haupthaus gelegenen Vorplatz, den eine Lindenhochhecke zum Vordergarten begrenzt. Hier werden die Staudenbeete und der großzügige Nutzgarten von einem exakt auf die Hausmitte führenden Weg durchzogen, den beiderseits Blumenrabatten säumen. Bei geöffneten Fenstern und Türen wird diese Mittelachse optisch verlängert und lässt den Blick durch das Haus hindurch bis zum Großen Wannsee zu. An der Ostseite des tief in das gut 200 Meter lange Grundstück gerückten Hauses befindet sich eine die gesamte Front einnehmende Terrasse. Das ursprünglich flach abfallende Gelände wurde durch eine zweite Terrassenebene abgestuft, die wie die darüberliegende durch Sandsteinmauern mit seitlichen Treppen gefasst und von geometrisch abgezirkelten Blumenbeeten und Buchsbaumhecken geschmückt wird.
An den Stirnseiten bilden eine halbrunde Gartenbank und der rekonstruierte Otter-Brunnen von August Gaul in aufeinander bezogener Platzierung eine Querorientierung zur Hauptblickrichtung, die als zentrale Sichtachse vom Haus über die Terrasse und der anschließenden Rasenfläche auf den Wannsee führt. Von den Treppen leiten schnurgerade Wege zum Ufer. Der südliche zieht sich durch einen bereits bei Liebermanns Landerwerb vorhandenen und nach Abgang der alten Bäume inzwischen neu aufgepflanzten Birkenhain, in dem wieder einige Birken mitten auf dem Weg wachsen. Den nördlichen Weg begrenzen die Hainbuchenwände der einstigen Heckengärten. Diese drei Sondergärten - von welchen ein vier Meter breiter Streifen entlang der Nachbargrenze bislang noch nicht realisiert werden konnte - spiegeln die Gartenkunstreform in hervorragender Weise wider. Im ersten Heckengarten bildet ein Lindenkarree ein streng geschnittenes Laubdach, den zweiten zieren eine ovale Wegefigur und ein Rundbeet sowie Buchsbaumkugeln, im dritten befindet sich der Rosengarten, dessen Zentrum eine Laube akzentuiert. Während der mit Reet gedeckte Teepavillon bereits wieder einen geschützten Ruheplatz am Ufer bietet, konnte der Bootssteg am Ende des Wegs vor den Heckengärten noch nicht rekonstruiert werden. Der weitestgehend wiederhergestellte Garten ist heute als Freiluftatelier von Max Liebermann erlebbar. Er fordert den Besucher in einzigartiger Weise zum Vergleich mit den in der Ausstellung gezeigten Gartenbildern heraus. In ihm werden die Ideen Lichtwarks, die für die Gartenkunstreform so wegweisend waren, nachvollziehbar wie an keinem anderen Ort
1) Gartendenkmale in Berlin: Privatgärten 2009, S. 182-186 mit weiterführenden Literaturangaben.
Literatur:
- BusB IV C 1975 / Seite 149 & 308ff.
- Garten und Landschaft (1959) / Seite 253f.
- Klausch, H., Beiträge Alfred Lichtwarks zu einer neuen Gartenkunst, Hannover 1971Max Liebermann, Ausstellungskatalog, Berlin 1979Bauwelt 2 (1911) 113 / Seite 33ff.
- Moderne Bauformen 10 (1911) / Seite 589 & 591f.
- Privatgärten in Berlin, Petersberg 2005 / Seite 182
- Topographie Zehlendorf/Wannsee, 2013 / Seite 100
Kontakt
Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem
- Tel.: (030) 90259-3653
- Fax: (030) 90259-3700
- E-Mail juliane.stamm@lda.berlin.de
Verkehrsanbindungen
-
U-Bahn
-
Bus
-
Jüdenstr.
- 248
- 300
-
Nikolaiviertel
- N8
- N40
- N60
- N65
-
Jüdenstr.