Denkmaldatenbank

Rudolph-Wilde-Park

Obj.-Dok.-Nr. 09045873,T
Bezirk Tempelhof-Schöneberg
Ortsteil Schöneberg
Adressen Freiherr-vom-Stein-Straße & Fritz-Elsas-Straße & Kufsteiner Straße & Martin-Luther-Straße
Denkmalart Gartendenkmal
Sachbegriff Parkanlage
Datierung 1909-1912
Entwurf Wolf, Paul (Architekt)
Bauherr Stadt Schöneberg (Stadtverwaltung)

Der Rudolph-Wilde-Park, Freiherr-vom-Stein-Straße, entstand 1909-12 unter Leitung des Stadtbaurates Friedrich Gerlach im Schöneberger Teil des Großen Fenns zwischen dem Mühlenberg und Wilmersdorf. Der stark moorige Untergrund erlaubte keine Bebauung und wurde daher bereits im Bebauungsplan von 1899 als Park vorgesehen. (1) Der streng formale Bereich östlich des U-Bahnhofs Rathaus Schöneberg, dessen Entwurf dem Schöneberger Stadtbauinspektor Paul Wolf zugeschrieben wird, zeigt monumental-architektonische Gestaltungstendenzen der Gartenkunst nach der Jahrhundertwende. Auch der 1912 aufgestellte Hirschbrunnen von August Gaul wurde von Wolf angeregt. (2)

Im Vorfeld der Stadtparkgestaltung hatte die Stadt Schöneberg 1906 einen Wettbewerb ausgeschrieben, der für die vom Schwarzen Graben durchflossene Talmulde "einen Stadtpark im Charakter einer natürlichen Landschaft" und die Einbindung einer oberirdischen U-Bahn-Station forderte. Das Wettbewerbsprogramm folgte noch dem Stadtparktypus vom Ende des 19. Jahrhunderts, der den Spaziergängern vor allem Naturgenuss in landschaftlich reizvollen Szenerien versprach. Angelegt wurde der Park jedoch nach einem Ausführungsplan der Stadt Schöneberg, der sich im regelmäßigen östlichen Teil an dem angekauften Entwurf des Leipziger Garteningenieurs J. P. Grossmann, im landschaftlich gestalteten westlichen Teil am Entwurf des Kölner Gartenarchitekten Fritz Encke orientierte. Encke und der Kölner Stadtbauinspektor Bolte hatten einen 2. Preis für ihre Entwürfe erhalten. Beide Wettbewerbsbeiträge betonten den geplanten U-Bahnhof als zentrales architektonisches Motiv und Parkmittelpunkt. (3)

Die von Emil Schaudt entwickelte Lösung zur Integration des brückenartigen U-Bahnhofs in den Park ist einmalig in Berlin und von herausragender städtebaulicher Bedeutung. Die streng vertikal gegliederte Fassade wirkt als Prospekt für den Park, umgekehrt gestatten die hohen Fenster vom Bahnhofsinneren Ausblicke in die Landschaft. Von der Carl-Zuckmayer-Brücke ergeben sich nach Westen weite Sichten über den Teich und das anschließende Wiesental mit seinen kulissenartigen Anpflanzungen an den Böschungsrändern; für die dichten Gehölzbestände an den Talrändern diente die einheimische Vegetation als Vorbild. Die über die Anhöhen führenden Randwege vereinigen sich im Tal zu einem charakteristischen Wegekreuz und erschließen formale, von Bäumen umpflanzte und mit Bänken ausgestattete Plätze auf den Böschungskronen. Etwa am höchsten Geländepunkt an der Kufsteiner Straße befinden sich einige Spielplätze; dort vereinigt sich die Anlage mit dem ab 1912 entstandenen Wilmersdorfer Volkspark zu einem von beiden Gemeinden geplanten Grünzug mit heute vielfältiger Gelegenheit zu Spiel und Sport, darunter einem Rodelberg auf Schöneberger Gebiet. (4)

Bepflanzte Böschungen schirmen den östlichen Parkteil vom Verkehrslärm der höher gelegenen Straßen im Süden und Norden ab. Dieser streng geometrisch gestaltete Parkbereich weist eine große vertiefte Liegewiese auf, die hufeisenförmig von einer Platanenallee gerahmt wird. Ihren halbrunden östlichen Abschluss fasst eine Stützmauer, rhythmisiert durch runde Öffnungen und aufgesetzte Blumenkübel, ein. Treppen führen in der Mittelachse der Anlage sowie von den mit Bänken besetzten Umgangswegen zu einem erhöhten, von zwei Platanenreihen gerahmten Platz mit dem zentralen Hirschbrunnen als Point de vue. Inmitten eines runden Fontänenbeckens erhebt sich auf einer hohen Muschelkalksäule das Wappentier Schönebergs, ein naturalistisch modellierter und vergoldeter Bronze-Hirsch von August Gaul, der sich der Südfassade des Rathauses zugewendet. Paul Wolf hat das "Brunnenmonument" geschickt in die Gestaltung des Rathausplatzes einbezogen: Der Zugang führt von der Freiherr-vom-Stein-Straße über eine terrassierte Grünanlage, deren breiter Mittelweg im unteren Teil von steinernen Blumenschalen auf Postamenten und Bankplätzen flankiert wird. Dieser Bereich wurde einschließlich der aus Kunststein gearbeiteten Schmuckelemente und Wegeeinfassungen 1999 restauriert. Westlich der oberen, mit Kastanien eingefassten Wegeachse befindet sich das nach historischem Vorbild an einem neuen Standort im Jahr 2000 fast völlig neu errichtete Milchhäuschen. Der Hirschbrunnen und die Stützmauern, auch zur Martin-Luther-Straße, wurden 1995-98 wieder hergestellt. (5) Ebenfalls restauriert präsentiert sich der Bereich vor der Ostseite des Bahnhofsgebäudes mit dem Entenbrunnen. Die 1927 von Emil Schmidt-Kästner gestalteten Tierskulpturen waren 1943 eingeschmolzen worden; die heutige Bronze-Fassung schuf der Bildhauer Max Rose 1985. Der Ostteil des Parks ist seit Mai 2001 wieder hergestellt, die Restaurierungsarbeiten am Ententeich westlich des U-Bahnhofs konnten 2008 abgeschlossen werden.


(1) Im Gerlachschen Bebauungsplan von 1899 ist auf dem Fenngelände etwa am heutigen Standort ein Park eingezeichnet. Die Verhandlungen zum Erwerb der Grundstücke dauerten bis 1907. Die Erdarbeiten für den U-Bahn-Bau begannen 1908. Vgl. Lange, Horst Günter: Der Rudolph-Wilde-Park in Schöneberg, Dokumentation im Auftrag des Senators für Stadtentwicklung und Umweltschutz von Berlin, Abt. III B, Gartendenkmalpflege, Hamburg 1986 (unveröffentl. Manuskript), S. 8-14, 34; Wenzel 1987, S. 52-54. Die Namensgebung nach dem Schöneberger Bürgermeister Rudolph Wilde (1857-1910) erfolgte 1963.

(2) Wolf schlug im Dezember 1910 eine Abänderung des 1905 förmlich festgestellten Fluchtlinienplans für den Rathausplatz vor und erläuterte die axiale Bezugnahme der Eingangslösung mit einem Brunnen als Point de vue zum Risalit der südlichen Rathausfassade. Die der Kunstdeputation von Wolf vorgelegten Entwürfe sind offenbar verschollen. Vgl. Lange, Horst Günter: Der Rudolph-Wilde-Park in Schöneberg, Dokumentation im Auftrag des Senators für Stadtentwicklung und Umweltschutz von Berlin, Abt. III B, Gartendenkmalpflege, Hamburg 1986 (unveröffentl. Manuskript), S. 63 ff.; Findbuch Schöneberg Nr. 120, Sammelakte Hirschbrunnen, hier auch Details zum Auftrag und zur Ausführung des Brunnens. Zu August Gaul (1869-1921) vgl. Wirth, Irmgard: August Gaul, Plastik, Handzeichnungen, Druckgraphik, Berlin 1972; Ethos und Pathos, Die Berliner Bildhauerschule 1786-1914, Ausstellungskat. Berlin 1990, 2 Bde., Bd. 1, S. 104 ff., Bd. 2, S. 456.

(3) Zu den Preisrichtern gehörten u.a. der Berliner Gartendirektor Hermann Mächtig und der Potsdamer Hofgartendirektor Gustav Fintelmann (1846-1918). Die Ausschreibung verlangte den Verzicht auf "größere Spielplätze (für Ball- und Laufspiele)" und größere regelmäßige Blumenbeete. Die Schöneberger Kunstdeputation von 1909 forderte, dass der Ostteil des Parkes "strenger und parkähnlicher" gestaltet werden sollte. Vgl. Gartenkunst 9 (1907) Nr. 3, S. 47-60; Gartenwelt 11 (1907); Lange, Horst Günter: Der Rudolph-Wilde-Park in Schöneberg, Dokumentation im Auftrag des Senators für Stadtentwicklung und Umweltschutz von Berlin, Abt. III B, Gartendenkmalpflege, Hamburg 1986 (unveröffentl. Manuskript), S. 14 ff.

(4) Seit 1904 verhandelten die beiden Gemeinden über die Fortsetzung des Schöneberger Stadtparks auf Wilmersdorfer Gebiet, wobei es auch um einheitliche Fluchtlinien für die Randbebauung und um wasserrechtliche Aspekte ging. Eine größere Nutzungsvielfalt des Stadtparks setzte erst ab 1926/28 mit der beschränkten Freigabe der großen Wiese im Ostteil für den Schulsport bzw. als Spielwiese für Kinder ein. Vgl. Wenzel 1987, S. 55 ff.; Lange, Horst Günter: Der Rudolph-Wilde-Park in Schöneberg, Dokumentation im Auftrag des Senators für Stadtentwicklung und Umweltschutz von Berlin, Abt. III B, Gartendenkmalpflege, Hamburg 1986 (unveröffentl. Manuskript), S. 13 ff.

(5) Setzungserscheinungen erforderten u. a. Neugründungen für den Brunnen, die Stützmauer zur Liegewiese und die Treppenanlagen östlich des U-Bahnhofs. Zahlreiche Bauelemente wurden restauriert oder ergänzt.

Literatur:

  • BusB XI 1972 / Seite 107-109 & 264
  • Gartenkunst (1907) / Seite 47-60
  • Geschichte des Stadtgrüns 2, 1977 / Seite 51f.
  • N.N./ Das neue Rathaus in Schöneberg und die Gestaltung seiner Umgebung in
    Deutsche Bauzeitung 45 (1911) 95 / Seite 805-811
  • Der Städtebau 4 (1907) / Seite 85f. & 49-56
  • Reclam Berlin, 1980 / Seite 388
  • Landesdenkmalamt Berlin (Hrsg.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Bezirk Tempelhof-Schöneberg, Ortsteil Schöneberg, Petersberg 2018 / Seite 219 f.

Teilobjekt Denkmal für die Gefallenen der Eisenbahntruppen

Teil-Nr. 09045873,T,001
Sachbegriff Denkmal
Datierung 1929
Entwurf Siepenkothen, O. (Architekt)
Entwurf Meller, Wilhelm (Bildhauer)

Literatur:

  • Weinland/ Kriegerdenkmäler in Berlin, 1990

Teilobjekt Hirschbrunnen

Teil-Nr. 09045873,T,002
Sachbegriff Brunnen
Datierung 1912
Umbau 1957
Entwurf Gaul, August (Bildhauer)
Entwurf Wolf, Paul

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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