Denkmaldatenbank

Grünanlagen der Siedlung Ceciliengärten

Obj.-Dok.-Nr. 09045872
Bezirk Tempelhof-Schöneberg
Ortsteil Schöneberg
Adressen Ceciliengärten
2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19, 20, 21, 22, 23, 24, 25, 26 , 27, 28, 29, 30, 31, 32, 33, 34, 35, 36, 37, 38, 39, 40, 41, 42, 43, 44, 45, 46, 47, 48, 49, 50, 51, 52, 53

Baumeisterstraße 4, 5, 6, 7, 8

Rubensstraße
14, 16, 18, 20, 22, 24, 26, 28, 30, 32, 34, 36, 38, 40, 42, 44, 46, 48, 50

Semperstraße 2

Sponholzstraße 40, 41

Traegerstraße 2, 3
Denkmalart Gartendenkmal
Sachbegriff Grünanlage & Plastik & Brunnen
Datierung 1912, 1924-1928
Entwurf Lassen, Heinz (Architekt)
Entwurf Brodersen, Albert (Gartenarchitekt)
Entwurf & Ausführung Esser, Max (Bildhauer)
Entwurf & Ausführung Kolbe, Georg (Bildhauer)
Ausführung & Bauherr Berliner Straßenbahn (Straßenbahngesellschaft)

Die Grünanlagen der Siedlung Ceciliengärten, Ceciliengärten 2-53 u.a., die 1924-28 von Albert Brodersen und Heinz Lassen vollendet wurden, zeugen noch von der Planung Paul Wolfs aus dem Jahr 1912. Nach seiner Konzeption, mit der Wolf Gartenstadtideen im innerstädtischen Bereich zu realisieren suchte, sollte hier ein ruhiges Wohnviertel für das gehobene Bürgertum mit einem "Zentralpark" und begrünten Hofanlagen entstehen. Ein angerartiger Stadtplatz am höchsten Geländepunkt wurde 1912 unter Einbeziehung des dort schon vorhandenen Willmannschen Gartens angelegt, wobei zunächst eine rahmende Promenade unter einer Rosskastanienallee ausgeführt wurde.

Die lang gestreckte, nach Süden sich erweiternde Grünanlage, die in Nord-Süd-Richtung von der drei- bis viergeschossigen Blockrandbebauung eingefasst wird, wurde bis 1990 wiederhergestellt. Von Norden und Süden ist der Zentralpark über eine Fahrstraße erreichbar, von Osten und Westen wird sie über breite Treppen für Fußgänger erschlossen. Die Wegeachsen der Anlage, die formal in der Tradition neobarocker Architekturgärten der Zeit nach 1900 steht, setzen sich in den Grünflächen fort, sodass drei Bereiche entstehen: Am nördlichen Ende befindet sich ein von einer Hecke eingefasster Kinderspielplatz; davor bildet inmitten eines achteckigen Platzes der 1912 von Max Esser geschaffene Fuchsbrunnen einen Blickpunkt für die Wegeachse mit der Westtreppe. Die Brunnenschale, deren Stele von einem bronzenen Fuchs mit gesenktem Kopf bekrönt wird, erhebt sich über einem gestuften achteckigen Podest, das wie der Brunnen aus Muschelkalk gearbeitet ist. Einen weiteren gestalterischen Höhepunkt bildet im Süden ein formaler Platz mit einem großen ovalen Fontänenbecken, der über eine von Kalksteinkugeln flankierte Treppe betreten und nach Norden von einer Brüstungsmauer aus Kalkstein begrenzt wird. Vier Wege führen auf das Becken zu und verbinden sich mit dem inneren Promenadenweg, der von einer Buchenhecke eingefasst wird. Die große Fontäne bildet einen Point de vue sowohl für vier mit Bänken ausgestattete Heckenkabinette in den Platzecken als auch vom Fuchsbrunnen im Norden. Zwischen beiden Bereichen erstreckt sich das vertiefte, von einer Rosenrabatte gerahmte Rasenparterre, in dessen Längsachse seit 1990 wieder die zwei überlebensgroßen Bronzefiguren, die der Bildhauer Georg Kolbe 1925 schuf, aufgestellt sind.

In der Straße Ceciliengärten betonen Säulenpappeln vorspringende Gebäudeecken. Die Struktur der geometrisch ausgebildeten Vorgärten mit abgerundeten Kunststeineinfassungen sowie die Beläge der Gehwege mit Betonplatten und Mosaikpflaster aus Kalkstein sind weitgehend erhalten; die Bepflanzung ist jedoch erneuert. Die Höfe zeigen trotz baulicher Veränderungen in den 1960er Jahre noch interessante Details aus der Entstehungszeit, wie Pergolen, Kalksteinmauern, Treppenanlagen und die halbkreisförmige Pergola mit gemauerten Pfeilern im südöstlichen Hof; sie ist mit Blauregen berankt und rahmt einen Kinderspielplatz. Eine Besonderheit ist die hofseitige Terrasse vor der Eingangshalle im nordöstlichen Hof; hinter der Stützmauer verbirgt sich ein Lagerraum. Auf Höhe des Hauses Rubensstraße 20 ist mit einer expressionistisch gestalteten Trennmauer im Hof ein besonderes Schmuckelement erhalten. Die durch horizontale Bänderungen und senkrechte Schlitze gegliederte Mauer aus roten Klinkern weist zwei seitliche Durchgänge auf. Die Mauerflächen sind an der Südseite jeweils mit einem Relief aus Sandstein, den Allegorien "Fischfang" und "Obsternte", geschmückt. Von einem ehemals frei stehenden Uhrenpfeiler in der Wandmitte ist nur der gestufte kreuzförmige Sockel mit Pflanzbeeten erhalten. Auch im südlichen Teil des Hofes sorgte einst ein Uhrenpfeiler für die Pünktlichkeit der Straßenbahner; von diesem ist ebenfalls nur der Sockel inmitten einer gepflasterten Fläche bewahrt.


(1) Albert Brodersen (1857-1930), Kgl. Gartenbaudirektor, Gartendirektor von Berlin (1910-25), seine Autorenschaft für die zentrale Grünanlage ist nicht gesichert. Vgl. Dr. Jacobs & Hübinger: Siedlung Ceciliengärten Berlin Schöneberg, Gartendenkmalpflegerisches Gutachten zu den Außenanlagen, Band I, II, im Auftrag des Bezirksamtes Tempelhof-Schöneberg von Berlin, Abteilung Bauwesen, Amt für Planen Genehmigen und Denkmalschutz, Berlin 2000, S. 10. Zu den Innenhöfen: Zuschreibung nach: Der Städtebau 21 (1937), H. 5, S. 67; Wedemeyer, A.: Die neuen Wohnhausbauten der Berliner Straßenbahn. In: Deutsche Bauzeitung 60 (1926), Nr. 23, S. 198. Für den Hof zwischen Ceciliengärten 17-21 und Sponholzstraße 40-41 existiert ein von Lassen 1924 signierter Entwurfsplan mit Detailzeichnungen in der Bauakte (1. Bd., Bl. 159, Bauarchiv Tempelhof-Schöneberg). Eine Werbebroschüre der Boden-Aktiengesellschaft Berlin-Nord von 1912 zeigt schon Ansichten von zur Ausführung gekommenen Details der zentralen Grünanlage. Unklar ist der Anteil von Paul Wolf (1879-1957) an den Gestaltungsdetails.

(2) Nach einer Englandreise Wolfs mit Stadtrat Licht 1911 wurde beschlossen, einen neuen Bebauungsplan aufzustellen und die Siedlung nun um eine zentrale Grünfläche zu konzipieren. Zuvor wurde der Baumbestand des vom Besitzer Willmann zur Verfügung gestellten Gartens aufgenommen, zahlreiche Bäume wurden erhalten. Vgl. Schade, Frank: Wohnanlage "Ceciliengärten" in Berlin-Schöneberg, Praktikumsarbeit am Landesdenkmalamt Berlin, Typoskript 2000, S. 3 ff.

(3) Zum Bildhauer Max Esser (1885-1943) siehe: Bloch, Peter: Bildwerke 1780-1910, Skulpturengalerie und Nationalgalerie Berlin, Berlin 1990, S. 239 ff., Ethos und Pathos 1990, Bd. I, S. 96 f., Bd. II, S. 443 f.; Schmitz, Hermann: Der Tierbildhauer Max Esser. In Velhagen & Klasings Monatshefte 49 (1934/35), H. 1, S. 301 ff.

(4) Die weiblichen Aktfiguren "Morgen", mit erhobenen Armen, und "Abend", in gesenkter Armhaltung, wurden erst nach erheblichen Diskussionen in einer Berliner Kunstkommission zur Aufstellung freigegeben. Beanstandet wurden die Größe und die raue Oberflächenbehandlung. Die Figur "Morgen" stand noch zweimal Ende der 1920er Jahre im Blickpunkt der Öffentlichkeit: Das Gipsmodell war 1927 im Kolbe-Raum in der Münchner Kunstausstellung ausgestellt und wurde 1929 im deutschen Pavillon von Mies van der Rohe auf der Weltausstellung in Barcelona gezeigt. Seit dessen Rekonstruktion 1986 befindet sich dort ein Bronzenachguss der Plastik. Vgl. Berger, Ursel: Georg Kolbe, Leben und Werk, Katalog der Kolbe-Plastiken im Georg-Kolbe-Museum, Berlin 1990, S. 80 (Abb. 37 und 43), 92; Scheffler, Karl: Zwei Statuen von Georg Kolbe. In: Kunst und Künstler, April 1926 (II), S. 297. Zum Bildhauer Georg Kolbe (1877-1947) siehe: Ethos und Pathos 1990, Bd. I, S. 154-158, Bd. II, S. 499.

(5) Nicht erhalten sind die Fassadenberankung und die von Hecken umsäumten Rasenflächen der Vorgärten.

(6) An Nord- und Südfront der Blocks sind die Hauseingänge als Hallen mit großen Bogenöffnungen zum begrünten Hof erweitert, die als Aufenthaltsräume für die Hausbewohner dienen.

(7) Ab 1961 wurden Teilbereiche des nördlichen Hofes überformt und der südliche Uhrenpfeiler abgetragen.

Literatur:

  • BusB IV A 1970 / Seite 134f. & 321f.
  • BusB XI 1972 / Seite 278
  • BusB IV B 1974 / Seite 462
  • Deutsche Bauhütte 17 (1913) / Seite 426
  • Bauwelt 15 (1924) 43 / Seite 1064
  • Zentralblatt der Bauverwaltung 47 (1927) / Seite 157-160
  • Deutsche Bauzeitung 60 (1926) / Seite 193-199
  • Die Baugilde 15 (1933) / Seite 941
  • Bauamt und Gemeindebau 8 (1926) / Seite 124-127
  • Reclam Berlin, 1980 / Seite 388-389
  • Kunst und Künstler 24 (1925/1926) / Seite 297
  • Landesdenkmalamt Berlin (Hrsg.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Bezirk Tempelhof-Schöneberg, Ortsteil Schöneberg, Petersberg 2018 / Seite S. 251 f.

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Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
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