Denkmaldatenbank
Alboinplatz
09045870 | |
Bezirk | Tempelhof-Schöneberg |
Ortsteil | Schöneberg |
Adressen | Alboinplatz |
Denkmalart | Gartendenkmal |
Sachbegriff | Stadtplatz |
Datierung | um 1912, 1932-1934 |
Entwurf & Ausführung | Barth, Erwin (Gartenarchitekt) |
Bauherr | Stadt Schöneberg (Stadtverwaltung) |
Der um 1912 begonnenen und 1932-34 von Erwin Barth gestaltete Alboinplatz ist ein Stadtplatz von annähernd ovalem Grundriss. Er ist nicht nur wegen seiner Größe und seiner landschaftsbezogenen Anlage bemerkenswert, sondern auch wegen der für die 1920er/30er Jahre typischen architektonischen Gliederung mit Pergolen, Wegen, Beeten und Plätzen. Wie eine Verkehrsinsel wird der Platz von der Alboinstraße eingefasst. Die im Westen einmündende Eythstraße, der anschließende geschwungene Verbindungsweg über den Platz sowie die Friedrich-Wilhelm-Straße im Osten zeigen noch in etwa den Verlauf eines ehemaligen Vieh-Triftweges des 18. Jahrhunderts zu den Dörfern Tempelhof und Mariendorf. (1) Während die Ostseite des Platzes von der geschlossenen Bebauung einer Wohnanlage gerahmt wird, schließt sich im Südwesten der städtische Friedhof Eythstraße (Schöneberg II) an. (2) Platz, Friedhof und die Siedlung Lindenhof sind durch eine eiszeitliche Rinne verbunden, von der heute noch der Pfuhl "Große Blanke Helle" auf dem Alboinplatz, der "Krumme Pfuhl" des Friedhofs Eythstraße und die "Kleine Blanke Helle" in der Siedlung Lindenhof zeugen. (3)
Die frühesten Pläne für eine Grünanlage auf dem Alboinplatz entstanden 1908, als die östliche Platzhälfte noch zu Tempelhof gehörte. (4) Außer dem Teich sowie dem Weg nach Tempelhof existierten jedoch nur Wiesen und Kleingärten, als Erwin Barth 1930 seinen Stadtplatz-Entwurf erstellte. (5) Im Gegensatz zu seinen formaleren Platzgestaltungen (6) ist der Entwurf für den Alboinplatz landschaftsbezogen; trotzdem sollte er eine architektonische Fassung durch Alleen und Baumreihen sowie formale Plätze an den vier Eingängen erhalten. Die Geländemorphologie, die im Norden flacher, im Süden steiler zum etwa zehn Meter unter Straßenniveau gelegenen Teich abfällt, wurde bei der Ausführung 1932-34 weitgehend erhalten. Auch der Weg zwischen Ost- und Westeingang, der den Platz in eine kleinere nördliche und eine größere südliche Hälfte teilt, wurde nach Barths Entwurf angelegt. Vom Höhen-Rundweg kann man noch immer die Wiesenabhänge mit ihrer natürlichen Ufervegetation und dem lockeren Baumbestand überblicken. Auch die Idee Erwin Barths, Aussichtsplätze in der Nord-Südachse der Alboinstraße anzuordnen, wurde umgesetzt. Vom quadratischen Platz am Nordeingang führt eine Promenade mit Pergola und flankierenden Rosenbeeten über eine Treppe zum Aussichtsplatz am Durchgangsweg. Der von Lärchen eingefasste und mit einer Hecke abgeschirmte Platz leitet den Blick über den Teich in der Talsenke auf den Rechteckplatz an der Südseite, wo als Point de vue das monumentale Denkmal eines Auerochsen steht. Im Nordwesten des Alboinplatzes ist noch der bei Barth obligatorische Kinderspielplatz (7) und nordöstlich der Pergola ein Rosen- und Staudengarten (8) erhalten. In Nähe des Osteingangs schmückt ein blockhafter Granitstein-Brunnen aus den 1930er Jahren den Platz.
(1) Winz 1964, S. 62.
(2) Wohnanlage 1930 nach Entwurf von Hans Jessen errichtet. (Vgl. Karte "Die Tempelhoffische Feldmarck", 1763. In: Sadtler, Dirk: Gartendenkmalpflegerische Untersuchung zum Alboinplatz in Berlin-Schöneberg, Ein Stadtplatz von Erwin Barth, Diplomarbeit TFH Berlin 1996, S. 16.) Pläne zur Erweiterung des Friedhofs sowie zur Gestaltung eines Volksparks am Standort des heutigen Alboinplatzes hatte Leberecht Migge 1920 erstellt, die jedoch nicht umgesetzt wurden. Vgl. Der Städtebau (1920), S. 64-66, Tafeln 35-39; Schöneberger Tageblatt vom 30.7.1920; Sadtler 1996, S. 26.
(3) Die Teiche sind in Stadtkarten des 18. Jahrhunderts dargestellt. 1763 "große blanke Helle", zu Beginn des 20. Jahrhunderts auch mit dem Namen "Blanke Hölle" versehen, wohl auf Grund zahlreicher ungeklärter Unfälle. Der Name Alboinplatz existiert seit 1931.
(4) Ein verzweigtes landschaftlich geführtes Wegenetz mit zahlreichen Banknischen sollte den Platz erschließen, im Nordwesten eine ovale Spielwiese umgeben und daran nordöstlich angrenzend einen Turnplatz, eine Bedürfnisanstalt sowie eine Trinkhalle. Bis um 1912 wurde die Planung teilweise ausgeführt. Vgl. BusB XI, 1972, S. 273. Ein Luftbild um 1928 zeigt lediglich den nordwestlichen Teilbereich mit der Spielwiese als gestaltete Anlage. Vgl. Sadtler, Dirk: Gartendenkmalpflegerische Untersuchung zum Alboinplatz in Berlin-Schöneberg, Ein Stadtplatz von Erwin Barth, Diplomarbeit TFH Berlin 1996, S. 20 ff.
(5) Erwin Barth (1880-1933), ehemaliger Berliner Stadtgartendirektor. In der Plansammlung der TU Berlin, Karten und Pläne der Sammlung Erwin Barth, befinden sich drei Entwurfszeichnungen zum Alboinplatz. Vgl. Stürmer, Rainer: Erwin Barth (1880-1933), sein Wirken für Berlins Grünanlagen, Sonderdruck aus dem Jahrbuch für brandenburgische Landesgeschichte 34 (1983), S. 87 f.
(6) Wie dem 1926-27 angelegten Charlottenburger Savignyplatz oder dem 1929 in Friedrichshain gestalteten Boxhagener Platz.
(7) Er wird mit Mauern aus Rüdersdorfer Kalkstein eingefasst und von Anpflanzungen abgeschirmt. Das Planschbecken ist heute umfunktioniert.
(8) Unter Regie des Gartenamtes Schöneberg und Garteninspektor Hupe anstelle des von Barth geplanten natürlichen Bereiches mit Quelle und Bachlauf bis 1933 angelegt.
Literatur:
- BusB XI 1972 / Seite 273 & 544
- Wille, Klaus-Dieter/ Spaziergänge in Schöneberg, Berlin 1981 / Seite 101ff.
- Reclam Berlin, 1987 / Seite 389
- Ländliches und städtisches Grün, Ausstellungskatalog, Berlin 1987 / Seite 61
- Wimmer, Parks und Gärten, 1992Landesdenkmalamt Berlin (Hrsg.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Bezirk Tempelhof-Schöneberg, Ortsteil Schöneberg, Petersberg 2018 / Seite S. 280 f.
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