Denkmaldatenbank

Gemeindeschule Niederschöneweide

Obj.-Dok.-Nr. 09045252
Bezirk Treptow-Köpenick
Ortsteil Niederschöneweide
Adressen Schnellerstraße 31

Hasselwerderstraße 1, 2
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Schule & Turnhalle
Datierung 1898-1899
Entwurf Egeling, Paul (Architekt)
Bauherr Gemeinde Niederschöneweide

Die Gemeindeschule Niederschöneweide, erbaut 1898/99, kündet vom Selbstbewusstsein des aufstrebenden Industrievororts. (1) Der mächtige Backsteinbau auf dem Eckgrundstück Schnellerstraße 31 und Hasselwerderstraße 1-2 beherrscht eine platzartige Straßenkreuzung im westlichen Teil des Niederschöneweider Wohngebiets. Die Pläne stammen vom Schöneberger Stadtbaurat Paul Egeling, einem erfahrenen Architekten, der im frühen 20. Jahrhundert in Schöneberg unzählige Schul- und Feuerwehrgebäude errichtete, daneben aber auch für die Gemeinden im Berliner Südosten tätig war. (2) Die Bauten Egelings aus der Zeit der Jahrhundertwende besitzen ein einheitliches historisierendes Gewand. Mit neugotischen Architekturformen, mit aufstrebenden Dächern und Giebeln erinnert die Niederschöneweider Schule an ein mittelalterliches Rathaus. An den Längsfronten fassen pfeilerartige Vorlagen und Rundbogenblenden die Fenster zu vertikalen Achsen zusammen. Der Hauptflügel an der Hasselwerderstraße mündet im Norden in einen stattlichen Kopfbau. Dort öffnet sich eine Eingangshalle, getragen von zwei gedrungenen Säulen. Die Aula im dritten Geschoss zeichnet sich durch weite, maßwerkverzierte Bogenöffnungen ab. Kunstvolle Pfeilergiebel wirken in den Straßenraum. Die schlanken Fialen und Türmchen, die die Dachlandschaft belebten, wurden um 1970 entfernt. Die Klassenzimmer der Gemeindeschule werden von gewölbten Fluren erschlossen. Die Aula erhielt eine aufwändige neugotische Ausstattung. Maßwerkfenster und farbig gefasste Wandfelder verleihen dem Raum ein festliches Gepräge. Eine Rundtonne, getragen von längs durchlaufenden Deckenbindern, überspannt den Saal, seitlich schließen sich filigrane Fächergewölbe an. Bis zum Bau der Friedenskirche war die Aula zugleich Gottesdienstsaal der evangelischen Kirchengemeinde. (3)

Auf einem Eckgrundstück südlich der Gemeindeschule erhebt sich die Turnhalle, die 1898/99 gleichfalls von Paul Egeling errichtet wurde. (4) Das kleine Gebäude im Burgenstil, gemauert aus roten Backsteinen, ist nur teilweise erhalten. Ein einfaches Walmdach ersetzt die einstmals reich gegliederte Dachlandschaft, während Stufengiebel, Fialen und Zinnen verloren sind. Der burgenartige Charakter der Turnhalle lässt sich noch an der südlichen Schmalseite ablesen. Der Haupteingang, ausgerichtet auf die Grünauer Straße, wird von zwei ungleich hohen, wehrhaft wirkenden Rundtürmen gerahmt. Der brückenartige Verbindungsgang, der die Türme verspannt, erinnert an Wehrgänge von Burgen und Stadtmauern.


1) Argus: Schulhaus in Niederschöneweide bei Berlin. in: Das Schulhaus 2 (1900), S. 78-82; Bau- und Kunstdenkmale Berlin II, S. 400; BusB V C, S. 377; Treptower Schulgeschichte, S. 54-55; Dehio Berlin 2000, S. 471. Der Querflügel östlich des Kopfbaus wurde erst nach 1900 angebaut.

2) Apostel-Kirchhofs II (Werdauer Weg, um 1890), die 2. und 3. Gemeindeschule (Kyffhäuserstraße, 1885-86), die Brandenburg- und Teltowgrundschule (Feurigstraße 57, 1900-1902), die 18. Grundschule (Barbarossaplatz 5, 1905-08), die Fritz-Haber-Schule (Tempelhofer Weg, 1906-08), die Uckermark-Grundschule (Rubensstraße 63, 1907-08), das Robert-Blum-Gymnasium (Kolonnenstraße 21-23, Bauteil von 1908), das Rückert-Gymnasium mit Sternberg-Grundschule (Mettestraße 8, 1913-14). Für die Landgemeinde Treptow entwarf Egeling die Gemeindeschule (Bouchéstraße 75-76, 1905).

3) Nutzungsgeschichte: 1899 Einweihung des neuen Schulgebäudes der bereits 1879 gegründeten Gemeindeschule, 1921 Teilung in 1. Gemeindeschule (für Mädchen) und 2. Gemeindeschule (für Knaben), 1921/22 Umzug der 2. Gemeindeschule in das neueröffnete Schulgebäude an der Rudower Straße, mit der Änderung der Schulnummerierung 1927 13. Volksschule, mit einer erneuten Änderung 1938 6. Volksschule mit Mittelschulklassen, 1940 zusätzlich Verlegung der 7. Volksschule in das Gebäude, nach 1945 Fortführung von Volks- und Mittelschule, später Arkadi-Gaidar-Oberschule, nach 1990 Grundschule an der alten Feuerwache

4) Bau- und Kunstdenkmale Berlin II, S. 398, 400.

Literatur:

  • Baugewerks-Zeitung 37 (1905) / Seite 77-79, 92-93
  • Das Schulhaus 2 (1900) / Seite 78-82
  • Bau- und Kunstdenkmale Berlin II, Berlin 1987 / Seite 397-400
  • Rach, Dörfer, 1988 / Seite 235-236
  • Dehio, Berlin, 1994 / Seite 512, 513
  • Uhlig, Treptow, Berlin 1995 / Seite 82-84
  • Topographie Treptow-Köpenick/Nieder- und Oberschöneweide, 2003 / Seite 60 f.

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
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