Denkmaldatenbank
Kurhaus Westend für Nervenleidende (speziell für Morphinisten und Alkoholisten, ehem. Bezeichnung), Psychatrische u. neurologische Klinik der Freien Universität Berlin
09040625 | |
Bezirk | Charlottenburg-Wilmersdorf |
Ortsteil | Westend |
Adressen | Nußbaumallee 38 Ulmenallee |
Denkmalart | Gesamtanlage |
Sachbegriff | Krankenhaus |
Datierung | 1896-1897, 1909 |
Entwurf | Seeling, Heinrich (Architekt) |
Entwurf | Wollenberg, Adolf (Architekt) |
Ausführung | Wernicke, Gustav A. |
Bauherr | Waldschmidt, Julius (Arzt) |
Bauherr | Weiler, Julius |
Ausführung | AG für Beton- und Monierbau |
Der Erfolg der Nervenheilanstalt in der Nußbaumallee 38 führten kaum zehn Jahre später zu einem Neubau in der Ulmenallee 35. Das Kurhaus Westend für Nervenleidende, Stoffwechselkranke und Erholungsbedürftige prägt die Nordseite der Ulmenallee im Abschnitt zwischen Kirschen- und Eschenallee. Es besteht aus zwei gestalterisch sehr unterschiedlichen Gebäuden: einem lang gestreckten, verputzten Trakt mit markanter, vierbogiger Loggia und einem wie ein französisches Palais gestalteten, verklinkerten Erweiterungsbau im Osten.
Der helle Putzbau, einst altes Kurhaus genannt, entstand 1896-97 nach Entwürfen des Architekten Heinrich Seeling. Bauherr war der damalige Leiter der Anstalt, der Schweizer Arzt Julius Waldschmied. Markantes Gliederungselement des traufständigen Baukörpers mit kubischem Trakt an seiner Ostseite sind die Loggia mit vier Segmentbögen und der darüberliegende Balkon. Die Fassadengestaltung veranschaulichen die Adaption von reformerischem Gedankengut im Krankenwesen: Jeder Patient hatte aus seinem besonnten Südzimmer mit Zugang zu Loggia, Balkon oder Veranda, wo er Frischluft atmen und sich bewegen konnte. Zum Verweilen im zugehörigen Park lädt noch heute der hölzerne oktogonale Gartenpavillon mit Zeltdach, der 1897 nach Entwürfen Seelings gefertigt wurde. Sein Holzzierwerk zeigt Anklänge an den Jugendstil.
Rechts neben dem alten Kurhaus schließt sich unmittelbar der 1909-11 erfolgte Erweiterungsbau an: das ehemals neue Kurhaus. Es folgt stilistisch einem französischen Landhaus des 18. Jahrhunderts und passt sich somit harmonisch in die Bebauungsstruktur der Villenkolonie ein. Das zweigeschossige Gebäude mit ausgebautem Mansardwalmdach ist ein Werk des Architekt Adolf Wollenberg, der vom damaligen Leiter der Klinik Weiler engagiert wurde. Große Fenstertüren bilden an der mit ockerfarbenem Ziegel verblendeten Straßen- und Gartenseite vertikale Achsen. Den vornehmen Charakter des Hauses unterstreichen fein gearbeitete Rahmungen, Reliefs und Putten aus Werkstein sowie filigrane Kunstschmiedegitter. Der ehemalige Damensalon öffnet sich in einem weich ausschwingenden Erker mit Altan. Der einstige Gesellschaftsraum mündet in einen halbkreisförmigen Wintergarten mit toskanischen Doppelsäulen. Ihm vorgelagert ist eine große, gegenüber dem Garten erhöhte Terrasse. Die Innenräume des Kurhauses sind wie die einer exklusiven Privatvilla angeordnet und ausgestattet. Über eine breite Marmortreppe gelangt man in ein hervorragend erhaltenes Vestibül im Empirestil mit einer imposanten, von Putten flankierten Freitreppe mit detailreichem Geländer. Im ehemaligen Damensalon und im Billardzimmer ist die wandfeste Ausstattung mit dunkler Holzvertäfelung bewahrt, die Dekorationen im Rokoko- und Queen-Anne-Stil zeigen. Sie strahlen noch heute den "Charakter persönlicher Eigenart und höchster Wohnlichkeit" aus. (1)
(1) Dr. Weilers Kurhaus Westend für Nervenleidende, Stoffwechselkranke und Erholungsbedürftige, Westend bei Berlin, Ulmenallee 35 (o. S.). - Weiler hatte in den 1890er Jahren den Betrieb vom vormaligen Leiter Waldschmidt übernommen.
Literatur:
- Bark, Willy: Chronik von Alt-Westend, Berlin 1937 / Seite 68/69
- Inventar Charlottenburg, 1961 / Seite 189-190
Kontakt
Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem
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