Denkmaldatenbank
Wilhelm-Stift
09040611 | |
Bezirk | Charlottenburg-Wilmersdorf |
Ortsteil | Charlottenburg |
Adressen | Ernst-Bumm-Weg 6 Spandauer Damm 62 |
Denkmalart | Gesamtanlage |
Sachbegriff | Altenheim |
Datierung | 1866-1874, 1883-1885 |
Umbau | 1897, 1952-1953, 1957-1958 |
Entwurf | Neumann, Georg Joachim Wilhelm (Architekt) |
Entwurf | Bertuch, C. (Maurermeister) |
Entwurf | Heinrich, Karl (Architekt) |
Entwurf | Lagotz, A. |
Entwurf | Held und Francke |
Bauherr | Kuratorium der Wilhelms-Stiftung |
Heute hinter der Wohnbebauung am Spandauer Damm verborgen, liegt das weitläufige Gelände des Wilhelm-Stifts, Spandauer Damm 62, Ernst-Bumm-Weg 6, das zu den ältesten sozialen Einrichtungen Charlottenburgs gehört. (1) In ursprünglich fünf zwischen 1866 und 1892 errichteten Häusern bot die auf Initiative von Abelone Jensen, einer Nichte des Königlichen Hofgärtners Carl Julius Fintelmann, gegründete Stiftung kleine Wohnungen für allein stehende, überwiegend adelige Damen. (2) Das erste Haus nach Entwurf von Georg Joachim Wilhelm Neumann wurde im Oktober 1867 in Anwesenheit des Namengebers, des preußischen Königs und späteren Kaisers Wilhelm I., eröffnet. Ebenfalls von Neumann wurden 1868-69 das Haus II und 1873-74 das Haus III ausgeführt. 1883-85 kamen das Haus IV und 1891-92 das Haus V von Amtsmaurermeister C. Bertuch hinzu. Die Häuser III und V wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört, die weitgehend erhaltenen Häuser I, II und IV in den 1950er Jahren instand gesetzt und 2005 umfassend saniert; sie dienen heute auf dem Gelände, das ursprünglich bis zum Spandauer Damm reichte, zusammen mit einem 2007 errichteten Neubau für ein Pflegezentrum als privates Seniorenwohnheim. Das 1866-67 von Landbaumeister Neumann als dreigeschossiger roter Sichtziegelbau ausgeführte Haus I war im Zweiten Weltkrieg ausgebrannt und wurde 1954-59 ohne den ursprünglichen neogotischen Baudekor und im Inneren verändert wieder aufgebaut. An der Südseite, wo sich ehemals der Haupteingang befand, treten die mittleren drei Achsen als Risalit vor; das konkav geschwungene Portal in der Mittelachse trägt einen Balkon. Die schlichte Gestaltung - glatt geputzter Sockel, Putzlisenen an den Obergeschossen, von schmalen Putzfaschen gerahmte Segmentbogenfenster, nur am obersten Stockwerk gibt es Rechteckfenster - kennzeichnet das Gebäude als typischen Sozialbau des 19. Jahrhunderts. An dem 1868-69 ebenfalls von Neumann errichteten Haus II ist noch am meisten von der bauzeitlichen Fassadengliederung erhalten; der dreigeschossige rote Ziegelbau mit hohem Souterrain zeigt eine Gestaltung in neogotischen Formen mit Zinnen, Giebeln, Fialen, Säulchen und spitzbogigen Fenstern. Die Mittelachse der Schmalseite weist einen Risalit mit einem ursprünglich als Eingang genutzten Spitzbogenportal auf. Darüber schmücken Inschrift und preußischer Adler einen Turmaufsatz. Auch die Längsseiten sind mit Risaliten versehen, an der Westfassade gelangt man durch den ehemaligen Seiteneingang in ein Treppenhaus mit erhaltenen Kreuzgratgewölben, Fenstern, Türen und Treppen. Im zweiten Obergeschoss befindet sich der Festsaal mit einem Bildnis Kaiser Wilhelms I. (Kaisersaal), im dritten Obergeschoss ist ein Raum mit originaler Stuckdecke erhalten. Das 1883-85 von Neumann erbaute Haus IV, das ebenfalls im Krieg ausbrannte, schließt sich im rechten Winkel an die nördliche Schmalseite von Haus II an. Das mit gelben Sichtziegeln verblendete Gebäude, dessen Fassaden mit einem Würfelfries und horizontalen Bändern aus roten Ziegelsteinen gestaltet sind, wurde 1954-59 vereinfacht wieder hergestellt und im Inneren umgebaut.
(1) Gundlach, Wilhelm: Geschichte der Stadt Charlottenburg, Bd. 1, Berlin 1905, S. 420 f.; Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, Stadt und Bezirk Charlottenburg, bearb. von Irmgard Wirth, Text- u. Tafelband, Berlin 1961, S. 187 f.; Das Wilhelm-Stift in Berlin-Charlottenburg, 1867-1967, Festschrift, Berlin 1967; 120 Jahre Wilhelm-Stift, Festschrift, Berlin 1987; Scholtze, Gisela: Das Wilhelm-Stift. In: Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Berlins, 1996, S. 55 ff.; Diedrich, Willi: Das Wilhelm-Stift, Aus seinen Anfängen und über seine Gründer, Berlin 1998; Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten, Teil VII, Bd. B, Sozialbauten, Berlin 2003, S. 338.
(2) Die gebürtige Dänin Abelone Jensen (1829-1884) war früh verwaist und bei einer Tante in Kiel aufgewachsen. Als Erwachsene zog sie zu ihrem Onkel Carl Fintelmann (1794-1866) nach Potsdam und entwickelte dort die Idee eines Heims für ältere allein stehende Damen. 1864 übersiedelte Fintelmann als Hofgärtner nach Charlottenburg, wo seine Nichte unter anderen die Königinwitwe Elisabeth kennen lernte und sie von ihrem Plan überzeugen konnte. Diese brachte ihren Schwager König Wilhelm I. dazu, dem Stift, dessen Kuratorium unter anderen der Finanzminister von der Heydt sowie die Ministerfrauen von Roon und Gräfin von Arnim-Boitzenburg angehörten, ein Stück des Charlottenburger Schlossparks für den Bau zu schenken. Vgl. Wilhelm Schlesingers Intelligenzblatt 19 (1892), S. 254; Scholtze, Gisela: Das Wilhelm-Stift. In: Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Berlins, 1996, S. 55 ff.
Literatur:
- Inventar Charlottenburg, 1961 / Seite 187-188
- Gundlach I, 1905 / Seite 420-21
- Führer durch Charlottenburg für den 15. Feuerwehrtag, 1898 / Seite .
- N.N./ Das Wilhelm-Stift, in: Wilhelm Schlesingers neues Intelligenzblatt 19 (1892) 254 / Seite (vom 29.10.)
- Kuratorium des Wilhelm-Stifts: Das Wilhelm-Stift in Berlin- Charlottenburg. 1867-1967. Eine Festschrift, Berlin 1967 / Seite .
- Kuratorium Wilhelm-Stift: 120 Jahre Wilhelm-Stift, Berlin 1987 / Seite .
- Kieling, Baubeamte, 1986 / Seite 68 (W. Neumann)
- Diedrich, Willi: Das Wilhelm-Stift. Aus seinen Anfängen und über seine Gründer, Berlin 1998 / Seite .
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