Denkmaldatenbank

Städtisches Bürgerhaus-Hospital, Max-Bürger-Krankenhaus

Obj.-Dok.-Nr. 09040609
Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf
Ortsteil Charlottenburg
Adressen Sophie-Charlotten-Straße 115, 115A, 115B, 115C, 115D

Heubnerweg 1, 3, 3A, 3B, 3C, 5

Mollwitzstraße 11, 12, 13
Denkmalart Gesamtanlage
Sachbegriff Krankenhaus
Datierung 1899-1901, 1913
Entwurf Bratring, Hans (Architekt)
Entwurf Seeling, Heinrich (Architekt)
Bauherr Magistrat von Charlottenburg

Das ehemalige Städtische Bürgerhaus-Hospital, Sophie-Charlotten-Straße 115, das 1899-1901 nach Plänen von Stadtbaurat Paul Bratring als Siechenhaus für alte und mittellose, chronisch kranke Menschen errichtet wurde, war als repräsentative Dreiflügelanlage mit einem Wirtschaftstrakt und einem Leichenhaus an der Nordseite geplant. (1) Bis 1901 wurden allerdings nur der lange Westflügel an der Sophie-Charlotten-Straße und der westliche Teil des Hauptflügels einschließlich des Mittelrisalits an der Mollwitzstraße ausgeführt. Den östlichen Teil des Hauptflügels bis zum Heubnerweg, nicht jedoch einen ebenfalls vorgesehenen Ostflügel, fügte man 1913-15 unter Leitung von Heinrich Seeling an, der sich eng an die Planung und Formensprache Bratrings anschloss. Die im Zweiten Weltkrieg stark zerstörte Anlage wurde beim Wiederaufbau 1945-55 im Inneren überformt. Lediglich der zweigeschossige Andachtssaal, der nach außen als kräftiger, übergiebelter Mittelrisalit in Erscheinung tritt, ist mitsamt seiner Ausstattung erhalten. 2012-18 wurde das Gebäude, zusammen mit Neubauten auf dem nördlich anschließenden Gelände der ehemaligen Geburtsklinik, zur Wohnanlage mit mehr als 500 Wohnungen umgebaut. Zu den Veränderungen im Inneren der Altbauten kommen durch neue Fenster und nachträglich angebrachte Balkone sowie durch den Neubau des nie realisierten östlichen Seitenflügels auch in die Außengestaltung neue Elemente. An der Nordseite des Gebäudes wurden Bauteile, unter anderem der Wirtschaftstrakt, abgetragen und durch zwei neue Flügelbauten ersetzt. Die ursprüngliche Einfriedung der Gartenanlagen mit gemauerten Pfeilern, geschwungenen schmiedeeisernen Gittern und dem dreiteiligen Portal mit Inschrift an der Mollwitzstraße ist jedoch bewahrt.

Der Westflügel des ersten Bauabschnitts erstreckt sich entlang der Sophie-Charlotten-Straße hinter einem schmalen Vorgarten. Der dreigeschossige Baukörper mit Souterrain und ausgebautem Dachgeschoss ist in Formen der märkischen Backsteingotik gestaltet, mit Eckrisaliten und einem aufwendig dekorierten Giebel am Mittelrisalit, dessen Mosaike nach der Kriegszerstörung nicht wiederhergestellt wurden, gegliedert. Die Fenster sind teilweise durch segmentbogenförmige weiße Putzfelder zu Zweier- und Dreiergruppen zusammengefasst. Der nach Osten anschließende Trakt, der 1901 einschließlich des Mittelrisalits fertig gestellt und mit der Gartenanlage samt Einfriedung als Haupteingangsseite gekennzeichnet war, aber auch der östliche Erweiterungsbau von 1915 sind in Gliederung und Gestaltung angepasst. Nur der Mittelrisalit mit hohem Walmdach, Staffelgiebel und einem dreigeschossigen Vorbau ist mit Giebeln, Rundfenstern, Spitz- und Rundbogenöffnungen sowie reichem neogotischem Dekor besonders betont. Der zweigeschossige Saal tritt nach außen mit hohen Rundbogen- und Rundfenstern in einem spitzbogigen Rahmen, die von Blendbögen oben und unten eingefasst sind, als Sakralraum in Erscheinung. Der für die Bauaufgabe ungewöhnlich prachtvollen Fassadengestaltung stand im Inneren eine Aufteilung in Schlafsäle mit überwiegend vier bis acht, zum Teil sogar mit bis zu 16 Betten entgegen. Hier zeigt sich das Bestreben der Stadt Charlottenburg, mit ihren Wohlfahrtsbauten nicht nur ihren sozialen, sondern auch ihren ästhetischen Ansprüchen gerecht zu werden.


(1) In den 1970er Jahren in Max-Bürger-Krankenhaus umbenannt. Vgl. Die gesundheitlichen Einrichtungen der königlichen Residenzstadt Charlottenburg, Festschrift, gewidmet dem 3. Internationalen Kongreß für Säuglingsschutz in Berlin, Berlin 1911, S. 16, 82-84; Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, Stadt und Bezirk Charlottenburg, bearb. von Irmgard Wirth, Text- u. Tafelband, Berlin 1961, S. 192 f.; Max-Bürger-Krankenhaus (Hrsg.), Zum 100. Geburtstag von Max Bürger, 1885-1985, Berlin o. J. [1985].

Literatur:

  • Inventar Charlottenburg, 1961 / Seite 192f.
  • Dehio, Berlin, 1994 / Seite 186
  • Dehio, Berlin, 2000 / Seite 168
  • Die gesundheitlichen Einrichtungen der königlichen Residenzstadt Charlottenburg. Festschrift, gewidmet dem 3. Internationalen Kongreß für Säuglingsschutz in Berlin, Berlin 1911 / Seite 16 und 82-83
  • Bericht über die Verwaltung und den Stand der Gemeinde-Angelegenheiten der Stadt Charlottenburg, 1913 / Seite 80
  • Max-Bürger-Krankenhaus. Zum 100. Geburtstag von Max-Bürger 1885-1985, hrsg. v. Max-Bürger-Krankenhaus, Berlin 1985

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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