Denkmaldatenbank
Obdachlosenasyl (ehem.)
09040608 | |
Bezirk | Charlottenburg-Wilmersdorf |
Ortsteil | Charlottenburg |
Adressen | Sophie-Charlotten-Straße 113, 113a |
Denkmalart | Gesamtanlage |
Sachbegriff | Wohnhaus |
Datierung | 1908-1909, 1928-1929 |
Entwurf | Winterstein, Hans (Architekt) |
Entwurf | Walter, Rudolf (Architekt) |
Bauherr | Magistrat Charlottenburg (Baugeschäft) |
Ausführung | Emil Schneider (Baugeschäft) |
Ausführung | Wilhelm Nitschke |
Auf dem Gelände des ehemaligen Obdachlosenasyls, Sophie-Charlotten-Straße 113, dienen die vier zwischen 1884 und 1930 errichteten Ziegelbauten nach umfassenden Sanierungsmaßnahmen in den Jahren 2011-13 dem "Wohnen für Familien und Senioren" und einer Kindertagesstätte sowie ein Saalanbau der Armenischen Gemeinde Berlin. (1) Bereits seit 1872 hatte es auf dem Grundstück im weitgehend unbesiedelten Norden Charlottenburgs Notunterkünfte und Baracken für Arme und Obdachlose gegeben. 1884-85 wurde an der nördlichen Grundstücksgrenze ein zweigeschossiges Gebäude (heute Haus 3) nach Entwurf von Stadtbaurat Paul Bratring errichtet, 1908-10 kamen zwei dringend notwendig gewordene Erweiterungsbauten von Hans Winterstein hinzu. (2) Das viergeschossige rote Backsteingebäude mit Mansarddach direkt an der Sophie-Charlotten-Straße (Haus 1) diente als Aufnahmehaus, das weit zurück gesetzte fünfgeschossige Familienhaus (Haus 4) im östlichen Teil mit Seitenrisalit und Satteldach war der Unterbringung von Frauen und Kindern vorbehalten. (3) Nachdem 1925-26 Haus 3 aufgestockt worden war, fügte Magistratsbaurat Rudolf Walter 1929-30 an dessen Westseite ein dreigeschossiges Wirtschaftsgebäude an. Bereits ein Jahr zuvor war südlich davon im mittleren Teil des Grundstücks ein viergeschossiger Neubau (Haus 2) ebenfalls nach Entwurf von Rudolf Walter errichtet worden. Während der heute weiß geschlämmte Rohziegelbau von 1885 mit Stichbogenfenstern und schmalen Gesimsen noch ganz den einfachen Zweckbauten des späten 19. Jahrhunderts entspricht, dokumentieren die beiden 1910 fertig gestellten Klinkerbauten in ihrer aufwendig gestalteten, malerischen Fassadengliederung mit Giebeln, Erkern, Vordächern und Ziegeldekor den gewachsenen Wohlstand wie auch den sozialen Anspruch der Stadt Charlottenburg kurz vor dem Ersten Weltkrieg. Der Neubau von 1929 fügt sich mit seiner von textilartigem Ziegeldekor geprägten Gestaltung im Stil der Neuen Sachlichkeit als roter Klinkerbau, ebenso wie das schlichte Wirtschaftsgebäude, gut in die Gesamtanlage ein.
(1) "Generationenwohnen", Umbau und Projektentwicklung von Klinkenberg Architekten Berlin. Modernisierung im Inneren, Dachgeschossausbau, neue Fenster und Türen, vorgehängte Balkone. Vgl. www.stadtentwicklung.berlin.de/wohnen/alter/de/gemeinschaft lich/projekt
(2) Amtliche Berichte über die Verhandlungen der Charlottenburger Stadtverordneten-Versammlung in den öffentlichen Sitzungen, 1908, S. 147 f.; Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten, Teil VII, Bd. B, Sozialbauten, Berlin 2003, S. 33 f., 349.
(3) Das Aufnahmehaus bot ursprünglich mit für Männer und Frauen getrennten Eingängen, Räumen für Reinigung und Desinfektion sowie Speise- und Schlafsälen Platz für 178 Personen. Im rückwärtigen Gebäude gab es zehn einzelne Wohnungen auf jeder Etage für allein stehende Frauen mit ihren Kindern. Vgl. Amtliche Berichte über die Verhandlungen der Charlottenburger Stadtverordneten-Versammlung in den öffentlichen Sitzungen, 1908, S. 147 f.
Literatur:
- Das städtische Obdach in Charlottenburg, in: Deutsche Versorgungsanstalten und Heime für Alte, Sieche und Invalide. Deutsche Armen- und Arbeitsanstalten, Halle a. S. 1913 / Seite 49-52
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