Denkmaldatenbank
St. Thomaskirche, kath.
09040604 | |
Bezirk | Charlottenburg-Wilmersdorf |
Ortsteil | Charlottenburg |
Adressen | Schillerstraße 101, 102 |
Denkmalart | Gesamtanlage |
Sachbegriff | Kirche kath. & Gemeindehaus & Mietshaus |
Datierung | 1884-1885, 1901, 1931-1932 |
Entwurf | George, Ernst (Architekt) |
Entwurf | Linder, Paul (Architekt) |
Bauherr | Herz-Jesu-Kirchengemeinde, kath. (Baugeschäft) |
Ausführung | Heilmann und Littmann |
Ein herausragender Kirchenbau der klassischen Moderne ist die Katholische St. Thomas-von-Aquin-Kirche, Schillerstraße 101-102, erbaut 1931-32 nach dem Entwurf des Architekten Paul Linder. (1) Für die 1922 von der Herz-Jesu-Gemeinde in Alt-Lietzow unter Pfarrer Bernhard Lichtenberg gegründete Tochtergemeinde St. Thomas waren die beiden mit Mietshäusern bebauten Grundstücke für den Bau einer Kirche erworben und 1930 ein Wettbewerb ausgelobt worden. Mit seinem Siegerentwurf löste Paul Linder die Bauaufgabe, indem er das Mietshaus Schillerstraße 102 abriss, den schmalen Kirchenbau in die Tiefe des Grundstücks ausdehnte und durch einen angefügten Gemeindesaal mit den Hofgebäuden des Nachbarhauses Schillerstraße 101 verband, das er für die Gemeinde aufstockte und umgestaltete. Der Gebäudekomplex aus Kirche und Gemeindehaus fügt sich in die Häuserreihe ein, verdeutlicht durch seine Gestaltung aber sowohl seine sakrale Funktion als auch die Zusammengehörigkeit beider Bauteile. Die Kirchenfassade ist durch ihre Fensterlosigkeit und die Ausführung in rotem Klinker deutlich von den anschließenden Gründerzeitbauten unterschieden. Sie gliedert sich durch Einhaltung der Traufhöhe in die Straßenbebauung ein - selbst der flach geschlossene Turm ragt nur wenig darüber hinaus. Die Kirchenwand, die etwas hinter die Bauflucht zurücktritt und dadurch den quadratischen, glatt gemauerte Turm betont, ist gleichmäßig durch schmale Lisenen gegliedert, zwischen denen sich oben die Schallschlitze der Glockenstube befinden. Diese Vertikalität nimmt die Turmfassade auf durch vier schmale Fensteröffnungen und ein stählernes Kreuz an der Dachkante, im Erdgeschoss dagegen leiten drei halbrunde Fenster mit schmiedeeisernen Gittern über zu den beiden rundbogigen Eingangsportalen, die kräftig gerahmt, asymmetrisch in der Fassade sitzen, aber auf die Mittelachse des Kirchenraums bezogen sind. Dieser ist als hoher Saal mit halbrunder Apsis für den erhöhten Chorbereich und mit flachen seitlichen Ausbuchtungen gegliedert. Die Reihen schmaler Fenster im oberen Bereich der Seitenwände lassen trotz des Standorts im Blockinnenbereich viel Licht in den schlichten, mit einfachen Mitteln modern gestalteten Raum. Für die Kirche als Stahlfachwerk-Konstruktion hat die sichtbare Balkendecke keine statische Funktion, lenkt aber den Blick auf den Altarbereich. Das Mosaik, das der Form nach den Grundriss der Kirche aufnimmt, wurde erst nach 1945 durch die Vereinigten Werkstätten für Mosaik und Glasmalerei nach dem Entwurf von August Wagner ausgeführt.
Mit dem Neubau der Kirche ging auch der Umbau des 1884-85 von Ernst George mit Seitenflügen und Quergebäude errichteten Wohnhauses Schillerstraße 101 einher, das Linder mit zwei Geschossen aufstockte. (2) Um das Ensemble ästhetisch zu vereinheitlichen, ließ er die Hauskante abrunden, den Stuckdekor beseitigen sowie Sockelzone und Balkonbrüstungen mit den passenden roten Klinkern verblenden.
(1) WMH 17 (1933), S. 53 ff., 533-556; BW 24 (1933), S. 1253-1256; WMH 17 (1933), S. 533-556; Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, Stadt und Bezirk Charlottenburg, bearb. von Irmgard Wirth, Text- u. Tafelband, Berlin 1961, S. 119-122, Abb. 93, 94; Streicher, Gerhard/Drave, Erika: Berlin, Stadt und Kirche, Berlin 1980, S. 96, 262 f.; Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten, Teil VI, Sakralbauten, Berlin 1997, S. 179-180, 406.
(2) An den unteren drei Geschossen sind noch die typischen Altbaufenster zu erkennen, während an den beiden oberen Stockwerken die Fenster der 1930er Jahre auf den Umbau verweisen.
Literatur:
- Inventar Charlottenburg, 1961 / Seite 119-122
- Wasmuths Monatshefte für Baukunst 17 (1933) / Seite 53ff.
- Bauwelt 24 (1933) / Seite 1253-56
- Wasmuths Monatshefte für Baukunst 17 (1933) / Seite 533-556
Kontakt
Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem
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