Denkmaldatenbank
Fabrikgebäude, Maschinenhaus, Kontor Salzufer 15, 16
09040603 | |
Bezirk | Charlottenburg-Wilmersdorf |
Ortsteil | Charlottenburg |
Adressen | Salzufer 15, 16 |
Denkmalart | Gesamtanlage |
Sachbegriff | Fabrikgebäude & Maschinenhaus & Kontor |
Datierung | vor 1867, 1897-1898, 1909 |
Entwurf | Lindemann, Carl (Architekt) |
Entwurf | Gerhardt, Ernst (Architekt) |
Bauherr | Lutter, Heinrich (Fabrikant) |
Bauherr | Jaffé, Benno (Chemiker) |
Zwischen Dove- und Franklinstraße ist das Gewerbegebiet am Salzufer heute fast vollständig von Gebäuden der Nachkriegszeit bestimmt. Nur von zwei ehemaligen Fabrikanlagen in dem traditionsreichen, Mitte des 19. Jahrhunderts entstandenen Charlottenburger Industriegebiet sind noch Bauten erhalten: Während von der 1883 gegründeten Kalifabrik, Salzufer 20, das Eingangsgebäude an der Straße überliefert ist, werden die Gebäude der ehemaligen Chemiefabrik Jaffé & Darmstaedter, Salzufer 15-16, von einem 1982 als Hochregallager errichteten großen Baukörper weitgehend verdeckt. Im hinteren Teil des Geländes, das heute von unterschiedlichen Firmen als Gewerbehof genutzt wird, vermitteln die zwischen 1865 und 1910 errichteten Ziegelbauten der ehemaligen chemischen Fabrik, die einen gewachsenen und verschachtelten Baukomplex bilden, noch einen Eindruck von einer typischen Industrieanlage des 19. Jahrhunderts, deren einfache Bauten auf die Bedürfnisse der Produktion abgestimmt und bei Nutzungsänderungen immer wieder an- und umgebaut wurden. (1)
Ausgangspunkt der Bebauung war ein Fabrikgebäude mit Maschinenhaus und Stall, das ein Dachpappenfabrikant 1865 errichtet und 1867 an den Chemiker Benno Jaffé verkauft hatte. Hier richtete Jaffé die Berliner Ammoniak- und Glycerin-Fabrik ein, die er im Lauf der Jahre kontinuierlich erweiterte. (2) Der Ursprungsbau ist im Kern der heutigen Anlage noch erhalten, er wurde in den 1880er und 1890er Jahren durch zahlreiche Anbauten für Produktionsräume, Labore und Werkstätten sowie durch einen Schornstein von Baumeister Ernst George ergänzt. Südlich dieses Gebäudes führte der Maurermeister Carl Lindemann 1897-98 das ursprünglich zweigeschossige Kontorgebäude für die Werksverwaltung, das 1910 durch Ernst Gerhardt mit einem weiteren Geschoss und Mansarddach vergrößert wurde. Amtsmaurermeister Gerhardt zeichnete bereits 1905-06 für die beiden lang gestreckten zwei- und viergeschossigen Fabrikgebäude verantwortlich, die hintereinander an der östlichen Seite des Grundstücks Salzufer 15 stehen. (3) Ein zweigeschossiger Anbau, der sich südwestlich an das Hauptgebäude anschließt, stammt von 1916, kleinere Baumaßnahmen gab es noch bis in die 1920er Jahre. Nach Kriegsschäden wurde die Anlage, die seit 1931 zur Schering AG gehörte, in den 1950er Jahren wieder hergestellt. (4)
(1) Holländer, Hans: Geschichte der Schering AG, Berlin 1955, S. 88; 250 Jahre Charlottenburg, Festschrift, Berlin 1955, S. 94; Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, Stadt und Bezirk Charlottenburg, bearb. von Irmgard Wirth, Text- u. Tafelband, Berlin 1961, S. 636.
(2) Der Chemiker Dr. Benno Jaffé (1840-1923) produzierte Glycerin, Salpetersäure, Tannin und Bittersalz und tat sich 1872 mit dem Chemiker und Wissenschaftshistoriker Ludwig Darmstaedter (1846-1927) zusammen. Die Firma erwarb 1884 das Patent zur Gewinnung von Wollfett, das unter dem Namen Lanolin wichtiger Bestandteil in Produkten der kosmetischen und pharmazeutische Industrie wurde. Ab 1900, umbenannt in Vereinigte Chemische Werke AG, stellte das Unternehmen selbst Cremes und Seifen unter dem Markennamen Pfeilring her. 1931 wurde die Firma von der Schering-Kahlbaum AG übernommen. Vgl. www.seeteufelchen.info/p19-pfeilring/. Benno Jaffé war 1895-1901 Stadtverordneter und 1901-18 Stadtrat sowie Mitglied der Gesellschaft der Freunde, nach ihm wurde 1958 die Jafféstraße in Charlottenburg benannt. Seine Mitgliedschaft in der ältesten Berliner Studentenverbindung Corps Marchia (1810 gestiftet) ist insofern interessant, als diese 1909 als erste Verbindung Berlins ein eigenes Corpshaus in der Englischen Straße erwarb, also ganz in der Nähe seiner Firma. Hier siedelten sich in der Folgezeit rund 20 weitere Korporationen an. Vgl. Wikipedia, Stichworte "Benno Jaffé", "Ludwig Darmstaedter"
(3) Das Grundstück Salzufer 15 kam erst 1895 in den Besitz der Firma. Vorher gab es hier eine Gastwirtschaft.
(4) 1962 übernahm der Arzneimittelhersteller Goedecke die Fabrikgebäude, in denen unter dem Namen Pfeilring kosmetische Produkte hergestellt wurden. Goedecke verkaufte die Kosmetiksparte an L'Oreal und nutzte die Anlage am Salzufer für seine Pharmaproduktion. 1982 wurde das Hochregallager gebaut. Vgl. Wikipedia, Stichwort "Goedecke" B162:B163
Literatur:
- Inventar Charlottenburg, 1961 / Seite 636
- Hirschfeld/ Berlins Großindustrie, Ergänzungsband, 1901 / Seite 164-166
Kontakt
Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem
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