Denkmaldatenbank

Wohnanlage Niebuhrstraße 49, 50, 51, 52, 53, 54

Obj.-Dok.-Nr. 09040527
Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf
Ortsteil Charlottenburg
Adressen Niebuhrstraße 49, 50, 51, 52, 53, 54
Denkmalart Gesamtanlage
Sachbegriff Wohnanlage
Datierung 1928
Umbau 1938, 1952
Entwurf Walthausen, Werner von (Architekt)
Ausführung Bauhütte Berlin GmbH
Bauherr Gemeinnützige Siedlungs- und Wohnungsbaugesellschaft mbH

Ein Bauprojekt der Zwischenkriegszeit ist die 1927-28 für die Gemeinnützige Baugesellschaft Heerstraße in Charlottenburg nach Plänen des Architekten Werner von Walthausen errichtete Wohnanlage Niebuhrstraße 49-54. (1) Anders als bei der ehemaligen Notstandsiedlung wurden hier sechs fünfgeschossige Häuser als U-förmige Blockrandbebauung mit einem begrünten Innenhof geschaffen. Nach Kriegsschäden wurde die Anlage, deren Ostseite damals auf den städtischen Spielplatz ausgerichtet war, 1952-54 mit einigen Veränderungen wiederhergestellt, sodass das heutige Erscheinungsbild ein Nebeneinander von bauzeitlicher Fassadengestaltung und Wiederaufbau der 1950er Jahre aufweist. Trotzdem ist die Wohnanlage, die mit glatten Putzfassaden, roten Klinkern an Sockel und Hauptgesims, bündig mit der Wand abschließenden Fenstern, einem flachen Dach sowie Treppenhäusern, die zur besseren Belichtung der Wohnungen in die Blockecken gerückt sind, ein interessantes Beispiel für die Architekturprinzipien der 1920er Jahre und dazu eine der wenigen Wohnsiedlungen dieser Zeit im innerstädtischen Bereich Charlottenburgs.

An der Fassade zur Niebuhrstraße wurden bei der Instandsetzung sowohl Fenstergrößen und -formen als auch die Balkone größtenteils verändert; die ehemals dreigeteilten Fenster und das abschließende, mit Luken versehene Drempelgeschoss hat sich nur am Haus Niebuhrstraße 54 erhalten. Die rechte Fassadenhälfte mit der Hausnummer 53 zeigt hingegen die Gliederung der 1950er Jahre; hier wurden im Dachgeschoss zusätzliche Wohnungen eingebaut. An der Ostfassade sind die Balkone vor leicht schräg gestellte, nach Süden ausgerichtete Erker gesetzt. Nur an der nördlichen Blockecke sind noch die ehemals rechteckigen Brüstungen von 1928 erhalten; im vorderen Teil verweisen die dynamisch gerundeten Balkone hingegen auf die Nachkriegszeit. Weitere Gestaltungselemente von 1928, wie die filigranen Stahlrahmen an Treppenhausfenstern oder Rundfenster über dem Eingang, sind in bauzeitlicher Ausführung noch an der Nordseite der Anlage zu finden.


(1) Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, Stadt und Bezirk Charlottenburg, bearb. von Irmgard Wirth, Text- u. Tafelband, Berlin 1961, S. 457 f., Abb. 585; Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten, Teil IV, Wohnungsbau, Bd. A, Die Voraussetzungen, Die Entwicklung der Wohngebiete, Berlin 1970, S. 274 f.; Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten, Teil IV, Wohnungsbau, Bd. B, Die Wohngebäude, Mehrfamilienhäuser, Berlin-München-Düsseldorf 1974, S. 385; WMH 12 (1928), S. 559-563; BW 20 (1929), S. 429-431; Der Neubau 11 (1929), S. 289-292; Die Baugilde 13 (1931), S. 837; Schallenberger, Jakob/Gutkind, Erwin: Berliner Wohnbauten der letzten Jahre, Berlin 1931, S. 73. Die Wohnanlage wurde 1938 um den vierflügeligen Block Niebuhrstraße 38-46, ebenfalls mit begrüntem Innenhof, nach dem Entwurf von Carl Cramer erweitert. Dieser Teil überstand den Zweiten Weltkrieg weitgehend unbeschadet. Werner von Walthausen (1887-1958) studierte und arbeitete bei Architekten wie Peter Behrens, Heinrich Tessenow, German Bestelmeyer, Ludwig Mies van der Rohe. (Vgl. BW 49 (1958), S. 1152, 1154). Sein Sohn Ludolf von Walthausen (1923-2008) schuf 1960-62 den Neubau für die kriegszerstörte Kirche auf dem ehemaligen Anger des Dorfes Lützow, Alt-Lietzow 30 (s. dort).

Literatur:

  • Inventar Charlottenburg, 1961 / Seite 457-458
  • BusB IV B 1974 / Seite 358, Kat. Nr. 921 mit weiterer Lit.
  • BusB IV A 1970 / Seite Obj. 120/II.
  • Wasmuths Monatshefte für Baukunst 12 (1928) / Seite 559-563
  • Bauwelt 20 (1929) / Seite 429-431
  • Der Neubau 11 (1929) / Seite 289-292
  • Die Baugilde 13 (1931) / Seite 837
  • Schallenberger, Gutkind: Berliner Wohnbauten, 1931

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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