Denkmaldatenbank

Wohnanlage, Freifläche Niebuhrstraße 14, 15, 16, 17, 18, 19, 19A, 19B, 19C

Obj.-Dok.-Nr. 09040524
Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf
Ortsteil Charlottenburg
Adressen Niebuhrstraße 14, 15, 16, 17, 18, 19, 19A, 19B, 19C
Denkmalart Gesamtanlage
Sachbegriff Wohnanlage & Freifläche
Datierung 1919-1920
Entwurf Städtisches Hochbauamt IV. Charlottenburg
Bauherr Stadt Charlottenburg

Von den ehemals vier zur Niebuhrstraße offenen und von zweigeschossigen Reihenhäusern eingefassten Höfen, den zugehörigen Mietergärten und gemeinschaftlich genutzten Waschhäusern, die nach Entwurf des städtischen Hochbauamtes unter Leitung des Stadtbaumeisters Paul Weingärtner ausgeführt wurden, ist nur noch die L-förmige Hausreihe Niebuhrstraße 14-19B erhalten. (1) Die in Teilen kriegszerstörte Häuserzeile an der Leibnizstraße war 1951 für den Erweiterungsbau des benachbarten Abspannwerks abgerissen worden, 1972 folgte der Abriss der drei westlichen Zeilen. Die ungewöhnliche Wohnanlage, die mit ihren flachen Satteldächern, den Gartenhöfen und einer schlichten Gestaltung eher an ländliche Wirtschaftsbauten als an großstädtische Wohnhäuser denken lässt, ist ein in innerstädtischer Lage seltenes Beispiel für ein kommunales Bauprojekt zur Linderung der Wohnungsnot unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg. Die Häuser waren durch eine leichtmassive Ziegelbauweise und Pappdächer, durch Typisierung der Grundrisse und Bauteile sowie durch die Einfachheit der Ausstattung mit größtmöglicher Sparsamkeit errichtet worden. Diesem Ziel diente auch die Anordnung der Hauszeilen senkrecht zur Niebuhrstraße, die eine Erschließung der ehemals 34 Hauseinheiten ohne zusätzlichen Straßenbau ermöglichte. Die Mietergärten waren für die Selbstversorgung gedacht. Die Abkehr von der Blockrandbebauung und die Ausrichtung der Häuser und der Wohnungsgrundrisse nach der Besonnung - die Wohnräume lagen nach Westen und Süden - sollte in den 1920er Jahren zum städtebaulichen Leitgedanken des moderne Siedlungsbaus werden. Ungeachtet des Bestandsverlustes vermittelt das erhaltene Fragment noch die wesentlichen Elemente der ursprünglichen Anlage: Eine Häuserzeile enthielt pro Aufgang vier Wohnungen mit Stube, Kammer, Küche und WC auf etwa 43 Quadratmetern. Die schlichten Putzfassaden sind durch umlaufende Bänder, von denen das obere zusätzlich mit einem Wellenband verziert ist, abwechslungsreich gestaltet; unterschiedliche Fenstergrößen und die risalitartigen Vorsprünge für die Treppenhäuser rhythmisieren die Eingangsseite. Der Querflügel parallel zur Stadtbahn besitzt noch zwei der seitlichen Torbauten, in denen sich einst die Waschhäuser befanden. An den westlichen Torbau schließt sich die Querzeile mit zwei Aufgängen an.


(1) Bericht über die Verwaltung und den Stand der Gemeinde-Angelegenheiten der Stadt Charlottenburg, 1915-1920, Charlottenburg 1920, S. 39; Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten, Teil IV, Wohnungsbau, Bd. A, Die Voraussetzungen, Die Entwicklung der Wohngebiete, Berlin 1970, S. 182, Abb. 177, 274 f.; Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten, Teil IV, Wohnungsbau, Bd. B, Die Wohngebäude, Mehrfamilienhäuser, Berlin-München-Düsseldorf 1974, S. 385 (mit Abb.); Ribbe, Wolfgang (Hrsg.): Von der Residenz zur City, 250 Jahre Charlottenburg, Berlin 1980, S. 277; Hansen, Heike/Rhode, Manuela: Wohnanlage an der Niebuhrstraße, Berlin-Charlottenburg, 1920. In: Bauwelt 75 (1984), H. 11, S. 408; Ein "Notstandshaus" steht Neubauten im Wege, Charlottenburger Konflikt mit dem Denkmalschutz. In: Der Tagesspiegel vom 23.06.1990; Dürig, Uta-M.: Marode Häuser: Baudenkmal oder Vorkriegs-Abrißbuden. In: Berliner Morgenpost vom 24.06.1990.

Literatur:

  • BusB IV A 1970 / Seite 182, 274f.
  • BusB IV B 1974 / Seite 385
  • Bericht über die Verwaltung und den Stand der Gemeinde-Angelegenheiten der Stadt Charlottenburg,1915-1920 / Seite 39
  • Hansen, Rhode: Wohnanlage an der Niebuhrstraße, Berlin-Charlottenburg, 1920, in: Bauwelt 75 (1984) 11 / Seite 408

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

Verkehrsanbindungen