Denkmaldatenbank

St. Hildegard-Krankenhaus

Obj.-Dok.-Nr. 09040522
Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf
Ortsteil Westend
Adressen Masurenallee 17

Thüringerallee 12
Denkmalart Gesamtanlage
Sachbegriff Krankenhaus
Datierung 1898-1901
Datierung 1939, 1956
Entwurf Pauly & Wieczorek (Architekt)
Bauherr Königliche Garnison Bauverwaltung
Ausführung F. und H. Wessel

Gegenüber dem Fernsehzentrum fällt eine hohe gelbe Backsteinmauer auf. Die lang sich hinziehende Umwehrung gehört zum ehemaligen Garnisonlazarett des Königin Elisabeth Garde Grenadier-Regiments Nr. 3, Masurenallee 17. (1) Die zwischen Thüringer Allee und Messegelände um einen weiten, baumbestandenen Hof gruppierten ein- und zweigeschossigen Gebäude entstanden 1898-1900 nach Plänen des Baurats Josef Wieczorek von der Königlichen Garnison Bauverwaltung. (2) Die im damals modernen Pavillonsystem errichtete Anlage zählt zu den wenigen erhaltenen Berliner Militärlazaretten des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Die Einrichtung war hier die erste Bautätigkeit am nördlichen Grunewaldrand und fand ihren Platz am bereits bestehenden Exerzierplatz des Garde Grenadier-Regiments, das seine im Zweiten Weltkrieg zerstörte Kaserne an der Königin-Elisabeth-Straße hatte. (3) Das Lazarett wurde bis 1919 genutzt, 1926 zog das St. Hildegard-Krankenhaus ein, das bis 1997 bestand. Heute werden die Gebäude von der Messe Berlin und von Gewerbemietern genutzt. Die ursprüngliche Gruppierung mit sechs Lazarettgebäuden hat sich bewahrt, wobei allerdings durch Kriegsschäden, An- und Umbauten sowie Fensteraustausch das authentische Erscheinungsbild gelitten hat. (4) An der damals noch nicht vorhandenen Masurenallee entstanden mit einem eingeschossigen Wirtschaftsgebäude (Haus 6) und einer kleinen Leichenhalle keine repräsentativen Gebäude. Diese befinden sich an der Thüringer Allee, wo auch die Zufahrt zum Gelände eingerichtet wurde. Hier liegen das Verwaltungsgebäude (Haus 1) und dahinter der große Krankenblock mit der Chirurgie (Haus 2), die sich mit einem eingeschossigen polygonalen Vorbau für den Operationssaal abzeichnet. Ihre gelben Ziegelfassaden im Neorenaissance-Stil, gegliedert mit roten Gurtgesimsen oder Sohlbänken aus Sandstein, geschmückt mit geschweiften Schildgiebeln, die Walmdächer mit Quergiebeln belebt, geben der militär-fiskalischen Einrichtung ein freundliches Aussehen. Gegenüber - heute zum Messegelände orientiert - begrenzen den Innenhof zwei niedrige Betten-Pavillons (Haus 4 und 5). Als spätere Erweiterung schließt seit 1957 den Hof im Süden ein schlichter Funktionsbau (Haus 3) - ein Wiederaufbau des kriegszerstörten Vorgängerbaus von 1939. (5) Damit folgt die Anlage in ihrer geschlossenen Bauform mit Gebäuden um einen malerischen Gartenhof "einem neuen, zunächst für Militärkrankenhäuser gültigem System" (6). Das nach dem neusten Stand der Medizin und des Krankenhausbaus erbaute Lazarett umfasste 1901 bei der Inbetriebnahme 100 Betten, die in Ein-, Zwei-, Vier-, Fünf- und Zehn-Bett-Räumen an Längskorridoren untergebracht waren. Damit verbanden sich gleichsam funktionale und gestalterische Qualitäten. Heute prägt die Anlage, die die einstige militärische Nutzung des Stadtquartiers wachruft, den Stadtraum zwischen Theodor-Heuss-Platz und Messegelände. Dazu trägt nicht zuletzt die erhaltene Ziegelmauer zur Masurenallee und der Stabgitterzaun mit bekrönten Ziegelpfeilern längs der Thüringer Allee bei.


(1) Bark, Willy: Chronik von Alt-Westend, mit Schloß Ruhwald, Spandauer Bock und Fürstenbrunn, Berlin 1937, S. 59; Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, Stadt und Bezirk Charlottenburg, bearb. von Irmgard Wirth, Textband u. Tafelband, Berlin 1961, S. 191 f.; Schiffczyk, Dieter: Der Krankenhausbau in Berlin 1900-1980, Berlin 1989, S. 28, 68 f., Kat.-Nr. 36; Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten, Teil VII, Bd. A, Krankenhäuser, Berlin 1997, S. 221.

(2) Architekturmuseum TU Berlin, Inv. Nr. 29850-29867: Pläne zum Garnison-Lazarett Charlottenburg/Westend. Danach ist Josef Wieczorek (1852-1899) alleiniger Entwurfsverfasser. Nach dessen Tod 1899 übernahmen die Bauleitung der Kgl. Baurat Wutsdorff und der Garnison-Inspektor Holland die Bauausführung.

(3) Seit 1889 nutzte das 1889 von Spandau nach Westend (Kaserne Königin-Elisabeth-Straße) verlegte Königin Elisabeth Garde Grenadier-Regiments Nr. 3 den seit 1873 bestehenden Exerzierplatz und den noch älteren angrenzenden Schießplatz.

(4) 1914 Erweiterung, 1926-31 Um- und Ergänzungsbauten durch Hermann Bunning, 1939 Erweiterung Haus 3, 1956-57 Neubau Haus 3.

(5) Architekt Arthur Koch.

(6) Schiffczyk, Dieter: Der Krankenhausbau in Berlin 1900-1980, Berlin 1989, S. 28.

Literatur:

  • Inventar Charlottenburg, 1961 / Seite 191-192
  • Bark, Willy, Chronik von Alt-Westend, Berlin 1937 / Seite 69
  • Schiffczyk, Dieter/ Der Krankenhausbau in Berlin 1900-1980. Bausysteme - ausgewählte Bauten - Gesamtkatalog =Krankenhäuser in Berlin. Bauten und Projekte der 80er Jahre, hrsg. v. Senator für Gesundheit und Soziales, Berlin 1989 / Seite 68-69 (Kat.-Nr. 36)
  • BusB VII A 1997 / Seite 221

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Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
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