Denkmaldatenbank

Siedlung Heerstraße

Obj.-Dok.-Nr. 09040519
Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf
Ortsteil Westend
Adressen Kurländer Allee
1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19, 20, 21, 22, 23, 24, 25, 26, 27, 28, 29, 30, 31, 32, 33, 34, 35, 36, 37, 38, 39, 40, 41, 42, 43, 44, 45, 46, 47, 48, 49, 50, 51, 52, 53, 54, 55, 56, 57, 58

Boyenallee 1, 9, 10, 11

Lötzener Allee
1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19, 20, 21, 22

Marienburger Allee
1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19, 20, 21, 22, 23, 24, 25, 26, 27, 28, 29, 30, 31, 32, 33, 34, 35, 36, 37, 38, 39, 40, 41, 42, 43, 47, 48, 49, 50, 51, 52, 53, 54, 55, 56, 57, 58, 59, 60, 61, 62, 63, 64, 65, 66

Neidenburger Allee
1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19, 20, 21, 22, 23, 24, 25, 26, 27, 28, 29, 30, 31, 32, 33, 34, 35, 36, 37, 38, 39, 40, 41, 42, 43, 44, 45, 46, 47, 48, 49, 50, 51, 52, 53, 54, 56, 57

Soldauer Allee
1, 2, 3, 4, 5, 5A, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19, 20, 21, 22

Soldauer Platz 1, 2, 3, 4

Waldschulallee
76, 78, 80, 82, 84, 86, 88, 90, 92, 94, 96
Denkmalart Gesamtanlage
Sachbegriff Gartenstadt
Datierung 1920-1926
Entwurf Möhring, Bruno & Reuters, Josef & Feldhuber, Joseph & Helmcke, Josef & Gorgas, Curt (Architekt)
Ausführung Continentale Bau AG
Bauherr Gemeinnützige Baugesellschaft Berlin-Heerstraße mbH

Auf der gegenüberliegenden Straßenseite der Waldschulallee fällt der Blick auf eine Reihe von gleich gestalteten Doppelwohnhäusern. Die Doppelwohnhäuser Kurländer Allee 1-58 u. a. gehören zur Siedlung Heerstraße, deren weiträumiges, 14 Hektar großes Siedlungsareal sich nach Norden bis zum S-Bahnhof Heerstraße erstreckt. (1) Die Anlage zählt zu den gelungenen Berliner Siedlungen, die noch heute die Prinzipien der Gartenstadtbewegung erkennen lassen. Die 252 Eigenheime für höher gestellte Beamte und Angestellte ließ die Gemeinnützige Baugesellschaft Berlin-Heerstraße mbH in vier Etappen 1920-26 errichten. Es entstanden überwiegend Reihen- und Doppelwohnhäuser mit vier und fünf Zimmern nach Plänen der Architekten Josef Reuters, Joseph Feldhuber, Walter Helmcke und Curt Gorgas. (2) Eng mit der Siedlungsplanung war die Stadt Charlottenburg verbunden, die 1919 gemeinsam mit der Märkischen Heimstätten GmbH die Gemeinnützige Baugesellschaft Berlin-Heerstraße gründete, um auch städtische Lehrer und Beamte mit Wohnraum zu versorgen. Der Architekt und Stadtplaner Bruno Möhring wurde mit einer neuen Bebauungsplanung beauftragt, da man den Vorentwurf von Max Taut für das gesamte Eichkampgelände nicht weiter verfolgte. (3) Kern des neuen Entwurfs sind nord-süd-gerichtete Alleen, die im Süden an die Waldschulallee anschließen. (4) Ihre geschwungene Führung und zwei von Hausgruppen gesäumte Platzanlagen - der Soldauer Platz im Norden und das mittige Karree am Ende der Kurländer Allee - vermitteln das Flair einer Gartenstadt. Hinzu kommen hohe Bäume an den schmalen Siedlungsstraßen und bis zu 500 Quadratmeter große Gärten, die nicht wie bei zeitnahen Kleinhaussiedlungen zur Selbstversorgung gedacht waren, sondern als Ziergärten den gehobenen Anspruch der Bauherren unterstreichen. Dieser kommt auch in der konservativen Gestaltung der großvolumigen zweigeschossigen Haustypen zum Ausdruck. Nicht eine sachliche Reformarchitektur, sondern die Rückbesinnung auf biedermeierliche Gediegenheit der Zeit um 1800 stand im Fokus der Architekten. Ausgewogene symmetrische Fassadengliederungen, Giebelhäuser mit steilen Satteldächern, Traufhäuser mit Walmdächern, Fledermausgauben und gefugten Ecklisenen wie auch Sprossenfenster mit Klappläden sorgen für ein idyllisches Siedlungsbild einer ländlichen Kleinstadt, das nicht zuletzt vom guten Erhaltungszustand der Siedlungshäuser getragen wird.


(1) Schmidt/Ebel 1927, S. 58 f., 84 f., 160; Gorgas, Curt.: Die gemeinnützige Baugesellschaft Berlin-Heerstraße, Berlin 1928; Gut 1928, S. 513; Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, Stadt und Bezirk Charlottenburg, bearb. von Irmgard Wirth, Text- u. Tafelband, Berlin 1961, S. 455 f.; 75 Jahre Siedlung Heerstraße 1921-1996, Hrsg. Interessengemeinschaft Siedlung Berlin-Heerstraße e.V., Berlin 1996; Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten, Teil IV, Wohnungsbau, Bd. A, Die Voraussetzungen, Die Entwicklung der Wohngebiete, Berlin 1970, S. 143, 276 f.; Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten, Teil IV, Wohnungsbau, Bd. D, Reihenhäuser; Petersberg 2002, S. 83 f., 240.

(2) Regierungs-Baumeister Curt Gorgas war in seiner Funktion als Direktor Mitglied des Vorstands der Baugesellschaft.

(3) Siehe Siedlung Eichkamp/ Wohnhaus Lärchenweg 33.

(4) Bruno Möhring entwarf mehrere Bebauungspläne für die Siedlung Heerstraße. Ein Entwurf entstand 1920 im Rahmen seines Vorschlags für zwei Hochhäuser am Eingang zur Siedlung beim Bahnhof Heerstraße. Vgl. Stadtbaukunst alter und neuer Zeit 1 (1920), Nr. 24, S. 388 f.

Literatur:

  • Gut, Wohnungsbau, 1928 / Seite 513
  • BusB IV A 1970 / Seite 143, 276f.
  • Inventar Charlottenburg, 1961 / Seite 455f.

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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