Denkmaldatenbank
Wohnsiedlung Charlottenburg Nord
09040505,T | |
Bezirk | Charlottenburg-Wilmersdorf |
Ortsteil | Charlottenburg-Nord |
Adressen | Heilmannring 55, 55A, 55B, 57, 57A, 57B, 57C, 57D, 58A, 58B, 58C, 59, 59A, 59B, 60, 60A, 60B, 60C, 60D, 60E, 61, 61A, 61B, 61C, 61D, 62, 62A, 62B, 62C, 64, 64A, 64B, 64C, 64D, 64E, 65, 66, 66A, 66B, 66C, 67, 67A, 67B, 67C, 68, 68A, 68B, 68C, 68D, 68E, 69, 69A, 69B, 69C, 71, 71A, 71B, 71C, 73, 73A, 73B, 73C, 73D, 74, 75, 75A, 75B, 75C, 76, 77, 77A, 77B , 78, 79, 90, 92, 94, 96, 98, 100 Geitelsteig 19, 21, 23 Goebelstraße 1, 9 Haeftenzeile 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19, 21, 23, 25, 27, 29 Halemweg 1, 3, 5, 7, 9, 11, 17, 18, 19, 20, 21, 22, 23, 26, 27, 28, 29, 30, 31, 33, 34, 35, 37, 39, 41, 43 Heckerdamm 265, 265A, 265B, 265C, 267, 267A, 267B, 267C Heinickeweg 2, 4, 6, 8, 10, 12, 14 Letterhausweg 1 Popitzweg 1, 2, 2A, 2B, 3, 4, 4A, 4B, 6, 6A, 6B, 8, 8A, 8B, 10, 10A, 10B, 12, 12A, 12B Schneppenhorstweg 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 13, 15, 17, 19, 21, 23, 25, 27, 29 Toeplerstraße 1, 2, 3, 4, 5, 7, 9, 11, 13, 15, 17, 19, 21, 25, 25A, 27, 29, 31, 33, 35, 37 |
Denkmalart | Gesamtanlage |
Sachbegriff | Siedlung & Kirche ev. & Jugendheim & Schule & Postamt & Laden & Einkaufszentrum & Kindertagesstätte & Bibliothek |
Datierung | 1952-1964 |
Entwurf | Scharoun, Hans & Hoffmann, Hans & Böckler, Erich & Braun, Norman & Labes, Walter & Maier, Alois & Meurin, Edmund & Semmer, Walter & Weber, Werner & Plarre, Hansrudolf & Harting, Werner (Architekt) |
Bauherr | Gagfah & GSW & Post & Hochbauamt Charlottenburg & Ev. Kirche |
Die Wohnsiedlung Charlottenburg-Nord, Heilmannring 55-55B u.a. entstand 1956-61 mit über 3.700 Wohnungen im öffentlich geförderten Sozialen Wohnungsbau. (1) Hier kamen städtebauliche Leitvorstellungen der 1950er Jahre zum Tragen, die sich gegenüber der früheren Mietshausbebauung durch eine Verminderung der Wohndichte, Durchgrünung, Aufgeben einer Straßen begleitenden Bebauung, Mischung der Wohnformen und Gliederung in Nachbarschaftseinheiten auszeichnen. So prägen die von unterschiedlichen Architekten gestalteten Wohnzeilen in ihrer aufgelockerten und durchgrünten Bauweise nachhaltig den Siedlungsraum, der ehemals für das Speersche Vorhaben reserviert war. Er erstreckt sich vom Volkspark Jungfernheide im Norden, zum Kurt-Schumacher-Damm im Osten und reicht im Westen bis an die Großsiedlung Siemensstadt heran. Betreut wurde das städtische Bauvorhaben von verschiedenen gemeinnützigen Bauträgern, federführend für den Bauteil bis zum Halemweg von der Gemeinnützigen Siedlungs- und Wohnungsbaugesellschaft (GSW) (2) und östlich davon von der Gemeinnützigen Wohnungsbau-Aktiengesellschaft Berlin (GEWOBAG).
Für das weitgehend mit Kleingärten und Lauben besetzte Gesamtgelände standen 1955 drei städtebauliche Entwürfe zur Wahl. Neben der Senatsverwaltung für Bau- und Wohnungswesen hatten die GEWOBAG mit Werner Weber und die GSW mit Hans Scharoun einen Siedlungsplan erarbeitet. Scharoun hatte so die Gelegenheit bekommen, die ebenfalls von ihm konzipierte Großsiedlung Siemensstadt nach Osten zu erweitern. Sein Planentwurf, den er zusammen mit dem Institut für Städtebau an der Technischen Universität Berlin ausgearbeitet hatte, wurde zur weiteren Bearbeitung bestimmt; er repräsentierte den Versuch, mit einer organischen Architektur die Einheit von Bauen und Landschaft zu thematisieren, und sah in konsequenter Weiterführung von Scharouns Leitbild der Nachbarschaft eine soziologische Strukturmischung der Siedlung vor, wobei der Architekt als Grundzelle dieser Mischung die Figur des Wohngehöfts einführte. Im Wohngehöft, als eine überschaubare Zelle großstädtischen Zusammenlebens, sollten sich gemäß den Bedürfnissen der Mieter und dem soziologischen Aufbau der Bevölkerung alle Haushaltstypen vereinen. (3) Die Gehöfte sollten Teil einer gestreuten Mischung unterschiedlicher Hausformen vom Einfamilienhausteppich bis zum Wohnhochhaus sein.
Scharouns Masterplan konnte jedoch wegen starker behördlicher Wiederstände nur in Teilbereichen realisiert werden, die sich auf den Siedlungsteil der GSW mit 1.806 Wohnungen beschränkten. Eine geplante Teppichbebauung aus Einfamilienhäusern entfiel ganz. Planungsentscheidend waren die Berücksichtigung einer Straßenplanung, die größtenteils aus der Speer-Planung vom Ende der 1930er Jahre herrührte, sowie die damit verbundenen bereits verlegten Strom-, Wasser- und Gasversorgungssysteme. Dadurch war der Verlauf der Straßen weitgehend vorbestimmt und ließ wenig Raum für Scharouns visionäre Siedlungslandschaft. Vor allem die Einfügung des bogenförmigen Heilmannrings als Wohnungssammelstraße zerschnitt nun die Wohngehöfte im Süden. Auch Scharouns Typenprogramm der Wohnungen mit einer Mischung der Wohnformen musste zum Teil der Typenverteilung des Sozialen Wohnungsbaues angepasst werden.
Entstanden sind dennoch zellenartige Hausgruppen, die in ihrer gestalterischen Vielfalt herausragende Beispiele der Berliner Nachkriegsmoderne verkörpern.
(1) Zur Planungsgeschichte von Charlottenburg-Nord: Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, Stadt und Bezirk Charlottenburg, bearb. von Irmgard Wirth, Text- u. Tafelband, Berlin 1961, S. 462-464; Thiele, K.-J.: 60 Jahre Berlin-Siemensstadt. In: Bauwelt 53 (1962), S. 399-415; Scharoun, Hans: Charlottenburg-Nord, Sechzig Jahre Entwicklung der Siemensstadt - von der Randbebauung zum Wohngehöft. In: Neue Heimat 8 (1962), H. 2, S. 18-32; Schinz, Alfred: Berlin, Stadtschicksal und Städtebau, Braunschweig 1964, S. 184 f.; Rave, Rolf/Knöfel, Hans-Joachim: Bauen seit 1900 in Berlin, Berlin 1968, Nr. 193; Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten, Teil IV, Wohnungsbau, Bd. A, Die Voraussetzungen, Die Entwicklung der Wohngebiete, Berlin 1970, S. 212 f., 224 f., 402 f.; Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten, Teil IV, Wohnungsbau, Bd. B, Die Wohngebäude, Mehrfamilienhäuser, Berlin-München-Düsseldorf 1974, S. 603-608; Geist/Kürvers 3, S. 407-419, 503-510; Berliner Wohnquartiere 1990, S. 129-132; Pfankuch 1993, S. 244-249; Wörner, Martin/Mollenschott, Doris/Hüter, Karl-Heinz: Architekturführer Berlin, 5. Aufl. Berlin 1997, S. 151; Tepasse, Heinrich: Stadttechnik im Städtebau Berlins 1945-1999, Berlin 2001, S. 56-82; Krohn, Carsten: Hans Scharoun, Bauten und Projekte, Basel 2018, S. 126-131.
(2) Bereits beim Wohnstadtprojekt Charlottenburg-Nord von Albert Speer war die GSW federführend tätig.
(3) Vgl. Geist/Kürvers 3, S. 416.
Literatur:
- BusB X B 4 1974 / Seite 109, 206ff.
- BusB IV A 1970 / Seite 225, 402-403
- Inventar Charlottenburg, 1961 / Seite 462-464
Teilobjekt Wohnhaus Goebelstraße 1 & 9
Teil-Nr. | 09040505,T,001 |
---|---|
Sachbegriff | Wohnhaus |
Datierung | 1956-1958 |
Entwurf | Scharoun, Hans |
Adressen | Goebelstraße 1, 9 |
Nördlich der Wohngehöfte durchzieht vom Popitzweg bis zum Halemweg ein bereiter Grünzug das Siedlungsareal. Er zeichnet die von Scharoun geplante und nicht verwirklichte Magistrale nach, die als Haupterschließung Gebiete der Siemensstadt mit der Wohnsiedlung Charlottenburg Nord verbinden sollte. Nördlich des Zuges konnte Scharoun aber einen weiteren Siedlungsabschnitt der GSW realisieren, der bis zur Toeplerstraße reicht und am Goebelplatz auf die Häuser der Großsiedlung Siemensstadt trifft. Hier vermittelt eine Verlängerung der langen Randzeile von Otto Bartning von 1930 den direkten Anschluss. Zunächst erweiterte Bartning 1956-57 seinen Wohnblock um drei Hauseinheiten (Goebelstraße 11/19), die sich nur bei genauem Hinsehen als Neubauten zu erkennen geben. Anschließend entstand bis 1958 ein Kopfbau (Goebelstraße 1/9) von Hans Scharoun, der bis zum Heilmannring vorgreift und sich stilistisch effektvoll absetzt. (8) Wie bei seinen Wohngehöften suchte Scharoun auch hier, für den Zeilenbau eine neue Ausdrucksform zu finden. Dabei ging es ihm, wie er selbst erklärte, "den Schwung (der Bartning-Zeile) richtig ausklingen zulassen und sodann mit einer leicht weichenden Geste auf das 12stöckige Wohnheim hinzuweisen", das zur selben Zeit nach Scharouns Plänen am Goebelplatz entstand. (9) So knickt der drei- und viergeschossige Anbau leicht aus der Bauflucht heraus und zeigt Laubengänge, an denen sägezahnartig Zwei- und Zweieinhalbzimmerwohnungen gereiht liegen. Scharoun entwickelt hier den für die Wohnzelle Friedrichshain 1949 geplanten Sägehaustyp mit Laubgengang weiter. (10) Unkonventionell wie der Hausgrundriss sind auch die apartmentähnlichen Kleinwohnungen geschnitten, die sich vom üblichen rechteckigen Grundrissschema lösen. Sie zeigen offene und flexible Raumgefüge mit über die Haustiefe gehenden Wohnbereichen, denen Schlafzimmer zum Gartenhof und auf der Laubengangseite Küche, Bad und Toilette funktionell zugeordnet sind. Allerdings sorgte ein besonderes Detail der kompakten Apartments für Kritik. Die innenliegenden Bäder waren ohne Tür, nur mit einem Vorgang versehen, von den Küchen her zugänglich. (11) Farbenfroh hebt sich das Zeilenende zudem vom Weiß des Bartning-Blocks ab. Pinkfarbene Laubengänge, Gelb und Rot für die Haustüren und Brüstungen der rückwärtigen Wintergärten ergeben ein kontrastreiches Wechselspiel.
(8) Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, Stadt und Bezirk Charlottenburg, bearb. von Irmgard Wirth, Text- u. Tafelband, Berlin 1961, S. 463 f.; Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten, Teil IV, Wohnungsbau, Bd. B, Die Wohngebäude, Mehrfamilienhäuser, Berlin-München-Düsseldorf 1974, S. 603 f.; Krohn, Carsten: Hans Scharoun, Bauten und Projekte, Basel 2018, S. 132 f.; Geist/Kürvers 1989, Bd. 3, S. 503.
(9) Hans Scharoun an Otto Bartning am 24.9.1955. Zitiert in: Geist/Kürvers 1989, Bd. 3, S. 412.(10) Geist/Kürvers 1989, Bd. 3, S. 494.
(11) Meyer-Ehlers: Wohnerfahrungen, Ergebnisse einer Wohnungsuntersuchung, Berlin 1963, S. 245-248.
Teilobjekt Wohnanlage Haeftenzeile 1 & 2 & 3 & 4 & 5 & 6 & 7 & 8 & 9 & 10 & 11 & 12 & 13 & 14 & 15 & 16 & 17 & 18 & 19 & 21 & 23 & 25 & 27 & 29 Toeplerstraße 7 & 9 & 11 & 13
Teil-Nr. | 09040505,T,002 |
---|---|
Sachbegriff | Wohnanlage |
Datierung | 1956-1958 |
Entwurf | Labes, Walter |
Adressen | Haeftenzeile 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19, 21, 23, 25, 27, 29 Toeplerstraße 7, 9, 11, 13 |
Außerhalb des Siedlungsteils der GSW liegen weitere wohnzellenartige Bauabschnitte anderer Bauträger, die städtebaulich den Scharounschen Gesamtplan für die Wohnsiedlung teilweise noch erkennen lassen. So die um die Haeftenzeile gruppierten sechs Zeilen, die die Bau- und Finanz GmbH nach Plänen von Norman Braun, Architekt bei der Berlin-Brandenburg-Aufbaugesellschaft, und Walter Labes errichten ließ (Haeftenzeile 1-19,21/29, Toeplerstraße 7-13). (16) Die konventionell wirkenden Wohnbauten unterscheiden sich vor allem durch ihre Dachformen: Fünf viergeschossige Zeilen haben Satteldächer, während der siebenstöckige Block zur Toeplerstraße flach gedeckt ist. Gleichsam sind bei allen die Treppenhäuser gliedernd vorgezogen, Loggien, deren Brüstungen kontrastierend mit roten Ziegeln verkleidet sind, öffnen die Süd- oder Westseiten in dichter Abfolge. Die vielen Loggien weisen auf die große Anzahl von Kleinwohnungen mit einem oder eineinhalb Zimmern hin. Die 248 Wohnungen mit Küche, Bad und Loggia zeigen eine rationell optimierte Grundrisslösung mit minimaler Verkehrsfläche. Die Häuser wurden umfassend modernisiert und mit Wärmedämmung versehen, wodurch sie einiges von ihrer ursprünglichen Klarheit verloren haben.
(16) Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, Stadt und Bezirk Charlottenburg, bearb. von Irmgard Wirth, Text- u. Tafelband, Berlin 1961, S. 463, Tafelband Abb. 601.
Teilobjekt Wohnanlage Halemweg 1 & 3 & 5 & 7 & 9 & 11 Heilmannring 55 & 55A & 55B & 57 & 57A & 57B & 57C & 57D & 58 & 58A & 58B & 58C & 59 & 59A & 59B & 60 & 60A & 60B & 60C & D & 60E & 61 & 61A & 61B & 61C & 61D & 62 & 62A & 62B & 62C & 64 & 64A & 64B & 64C & 64D & 64E & 66 & 66A & 66B & 66C & 68 & 68A & 68B & 68C & 68D & 68E & 74 & 76 & 78
Teil-Nr. | 09040505,T,003 |
---|---|
Sachbegriff | Wohnanlage |
Datierung | 1959-1960 |
Entwurf | Scharoun, Hans |
Adressen | Halemweg 1, 3, 5, 7, 9, 11 Heilmannring 55, 55A, 55B, 57, 57A, 57B, 57C, 57D, 58, 58A, 58B, 58C, 59, 59A, 59B, 60, 60A, 60B, 60C, D, 60E, 61, 61A, 61B, 61C, 61D, 62, 62A, 62B, 62C, 64, 64A, 64B, 64C, 64D, 64E, 66, 66A, 66B, 66C, 68, 68A, 68B, 68C, 68D, 68E, 74, 76, 78 |
Die Wohngehöfte von Hans Scharoun bilden dabei das Kernstück im Siedlungsteil der GSW. Nördlich des Heilmannrings liegen drei komplette Gehöfte (Heilmannring 58/68), begrenzt von zwei einzelne Zeilen im Westen und Osten (Halemweg 1/11), während südlich des Ringes vier Zeilen (Heilmannring 55/61) ansatzweise Höfe bilden. (4) In jedem Gehöft stehen sich eine leicht geknickte und eine stärker gefaltete Nordsüdzeile gegenüber, die sich trichterförmig zu einem Grünzug nach Norden öffnen. Dabei wechseln sich Erschließungsräume mit Garagen und Stellplätzen sowie Gartenräume mit Ruhezonen und Spielplätzen ab. In mehreren Stufen wachsen die Zeilen von drei auf acht Geschosse im Zentrum an, was sie wie Wohnberge erscheinen lassen. Scharoun konzipierte zunächst die Grundrisse und ließ die Baukörper sich daraus entwickeln. So bestimmten funktionale Erfordernisse das Erscheinungsbild, wie die vielen Balkone, die sich zur besseren Lichtausbeute nach Süden vergrößern. Auch sind die Südenden der Zeilen regelrecht aufgefächert, um mehren Wohnungen Südlicht zukommen zu lassen. Zudem differenzieren die Zeilen unterschiedliche Erschließungen über Laubengänge mit kantigen blauen Erschließungstürmen oder Treppenhäuser mit Gruppen aus quadratischen Fenstern. Trotz der Einschränkung des ursprünglichen Konzepts konnten je Gehöft 350 Wohnungen mit 35 Wohnungstypen mit einem bis vier Zimmern realisiert werden, darunter doppelgeschossige Atelierwohnungen in den obersten Etagen. (5) Dies entsprach Scharouns Ideal, dass das Wohngehöft gemäß den Bedürfnissen der Mieter und dem soziologischen Aufbau der Bevölkerung verschiedene Wohnungstypen vereinen sollte. Bei den oftmals durchgesteckten Grundrissen tauchen vielfältige Organisationsformen auf, teilweise in einer Wohnung zugleich. So finden sich Wohnräume mit Verteilerfunktion, die zu Raumgruppen zusammengefasst oder durch Rundgänge verbunden sind. Damit überzeugen die Grundrisse sowohl durch funktionale als auch wohnliche Qualitäten, die für den sozialen Wohnungsbau untypisch waren und die noch heute weit über den Standard hinausgehen. Die südlich des Heilmannrings gelegenen vier Wohnzeilen folgen den gleichen gestalterischen Prinzipien, haben aber keine Laubengänge und sind flacher gestaffelt. Hier beeindruckt die stärkere Herausbildung einzelner Hauseinheiten aus den Zeilen, wobei die welligen Gartenräume zwischen den Zeilen besonders das Siedlungsbild bestimmen.
In den Grünräumen der Wohngehöfte stehen nahe den Spielplätzen fünf von Joachim Dunkel im Rahmen eines Kunst am Bau-Projekts 1963 geschaffene Bronzeskulpturen. (6) Auf schlanken Betonstelen gesetzt, sind sie weithin sichtbar. Sie stellen stilisierte Gestirne dar: Sonne, Halb- und Vollmond mit Mondkratern sowie kristalline Sternengebilde.
(4) Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten, Teil IV, Wohnungsbau, Bd. B, Die Wohngebäude, Mehrfamilienhäuser, Berlin-München-Düsseldorf 1974, S. 605-608; Geist/Kürvers 1989, Bd. 3, S. 503-510.
(5) Scharoun zog selbst 1960 in eine Atelierwohnung am Heilmannring 66A, wo er bis zu seinem Lebensende wohnte. Vgl. Krohn, Carsten: Hans Scharoun, Bauten und Projekte, Basel 2018, S. 131.
(6) Endlich, Stefanie/Wurlitzer, Bernd: Skulpturen und Denkmäler in Berlin, Berlin 1990, S. 12.
Teilobjekt Einkaufszentrum Halemweg 17 & 19
Teil-Nr. | 09040505,T,004 |
---|---|
Sachbegriff | Einkaufszentrum |
Datierung | 1959-1960 |
Entwurf | Braun, Norman |
Adressen | Halemweg 17, 19 |
Am U-Bahnhof Halemweg, der zur Erschließung der Siedlung Charlottenburg Nord erst 1980 eröffnet wurde, liegt das 1959-60 durch Norman Braun erbaute Einkaufszentrum (Halemweg 17/19). (22) Die in der Form eines Atriums geschaffene Anlage hat leider durch Umbauten und Erweiterungen viel von ihrer streng funktionalen Ästhetik verloren. Vor den einander gegenüberliegenden eingeschossigen Ladenzeilen lagen einst überdachte, offene Pfeilergänge, die durch die Erweiterung der Läden Ende der 1960er Jahre verschwunden sind. Auch der Innenhof war einst von Herta Hammerbacher gärtnerisch gestaltet. Zudem entstand zur Zeit des Umbaus zum Halemweg ein mehrgeschossiger Kopfbau, der die Eingangssituation umfassend veränderte.
(22) Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, Stadt und Bezirk Charlottenburg, bearb. von Irmgard Wirth, Text- u. Tafelband, Berlin 1961, S. 464, Tafelbd. Abb. 604 f.; Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten, Teil VIII, Bauten für Handel und Gewerbe, Bd. A, Handel, Berlin 1978, S. 279, 291.
Teilobjekt Jugendheim Halemweg 18
Teil-Nr. | 09040505,T,005 |
---|---|
Sachbegriff | Jugendheim |
Datierung | 1963 |
Entwurf | Hochbauamt Charlottenburg |
Adressen | Halemweg 18 |
Entlang des Halemwegs wurden zahlreiche soziale Einrichtungen und Nahversorgungsangebote Anfang der 1960er Jahre angesiedelt, die allerdings größtenteils für die städtebauliche Neuplanung eines lokalen Gebietszentrums weichen mussten. So die vom Hochbauamt des Bezirks entworfenen ein- bis zweigeschossigen Gebäudegruppen auf der Ostseite des Halemwegs mit Jugendfreizeitheim, Bibliothek, Kindertagesstätte und dem bereits abgerissenen Schwesternheim (Halemweg 18-30).
Teilobjekt Wohnhaus & Laden Halemweg 21 & 23
Teil-Nr. | 09040505,T,006 |
---|---|
Sachbegriff | Wohnhaus & Laden |
Datierung | 1959-1960 |
Entwurf | Weber, Werner (Architekt) |
Bauherr | GSW |
Adressen | Halemweg 21, 23 |
Nach Norden schließt direkt ein gedeckter Gang mit zwei vorgestellten Pavillons mit Geschäften an. Er gehört zu einer achtstöckigen Wohnhausscheibe (Halemweg 21/23), die Werner Weber, der Architekt des östlichen Siedlungsteils der Gewobag, hier für die GSW entwarf. Der kompakte Bau entstand 1959-60 weit vom Halemweg zurückgesetzt, sodass eine Anbindung an das Einkaufszentrum von Norman Braun möglich wurde. Eine solche kommerzielle Nutzung der Erdgeschosszonen war zumindest in Scharouns Siedlungsplanung großräumig angedacht, wurde aber nur hier konsequent umgesetzt. Das Haus fällt darüber hinaus vor allem mit roter Farbgebung und Balkonbrüstungen aus verschiedenfarbigen Mosaikfliesen auf. Hinzukommen als gliedernde Elemente verglaste Treppenhäuser, die auf der Eingangsseite einen breiten Risalit rahmen. Die Geschäfte im Erdgeschoss haben noch ihre großflächigen Schaufensterfronten und Glastüren in zeittypischer Leichtmetallkonstruktion bewahrt. Auch der vorgelegte Gang mit runden Oberlichtern in der Betondecke und schlanken Stahlstützen vermittelt noch Authentizität.
Teilobjekt Kindertagesstätte Halemweg 20 & 22
Teil-Nr. | 09040505,T,007 |
---|---|
Sachbegriff | Kindertagesstätte |
Datierung | 1960-1961 |
Entwurf | Hochbauamt Charlottenburg |
Adressen | Halemweg 20, 22 |
Teilobjekt Schwesternheim - abgebrochen
Teil-Nr. | 09040505,T,008 |
---|---|
Sachbegriff | Schwesternheim |
Datierung | 1960-1961 |
Abbruch | um 2022 |
Entwurf | Hochbauamt Charlottenburg |
Adressen | Halemweg 26, 28, 30 |
Teilobjekt Grundschule
Teil-Nr. | 09040505,T,009 |
---|---|
Sachbegriff | Schule |
Datierung | 1959-1961 |
Entwurf | Hochbauamt Charlottenburg |
Adressen | Halemweg 34 |
Noch größtenteils originalgetreu präsentiert sich dagegen die Erwin-von-Witzleben-Grundschule (Halemweg 34) als Pavillonanlage mit großen Fensterflächen und hellen Ziegelfassaden. (20) Das Hochbauamt Charlottenburg erbaute 1959-61 nach eigenem Entwurf die Grundschule mit 20 Klassen gegenüber dem Volkspark Jungfernheide. Ein Schulstandort am nördlichen Rand des Siedlungsgebietes findet sich bereits im Gesamtplan für die Siedlung von Hans Scharoun aus dem Jahr 1955. Er plante hier einen zur Jungfernheide orientierten Schulkomplex mit einer ähnlich geschwungenen Grundrissfigur. So besteht der realisierte Gebäudekomplex aus drei rechtwinklig angeordneten zweigeschossigen Klassenpavillons, deren Höfe sich nach Norden zur Jungfernheide öffnen. Sie sind verbunden durch einen gebogenen einstöckigen Längstrakt, der im Osten mit einer Turnhalle endet. Der Stahlbetonskelettbau steht in der Reihe der qualitätsvollen Schulanlagen der 1950er Jahre, die von Westberliner Hochbauämtern der Bezirke gestaltet wurden. Während die fensterlosen Stirnseiten der Quertrakte mit graugelben Ziegeln belegt sind, betonen sonst weiß gerahmte Fensterbänder die Horizontale der Baukuben. Mit der Namengebung der Schule wurde Generalfeldmarschall Erwin von Witzleben geehrt, der im August 1944 in der Hinrichtungsstätte Plötzensee ermordet wurde. An den Widerstandskämpfer gegen die nationalsozialistische Gewaltherrschaft und Teilnehmer der Verschwörung vom 20. Juli 1944 erinnert zudem eine Gedenktafel am Schuleingang. (21)
(20) Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, Stadt und Bezirk Charlottenburg, bearb. von Irmgard Wirth, Text- u. Tafelband, Berlin 1961, S. 301; Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten, Teil V, Bd. C, Schulen, Berlin 1991, S. 422.
(21) 2019 erhielt die Schule einen Erweiterungsbau für die Mensa.
Teilobjekt Wohnanlage Halemweg 35 & 37 & 39 & 41 & 43 Heckerdamm 265 & 265A & 265B & 265C & 267 & 267A & 267B & 267C
Teil-Nr. | 09040505,T,010 |
---|---|
Sachbegriff | Wohnanlage |
Datierung | 1957-1958 |
Entwurf | Hoffmann, Hans |
Bauherr | Charlottenburger Baugenossenschaft |
Adressen | Halemweg 35, 37, 39, 41, 43 Heckerdamm 265, 265A, 265B, 265C, 267, 267A, 267B, 267C |
Hans Hoffmann gestaltete die Wohnhäuser im Bauabschnitt der Charlottenburger Baugenossenschaft zwischen Heinicke- und Halemweg, die am Nordrand der Siedlung mit weiten Grünräumen zwischen den Zeilen zum Volkspark Jungfernheide überleiten. (17) Zunächst entstanden 1957-58 drei Zeilen (Heckerdamm 265/267, Halemweg 35/43), wobei die östliche zur Jungfernheide mit einem achtstöckigen Hochhaus endet. Neben den Häusern von Scharoun gehören sie zu den architektonisch bemerkenswerten der Siedlung. Nirgendwo sonst findet sich so viel beschwingte Leichtigkeit und Eleganz der 1950er Jahre. Sie sind ausgezeichnet durch eine besondere Offenheit, die einen transparenten, beinahe südländischen Eindruck vermittelt. Verantwortlich sind dafür raumbreite Fensterfronten in den Wohnungen mit dem für Hans Hoffmann typischen großen begehbaren Blumenfenster, das bis zum Fußboden geht, sowie Balkone, die der ganzen Wohnzeile vorgehängt sind. Auch die komplett verglasten Treppenhäuser an den flachen Eingangsseiten bestärken die lichte Ausstrahlung. Der umfassende Einsatz von Glas zeigt sich auch am Hochhaus, das gestalterisch wie auch gebäudetypologisch eine Sonderstellung einnimmt. Es besteht aus zwei konkav gekrümmten Baukörpern mit jeweils vier Einzimmerapartments pro Geschoss, die von einer mittigen Erschließungszone verbunden sind. Eindrucksvoll bildet Hoffmann das achtspännige Apartmenthaus an der Fassade ab. Über die ganze Gebäudehöhe sind auf beiden Hausseiten jeweils einmal zwei Apartments und zweimal ein Apartment durch vorgezogene schräge Außenwände - wie eine schützende Rahmung - zusammengefasst. Dies bewirkt ein lebhaftes konstruktives Gefüge, das die Stahlbeton-Schottenbauweise ablesbar macht. Die 28 Quadratmeter großen Wohnungen schließen hier Fensterwände vor den Loggien ab, die durchsichtige filigrane Brüstungsgitter haben. Fassaden-Glaswände und wohnungsbreite Loggien oder Balkone, die zwischen Innen- und Außenraum vermitteln, wie auch funktionale Wohnungszuschnitte, umschreiben einen hohen Wohnwert, der über dem Durchschnitt zeitgleicher sozial geförderter Wohnungen liegt. Während das Hochhaus nur Einzimmerapartments aufnimmt, liegen in den Zeilen Zweieinhalb- und Dreizimmerwohnungen. 2009 wurden die Wohnhäuser denkmalgerecht modernisiert, wobei auch verloren gegangene bauzeitliche Details wiederhergestellt wurden.
(17) Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, Stadt und Bezirk Charlottenburg, bearb. von Irmgard Wirth, Text- u. Tafelband, Berlin 1961, S. 463, Tafelband Abb. 600; Rave, Rolf/Knöfel, Hans-Joachim: Bauen seit 1900 in Berlin, Berlin 1963, Objekt 30.11; Meyer-Ehlers: Wohnerfahrungen, Ergebnisse einer Wohnungsuntersuchung, Berlin 1963, S. 235-238; 75 Jahre Charlottenburger Baugenossenschaft eG. Berlin 1982, S. 31, 41.
Teilobjekt Wohnanlage Heilmannring 67 & 67A & 67B & 67C & 69 & 69A & 69B & 69C & 71 & 71A & 71B & 71C & 73 & 73A & 73B & 73C & 73D & 77 & 77A & 77B
Teil-Nr. | 09040505,T,011 |
---|---|
Sachbegriff | Wohnanlage |
Datierung | 1958-1959 |
Entwurf | Meurin, Edmund |
Adressen | Heilmannring 67, 67A, 67B, 67C, 69, 69A, 69B, 69C, 71, 71A, 71B, 71C, 73, 73A, 73B, 73C, 73D, 77, 77A, 77B |
Edmund Meurin schuf 1958-59 sechs Wohnzeilen für die GSW (Heilmannring 67/77). Die Häuser, die städtebaulich wie auch architektonisch ein anderes Konzept vermitteln, gruppieren sich zu zwei viergeschossigen Dreiergruppen, wobei die östliche Gruppe aus identischen und die westliche aus unterschiedlich langen Zeilen besteht. Mit ihrer Nord-Süd-Ausrichtung folgen sie Städtebauvorstellungen des Neuen Bauens. Sonnengünstig können bei dieser Bauweise die Wohnzimmer, Balkone oder Loggien nach Westen und Bäder, Küchen und auch Schlafräume zur Eingangsseite bei den Treppenhäusern gelegt werden. Nach diesem Prinzip verfuhr Meurin bei der Aufteilung der 192 Zwei- und Dreizimmerwohnungen, die im Grundrissschnitt und Ausstattung sich an den damaligen Richtlinien des sozialen Wohnungsbaues orientieren. Infolge der Reihung von gleichen Haustypen zu Zeilen finden sich typengleiche Hausreihen mit identischen Wohnungsgrößen. Um der Monotonie entgegenzuwirken, sind die Hauseinheiten jeweils versetzt gereiht, wodurch sich eine markante Tiefenstaffelung ergibt. In den Baukörpervorsprüngen auf den Ostseiten der Zeilen legte Meurin geschickt die Treppenhäuser und Hauseingänge, was den Fassaden Lebendigkeit verleiht. Dazu trägt auch eine lebhafte Farbgebung bei, wobei für jede Zeilengruppe ursprünglich ein eigenes Farbkonzept bestand. So setzen gelb- und ockrige Putze und farbige Bauelemente kontrastreiche Akzente. Offen liegen die Häuser eingebettet in vertiefte Grünräume, deren wellige Topographie einen natürlichen Übergang zum den Siemensdamm begleitenden Grünzug schafft.
Teilobjekt Wohnanlage & Laden Heilmannring 90 & 92 & 94 & 96 & 98 & 100 Schneppenhorstweg 2 & 4 & 6 & 10 Toeplerstraße 25 & 25A & 27 & 29 & 31 & 33 & 35 & 37
Teil-Nr. | 09040505,T,012 |
---|---|
Sachbegriff | Wohnanlage & Laden |
Datierung | 1957-1959 |
Entwurf | Scharoun, Hans |
Adressen | Heilmannring 90, 92, 94, 96, 98, 100 Schneppenhorstweg 2, 4, 6, 10 Toeplerstraße 25, 25A, 27, 29, 31, 33, 35, 37 |
Auch im gegenüberliegenden zwölfstöckigen Wohnhochhaus (Schneppenhorstweg 2) (12), das Hans Scharoun mit Gerd G. Biermann 1957 für die GSW realisierte, liegen die 122 Kleinwohnungen an Laubengängen und weisen ähnliche offene Wohnungszuschnitte auf. (13) Die wie eine Landmarke am Goebelplatz wirkende Hochhausscheibe ist mit ihrer Vielzahl von verspielten Details und skulpturalen Elementen das originellste Haus in der Siedlung. Zu einer riesigen wabenartigen Skulptur setzen sich an der Westfassade Loggien und wie Erker spitz hervortretende Fenster zusammen. Ihre gleichförmige gezackte Reihung spiegelt die apartmentähnliche Anordnung der Wohnungen wider, die für Ledige und junge Ehepaare gedacht waren. Die Schaffung von Wohnraum für Alleinstehende und kinderlose Paare vermittelt Scharouns Leitbild, Wohnungstypen für eine sozial gemischte Bewohnerschaft entsprechend der Bewohnerstruktur der Großstadt zu entwickeln. Schon in den 1920er Jahren suchte Scharoun nach modernen großstädtischen Wohnformen, die er in apartment- oder hotelähnlichen Grundrisszuschnitten verwirklicht sah. Als wirtschaftlich günstig bot sich die Erschließung über Laubengänge an. Sie liegen hier an der Ostseite und sind schräg aus den angrenzenden mit Betonplatten belegten Fassaden herausgeschnitten. Ursprünglich waren die Platten blau gefärbt, was die rahmende Wirkung der Giebelseiten verstärkte. Auch die spitzen Winkelmotive der Glasbrüstungen der Laubengänge waren einst blau gefasst. Ein asymmetrisch geformter Erschließungsturm, der wie diejenigen in den Wohnhöfen ebenso blau gestrichen war, und ein ab dem achten Geschoss herausragender Süderker sind ausgefallene Attribute der organischen Formensprache Scharouns. Die Laubengänge wurden 2020 denkmalgerecht instandgesetzt.
Unterhalb des Hochhauses liegt zum Goebelplatz orientiert das von Hans Scharoun entworfene Einkaufszentrum (Toeplerstraße 25/37). (14) Die acht Geschäfte umfassende Ladenzeile entstand 1957 auf unregelmäßigem Grundriss. Sie leitet über zu einem angegliederten Garagenflügel längs des Heilmannringes. Die Läden haben ihr bauzeitliches Erscheinungsbild mit Türen und Schaufenster in Leichtmetallkonstruktion bewahrt. Die teilweise mit beigen Riemchen verkleidete Ladenfront wird vom vorstehenden Stahlbeton-Flachdach akzentuiert. Seine zeittypische Kassetten-Konstruktion blieb im Durchgang zu den Garagen wirkungsvoll sichtbar. Dort hat sich rückwärtig mit einem weiteren frei stehenden Garagentrakt ein großer Garagenhof gebildet. Er veranschaulicht das autogerechte Siedlungskonzept der damaligen Planer, die die vorgeschriebenen Garagen und Stellplätze für Mieter als Planungsgrundlage festsetzten.
Vom Garagenhof gelangt man in einen gärtnerisch angelegten Binnenraum, von dem eine lebendige Raumwirkung ausgeht. Die weite grüne Mitte wird geformt vom Hochhaus und vier schief zueinander stehenden Hauszeilen von Scharoun (Heilmannring 90/96, Schneppenhorstweg 4/10). Auch hier bildet sich eine nachbarschaftliche Wohnzelle, "die als eine Weiterentwicklung der Struktur der Wohnzelle Friedrichshain zu verstehen ist" (15).
(12) Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten, Teil IV, Wohnungsbau, Bd. B, Die Wohngebäude, Mehrfamilienhäuser, Berlin-München-Düsseldorf 1974, S. 603 f.; Berliner Bauwirtschaft 10 (1959) Nr. 3; Berliner Bauwirtschaft 15 (1964), S. 164 f.; Geist/Kürvers 1989, Bd. 3, S. 503; Krohn, Carsten: Hans Scharoun, Bauten und Projekte, Basel 2018, S. 127, 130 f.
(13) Verantwortlich für die Wohnungsgrundrisse war anfangs die Bauabteilung der GSW. Scharoun wurde für die Überarbeitung der Grundrisse herangezogen, wobei er die Einfügung eines Eingangsflures und die Trennung der Wohnfunktionen übernehmen musste.
(14) Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, Stadt und Bezirk Charlottenburg, bearb. von Irmgard Wirth, Text- u. Tafelband, Berlin 1961, S. 464.
(15) Geist/Kürvers 1989, Bd. 3, S. 416.
Teilobjekt Wohnanlage Schneppenhorstweg 1 & 3 & 5 & 7 & 9 & 11 & 13 & 15 & 17 & 19 & 21 & 23 & 25 & 27 & 29 Toeplerstraße 15 & 17 & 19 & 21
Teil-Nr. | 09040505,T,013 |
---|---|
Sachbegriff | Wohnanlage |
Datierung | 1956-1957 |
Bauherr & Entwurf | GSW |
Adressen | Schneppenhorstweg 1, 3, 5, 7, 9, 11, 13, 15, 17, 19, 21, 23, 25, 27, 29 Toeplerstraße 15, 17, 19, 21 |
Östlich des Schneppenhorstwegs schließen vier weitere Zeilen (Schneppenhorstweg 1/21, Toeplerstraße 15/21) den Scharounschen Siedlungsabschnitt ab, die mit ihrer eine Ost-West-Ausrichtung das Siedlungsbild beleben. Die drei- und viergeschossigen Mehrfamilienhäuser zeigen wie alle Bauten von Scharoun in der Siedlung gezackte ausladende Dächer, die die dynamischen Konturen der Balkonseiten nachzeichnen. Alle Eingangsseiten fallen durch Gruppen von kleinen Bullaugenfenstern auf, die zu spitzen Winkeln formiert die Treppenhäuser belichten. Die oberste Gruppe ist zudem farblich herausgestellt. Scharoun hat hier mit geringen Mitteln relativ einfache Fassaden spannend gemacht.
Teilobjekt Vermittlungsstelle 38
Teil-Nr. | 09040505,T,014 |
---|---|
Sachbegriff | Postamt |
Datierung | 1958 |
Entwurf | Maier, Alois |
Adressen | Letterhausweg 1 |
Das 1956-59 erbaute Postdienstgebäude (Letterhausweg 1) im Osten entwarf Oberpostbaurat Alois Maier als zweckbetonten Funktionsbau. (7) Gestalterisch prägend ist seine Stahlbetonskelettkonstruktion, dessen sichtbares Tragwerkraster mit den eingespannten Fenstern die Längsfronten gliedert und belebt. Brüstungsverkleidungen mit blauer und gelber Kleinkeramik wie auch das geschwungene Vordach des verglasten Einganges vermitteln den Geist der Architektur der 1950er Jahre. Die ehemalige Vermittlungsstelle wird heute von der Telekom genutzt.
(7) Architekten- und Ingenieurverein Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten, Teil X, Bd. B, S. 109, 206.
Teilobjekt Wohnanlage Popitzweg 2 & 2A & 2B & 4 & 4A & 4B & 6 & 6A & 6B & 8 & 8A & 8B & 10 & 10A & 10B & 12 & 12A & 12B
Teil-Nr. | 09040505,T,015 |
---|---|
Sachbegriff | Wohnanlage |
Datierung | 1957-1958 |
Entwurf & Bauherr | GSW |
Adressen | Popitzweg 2, 2A, 2B, 4, 4A, 4B, 6, 6A, 6B, 8, 8A, 8B, 10, 10A, 10B, 12, 12A, 12B |
Die sechs identischen Wohnzeilen (Popitzweg 2/12), die 1957 die Bauabteilung der GSW südlich des Bartning-Blocks von 1930 ausführen ließ, wirken dagegen nüchterner. Städtebaulich wiederholen sie Reihung und Ausrichtung der Häring-Zeilen der Großsiedlung Siemensstadt. Ausladende Flachdächer, dreieckig spitz vorgezogene Treppenhäuser und an den Südseiten wie an den verlängerten Nordwänden offensiv herausgestreckte Balkone, die das Südlicht einfangen, lassen aber Scharouns Einfluss erkennen, der in Arbeitsgemeinschaft mit der GSW für ihren Siedlungsteil mit verantwortlich war.
Teilobjekt Ambulatorium Popitzweg 1 & 3 Heilmannring 79
Teil-Nr. | 09040505,T,016 |
---|---|
Sachbegriff | Ambulatorium |
Datierung | 1959-1960 |
Entwurf | Semmer, Walter |
Adressen | Popitzweg 1, 3 Heilmannring 79 |
Im Norden liegt das für die Siedlung 1959-60 eingerichtete Ambulatorium (Popitzweg 1/3). Der von Walter Semmer gestaltete zweigeschossige Flachbau zeigt einen winkelförmigen Baukörper. Semmer, der vor allem in Berlin als Industriearchitekt wirkte, setzte in die gelbe Klinkerverkleidung große fast bündig sitzende Fenster, die den nüchternen Zweckbau beleben. Seit 2014 ist in dem früheren Ärztezentrum eine Kindertagesstätte untergebracht.
Teilobjekt Sühne-Christi-Kirche
Teil-Nr. | 09040505,T,017 |
---|---|
Sachbegriff | Kirche ev. |
Datierung | 1962-1964 |
Entwurf | Plarre, Hans-Rudolf |
Bauherr | Berliner Synodalverband & Gustav-Adolf-Kirchengemeinde |
Adressen | Halemweg 25 |
Für die 1962 selbständig gewordene Kirchengemeinde Charlottenburg-Nord erbaute Hansrudolf Plarre dann bis 1964 eine Kirche am Halemweg sowie westlich vom Harting-Bau weitere Gemeindebauten mit einer Kindertagesstätte. Die Kirche erhielt den Namen Sühne-Christi-Kirche in Gedenken an die Opfer der Hinrichtungsstäte Plötzensee, die auf dem Gemeindegebiet liegt und Symbol des politischen Widerstandes gegen das NS-Regime geworden war. Während die Sühne-Christi-Kirche mit dem frei stehenden Glockenturm die polygonale Sakralarchitektur der Nachkriegsmoderne verkörpert, vermittelt das frühe Gemeindehaus noch den Eindruck einer Notkirche der Nachkriegszeit, die mit rechteckigem Baukörper und Satteldach dem traditionellen Typus einer Saalkirche entspricht. Allerdings gab Harting dem weiß geschlämmten, zweigeschossigen Backsteinbau mit einer fast ganz in Glas aufgelösten Längswand eine moderne Note. Hier richtete er unter anderen einen großen Gemeindesaal mit Empore ein, der bis zum Bau der Kirche als Gottesdienstraum genutzt wurde, während er in das Obergeschoss die Dienstwohnung des Pfarrers legte. Nach dem Bau der Kirche wurde das Innere durch die Architekten Neumann, Grötzebach und Plessow umgestaltet.
Auch die fensterlosen Wände der Sühne-Christi-Kirche erstrahlen kristallin in einem hellen Weiß. Der Entwurf für den expressiven Kirchenbau ging aus einem engeren Wettbewerb hervor. Er besteht aus einem hexagonalen Saalbau mit einem Zeltdach aus Stahlgitter- Dodekaedern, dreieckigen Anbauten für Eingang und Sakristei sowie dem frei stehenden, auch dreieckigen Glockenturm. Hoch unterhalb der Dachtraufe verläuft ein Fensterband, das das Stabwerk der Dachkonstruktion erahnen lässt, das, im Innern weiß gefasst, den Kirchenraum mitbestimmt. Karg und meditativ wirkt der Innenraum, dessen hohe Wände ausgefallen mit roten Lochziegeln gestaltet sind. Dazu setzte Plarre Altar, Kanzel, Taufstein und Triumphkreuz aus weißem Stein in Kontrast. Bemerkenswert ist die Aufstellung der von Karl Schuke 1967 gefertigten Orgel im Bereich des Altarraumes, die auf einer Bühne angeordnet den Sechseckraum dominiert. Damit folgte Plarre dem evangelischen Wiesbadener Reformprogramm von 1891, "welches die Platzierung der Orgel- und Sängerbühne im Angesicht der Gemeinde empfahl" (24). Draußen ist an der Nordostwand, der Straßenkreuzung zugewandt, ein stilisiertes Bronzekruzifix von Adrian von der Ende angebracht.
Gleichzeitig mit der Kirche entstand westlich ein von Hans-Rudolf Plarre entworfener Gebäudekomplex, der Gemeinderäume und Pfarrwohnungen mit Garagen - heute vor allem als Diakonie-Station genutzt - sowie eine Kindertagesstätte aufnimmt. Die drei kubischen weißen Baukörper formieren sich zu einer für die Nachkriegsmoderne typischen Teppichbebauung.
Die Sühne-Christi-Kirche ist wie die Katholische Kirche Maria Regina Martyrum und das Evangelische Gemeindezentrum Plötzensee am Heckerdamm Gedenkort für die Opfer des Nationalsozialismus. Zum Gedenken an die Schreckensorte der Geschichte wurde 1964 zwischen Kircheneingang und altem Gemeindehaus ein Mahnmal eingeweiht. Florian Breuer gestaltete eine 20 Meter lange, aus dem Kirchenfoyer herauswachsende weiße Ziegelsteinmauer mit davorgeschobenen Betonblöcken, die außen die Aufschriften Plötzensee, Auschwitz, Hiroshima, Mauern und im Kircheninnern Golgatha tragen. Vor der Mauer liegt ein Block in Form eines Kreuzes mit der Inschrift: Horch, das Blut deines Bruders schreit zu mir von der Erde. "Im dramatisch angelegtem Symbolismus der Mauer-Gestaltung werden hier, wie häufig in der Nachkriegszeit, Opfer der NS-Verbrechen mit Opfern politischer Verbrechen der jüngeren Geschichte im Gedenken zusammengebracht." (25)
(24) Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten, Teil VI, Sakralbauten, Berlin 1997, S. 219.
(25) Endlich, Stefanie: Wege zur Erinnerung, Gedenkstätten und -orte für die Opfer des Nationalsozialismus in Berlin und Brandenburg, Berlin 2007, S. 43.
Teilobjekt Gemeindehaus Toeplerstraße 1 & 3 & 5
Teil-Nr. | 09040505,T,018 |
---|---|
Sachbegriff | Gemeindehaus |
Datierung | 1956 |
Entwurf | Harting, Werner |
Adressen | Toeplerstraße 1, 3, 5 |
Auf dem Eckgrundstück Halemweg und Toeplerstraße liegt das evangelische Gemeindezentrum Charlottenburg-Nord mit der Evangelischen Sühne-Christi-Kirche (Toeplerstraße 1/5). (23) Das zu unterschiedlichen Zeiten erbaute Zentrum spiegelt nicht nur die Entwicklung der Gemeinde nach dem Zweiten Weltkrieg wider, es ist auch ein Dokument sakraler Baukunst der Nachkriegsmoderne. Zunächst entstand 1958-59 noch für die Gustav-Adolf-Gemeinde ein sparsames Gemeindehaus nach Plänen von Werner Harting.
(23) Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, Stadt und Bezirk Charlottenburg, bearb. von Irmgard Wirth, Text- u. Tafelband, Berlin 1961, S. 128; Kühne, Günther/Stephani, Elisabeth: Evangelische Kirchen in Berlin, Berlin 1978, S. 49 f.; Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten, Teil VI, Sakralbauten, Berlin 1997, S. 219, 244, 422; Endlich, Stefanie/Wurlitzer, Bernd: Skulpturen und Denkmäler in Berlin, Berlin 1990, S. 35; 500 Jahre Orgeln in Berliner Evangelischen Kirchen. Bd. II, hrsg. v. Berthold Schwarz, Berlin 1991, S. 357, 394 f., 456; Goetz, Christine/Hoffmann-Tauschwitz, Matthias: Kirchen Berlin Potsdam, Berlin 2003, S. 66; Bernau, Nikolaus/Voigt, Patrick: Beton und Glaube, Kirchen der Nachkriegsmoderne in Berlin, Berlin 2014, S. 88-93.
Teilobjekt Wohnanlage Heinickeweg 2 & 4 & 6 & 8 & 10 & 12 & 14 Toeplerstraße 4
Teil-Nr. | 09040505,T,019 |
---|---|
Sachbegriff | Wohnanlage |
Datierung | 1958-1959 |
Entwurf | Böckler, Erich |
Bauherr | Berliner Baugenossenschaft |
Adressen | Heinickeweg 2, 4, 6, 8, 10, 12, 14 Toeplerstraße 4 |
1958-59 erbaute die Berliner Baugenossenschaft zwei winkelförmige Zeilen, für die Erich Böckler die Pläne lieferte (Toeplerstraße 4, Heinickeweg 2/14). (18) Die Zeilen setzen sich aus einem vierstöckigen Bauteil, der Dreispänner mit Kleinwohnungen enthält, sowie einem Nord-Süd-orientierten Flügel mit Einzimmerapartments zusammen. Letztere werden über Laubengänge erschlossen. Insgesamt wurden 168 Wohneinheiten realisiert, die ein hohes Maß an Funktionalität vermitteln. Die modern wirkenden kubischen Bauten zeichnen eine harmonische Aufteilung der Fassaden aus. Erich Böckler, der bei Heinrich Tessenow studierte, vermochte ihnen, trotz der beschränkten finanziellen Mittel, eine lebendige Gliederung zu verleihen. (19) Dies beruht unter anderem auf den vielen Loggien mit ihren hellen Klinkerbrüstungen, die die West- oder Südseiten unterschiedlich rhythmisieren. Vor allem bei den hohen Laubenganghäusern sind die südlichen Fronten ganz in Loggien der Apartments aufgelöst. Sie vermitteln stadtbildprägend das Bild eines riesigen Wohnregals, in das die Apartments wie hineingesteckt wirken.
(18) Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, Stadt und Bezirk Charlottenburg, bearb. von Irmgard Wirth, Text- u. Tafelband, Berlin 1961, S. 463, Tafelbd. Abb. 602.
Teilobjekt Wohnblock Halemweg 27 & 29 & 31 & 33 Toeplerstraße 2
Teil-Nr. | 09040505,T,020 |
---|---|
Sachbegriff | Wohnblock |
Datierung | 1968 |
Entwurf | Hoffmann, Hans |
Bauherr | Charlottenburger Baugenossenschaft |
Adressen | Halemweg 27, 29, 31, 33 Toeplerstraße 2 |
Erst 1968 erbaute Hans Hoffmann den sechs- und achtgeschossigen Wohnblock im südöstlichen Teil des Areals der Charlottenburger Baugenossenschaft (Toeplerstraße 2, Halemweg 27/33). Die schräg gestellte winkelförmige Anlage fällt im Vergleich zu seinen frühen Bauten durch ein strengeres Fassadenraster und ein wesentlich kompakteres Volumen auf. Der Flachbau enthält Vier- und Zweispänner mit Zwei- und Zweieinhalbzimmerwohnungen, das Hochhaus ist ein Sechsspänner mit ausschließlich Zweieinhalbzimmerwohnungen.
Kontakt
Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem
- Tel.: (030) 90259-3653
- Fax: (030) 90259-3700
- E-Mail juliane.stamm@lda.berlin.de
Verkehrsanbindungen
-
U-Bahn
-
Bus
-
Jüdenstr.
- 248
- 300
-
Nikolaiviertel
- N8
- N40
- N60
- N65
-
Jüdenstr.