Denkmaldatenbank

Bahnhof Zoologischer Garten

Obj.-Dok.-Nr. 09040500
Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf
Ortsteil Charlottenburg
Adressen Hardenbergplatz & Hardenbergstraße & Hertzallee & Jebensstraße
Denkmalart Gesamtanlage
Sachbegriff Bahnhof (S) & Bahnhof (U) & Bahnhof (F)
Datierung 1878-1882
Umbau 1900
Entwurf Grenander, Alfred Frederik Elias (Architekt)
Entwurf Dircksen, Ernst August (Architekt)

Der Fern-, S- und U-Bahnhof Zoologischer Garten, Hardenbergplatz, der heute mit zwei Bahnsteighallen für den Regional- und den S-Bahn-Verkehr, mit den Stationen der beiden U-Bahnlinien U2 und U9 sowie dem Busbahnhof auf dem Hardenbergplatz zu einem der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte Berlins gehört, war 1882 als Haltestelle der Stadtbahn in einem weitgehend unbebauten Gelände an der Westseite des Zoologischen Gartens eröffnet worden. (1) Seine heutige Gestalt erhielt das Bahnhofsgebäude 1934-40, als ein Neubau nach Entwurf von Fritz Hane den alten Bahnhof ersetzte. Dieser hatte dem sprunghaft gestiegenen Verkehr infolge der rasanten baulichen Entwicklung im so genannten Zooviertel und am Kurfürstendamm nicht mehr genügt und war vollständig abgerissen worden. Der zunächst seitlich neu angefügte S-Bahnhof konnte bereits zur Olympiade 1936 eröffnet werden; die Bahnsteighalle für den Fernverkehr wurde bis 1940 erbaut, ihre Verglasung erst Mitte der 1950er Jahre fertig gestellt. (2) Besondere Bedeutung erlangte der Bahnhof Zoo nach dem Zweiten Weltkrieg, als er der einzige Fernbahnhof West-Berlins war. In Verbindung mit den Stationen der U-Bahnlinien U2 (seit 1902) und U9 (seit 1961) entwickelte er sich zu einem der meist frequentierten Kreuzungsbahnhöfe im Westteil der geteilten Stadt. Das Bahnhofsgebäude stellt daher trotz zahlreicher Sanierungen und Umbauten im Inneren ein bedeutendes Zeugnis der Berliner Verkehrsarchitektur der 1930er Jahre dar, seine wechselvolle Bau- und Nutzungsgeschichte belegt darüber hinaus die städtebauliche Entwicklung in diesem Teil Charlottenburgs. (3)

Die 1878-82 nach Plänen von Ernst August Dircksen errichtete Stadtbahn-Haltestelle diente zunächst vor allem dem Ausflugsverkehr der Berliner zum Zoologischen Garten, wurde 1884 aber auch zum Haltepunkt für den Fernverkehr auf der Stadtbahntrasse ausgebaut. (4) Mit dem Anschluss an die Stammstrecke der Hoch- und Untergrundbahn (heute U2) wurde die Station 1902 zum Umsteigebahnhof. Das Bahnhofsgebäude der 1930er Jahre besteht aus einer separaten, neben dem alten Gleiskörper an der Jebensstraße errichteten Halle für die S-Bahngleise, die nach Südwesten vorgeschoben ist und die Hardenbergstraße überspannt, sowie der nunmehr viergleisigen Fernbahnhalle mit zwei Mittelbahnsteigen. Die Stahl-Glaskonstruktion der beiden unterschiedlich hohen Bahnsteighallen war der Klassischen Moderne verpflichtet, die Verkleidung des Viaduktes mit Muschelkalk-Platten typisch für die NS-Architektur. (5) Es ist diese Bauphase, die bis heute das Aussehen des Bahnhofs prägt, auch wenn die Verglasung der Fernbahnhalle erst 1954-57 vollendet wurde. Das auf dünnen Stahlträgern vorkragende Restaurantgeschoss für die Terrassen am Zoo am Hardenbergplatz wurde 1957 nach Entwurf von Horst Engel eingefügt. (6)

Die 1902 eröffnete U-Bahnstation Zoologischer Garten war nach Entwurf von Alfred Grenander erbaut worden. (7) Davon zeugen heute noch die Seitenbahnsteige und die eisernen Profilstützen zwischen den Gleisen. Alle weiteren Gestaltungselemente, die gelben Kacheln an den Wänden, die runden, mit poliertem Werkstein verkleideten Stützen der Vorhalle, Kioske und Abfertigungskanzeln mit schrägen Fensterflächen, wurden 1958-61 nach Plänen von Bruno Grimmek ausgeführt. Am westlichen Ende der Bahnsteighalle befindet sich der Übergang zu den S- und Fernbahnhallen sowie zur Station der 1961 eröffneten U-Bahnlinie G (seit 1966 U9). Die Wände der zweigleisigen Bahnsteighalle mit Mittelbahnsteig sind mit hellbraunen Keramikplatten mit Tierdarstellungen der Firma Villeroy & Boch verkleidet. (8)


(1) Zur Stadtbahn siehe auch Gebiet I.7. Vgl. Schmidt, Hartwig/Eilhardt, Eva-Maria: Die Bauwerke der Berliner S-Bahn, Die Stadtbahn, Berlin 1984 (Arbeitshefte der Berliner Denkmalpflege 1); Kiebert, Wolfgang: Die Berliner Stadtbahn. Bau und Geschichte der ersten Viaduktbahn Europas, Bd. 1: Von der Gründerzeit bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs, Berlin 2011.

(2) Im Zuge der Elektrifizierung des Vorortverkehrs waren bereits 1926-28 die Bahnsteige erhöht worden. Zum Neubau des Bahnhofs siehe: Franz, E.: Umbau des Bahnhofs Zoologischer Garten in Berlin. In: Zeitschrift des Vereins Deutscher Ingenieure 80 (1936), S. 845-850; Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, Stadt und Bezirk Charlottenburg, bearb. von Irmgard Wirth, Text- u. Tafelband, Berlin 1961, S. 585 f.; Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten, Teil X, Bd. B (2), Fernverkehr, Berlin-München-Düsseldorf 1984, S. 45-47 (Abb. 53, 54), 146 (mit weiteren Literaturangaben); Krings, U.: Bahnhof Zoologischer Garten. In: Die Berliner S-Bahn, Gesellschaftsgeschichte eines industriellen Verkehrsmittels, Ausstellungskat. Berlin 1982, S. 83-85; Schmidt/Eilhardt 1984, S. 76-89; Hoffmann, Andreas: Bahnhof Zoologischer Garten. In: Geschichtslandschaft Berlin, Orte und Ereignisse, Bd. 1, hrsg. v. Helmut Engel, Stefi Jersch-Wenzel, Wilhelm Treue, Charlottenburg, Teil 2, Der neue Westen, Berlin 1985, S. 259-274; Dost, Susanne: Richard Brademann (1884-1965), Architekt der Berliner S-Bahn, Berlin 2002, S. 203-205 (zu Fritz Hane); Sabottka, Larissa: Die eisernen Brücken der Berliner S-Bahn, Bestandsdokumentation und Bestandsanalyse, Berlin 2003 (Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, Beih. 29, hrsg. vom Landesdenkmalamt), S. 359-361.

(3) Sanierungen 1985-89 und 1993-95. Seit der Erneuerung der Gleisanlagen 2006 halten am Bahnhof Zoo nur noch Regionalzüge. Seit 2015 wird das gesamte Gebäude saniert, das Restaurant Terrassen am Zoo konnte bereits 2016 wiedereröffnet werden.

(4) BusB X B (2), S. 45 f., 149; Schmidt/Eilhardt 1984, S. 77-79.

(5) Beide Hallen weisen einen annähernd rechteckigen Querschnitt auf und sind aus Stahlvollwandbindern konstruiert. Längsseiten und Stirnfronten besitzen eine querrechteckige Sprossenteilung. Die S-Bahnhalle ist 9,60 Meter hoch, die Fernbahnhalle für die mit Dampf betriebenen Lokomotiven hat eine Höhe von 14 Metern. Von den alten Viaduktbögen sind einige wenige in der Nähe des Tiergartens erhalten. Vgl. Schmidt/Eilhardt 1984, S. 78.

(6) Einen auf Stützen gestellten Wartesaal mit anschließender Dachterrasse hatte bereits Fritz Hane an dieser Stelle vorgesehen. Vgl. Dost 2002, S. 205.

(7) 1927-28 wurde der U-Bahnhof wiederum von Alfred Grenander umgebaut. Vgl. BusB X B (1), S. 40 (Abb. 66), 108; Brachmann, Christoph: Licht und Farbe im Berliner Untergrund, U-Bahnhöfe der klassischen Moderne, Berlin 2003; Bongiorno, Biagia: Verkehrsdenkmale in Berlin, Die Bahnhöfe der Berliner Hoch- und Untergrundbahn, Berlin 2007 (Beiträge zur Denkmalpflege in Berlin 25), S. 94; Bohle-Heintzenberg, Sabine: Architektur der Berliner Hoch- und Untergrundbahn, Planungen, Entwürfe, Bauten bis 1930, Berlin 1980, S. 63-68; Hoffmann, Andreas: Bahnhof Zoologischer Garten. In: Geschichtslandschaft Charlottenburg 1985/86, Teil 2, S. 259.

(8) Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten, Teil X, Bd. B (1), Städtischer Nahverkehr, Berlin-München-Düsseldorf 1979, S. 93 (Abb. 201), 155; Bongiorno 2007, S. 94, 181.

Literatur:

  • Bohle-Heintzenberg: Architektur der Hoch- und U-Bahn, 1980 / Seite siehe dort Literaturangaben
  • BusB X B 1 1979 & BusB X B 2 1984Inventar Charlottenburg, 1961 / Seite 585f.
  • Berlin und seine Eisenbahnen, 1896 / Seite 330
  • BusB I 1896 / Seite 233ff.
  • Zentralblatt der Bauverwaltung 54 (1934) / Seite 57
  • Verkehrstechnik 15 (1934) / Seite 527
  • Die Baugilde 17 (1935) / Seite 784
  • Berliner Stahl-Hochbauten, 1936 / Seite 112
  • Hoffmann, Andreas/ Bahnhof Zoologischer Garten in
    Geschichtslandschaft, Charlottenburg 2, 1985 / Seite 259-274

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

Verkehrsanbindungen