Denkmaldatenbank

Postamt Goethestraße

Obj.-Dok.-Nr. 09040493
Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf
Ortsteil Charlottenburg
Adressen Goethestraße 2, 3

Knesebeckstraße 95
Denkmalart Gesamtanlage
Sachbegriff Postamt
Datierung 1881, 1901-1902, 1928
Umbau 1903, 1927
Entwurf Tuckermann, Wilhelm & Kayser, Arnold (Architekt)
Bauherr Kaiserliche Oberpostdirektion & Reichspost (Baugeschäft)
Ausführung Boswau und Knauer

Das Nachbargebäude Knesebeckstraße 95, das mit seiner Fassadengestaltung auf eine Entstehungszeit in den 1920er Jahren verweist, gehört zum ehemaligen Kaiserlichen Postamt Nr. 2/Rohrpost-Amt, Goethestraße 2-3, Knesebeckstraße 95, einem großen Gebäudekomplex, der die Entwicklung der Post-Architektur in Charlottenburg über eine Zeitspanne von fast 50 Jahren dokumentiert. (1) Der älteste Bauteil ist das 1881-82 erbaute Postamt Goethestraße 3, das nach Entwurf des Postbaurats Wilhelm Tuckermann im Zuge des Anschlusses Charlottenburgs an das Berliner Rohrpostsystem mit einer Rohrpost-Maschinenstation ausgeführt wurde. (2) Die Fassade im Stil der französischen Renaissance, deren drittes Geschoss 1903-04 angepasst aufgestockt wurde, fügt sich nahtlos in die zeitgenössische Wohnbebauung ein. Dass es sich um ein Postgebäude handelte, zeigte ursprünglich eine Inschrift über dem Portal sowie die aufwendige Fassadengestaltung in Sandstein und Sichtbackstein. 1901-02 wurde der Erweiterungsbau Goethestraße 2 wiederum nach dem Entwurf Tuckermanns ausgeführt. Im Vergleich zur kleinteiligen Wohnhausfassade des später aufgestockten Altbaus entstand hier ein viel großzügiger proportionierter Bau. Die drei hohen Bogenfenster im dritten Geschoss weisen zudem auf die zweigeschossige, einst durch ein Glasdach belichtete Halle, die als Fernsprech-Vermittlungssaal diente und dessen originale eiserne Dachkonstruktion auch nach Einbau einer Zwischendecke noch erhalten ist. Über der reich detaillierten Tordurchfahrt sind Alt- und Neubau durch einen Gang miteinander verbunden. Der zweite Erweiterungsbau des Postamtes, 1925-27 nach Plänen des Postbaurats Arnold Kayser auf dem Grundstück Knesebeckstraße 95 ausgeführt, schließt rückseitig an die Parzellen in der Goethestraße an. Der Innenhof dieses Gebäudes ist mit den Höfen der beiden älteren Bauten über eine Durchfahrt verbunden, die im Zuge der Erweiterung ebenfalls umgebaut wurden. Der Neubau, der sich durch seine neusachliche Backsteinarchitektur von den Altbauten abhebt, zeigt im Innenhof mit großen Fenstern und hellgelb verklinkerten, streng gerasterten Wandflächen eine klassische Gewerbehoffassade. Zur Knesebeckstraße nimmt die Front mit ihrer zweigeschossigen Sockelzone sowie den zu den Dienstwohnungen in den Obergeschossen gehörigen Loggien die Typologie des Mietshauses auf. Am mit Muschelkalk verblendeten und mit einem mächtigen Reichsadler geschmückten Erdgeschoss wurde ein ursprünglich schmales Fensterband für die neuen Nutzungen als Modegeschäft und seit 2019 als Galerie, durch ein großes Schaufenster ersetzt. Das erste Obergeschoss ist durch dunkelrote Klinker von den helleren Wohngeschossen abgesetzt. Auch in die Gebäude an der Goethestraße, wo noch 1968-72 die Schalterhalle nach Entwurf von Alfons Gierhards in zeittypischen Formen und Farben der Pop-Architektur umgebaut worden war, sind seit 2010, als die Post den Standort weitgehend aufgab, Galerien, Künstlerateliers und ein Yogastudio mit Saunalandschaft eingezogen.


(1) Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, Stadt und Bezirk Charlottenburg, bearb. von Irmgard Wirth, Text- u. Tafelband, Berlin 1961, S. 603-604; Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten, Teil X, Bd. B (4), Anlagen und Bauten für den Verkehr - Post- und Fernmeldewesen, Berlin 1987, S. 179, 181, 191 f.

(2) In dem durch spätere Überbauungen verlorenen Teil des Seitenflügels sowie im ebenfalls vollständig veränderten Querflügel befanden sich die Pferdeställe und das Rohrpostgebäude mit Maschinen- und Kesselhaus.

Literatur:

  • Inventar Charlottenburg, 1961 / Seite 603-604
  • BusB X B 4 1987 / Seite 179, 181, 191f.

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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