Denkmaldatenbank
Ringsiedlung, Großsiedlung Siemensstadt
| 09040492,T | |
| Bezirk | Charlottenburg-Wilmersdorf & Spandau |
| Ortsteil | Charlottenburg-Nord & Siemensstadt |
| Adressen | Goebelstraße 2, 4, 6, 8, 10, 11, 12, 14, 15, 16, 18, 19, 20, 21, 22, 23, 24, 25, 26, 28, 29, 30, 32, 34, 35, 36, 38, 39, 40, 42, 44, 45, 46, 48, 49, 50, 51, 52, 54, 55, 55A, 56, 58, 60, 61, 62, 63, 64, 66, 68, 69, 70, 71, 72, 74, 75, 76, 78, 79, 80, 82, 83, 84 , 86, 87, 88, 90, 91, 92, 94, 95, 96, 98, 99, 100, 102, 103, 104, 106, 107, 108, 109, 110, 111, 112, 113, 114, 116, 118, 120, 122 Geißlerpfad 1, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19, 20, 21, 22, 23, 24, 25, 26, 27, 28, 29 Heckerdamm 283, 283A, 283B, 283C, 283D, 283E, 283F, 283G, 283H, 283I, 285, 285A, 285B, 285C, 285D, 285E, 285F, 285G, 285H, 285I, 287, 287A, 287B, 287C, 287D, 287E, 287F, 287G, 287H, 287I, 289, 289A, 289B, 289C, 289D, 289E, 289F, 289G, 291, 291A, 291B, 291C, 291D, 291E, 291F, 291G, 291H, 293, 293A, 293B, 293C, 293D, 293E, 293F, 293G, 293H, 295, 297, 299 Jungfernheideweg 1, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 14A, 15, 16, 18, 20, 21, 21A, 22, 23, 24, 25, 26, 27, 28, 29, 30, 31, 32, 33, 35& 37, 39, 41, 43, 45 Mäckeritzstraße 6, 8, 10, 12, 14, 16, 18, 20, 22 |
| Denkmalart | Gesamtanlage |
| Sachbegriff | Siedlung & Freifläche |
| Datierung | 1929-1934, 1951 |
| Entwurf | Bartning, Otto & Forbát, Fred & Gropius, Walter & Häring, Hugo & Henning, Paul Rudolf & Scharoun, Hans & Mengeringhausen & Helmcke, Walter & Migge, Leberecht (Architekt) |
| Entwurf | Migge, Leberecht |
| Bauherr | Gemeinnützige Baugesellschaft Berlin-Heerstraße |
Literatur:
- BusB IV A 1970 / Seite Obj. 129
- BusB IV B 1974 / Seite 399-403, Obj. 940, 942
- Inventar Spandau, 1971 / Seite 303f., 458ff.
- Bauwelt 21 (1930) 46 / Seite 1ff., Beilage
- Bauwelt 22 (1931) 47 / Seite 1ff.
- Bauwelt 62 (1971) 47/48 / Seite 1907ff.
- Zentralblatt der Bauverwaltung 52 (1932) / Seite 61ff.
- Inventar Charlottenburg, 1961 / Seite 298
- Rave, Knöfel/ Bauen seit 1900 / Seite Obj. 30.7, 30.8, 30.9; 193.7
- Jaeggi, Annemarie: Großsiedlung Siemensstadt, in: Siedlungen der zwanziger Jahre - heute, 1984 / Seite 159-180
- Baumeister, Architekten, Stadtplaner, 1987 / Seite .
- Kloß: Siedlungen der 20er Jahre, 1982 / Seite 48
- Großsiedlung Siemensstadt, Berlin, in: Bauwelt 21 (1930) 46 / Seite Sonderdruck
Teilobjekt Langer Jammer
| Teil-Nr. | 09040492,T,001 |
|---|---|
| Sachbegriff | Wohnhaus |
| Datierung | 1929-1930 |
| Entwurf | Bartning, Otto (Architekt) |
| Adressen | Goebelstraße 11, 15, 19, 21, 23, 25, 29, 35, 39, 45, 49, 51, 55, 61, 63, 69, 71, 75, 79, 83, 87, 91, 95, 99, 103, 107, 109, 111, 113 Jungfernheideweg 16 |
Entlang der leicht kurvigen Goebelstraße reiht Otto Bartning ohne Unterbrechung 26 identische Hauseinheiten zu einer massigen Blockwand, die zu den gegenüberliegenden Häring-Zeilen als Raumabschluss wirkt. Zugleich schirmt die 338 Meter lange Randzeile als Lärm- und Sichtbarriere die Siedlung zur Trasse der S-Bahn und zum hier liegenden Siedlungsheizwerk ab. Während zur Straße nur vertikale Treppenhausverglasungen die Eingangsseite sparsam gliedern, lediglich die Betonvordächer der Haustüren kragen aus der völlig ebenen Straßenfront hervor, ist die Rückseite zum Grünraum überraschend offen gestaltet. Hier auf der Sonnenseite, wo die Wohn- und Schlafräume mit den Balkonen liegen, stand für Bartning eine plastische Wirkung im Vordergrund. Die gekuppelten Balkone, getrennt von einer durchlaufenden Ziegelwand, bewirken mit ihrer waagerechten weißen Verbretterung der Brüstungen die von Bartning gewünschte "starke Schattenplastik", sodass die symmetrische Anordnung der Wohnungsfenster in den Hintergrund tritt. (7) Trotz der Gleichförmigkeit, die den einheitlichen Grundrissaufbau der kleinen Zweizimmerwohnungen widerspiegelt, kommt auch auf der Straßenseite keine Monotonie auf. Weil man das jeweils andere Ende der gekrümmten Straße nicht sieht, wirken die Distanzen verkürzt und die sich wiederholende Fassade tritt dabei hinter der Großform zurück. Unterstützt wird dies durch die monochrome Farbgestaltung, die der von Bartning formulierten Forderung folgt, dem Licht bei seinem Gleiten "durch die konkav geschwungene Fläche" keinen starkfarbigen Widerstand entgegenzusetzen. (8) Neben der weißen Wandfläche und den hellgrau gestrichenen Wohnungs- und Treppenhausfenstern setzt nur die Stahlummantelung der Vordächer einen roten Farbakzent. Als Besonderheit erhielt hier der konventionell über einen zentralen Eingangsflur erschlossene Zweizimmergrundriss eine elf Quadratmeter große Wohnküche zur Straßenseite.
(7) BW 21 (1930), H. 46, S. 20.
(8) BW 21 (1930), H. 46, S. 20.
Teilobjekt Wohnhaus Goebelstraße 2 & 4 & 6 & 8 & 10 Geißlerpfad 1 & 3 & 5 & 7 & 9 & 11 & 13 & 15 & 17 & 19 & 21 & 23 & 25 & 27 & 29
| Teil-Nr. | 09040492,T,002 |
|---|---|
| Sachbegriff | Wohnhaus |
| Datierung | 1929-1931 |
| Entwurf | Forbát, Fred (Architekt) |
| Adressen | Goebelstraße 2, 4, 6, 8, 10 Geißlerpfad 1, 3, 5, 7, 9, 11, 13, 15, 17, 19, 21, 23, 25, 27, 29 |
Vielgestaltig zeigen sich die drei Hauszeilen von Fred Forbat, die am Geißlerpfad die Siedlung im Osten abschließen. Ähnlich wie bei den Gropiusbauten bestimmt eine sachliche Formensprache die klaren geometrischen, weißen Baukörper mit ihren betont gesetzten gelbbunten Ziegelelementen. Forbats Architektur beruht sowohl auf strenger, aber ausgesuchter Einfachheit als auch auf der Betonung einer geschlossenen Konturwirkung, die asymmetrische Akzente setzt. Seine Bauten zeichnen die höchste Variabilität in der Siedlung aus, indem er jeden Block anders gestaltete. Vor allem die lange nördliche Zeile zeigt eine der "markantesten Fassadenlösungen im Massenwohnungsbau" (11). Die Eingänge und die vertikalen Bänder der Treppenhausfenster werden risalitartig von vorstoßenden Scheitwänden aus Ziegeln und flachen Rundungen gefasst. Sie verleihen der Straßenfront eine ungewöhnlich wellenförmige plastische Gliederung, deren Schwung nach Norden in einem abschließenden unverputzten Kubus in Ziegelmauerwerk ausläuft. Die Gartenseite gliedern in die Fassade eingeschnittene Loggien ungleicher Form und Größe. Sie spiegeln alternierende Grundrisstypen in diesem Block wider, wobei jede Hauseinheit eine kleinere und eine größere Wohnung mit variablen Grundrisslösungen enthält. Nur hier finden sich in der Siedlung solche von der Norm abweichende experimentelle Grundrisse, wobei die größeren Wohnungen durch Weglassen von Zwischenwänden für verschiedene Wohnungsbedürfnisse variabel gestaltet werden können. Im südlichen Anschluss tritt die mittlere kurze Zeile näher an den Geißlerpfad heran, die mit einem Durchgang den Raumabschluss zur Grünen Mitte bildet. Zu ihr öffnen sich über die gesamte Hauslänge durchgehende Loggienbalkone, "da der Block, als einziger, ungestörte Aussicht auf die Hauptgrünfläche, ohne jedes Gegenüber" bietet. (12) Sie werden von durchlaufenden Ziegelwänden getrennt, die der Gartenfront eine geometrische Rasterstruktur verleihen. Bei den Häring-Zeilen steht der südliche Block, direkt gegenüber dem Goebelplatz, frei. Forbat, der östlich eine umfangreiche Siedlungserweiterung mit einem Marktplatz plante, gestaltete daher die Ostseite als zukünftige Platzwand mit Treppenhaustürmen. Dazwischen liegen in der weißen Hauswand gleichmäßig verteilt die Schlafzimmerfenster der Zweieinhalbzimmerwohnungen. Nur das Erdgeschoss bekam eine Ziegelverblendung, die ihre Fortsetzung bei den eingeschossigen Ladenanbauten am Nord- und Südende findet. Auf der Gartenseite bilden etwas vorstehende gekuppelte Loggien eine feingliedrige Struktur. Einheitlich breite Fenster unterstreichen hier den harmonischen Aufbau.
(11) Hüter, K.-H. :Architektur in Berlin 1900-1933, Dresden 1987, S. 234.
(12) BW 21 (1930), H. 46, S. 18.
Teilobjekt Wohnhaus Jungfernheideweg 18 & 20 & 21 & 21A & 22 & 23 & 24 & 25 & 26 & 27 & 28 & 29 & 30 & 31 & 33 & 35 & 37 & 39 & 41 & 43 & 45 Goebelstraße 120 & 122
| Teil-Nr. | 09040492,T,003 |
|---|---|
| Sachbegriff | Wohnhaus |
| Datierung | 1929-1930 |
| Entwurf | Gropius, Walter (Architekt) |
| Adressen | Jungfernheideweg 18, 20, 21, 21A, 22, 23, 24, 25, 26, 27, 28, 29, 30, 31, 33, 35, 37, 39, 41, 43, 45 Goebelstraße 120, 122 |
Hinter dem Damm der S-Bahn beginnt der eigentliche Siedlungsbereich, der am Heckerdamm in den Naturraum des Volksparks Jungfernheide übergeht. Rechts folgt ein langer Block von Otto Bartning dem kurvigen Verlauf der Goebelstraße, während schräg gegenüber die beiden Wohnzeilen von Walter Gropius am Jungfernheideweg liegen. In den Konturen scharf und kantig, in der kühlen funktionellen Strenge der identischen Reihung der Hauseinheiten von schnittiger Eleganz, repräsentieren sie vor allen anderen Siedlungsbauten den seriellen Charakter einer Großsiedlung der Moderne. Trotz der ganz auf technische Perfektion ausgerichteten Architektur, kommt nirgends die der Reihung gleicher Hauseinheiten innewohnende Monotonie auf. So wird die lange Zeile auf der Ostseite durch zurückgesetzte, vertikal durchgehende verglaste Treppenhäuser optisch in einzelne Hauseinheiten unterteilt, die gemeinschaftliche Dachterrassen für Sonnenbäder auszeichnen. Zum Gartenhof orientiert sind die Loggien der großen Dreieinhalbzimmerwohnungen, die zweitgrößten der Siedlung. Gropius' Wohnungen sind die am besten durchorganisierten der Siedlung, wobei er möglichst den einzelnen Räumen keine spezifische Nutzung zugedachte. "Wegen der sehr verschiedenartigen Bedürfnisse der Wohnungssuchenden halte ich die Form des veränderlichen Grundrisses, bei der die Bestimmung der einzelnen Räume nicht starr festgelegt ist, für die ausnutzbarste", wie er selbst erläuterte. (6) Zudem bestand so die Möglichkeit einer späteren Abtrennung oder Untervermietung einzelner Räume. Bei der Orientierung nach der Himmelsrichtung folgte Gropius den Vorstellungen der Sonnentheoretiker. In beiden Nord-Süd-Zeilen liegen alle Wohnräume nach Westen und die Schlafräume nach Osten, wodurch auf der Ostseite des Jungfernheideweges die Loggien der Wohnzimmer mit den Treppenhäusern zur Straße liegen. Auf der Ecke zur Goebelstraße bindet ein flacher Ladenbau ein kurzes Laubenganghaus an, das zur benachbarten, zeitgleich gebauten Siemenswerksiedlung Heimat von Hans Hertlein überleitet. Wie bei diesem Bautyp üblich, der in der Siedlung nur hier zur Ausführung kam, erschließen zwei beidseitig angegliederte Treppenhäuser die Laubengänge, zu denen die Küchen und Bäder der Zweizimmerwohnungen angeordnet sind. Gropius' Technikästhetik entspricht die auf weiß-grau-schwarz reduzierte Farbigkeit der Baukörper. Die Stahlfenster der Treppenhäuser und Loggienverglasungen, alle Wohnungsfenster sowie die Schutzgitter vor den Dachgärten sind einheitlich schiefergrau gestrichen, sodass auf dem leuchtenden Weiß der Fassaden die bandartige Gliederung dieser Elemente klar zum Ausdruck kommt. Bandartig sind auch die Wohnungsfenster beider Zeilen mit dunkelvioletten Klinkerpfeilern zusammengefasst, die so Schnittigkeit in die langen Fronten bringen. Die Eckbebauung mit der im Krieg zerstörten flachen Ladenspange erfuhr 1955 einen vom Original abweichenden Wiederaufbau, der 1988-89 städtebaulich und architektonisch nach einem Entwurf der Architekten Hilmer & Sattler im sachlich-funktionellen Stil der Gropiusbauten neu gestaltet wurde. Der turmartige Kopfbau passt sich mit prägnantem Dachüberstand, großem Fensterband und Dachterrassen gekonnt an.
(6) BW 21 (1930), H. 46, S. 9.
Teilobjekt Wohnhaus Goebelstraße 12 & 14 & 16 & 18 & 20 & 22 & 24 & 26 & 28 & 30 & 32 & 34 & 36 & 38 & 40 & 42 & 44 & 46 & 48 & 50 & 52 & 54 & 56 & 58 & 60 & 62 & 64 & 66 & 68 & 70 & 72 & 74 & 76 & 78 & 80 & 82 & 84 & 86 & 88 & 90 & 92 & 94 & 96 & 98 & 100 & 102 & 104 & 106 & 108 & 110 & 112 & 114 & 116 & 118
| Teil-Nr. | 09040492,T,004 |
|---|---|
| Sachbegriff | Wohnhaus |
| Datierung | 1929-1930 |
| Entwurf | Häring, Hugo (Architekt) |
| Adressen | Goebelstraße 12, 14, 16, 18, 20, 22, 24, 26, 28, 30, 32, 34, 36, 38, 40, 42, 44, 46, 48, 50, 52, 54, 56, 58, 60, 62, 64, 66, 68, 70, 72, 74, 76, 78, 80, 82, 84, 86, 88, 90, 92, 94, 96, 98, 100, 102, 104, 106, 108, 110, 112, 114, 116, 118 |
Natürliche Baustoffe, das Zeigen konstruktiver Zusammenhänge und vor allem eine organische Formgebung einzelner Bauelemente, wie die nierenförmigen Balkone, kennzeichnen die Architektur des organischen Funktionalisten Hugo Häring. Seine Wohnzeilen heben sich in ihrer spielerischen Plastizität und scheinbar zufälligen Gliederung demonstrativ von der rationalen Strenge der Gropius-Zeilen im Westen ab. An den geradezu opulenten Westseiten bleibt mit Treppenhäusern, tief heruntergezogenen Fenstern, Balkonen, Klinker- und Putzoberflächen kaum ein Quadratmeter unbespielt. Kleine, asymmetrisch gerundete Balkone werden von langen rechteckigen überspannt. Jedoch entspringt die ungewöhnliche Nierenform der Balkone nach Häring auch einer funktionellen Absicht - einerseits die Balkone als Erweiterung des Wohnraums möglichst weit herauszustrecken, andrerseits den dadurch entstehenden Schatten zu verringern. Bis auf die äußerste östliche Zeile - sie hat anstelle nierenförmiger Balkone rechteckige - weisen alle anderen die gleiche Gestaltung und Erschließung auf. Jeweils nach Westen liegen die Treppenhäuser und Hauseingänge zusammen mit den Balkonen, Küchen- und Wohnzimmerfenstern der Zweieinhalb- und Eineinhalbzimmerwohnungen, während die Bäder und Schlafzimmer nach Osten orientiert sind. Dadurch stehen sich immer lebendige Eingangsseiten mit Wohn- und ruhige Hausseiten mit Schlafbereichen gegenüber. Die gelb-braunen Ziegel, der beige ungestrichene Glattputz, der durchgehend weiße Anstrich aller Fenster - bis auf die zweifarbigen braun-weißen Fensterbänder und braunen Türflächen der französischen Fenster der Waschküchen im Dachgeschoss - und die dunkelbraunen Haustüren, alle diese Elemente mit ihren warmen Farbtönen verbinden sich mit dem umgebenden Grün zu einem organischen Gesamtwerk. Nach der damaligen Fachpresse war es ein Verdienst Härings, dass er für seine Zeilen "einen sehr glücklichen Ausgleich zwischen Intimität und Monumentalität gefunden hat. Seine gestaffelten Zeilen, in ihrer Bewegung, in Material und Farbe ganz in Einklang mit Maß und Größe, wirken mit überzeugender Natürlichkeit und schlagen eine Bresche in die zur Mode werdende Fassaden-Graphik." (10)
(10) Behne, A.: Ein neuer Wohnbautyp. In: Acht Uhr Abendblatt. Berlin, 5.9.1930. Eine geplante Ladenzeile, die die Zeilenenden entlang der Goebelstraße verbunden hätte, wurde nicht realisiert.
Teilobjekt Wohnhaus Heckerdamm 283 & 283A & 283B & 283C & 283D & 283E & 283F & 283G & 283H & 283I & 285 & 285A & 285B & 285C & 285D & 285E & 285F & 285G & 285H & 285I & 287 & 287A & 287B & 287C & 287D & 287E & 287F & 287G & 287H & 287I & 289 & 289A & 289B & 289C & 289D & 289E & 289F & 289G & 291 & 291A & 291B & 291C & 291D & 291E & 291F & 291G & 291H & 293 & 293A & 293B & 293C & 293D & 293E & 293F & 293G & 293H Geißlerpfad 4 & 6 & 8 & 10 & 14 & 16 & 18 & 20 & 22 & 24 & 26 & 28
| Teil-Nr. | 09040492,T,005 |
|---|---|
| Sachbegriff | Wohnhaus |
| Datierung | 1930-1931, 1933-1934 |
| Entwurf | Henning, Paul Rudolf (Architekt) |
| Adressen | Heckerdamm 283, 283A, 283B, 283C, 283D, 283E, 283F, 283G, 283H, 283I, 285, 285A, 285B, 285C, 285D, 285E, 285F, 285G, 285H, 285I, 287, 287A, 287B, 287C, 287D, 287E, 287F, 287G, 287H, 287I, 289, 289A, 289B, 289C, 289D, 289E, 289F, 289G, 291, 291A, 291B, 291C, 291D, 291E, 291F, 291G, 291H , 293, 293A, 293B, 293C, 293D, 293E, 293F, 293G, 293H Geißlerpfad 4, 6, 8, 10, 14, 16, 18, 20, 22, 24, 26, 28 |
Bei den vier 1931 bezogenen Zeilen von Paul Rudolf Henning am Heckerdamm finden sich ähnlich den Bauten von Häring naturverbundene Baustoffe und verhaltene Farbtöne. Damit setzen sie sich klar von den leuchtend weißen Häusern von Gropius und Forbat im Westen und Osten ab. Hier tragen der gelbliche Putz mit rauer Oberfläche, die gelb-bunte Ziegelverblendung und hellgelb gestrichene Fenster und Balkontüren dazu bei, dass die horizontal gelagerten Wohnzeilen sich ausgezeichnet in das Bild eines offenen Siedlungsgartens einpassen. Zudem leiten drei von ihnen auf zwei Geschosse herabgestuft und abgeknickt zum angrenzenden Volkspark Jungfernheide über. Die vierte westliche Zeile ist an beiden Enden verkürzt und auf ganzer Länge viergeschossig. Alle sonnigen südlichen Zeilenenden sind um das Dachgeschoss reduziert und bieten mit breiten Fensterbändern den Bewohnern einen freien Ausblick auf die Wiese der Grünen Mitte. Überall liegen zur Ostseite die Hauseingänge mit den Treppenhäusern in der ansonsten planen Front. Wesentlich lebhafter entwarf Henning die Westseite, an der Balkone, Dachterrassen und hausbreite Terrassen - die einzigen der ganzen Siedlung - vor den Erdgeschosswohnungen sich zum Gartenhof öffnen. Weit greifen im gleichen Takt die Balkone mit elegant gerundeten Ecken vor, die ausreichend Platz für fünf Sitzplätze bieten. Sie und die ausgeglichene Reihung der Fenster vermitteln Hennings Bestreben, ein harmonisches Gesamtbild zu erzielen. So ist es nicht verwunderlich, dass trotz der hausweise abwechselnden Wohnungstypen mit 72, 62 und 52 Quadratmetern sich diese Aufteilung nicht im Fassadenaufbau abzeichnet. Wie bei Forbat legte Henning Küchen und Bäder zu einem Installationsblock zusammen, sodass sie mit den Wohnräumen vereint auf der Westseite liegen, während sich alle Schlafräume, zur Ostseite orientiert, bei den Treppenhäusern befinden. Ähnlich den Häring-Zeilen umzieht die Traufe gleichmäßig ein Ziegelband, in dem schlitzartige Fensteröffnungen die Bodenräume des Dachgeschosses markieren. Bereits zum dritten Siedlungsabschnitt zählen die zwei westlichen Wohnzeilen im Bauteil von Henning, die 1929 geplant, aber erst 1934 verändert fertig gestellt werden konnten. Die spiegelbildlichen viergeschossigen Hausreihen rücken zum Heckerdamm hin etwas auseinander und werden von einem gemeinsamen Grünraum erschlossen. Gegenüber den anderen Henning-Zeilen sind sie gestalterisch stark vereinfacht Als einzige in der Ringsiedlung besitzen sie weder Balkone, Loggien noch Terrassen. Mit ihren schlichten Fassaden ohne Außenbezug und dem großen Dachüberstand verkörpern sie bereits die Entwicklung im öffentlichen Wohnungsbau während des Nationalsozialismus, die nach 1933 zu wesentlichen Einschränkungen im Wohnungsstandard und zu Veränderungen in der Architektur führte. Lediglich mit lederfarbenen Ziegelverblendungen am Giebel und Dachgeschoss wird eine Anlehnung an die östlichen Zeilen gesucht.
Teilobjekt Wohnhaus Jungfernheideweg 1 & 3 & 4 & 5 & 6 & 7 & 8 & 9 & 10 & 11 & 12 & 13 & 14 & 15 Mäckeritzstraße 6 & 8 & 10 & 12 & 14 & 16 & 18 & 20 & 22
| Teil-Nr. | 09040492,T,006 |
|---|---|
| Sachbegriff | Wohnhaus |
| Datierung | 1929-1931 |
| Entwurf | Scharoun, Hans (Architekt) |
| Adressen | Jungfernheideweg 1, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15 Mäckeritzstraße 6, 8, 10, 12, 14, 16, 18, 20, 22 |
Scharoun, der den Bebauungsplan entwarf und eine eigene Baugruppe übernahm, brach radikal mit den Städtebauvorstellungen des 19. Jahrhunderts. Erstmalig erprobte er hier sein auf den Lebensraum des Menschen bezogenes Leitmotiv der Nachbarschaft. Nicht der Wohnblock, sondern offene Raunstrukturen stehen im Mittelpunkt, wobei Haus und Garten gleichberechtigt nebeneinander stehen. Nicht der starre funktionalistische Zeilenbau, sondern die Wohnhauszeile, die als Randblock oder unabhängig von Erschließungsstraße, umgeben von parkähnlichen Grünräumen, gruppiert ist um eine großzügig gestaltete grüne Mitte. Dies sind die modernen Leitbilder. Dabei sind Gegensätze wie Verengung und Aufweitung, Abschirmung und Offenheit, Tor- und Platzbildung verwoben in eine ungezwungene Raumgliederung. Bei aller Freiheit der Komposition ist dennoch weitgehend die in der Zeilenbaudoktrin geforderte Nord-Südorientierung beibehalten und sichert so den Wohnungen viel Licht, Luft und Sonne, die die sozialen Ziele der Wohnungsreform umschreiben. Jeder Architekt erhielt einzelne Häuserzeilen zur Bearbeitung und konnte seine eigene Interpretation vom neuen sozialen Bauen unter großstädtischen Bedingungen umsetzen. So kommt ein vielgestaltiges Siedlungsbild zustande, das exemplarisch die ganze Spannbreite des Neuen Bauens aufzeigt. Den Eingang zur Siedlung von der Stadtseite her gestaltete Hans Scharoun selbst. Hier teilte der S-Bahnbogen der 1928 eröffneten Siemensbahn das Siedlungsgelände erschwerend, während im Westen die hohen Mietshäuser der Siemensstadt angrenzten. Scharoun antwortete mit einer großstädtischen, einladenden Geste. Durch einen zum Jungfernheideweg zweimal vorspringenden Randbau und einer schräg gestellten Zeile wird der Raum bis zur Bahnunterführung trichterartig verengt. Vor allem dem westlichen Block, mit fünf Geschossen der höchste Bau der Siedlung, gab Scharoun eine expressive plastische Durchbildung, die mit Höhenstaffelung, tiefen Einschnitten für die Dachterrassen, Balkongondeln und kreisförmigen Fenstern Motive der Schiffsarchitektur assoziieren und dem Haus den Spitznamen "Panzerkreuzer" einbrachten. Auch ist die unregelmäßige Straßenfront ein Spiegelbild des Grundrissaufbaus. Alternierend sind Schlafzimmer und Bäder der Zweieinhalbzimmerwohnungen zum Innenhof oder zum Jungfernheideweg gerichtet, sodass die Wohnungen ineinandergreifend sich verzahnen und die Hauseingänge zur Straße als auch zur Gartenseite liegen. Der lebhaften Gliederung stellte Scharoun eine betont ruhige Fassade der schrägen linearen Zeile gegenüber, die von breiten Einschnitten der Loggien und gleichförmig verteilten Fenstern bestimmt wird. Auch hier hat Scharoun die Symmetrien geschickt aufgebrochen, indem er die niedrigen Treppenhausfenster nicht mittig platziert, sondern sie der jeweils linken Loggia zugeordnet. Im Innern liegt ein für die Raumkunst Scharouns bezeichnender Grundriss einer Zweieinhalbzimmerwohnung Ein zentraler Wohntrakt mit Loggia und Blumenfenster ist über die gesamte Haustiefe gelegt, dem einzelne Raumgruppen mit Schlafzimmern, Küche und Bad zugeordnet sind. Durch die Ost-West-Ausrichtung der Zeile erfährt der Bewohner den sonnigen Tagesablauf unterschiedlich. Scharoun, der über 20 Jahre selbst in einer dieser Wohnungen lebte, sah in dem vielfältigen Lichtspiel eine Unterstützung für das ihm wichtige "Freie des Raumes". (4) Anschließend an den Kopfbau des Panzerkreuzers verläuft gegenüber der alten Miethausbebauung ein bogenförmig geschwungener Baukörper entlang der Mäckeritzstraße. Mit vorspringenden Treppenhäusern, die an ihren dunkelgelben Flanken angehängte Balkongondeln tragen, zeigt sich anschaulich Scharouns Leitbild der "Verknüpfung von Innen- und Außenraum" (5). Unkonventionell sind die seitlichen Balkonbrüstungen als Sichtschutz hochgezogen. Hier liegen zur kiefernbestandenen ruhigen Hofseite die Schlafräume, Küchen und Bäder. Geschickt betonen gelbe und ockerfarbige Elemente, wie die Innenseiten der Balkongondeln, das dominierende Weiß der Wandflächen.
(4) BW 21 (1930), H. 46, S. 3.
(5) BW 21 (1930), H. 46, S. 3.
Teilobjekt Fernheizwerk & Wäscherei (heute Werkstätten und Garagen)
| Teil-Nr. | 09040492,T,007 |
|---|---|
| Sachbegriff | Heizwerk & Wäscherei |
| Datierung | um 1930 |
| Entwurf | Bartning, Otto & (Architekt) |
| Entwurf | Mengeringhausen, Max (Ingenieur) |
| Adressen | Goebelstraße 55A |
Hinter Bartnings Wohnblock befindet sich am Bahndamm das von Bartning gemeinsam mit dem Ingenieur Max Mengeringhausen entworfene Siedlungsheizwerk, das die Wohnungen mit Heizwärme und auch mit Warmwasser versorgte. (9) Obwohl die Siedlungshäuser eigene Waschküchen und Trockenräume besitzen, waren Teil des Heizwerks auch eine Zentralwäscherei, die mit den modernsten Maschinen ausgerüstet war, sowie Räume für die Kinderbetreuung. Sachlich und dem technischen Zweck folgend gliedert sich der winkelförmige Klinkerbau in kubisch zusammengefügte Baukörper. Bartning schuf eine der Nutzung des Baues angemessene Form. Deutlich tritt mit Stahlfensterbändern unterhalb der Dachzone, mit einer Oberlichtlaterne und mit einer Blechverkleidung der eisernen Dachbinder der fabrikmäßige Charakter des Heizwerks hervor. Mitte der 1960er Jahre vollzog sich der Umbau des Heizwerks in Werkstätten und Garagen, da die Siedlung an das Fernwärmenetz angeschlossen wurde. Hierbei sprengte man den markanten Schornstein; jedoch blieb ein Großteil der Kubatur und der Fassadengestaltung erhalten. Auch die angegliederte frühere Siedlungswäscherei wurde zu dieser Zeit umgebaut und modernisiert und dient heute Bürozwecken.
(9) Vgl. Mengeringhausen, Max: Fernheizwerk, Warmwasserversorgung und Waschanlage der Siedlung Siemensstadt. In: BW 1930 (21), S. 1494-1497.
Teilobjekt Schule
| Teil-Nr. | 09040492,T,008 |
|---|---|
| Sachbegriff | Schule |
| Datierung | 1930-1931, 1933-1934 |
| Umbau | 1951, 2006 |
| Entwurf | Helmcke, Walter (Architekt) |
| Adressen | Jungfernheideweg 32 Heckerdamm 299 |
Den Bau einer Schule für die Siedlung, die ehemalige 13. Volksschule, heute Robert-Reinick-Grundschule, Jungfernheideweg 32-48, übernahm 1930-31 die Hochbauabteilung des Bezirks Charlottenburg. (13) Die vom Leiter der Abteilung Walter Helmcke entworfene Anlage gilt als die erste im modernen Pavillonsystem errichtete Schule in Berlin. Ihr Standort westlich der Henning-Zeilen und nördlich des Bauteils von Häring war bereits 1929 im ersten städtebaulichen Entwurf von Scharoun vorgesehen. Zusammen mit einem Kinderhort sah die Planung die Anlage einer Doppelschule vor. Helmcke entwarf eine Volksdoppelschule mit zwei langen eingeschossigen Flügeln, an die abwechselnd nach beiden Seiten Pavillons angefügt und die mit einem höheren Querriegel verbunden sind. Von dem geplanten Schulbaukomplex konnte zunächst nur ein Teil des südlichen Flügels mit sechs Klassen realisiert werden, der bereits 1933-34 erweitert wurde. Querbau und nördlicher Flügel wurden nicht ausgeführt. Bei gutem Wetter fand analog zu einer Waldschule der Unterricht im Freien statt. Der Schulbau erlitt im Zweiten Weltkrieg schwere Beschädigungen. 1951 wurde der Wiederaufbau mit einem Kopfbau mit Verwaltungs- und Fachräumen eingeweiht. Der anschließende lange Flurtrakt - ehemals der südliche Flügel - besteht aus neun abwechselnd nach beiden Seiten angeordneten eingeschossigen Pavillonbauten für jeweils zwei Klassen, denen große Fenster viel Licht bieten. 2006 entstand zum Jungfernheideweg gelegen ein Erweiterungsbau. Der kompakte Ziegelbau beherbergt die Mensa, Küche sowie Gruppenräume.
(13) Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, Stadt und Bezirk Charlottenburg, bearb. von Irmgard Wirth, Text- u. Tafelband, Berlin 1961, S.298 f. Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten, Teil V, Bd. C, Schulen, Berlin 1991, S. 167, 171, 212, 412.
Teilobjekt Frei- und Grünflächen
| Teil-Nr. | 09040492,T,009 |
|---|---|
| Sachbegriff | Freiflächen & Grünflächen |
| Datierung | 1929-1934 |
| Entwurf | Migge, Leberecht (Landschaftsarchitekt) |
Zwischen Jungfernheideweg und Geißlerpfad, dem Kern der Großsiedlung, umstehen Nord-Südzeilen einen breiten von Leberecht Migge gestalteten Grünstreifen - die Grüne Mitte der Siedlung, die Kinderspielplätze, Kinderhort und Ruheplätze aufnehmen sollte. Ein gemeinschaftsbildender Raum, dessen Grün in die Gartenanlagen der Zeilen übergeht, ein Nachbarschaftsraum mit Wechselbeziehung zwischen Innen- und Außenraum ist hier entstanden. Zu ihm ausgerichtet liegen im Süden die neun Zeilen von Hugo Häring an der Goebelstraße und im Norden sechs Zeilen von Paul Rudolf Henning am Heckerdamm. Im Osten am Geißlerpfad wird er von den drei Wohnzeilen von Fred Forbat begrenzt. Den Architekten gelang gerade hier eine organische Verknüpfung von Naturraum und Architektur, wobei besonders die sich aufstaffelnden Zeilen von Häring besonders raumprägend und lebhaft wirken.
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