Denkmaldatenbank
Städtisches Krankenhaus (ehem.), Gesundheitsamt
09040491 | |
Bezirk | Charlottenburg-Wilmersdorf |
Ortsteil | Charlottenburg |
Adressen | Gierkezeile 5, 7, 9, 11 |
Denkmalart | Gesamtanlage |
Sachbegriff | Krankenhaus & Verwaltungsgebäude & Leichenhalle |
Datierung | 1865-1867, 1890-1892 |
Entwurf | Knoblauch, Gustav & Bratring, Paul (Architekt) |
Bauherr | Magistrat Charlottenburg |
An der Wallstraße (heute Zillestraße), dem damaligen südlichen Ortsrand von Charlottenburg, entstand 1865-67 das Städtische Krankenhaus Charlottenburg, Gierkezeile 5/11, nach Entwurf von Gustav Knoblauch. (1) Der dreigeschossige gelbe Ziegelbau in der Mitte der heutigen Anlage war bei der Eröffnung im Januar 1867 für 80 Patienten eingerichtet, mit zahlreichen Erweiterungsbauten auf dem Gelände erreichte das Krankenhaus bis zum Ende des 19. Jahrhunderts eine Kapazität von 392 Betten. (2) Diese reichte für die sprunghaft gewachsene Großstadt Charlottenburg jedoch nicht mehr aus und so verlor die Klinik mit der Eröffnung des Krankenhauses Westend 1904 an Bedeutung. Fortan wurden die Bauten für Abteilungen der städtischen Gesundheitsfürsorge genutzt. Die Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg überstanden nur das ehemalige Hauptgebäude sowie zwei 1890-91 nach Entwurf von Paul Bratring errichtete rote Ziegelbauten für Verwaltung und Leichenhalle mit einem eingeschossigen Anbau von 1928; seitdem dienen sie sozialen Einrichtungen des Bezirksamts Charlottenburg. Das von der Straßenflucht zurückgesetzte Hauptgebäude ist dreigeschossig über hohem Sockel und mit gelben Klinkern verblendet, die mit waagrechten dunkleren Ziegelbändern abwechseln. Gurt- und Kranzgesimse mit Reliefplatten und Formsteinen ergänzen die schlichten Gliederungselemente. Auffällig ist die Akzentuierung der Schmalseiten mit je einem von einem Staffelgiebel bekrönten Mittelrisalit, dem zur Straße ein kapellenartiger Portalvorbau mit gotisierendem Ziergiebel, Fialen und Balkon vorgesetzt ist. Aus dem kubischen Baukörper tritt das Treppenhaus an der rechten Ecke hervor; es war durch einen Spitzhelm markiert, der nach dem Krieg jedoch nicht wieder hergestellt wurde. Der mit einfachen Mitteln wirkungsvoll gestaltete Bau war im Inneren mit hellen, luftigen Räumen an einem Mittelflur, mit Heizung und Badeeinrichtungen nach dem neuesten Standard ausgestattet. Die beiden seitlich gelegenen roten Ziegelbauten für Verwaltung und Leichenhalle schuf 1890-91 Paul Bratring. Der viergeschossige Verwaltungsbau mit Büros, Arzträumen und Zentralküche weist an Längs- und Schmalseite Risalite auf, die von Blendgiebeln überfangen werden. In dem eingeschossigen Bau an der Nordseite waren Leichenhalle, Sezierraum und Kapelle untergebracht. Die Gestaltung der beiden Neubauten orientierte Bratring zwar am Haupthaus, setzte sie aber durch eine der norddeutschen Backsteingotik entlehnte Formensprache mit Zwillingsfenstern an den Risaliten, mit Doppelgiebeln und Fialen sowie mit horizontalen Bändern aus grünen Glasursteinen ab.
(1) Wochenblatt des Architekten-Vereins zu Berlin 1 (1867), S. 13; Zeitschrift für praktische Baukunst 27 (1868), Sp. 3-10; Wilhelm Kraatz: Geschichte der Luisengemeinde zu Charlottenburg, Charlottenburg 1916, S. 86 f.; Gundlach, Wilhelm: Geschichte der Stadt Charlottenburg, Bd. 1, Berlin 1905, S. 411 ff., 608 ff.; Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, Stadt und Bezirk Charlottenburg, bearb. von Irmgard Wirth, Text- u. Tafelband, Berlin 1961, S. 186 f.; Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten, Teil VII, Bd. A, Krankenhäuser, Berlin 1997, S. 191. Gustav Knoblauch (1833-1916) war der Sohn von Eduard Knoblauch (1801-1865), dem Architekten der Synagoge in der Oranienburger Straße. Der Umfang der Beteiligung von Gustav Knoblauchs damaligen Partner Friedrich Hollin ist unklar, nach Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, Stadt und Bezirk Charlottenburg, bearb. von Irmgard Wirth, Text- u. Tafelband, Berlin 1961, S. 186, hatte dieser die örtliche Bauleitung. Dort wird jedoch fälschlich Eduard Knoblauch als Architekt genannt.
(2) Gundlach 1905, Bd. 1, S. 411: Seit 1802 hatte es in Charlottenburg ein erstes, vom Pfarrer Dressel initiiertes Krankenhaus für 12 Patienten gegeben. Gundlach 1905, Bd. 1, S. 609: Ab 1898 wurden die Krankenhausbauten, die Platz für auf 256 Betten hatten, um 136 Betten in einem angemieteten benachbarten Mietshaus ergänzt.
Literatur:
- Inventar Charlottenburg, 1961 / Seite 186-187
- Wochenblatt 1 (1867) / Seite 13, Autor: N.N. (ab 1868 Deutsche Bauzeitung)
- Zeitschrift für praktische Baukunst 27 (1868) / Seite Sp. 3-10, Autor: N.N.
- Gundlach I, 1905 / Seite 411-413, 608-611
- Kraatz, Wilhelm, Geschichte der Luisengemeinde zu Charlottenburg, Charlottenburg 1916 / Seite 86f.
- Wochenblatt des Architekten-Vereins zu Berlin 1 (1867) 2 / Seite 13
Kontakt
Juliane Stamm
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