Denkmaldatenbank

Neu-Westend-Kirche, Epiphanienkirche

Obj.-Dok.-Nr. 09040476
Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf
Ortsteil Westend
Adressen Eichenallee 47, 49, 51, 53
Denkmalart Gesamtanlage
Sachbegriff Kirche ev. & Glockenstuhl & Glockenturm
Datierung 1955, 1958-1960
Entwurf Sage, Konrad (Architekt)
Bauherr Epiphaniengemeinde

Schon von weitem ist der außergewöhnliche, 19 Meter hohe Glockenturm der Kirche der Evangelischen Kirchengemeinde Neu-Westend in der Eichenallee 47-53 sichtbar. (1) Er steht frei neben der Kirche, unmittelbar am Bauwich des lang gestreckten Grundstücks der Kirchengemeinde, das recht peripher im Blockgefüge der Villenkolonie Alt-Westend liegt. Seine Trägerkonstruktion mit innenliegender Betontreppe ist mit vier monumentalen Betonscheiben teilverblendet. Darüber erheben sich vier übereinander gestaffelte Kupferhauben in Dreiecksform. Diese geometrische Form symbolisiert im Sinne einer sprechenden Architektur Glocken, die das eigentliche Geläut umschließen. Der eigenwillige Glockenturm entstand 1958-60 nach Entwürfen der Architekten Konrad Sage und Karl Hebecker, (2) ebenso wie die nebenstehende Kirche. Das Ensemble Turm und Kirche - gleichsam wie Seezeichen und Schiff - gehört zu einer Art Pfarrgehöft, das bereits seit 1955 bestand und in das das Ensemble integriert wurde. Die Kirche ist ein unregelmäßiger fünfeckiger Stahlbetonskelettbau. Sie besitzt ein schwer lastendes, prismenförmiges Dach, dessen Flächen teils tief herabgezogen sind. Dachfläche und Ostwand sind mit Kupferplatten gedeckt. Zur Eichenallee kragt die Dachhaube schützend über die teilverglaste Eingangsfront. Sie ist durch eine hohe Mauer aus Kieselwaschbeton mit Pflanzenbewuchs sowie einen gewinkelten Treppenlauf von der Straße abgeschirmt. Nach Westen belichten das Kircheninnere zehn gegeneinander verschobene, verglaste Dreiecke von expressiver Wirkung. Virtuos kombinieren Sage und Hebecker geometrische Grundformen wie Dreieck, Rhombus und Trapez sowie werkgerechte Materialien, nämlich Sichtbeton, Kiesel und Kupfer. Der Innenraum mit etwa 400 Sitzplätzen fasziniert durch die ungewöhnliche Kombination von ebenerdigem und zur Empore tribünenartig ansteigendem Bereich, die Fokussierung auf das liturgische Zentrum mit Orgel sowie die Verwendung von warmfarbigen Hölzern in Abmilderung der sonst vorherrschenden Materialhärte. Er ist eine bemerkenswerte Raumschöpfung der sakralen Baukunst der Nachkriegsmoderne in Berlin.


(1) Bauwelt 51 (1960), S. 513; Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, Stadt und Bezirk Charlottenburg, bearb. von Irmgard Wirth, Textband u. Tafelband, Berlin 1961, S. 134 f.; Kühne, Günter/Stephani, Elisabeth: Evangelische Kirchen in Berlin, Berlin 1978, S. 47 f.; Weber, Annemarie/Safft, Nikolaus von: Westend. Ein Berliner Ortsteil in Geschichte und Gegenwart, Berlin 1986, S. 83; Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten, Teil VI, Sakralbauten, Berlin 1997, S. 217-219, 418, Abb. 485f.; Kirchen Berlin Potsdam, Kirchen in Berlin und Potsdam, Berlin 2003, S. 56.

(2) Der Glockenturm wurde unter Einbeziehung eines bestehenden Glockenstuhls von 1955 errichtet.

Literatur:

  • Inventar Charlottenburg, 1961 / Seite 134f.
  • Bauwelt 51 (1960)
  • Nelius, Kurt; Nelius, Liane: Die Neu-Westend-Kirche - ein unbequemes Denkmal?, o. J.

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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