Denkmaldatenbank
Wohnanlage mit Stallgebäuden und Einfriedung
09040470 | |
Bezirk | Charlottenburg-Wilmersdorf |
Ortsteil | Westend |
Adressen | Boyenallee 1A, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8 |
Denkmalart | Gesamtanlage |
Sachbegriff | Wohnanlage & Stall |
Datierung | 1908-1909, 1913, 1923-1924 |
Umbau | 1952, 1955 |
Entwurf | Röttcher, Hugo (Architekt) |
Entwurf | Cornelius, Karl (Architekt) |
Bauherr | Deutsche Reichsbahn |
Bauherr | Königliche Eisenbahndirektion |
Ausführung | Carl Gumm |
Lange vor Baubeginn der Siedlung Heerstraße ließ die Königliche Eisenbahndirektion Berlin die ersten Wohnhäuser beim 1909 eröffneten Bahnhof Heerstraße erbauen. Die kleine Hausgruppe Boyenallee 1A-8 für Beamte der Eisenbahn entstand in zwei Bauetappen auf Gartengrundstücken. (1) Zunächst entwarf Karl Cornelius für die Parzellen Nr. 1A-4 zwei Dienstwohngebäude, ein eingeschossiges Doppel- und ein zweigeschossiges Mehrfamilienhaus, die 1913 durch Kleintierställe von Carl Gumm ergänzt wurden. 1923-24 fügte Hugo Röttcher zwei zweigeschossige Doppelhäuser, Boyenallee 5-8, hinzu. Die Eisenbahner-Wohnanlage steht in engem Zusammenhang mit dem Ausbau der Vorortstrecke Charlottenburg-Spandau vor und nach dem Ersten Weltkrieg. Sie bildet zusammen mit dem Bahnhof die erste Bebauung an der Heerstraße und damit die Keimzelle für den Bau der Siedlung Heerstraße, die sich südlich anschließt. Zudem belegt der Bau von Beamtenwohnhäusern die soziale Fürsorge, welche die Königliche Eisenbahndirektion, nach 1920 die Reichsbahn, zur Linderung der Wohnungsnot ihren Mitarbeitern zukommen ließ. (2) Zwei ihrer bedeutenden Hochbaudezernenten, Karl Cornelius und Hugo Röttcher, die mit ihren zahlreichen Verkehrsbauten das architektonische Gesicht der Eisenbahnmetropole Berlin maßgeblich prägten, schufen die Beamtenhäuser. (3) Ihre künstlerische Gestaltung spiegelt die Entwicklung von der traditionalistischen Richtung der Vorkriegszeit bis zur konservativen Moderne der Nachkriegszeit wider. So sind die ersten Bauten in den Formen des süddeutschen Traditionalismus mit barockisierenden Mansarddächern und Quergiebeln, die späteren dagegen in sparsameren Formen mit Walmdächern und expressionistischen Details gestaltet. Insgesamt umfasst die Anlage, die einheitlich mit einem Holzzaun eingefriedet ist, zehn gut ausgestattete Wohnungen mit Küche, Bad und WC. Während es in den beiden frühen Häusern noch Dreizimmerwohnungen gibt, weisen die Doppelwohnhäuser der 1920er Jahre repräsentative, über zwei Etagen reichende Fünfzimmerwohnungen auf, zu denen Gärten gehören.
(1) ZBV 32 (1912), S. 223; Kroll, Siegmund: Siedlungsgebiet Berlin-Heerstraße, Siedlungsgeschichte, Strukturanalyse, Entwicklungsplanung, Berlin 1978, S. 27.
(2) Noch 1926 betrug die Zahl der fehlenden Wohnungen 1.340 für die Reichsbahndirektion Berlin. Vgl. Klein, Gustav: Wohnungsfürsorge und Wohnungsverwaltung bei Reichsbahn und Reichsbehörden, Berlin 1928, S. 6.
(3) Reichsbahndirektor Karl Cornelius (1868-1938) war als Regierungsbaumeister ab 1897 bei der Eisenbahndirektion Berlin tätig. Dort war er anfangs vor allem für die Gestaltung der Bahnhöfe der im Ausbau befindlichen Vorortstrecken verantwortlich und vertrat eine traditionelle Architektur frei von modernen Strömungen. (Vgl. Die Reichsbahn 14 (1938), S.109 f.; Gottwaldt, Alfred: Der Eisenbahn-Architekt Carl Cornelius. In: Eisenbahn Journal, 1997, H. 3, S. 36 ff.) Hugo Röttcher (1878-1942) leitete ab 1921 die Bauabteilung der Reichsbahndirektion Berlin. Er entwarf zahlreiche Bahnhofsbauten, wie die modernen S-Bahn-Empfangsgebäude für die in den 1920er und 1930er Jahren elektrifizierten Bahnstrecken. (Vgl. Dost, Susanne: Richard Brademann (1884-1965), Architekt der Berliner S-Bahn, Berlin 2002, S. 202 f.)
Kontakt
Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
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