Denkmaldatenbank

Reichsbankstelle Charlottenburg (Ehem.), Landeszentralbank

Obj.-Dok.-Nr. 09040467
Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf
Ortsteil Charlottenburg
Adressen Bismarckstraße 14, 15

Leibnizstraße 9, 10
Denkmalart Gesamtanlage
Sachbegriff Verwaltungsgebäude
Datierung 1953-1954
Entwurf Krüger, Johannes (Architekt)

Zu den bedeutenden Bürohäusern der Nachkriegszeit am östlichen Ende der Bismarckstraße ist auch die ehemalige Landeszentralbank, Bismarckstraße 14-15, Leibnizstraße 9-10, zu zählen, die 1953-54 nach Plänen von Johannes Krüger errichtet wurde. (1) Das Eckgebäude wurde in den 2002-07 entstandenen Neubaukomplex für die Berliner Hauptverwaltung der Deutsche Bundesbank integriert. (2) Bis 2001 standen auf den beiden Nachbargrundstücken Leibnizstraße 7-8 die 1905-07 von Reichsbank-Baudirektor Julius Habicht geschaffene Reichsbankstelle Charlottenburg (Nr. 8) und deren 1924-26 von Heinrich Hartwig und Heinrich Wolff errichteter Erweiterungsbau (Nr. 7). An die beiden Bankgebäude, die nach Kriegsschäden 1949-50 wiederhergestellt worden waren, musste Johannes Krüger den Neubau unmittelbar anschließen. Während sich seine Gestaltung mit Werkstein-Verkleidung und hohem Treppenhausturm auf die 2001 abgerissenen Altbauten bezog, orientieren sich die Neubauten von 2007 an der "monumentalen Nüchternheit" der Architektur des "Krüger-Baues" der 1950er Jahre, der 2001-03 mit erneuerten Fenstern umfassend saniert worden war. (3)

Das neungeschossige Bankgebäude schuf Krüger als Stahlbetonskelettbau (4) auf L-förmiger Grundfläche mit einem obersten Stockwerk, das hinter einen umlaufenden Balkon zurückgesetzt und von einem weit auskragenden Flachdach überdeckt ist. Der blockhafte Baukörper und die Fassadengestaltung mit einem gleichmäßigen Raster beinahe quadratischer Fenster in den glatten, mit Travertin verkleideten Wandflächen verleiht dem Gebäude seine erwähnte "monumentale Nüchternheit". (5) Der Haupteingang im leicht vortretenden zehngeschossigen Treppenhausturm an der Leibnizstraße, der einst zur Vermittlung zwischen den unterschiedlich hohen Gebäuden gedacht war, wird durch drei Eingangstüren mit halbrunden Vordächern und hohen Oberlichtfenstern betont. Der Hauptbau ist im oberen Bereich zurückgesetzt, nur auf Höhe der unteren drei Geschosse schiebt sich ein Vorbau in die Straßenflucht. Dieser beherbergt im ersten Obergeschoss die zweigeschossige, großzügig verglaste Kassenhalle und darunter die Tresoranlage, die sich ebenfalls zweigeschossig bis in das Untergeschoss erstreckt. Die elegante Eingangshalle mit einem Fußbodenbelag aus poliertem Travertin und mit Wänden aus Stuckmarmor im Sockelbereich wird von einer elegant geschwungenen Treppe und einem Glasschlifffenster von Götz Löpelmann dominiert. (6)


(1) BW 45 (1954), S. 429; Hein, Erich: Die Landeszentralbank Berlin (Die Bundesbank, November 1960), S. 2-4; Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, Stadt und Bezirk Charlottenburg, bearb. von Irmgard Wirth, Text- u. Tafelband, Berlin 1961, S. 650, Abb. 847; Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten, Teil IX, Industriebauten - Bürohäuser, Berlin-München-Düsseldorf 1971, S. 234 f., 242, 246, 248; Walter und Johannes Krüger, Architekten, hrsg. v. Elke Blauert, Ausstellungskat. Berlin 2004, S. 68-71, 111-115.

(2) Der Gesamtkomplex umfasst die Grundstücke Bismarckstraße 13-15, Leibnizstraße 5-10. Die Neubauten für die Hauptverwaltung und Filiale in Berlin und Brandenburg der Deutsche Bundesbank/ Eurosystem wurde 2002-07 von Günter Hermann Architekten, Stuttgart, errichtet. Ein 1971-73 nach Entwurf von Jan und Rolf Rave angefügter Erweiterungsbau der Landeszentralbank, Leibnizstraße 5-6, wurde 2001 ebenfalls abgerissen. Vgl. Rave, Rolf/Knöfel, Hans-Joachim: Bauen der 70er Jahre in Berlin, Berlin 1981, Nr. 257.

(3) Dorsemagen, Dirk: Büro- und Geschäftshausfassaden der 50er Jahre, Konservatorische Probleme am Beispiel West- Berlin, Diss. Berlin 2004, Kat. Nr. 2. Die ursprünglichen Fenster waren am Treppenhausturm aus Aluminium (dies war nach dem Flughafen Tempelhof die erste Verwendung von Aluminiumfenstern nach dem Krieg) und an den Obergeschossen aus Stahl.

(4) Genauer ein "Stampfbetongerippebau", dessen Außenwände mit Trümmersplittsteinen verfüllt wurden. Vgl. BW 45 (1954), S. 429.

(5) Ursprünglich unterstrichen zwei große Fahnenmasten auf dem Dach zur Bismarckstraße diese Wirkung.

(6) Ausführung: August Wagner, Vereinigte Werkstätten für Mosaik und Glasmalerei KG. Vgl. Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, Stadt und Bezirk Charlottenburg, bearb. von Irmgard Wirth, Text- u. Tafelband, Berlin 1961, S. 650.

Literatur:

  • Inventar Charlottenburg, 1961 / Seite 650
  • BusB IX 1971 / Seite 242, 248
  • Hein, Erich, Die Landeszentralbank Berlin =Die Bundesbank (1960) / Seite (November), S. 2-4
  • Bauwelt 45 (1954) / Seite 429

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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