Denkmaldatenbank

Heiliggeist-Kirche und Kolleg

Obj.-Dok.-Nr. 09040465
Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf
Ortsteil Westend
Adressen Bayernallee 28

Oldenburgallee 12, 13
Denkmalart Gesamtanlage
Sachbegriff Kirche kath. & Kloster & Wohnanlage
Datierung 1931-1932
Umbau 1935, 1960, 1888-1889
Entwurf Braunstorfinger, Martin (Architekt)
Ausführung Sager und Woerner (Baugeschäft)
Bauherr Soverdia und Mivremia, Gesellschaft für Gemeinwohl mbH

Die katholische Klosteranlage Heilig Geist mit der Katholischen Kirche Heilig Geist, Bayernallee 28, entstand 1931-32 (1) für die Ordensgemeinschaft der Steyler Missionare, die hier ihren Berliner Standort errichteten. (2) Die Styler Missionare betrieben die beiden Wirtschaftsunternehmen Soverdia, Gesellschaft für Gemeinwohl mbH, und Heimwohl AG Mivremia, die als Kapitalgeber im Bereich des Wohnungsbaus tätig waren. Durch sie entstanden im westlichen Gebiet Neu-Westends zwischen 1931 und 1936 insgesamt 230 moderne Wohnungen in 27 Wohnhäusern an der Oldenburg, Württemberg-, Marathon-, und Badenallee. (3)

Die Gebäude der Klosteranlage Heilig Geist von Martin Braunstorfinger vereint gestalterisch ein Klinkersockel, heller Verputz und flach geneigte Dächer. Straßenparallel zur Bayernallee steht das Kolleggebäude. Es hat durch die Erweiterung nach Westen von 1970, durch Fensteraustausch und Fassadensanierung den Charm der 1930er-Jahre-Moderne verloren. Der rechtwinklig anschließende Kirchensaal ist bewusst in Analogie zu den benachbarten Zeilen der Wohnsiedlungen in Nordsüd-Richtung positioniert. Seine Fassade bezeugt Tendenzen des Neuen Bauens durch Klinkervorbau, breite Treppenanlage und flächig weißen Turmkubus mit Rundfenstern und Kreuzplastik. Der einstige Notkirchensaal von 1932 ist als sachlicher Kirchenbau in der Tradition der 1920er Jahre noch zu erkennen. Im Inneren wurde er sukzessive bis in die 1980er Jahre baulich verändert.

Die südlich von Kolleg- und Kirchengebäude gelegene, original erhaltene Wohnanlage mit 38 Einheiten dokumentiert die Gestaltungsqualität im Kleinsiedlungsbau der frühen 1930er Jahre. Sie besteht aus einer lang gestreckten, dreiteiligen Wohnzeile, die an die Saalkirche versetzt anschließt, und zwei winkelförmigen Mehrparteienwohnhäusern. Der Zugang zur durchgrünten Wohnanlage erfolgt von der Oldenburgallee und führt zwischen den beiden Einzelhäusern hindurch zur quergelagerten Wohnzeile. Die drei Putzbauten sind durch dunkelrote Klinkersteine in originellem Verbund an Sockeln, Treppenhäusern und Dachgesimsen akzentuiert. Die farbige Zonierung der Treppenhausrisalite sowie die Verdachung von Haus 12 B erinnert an niederländische De Stijl-Bauten.


(1) Monatshefte für Baukunst und Städtebau 17 (1933), S. 375; Monatshefte für Baukunst und Städtebau 18 (1934), S. 53, S. 55 f.; Bauwelt 25 (1934), S. 63, S. 65-68, Beiheft, S. 3, S. 5-8; Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, Stadt und Bezirk Charlottenburg, bearb. von Irmgard Wirth, Textband u. Tafelband, Berlin 1961, S. 122-124; Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten, Teil IV, Wohnungsbau, Bd. A, Die Voraussetzungen, Die Entwicklung der Wohngebiete, Berlin 1970, S. 279, Nr. XXVI a und b; Streicher, Gebhard und Drave, Erika: Berlin - Stadt und Kirche, Berlin 1980, S. 262 f.; Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten, Teil VI, Sakralbauten, Berlin 1997, S. 180 f., S. 406; Goetz, Christine (Hrsg): Kirchen Berlin Potsdam, Führer zu den Kirchen in Berlin und Potsdam, Berlin 2003, S. 46 f.

(2) Die 1875 im niederländischen Steyl (heute ein Stadtteil von Venlo) gegründete Ordensgemeinschaft päpstlichen Rechts in der römisch-katholischen Kirche nennt sich Gesellschaft des Göttliches Wortes (lat.: Societas Verbi Divini). Seit 1922 waren die Steyler Missionare in Westend aktiv mit Standorten im Elisabeth-Stift in der Nussbaumallee und im Hildegart-Krankenhaus in der Thüringenallee.

(3) 1931 wird in Köln die Gründung der Heimwohl AG Mivremia gegründet. Ihre Betätigung im Wohnungsbau lag in den Brüningschen Notverordnung begründet, die den Missionaren den Geldtransfer ins Ausland untersagte und zu Investitionen im Inland anregte. Vgl. dazu www.rheinwohnungsbau.de (zuletzt geprüft am 12.6.2020).

Literatur:

  • Inventar Charlottenburg, 1961 / Seite 122-124
  • BusB IV A 1970 / Seite XXVIa1, Obj. 123
  • Bauwelt 25 (1934) 3 / Seite 63, 65-68 ( Beilage, S. 3, 5-8)
  • Monatshefte für Baukunst und Städtebau 18 (1934) / Seite 53, 55-56
  • Monatshefte für Baukunst und Städtebau 17 (1933) / Seite 375
  • Festschrift zur Festwoche in Heilig-Geist, Berlin 1989 / Seite .

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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