Denkmaldatenbank

Stammstrecke, U-Bahnlinie 1 und 2 (von Warschauer Straße bis Ruhleben)

Obj.-Dok.-Nr. 09040456
Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf & Tempelhof-Schöneberg & Friedrichshain-Kreuzberg
Ortsteil Charlottenburg & Schöneberg & Kreuzberg & Friedrichshain
Adressen
Denkmalart Gesamtanlage
Sachbegriff Brücke & Bahnanlage & Bahntrasse & Hochbahn & Viadukt
Datierung 1896-1902, 1903-1906, 1908-1913, 1921-1929
Entwurf Grenander, Alfred Frederik Elias & Möhring, Bruno (Architekt)
Entwurf Schwieger, Heinrich (Ingenieur)
Entwurf Siemens und Halske & Cremer und Wolffenstein

Auf Charlottenburger Gebiet gehört der Abschnitt der heutigen U-Bahnlinie U2 zwischen den Bahnhöfen Zoologischer Garten und Ruhleben zur denkmalgeschützten Gesamtanlage Hoch- und Untergrundbahn (Stammstrecke), die als Bahnstrecke der Linien U1 und U2 durch die Berliner Bezirke Kreuzberg, Schöneberg und Charlottenburg verläuft. (1) Die im Jahr 1902 eröffnete so genannte Stammstrecke der Berliner Hoch- und Untergrundbahn war die erste elektrisch betriebene Schnellbahn Deutschlands; sie wurde von der 1897 gegründeten Gesellschaft für elektrische Hoch- und Untergrundbahnen in Berlin (Hochbahngesellschaft) gebaut und betrieben. (2) Als Ursprung des heute weit verzweigten Berliner U-Bahnnetzes hat die Stammstrecke mit ihren zahlreichen erhaltenen historischen Bahnhöfen eine besondere Bedeutung für die Verkehrsgeschichte Berlins ebenso wie in ihrem westlichen Teil für die städtebauliche Entwicklung Charlottenburgs.

Die Stammstrecke verlief auf einer Länge von etwa elf Kilometern zwischen den Bahnhöfen Warschauer Brücke und Nollendorfplatz zunächst als Hochbahn auf Viadukten sowie weiter in Richtung Westen innerhalb der Stadt Charlottenburg bis zum Bahnhof Knie (heute Ernst-Reuter-Platz) als Unterpflasterbahn. (3) Die aufgeständerte Bahntrasse der Hochbahn wurden ab 1896 als Eisenkonstruktion nach einem Typenentwurf von der Bauabteilung der Firma Siemens & Halske ausgeführt, die Bahnhöfe sind von unterschiedlichen Architekten gestaltet. (4) Alfred Grenander, 1900 bis 1931 Hausarchitekt der Hochbahngesellschaft, war nicht nur für die künstlerische Überarbeitung der Viadukte verantwortlich, sondern auch für die Gestaltung der unterirdischen Stationen. In Charlottenburg schuf Grenander für die Bahnhöfe Wittenbergplatz, Zoologischer Garten und Knie 1901-02 die Bahnsteighallen, Vorräume und Kassenhäuschen sowie die Treppenabgänge mit filigranen Eisengittern, die an die vom Jugendstil geprägten Pariser Metro-Eingänge erinnerten.

1906 wurde von der Stammstrecke am Knie ein Abzweig über die Bismarckstraße zum Wilhelmplatz (heute Richard-Wagner-Platz) mit dem gerade fertig gestellten Rathaus Charlottenburg eröffnet. (5) Noch während der Bauarbeiten hatte der Magistrat beschlossen, die Strecke im Zusammenhang mit der Verbreiterung der Bismarckstraße ab 1905 vom Bahnhof Knie in Richtung Westend zu verlängern und die damalige Station Bismarckstraße (heute Deutsche Oper) als Umsteigebahnhof auszuführen. Die U-Bahnlinie mit den heutigen Bahnhöfen Sophie-Charlotte-Platz, Kaiserdamm und Theodor-Heuss-Platz (ehemals Reichskanzlerplatz) wurde 1908 in Betrieb genommen. (6) Die weitere Verlängerung der Strecke bis Ruhleben war zwar bereits baulich vorbereitet worden, konnte aber erst 1913 und nur bei sportlichen Veranstaltungen bis zur Haltestelle Stadion (heute Olympiastadion) genutzt werden. Erst 1922 wurde die Strecke regelmäßig und mit der neu eröffneten Zwischenstation Neu-Westend befahren. Seit 1929 verläuft die Strecke bis zum Endbahnhof Ruhleben als Dammbahn.


(1) Die ehemalige Stammstrecke wird heute von der U1 (Warschauer Straße bis Gleisdreieck) und der U2 (Gleisdreieck bis Ernst-Reuter-Platz) befahren. Vgl. Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten, Teil X, Bd. B (1), Städtischer Nahverkehr, Berlin-München-Düsseldorf 1979, S. 19 ff., 100 f., 108-111; Bohle-Heintzenberg, Sabine: Architektur der Berliner Hoch- und Untergrundbahn, Planungen, Entwürfe, Bauten bis 1930, Berlin 1980, S. 33 ff., 60-70, 91-100, 156-160; Bongiorno, Biagia: Verkehrsdenkmale in Berlin, Die Bahnhöfe der Berliner Hoch- und Untergrundbahn, Berlin 2007 (Beiträge zur Denkmalpflege in Berlin 25, S. 16-23, 25 f., 31, 34 f., 41 f., 94 ff.

(2) Die Hochbahngesellschaft wurde am 1. April 1897 als Tochtergesellschaft von Siemens & Halske und der Deutschen Bank gegründet. Neben Bau und Betrieb auf dem eigenen Streckennetz führte sie auch den Betrieb auf der Schöneberger Untergrundbahn, der Wilmersdorf-Dahlemer Untergrundbahn, der Berliner Nordsüdbahn und kurzzeitig auf den bereits eröffneten Abschnitten der GN-Bahn durch. Sie ging 1929 in der Berliner Verkehrs AG auf; das 1938 in Berliner Verkehrs-Betriebe (BVG) umfirmierte Unternehmen wurde Eigenbetrieb der Stadt Berlin. Die BVG ist seit 1994 eine Anstalt des öffentlichen Rechts. Vgl. Wikipedia "Hochbahngesellschaft"

(3) Das ehemalige Charlottenburger Ostviertel reichte damals bis zum Nollendorfplatz, seit 1938 gehört das Gebiet östlich der Nürnberger Straße zu Schöneberg. Vgl. Topographie Schöneberg 2017???

(4) Staroste, Hubert: Die Berliner U-Bahn - ein Verkehrsdenkmal von europäischem Rang. In: Berlin, Denkmalschutz und Denkmalpflege, Berlin 2001, S. 21 ff.; Bongiorno 2007, S. 18 ff., 41 ff.

(5) Der 1937 in Richard-Wagner-Platz umbenannte Bahnhof wurde abgerissen und für die nach dem Zweiten Weltkrieg bis Spandau geführte U-Bahnlinie U7 umgebaut. Nur die steinerne Einfassung eines Treppenabganges hat sich an der Otto-Suhr-Allee erhalten. Siehe Gebiet I.2.

(6) Der heutige U-Bahnhof Bismarckstraße entstand erst 1978 im Zusammenhang mit dem Bau der U-Bahnlinie U7 als Umsteigebahnhof mit der U2.

Literatur:

  • Siemens und Halske, Der Entwurf zu dem elektrischen Stadtbahnnetze für Berlin =Der Bär 18 (1891/92) 32 / Seite 375-378
  • Siemens und Halske, Der Entwurf zu dem elektrischen Stadtbahnnetze für Berlin =Der Bär 18 (1891/92) 33 / Seite 388-391
  • Siemens und Halske, Der Entwurf zu dem elektrischen Stadtbahnnetze für Berlin, in: Der Bär 18 (1891/92) 34 / Seite 401-402
  • Siemens und Halske, Der Entwurf zu dem elektrischen Stadtbahnnetze für Berlin, in: Der Bär 18 (1891/92) 35 / Seite 418-419
  • BusB I 1896 / Seite 195-199
  • BusB X B 1 1979 / Seite 19-34
  • Schliepmann, Hans: Die Berliner Hochbahn als Kunstwerk, in: Berliner Architekturwelt 4 (1901/02) 9 / Seite 302-311
  • Schliepmann, Hans: Die Berliner Hochbahn als Kunstwerk, in: Berliner Architekturwelt 4 (1901/02) 10 / Seite 339-348
  • Bousset, Johannes: Die Berliner U-Bahn, Berlin 1935 / Seite .
  • Bohle-Heintzenberg, Sabine: Architektur der Berliner Hoch- und Untergrundbahn. Planungen, Entwürfe, Bauten bis 1930, Berlin 1980 / Seite 31-70
  • Klünner, Hans-Werner: S- und U-Bahnarchitektur in Berlin, Berlin 1985 / Seite 40-61
  • Gottwaldt, Alfred: Das Berliner U- und S-Bahnnetz, Berlin 1994 / Seite 12-13, 20
  • Brücker, Eva: Hochbahn - Linie 1. Hallesches Tor, in: Geschichtslandschaft, Kreuzberg, 1994 / Seite 103-116
  • Der Stahlbau 71 (2002) 2 / Seite 77-109
  • Bongiorno, Biagia: Verkehrsdenkmale in Berlin. Die Bahnhöfe der Berliner Hoch- und Untergrundbahn, Beiträge zur Denkmalpflege, Nr. 25, Petersberg 2007 / Seite .
  • Landesdenkmalamt Berlin (Hrsg.): Denkmale des historischen Großstadtverkehrs. Berliner U-Bahnhöfe zwischen Krumme Lanke und Vinetastraße, Beiträge zur Denkmalpflege in Berlin, Heft 8, Berlin 1996 / Seite .
  • Landesdenkmalamt Berlin (Hrsg.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Denkmale in Berlin, Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg, Ortsteil Kreuzberg, Petersberg 2016 / Seite .
  • Lorenz, Werner; May, Roland; Staroste, Hubert: Ingenieurbauführer Berlin, Petersberg 2020 / Seite 36-39

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