Denkmaldatenbank

Ehemalige Friedrichstraßenpassage, Haus der Technik, Kunsthaus Tacheles

Obj.-Dok.-Nr. 09035146
Bezirk Mitte
Ortsteil Mitte
Adressen Oranienburger Straße 54
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Passage & Geschäftshaus
Datierung 1907-1909
Entwurf Ahrens, Franz (Architekt)
Entwurf & Ausführung Schmidt, Hans & Kühn, Richard (Bildhauer)
Entwurf & Ausführung Pritzel (Bildhauer)
Ausführung Berliner Terrain- und Bau- Aktiengesellschaft
Ausführung Golde und Raebel
Bauherr Berliner Passage Bau AG

Neben zwei Mietshäusern aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts (Nr. 52 von 1833) prägt der nach Kriegszerstörung verbliebene Teil des monumentalen Baukörpers der Friedrichstraßen-Passage, Oranienburger Straße 54-56A weiträumig die südliche Straßenseite. (1) Mit dem Zusammenschluss einer Vielzahl einzelner Spezialgeschäfte unter einem Dach wollte man der wachsenden Konkurrenz der großen Warenhäuser begegnen. So entstand 1907-09 nach Entwurf von Franz Ahrens und ausgeführt von der Berliner Terrain- und Bau-Aktiengesellschaft eine Einkaufspassage, die auch in ihrer großzügigen Raumwirkung die bislang bestehenden Passagen übertreffen sollte. Bereits in Stahlbetonbauweise errichtet, war dieser Passagenbau in konstruktiver und architektonischer Hinsicht außerordentlich modern. Der hohe, zweigeschossige Sockel aus rustikalen Kalksteinquadern schließt mit einer Balustrade ab, darüber erheben sich noch drei weitere Geschäftsetagen. Den bildhauerischen Schmuck der Fronten aus Muschelkalk schufen die Bildhauer Hans Schmidt und Richard Kühn. Von dem weithin sichtbaren Eingangsbogen der Passage an der Oranienburger Straße führte eine glasüberdachte Ladengalerie, in deren Mitte sich ein glasüberdeckter Kuppelraum befand, bis an die Friedrichstraße 110-112. Nach dem frühen Scheitern des ursprünglichen Konzeptes als Einkaufspassage musste das Gebäude bereits vor 1914 zwangsversteigert werden. Nach 1918 übernahm die AEG die Passage und eröffnete hier das Haus der Technik mit Ausstellungen der Firmenerzeugnisse. (2) Im Zweiten Weltkrieg schwer zerstört und in den 1980er Jahren in großen Teilen abgerissen, blieb nur noch der Kopfbau an der Oranienburger Straße in einem ruinösen Zustand erhalten. In den letzten Jahren wurde das als Tacheles bekannt gewordene Haus als alternatives Kulturzentrum genutzt.


(1) Vgl. Marciewicz 1908; Fr. E., Architekten-Verein zu Berlin und Vereinigung Berliner Architekten (Besuch am Neubau der "Friedrichstraßen-Passage"), in: Deutsche Bauzeitung (1908), S. 539-540, Jaumann 1908; Kausche 1909; Wiener 1912, S. 54, 57, 82, 99, 119, 131f., 157, 181, 235, 249.

(2) Vgl. Geist 1969, S. 142f.

Literatur:

  • Ahmadi, Ditta: Liste der Passagen, Ladenzeilen und Einkaufszentren / Seite 285 f.
  • N.N.: (Passage-Kaufhaus Berlin), in: Berliner Architekturwelt 11 (1908/09) / Seite 324-331, 476-478
  • Fr. E.: Architekten-Verein zu Berlin und Vereinigung Berliner Architekten (Besuch am Neubau der "Friedrichstraßen-Passage"), in: Deutsche Bauzeitung 42 (1908) / Seite 539-540
  • Jaumann, A.: Das "Passage-Kaufhaus" in Berlin. Erbaut von Architekt Kaiserlicher Baurat Franz Ahrens-Berlin, in: Innendekoration 17 (1908) / Seite 377-392
  • Kloß, Klaus Peter, Ahmadi, Ditta: Einkaufszentren und Ladenzeilen, in: BusB VIII A 1978 / Seite 261-263
  • Kausche, R.: Das Passage-Kaufhaus, in: Der Profanbau 5 (1909) 12 / Seite 177-192; Technischer Beirat S. 53-56
  • N.N.: Die Friedrichstrassen-Passage in Berlin, in: Zeitschrift für Bauwesen 59 (1909) / Seite 15-42
  • Geist, Johann Friedrich: Passagen - ein Bautyp des 19. Jahrhunderts, München 1969 / Seite 108 f; 142-145,
  • Das Haus der Technik, Berlin (um 1928) / Seite .
  • Markiewicz, Otto: Eine Etappe - Das Passagekaufhaus, Berlin 1908 / Seite .
  • Passage - Kaufhaus (Friedrichstraßen-Passage) - Bauausführungen der Berliner Terrain- und Bauaktiengesellschaft, Berlin (um 1910) / Seite .
  • Wiener, Alfred: Das Warenhaus, Berlin 1912 / Seite 54, 57, 82, 99, 119, 131f., 157, 181, 235, 249
  • Topographie Mitte/Mitte, 2003 / Seite 483 f.

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Landesdenkmalamt Berlin
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