Denkmaldatenbank

Gewerbehof Laurinat

Obj.-Dok.-Nr. 09031267
Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg
Ortsteil Kreuzberg
Adressen Zeughofstraße 20
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Mietshaus & Gewerbebau
Datierung 1902
Entwurf Ueberholz, Paul (Architekt)
Entwurf Neumann, Paul (Maurermeister)
Bauherr Laurenat, C. (Pianofortefabrikant)

Eines der wenigen Jugendstilgebäude im Ortsteil Kreuzberg ist der Gewerbehof Laurinat in der Zeughofstraße 20. Die Pläne für den 1902 erbauten Hof stammen von Maurermeister Chr. Neumann und dem Architekten Paul Ueberholz. (1) Bauherr war Carl Laurinat, der den Gewerbehof eigens für seine bereits 1879 gegründete Pianofortefabrik errichten ließ. Die Firma, die auch in Dortmund und London Zweigstellen hatte, produzierte in der Zeughofstraße über mehrere Jahrzehnte Klaviere.

Der Hof ist ein typisches Beispiel für die so genannte "Kreuzberger Mischung", die bauliche Verflechtung von Wohn- und Gewerbegebäuden. An das straßenseitige fünfgeschossige Mietshaus schließt eine gleichfalls fünfgeschossige Etagenfabrik an, die sich um zwei Innenhöfe legt. Eine kleine Remise ergänzt den Baubestand im zweiten Hof. Das Wohnhaus zählt zu den wenigen Gebäuden im unmittelbaren Umfeld des Lausitzer Platzes, die einen gehobenen Wohnkomfort und großzügig geschnittene Wohnungsgrundrisse aufweisen. Der besonderen Wohnqualität des Hauses entspricht der üppige Baudekor der straßenseitigen Schmuckfassade, die durch ihr ausgeprägtes Relief auffällt. Die Front ist durch aufgeputzte, über sämtliche Geschosse laufende Pfeiler vertikal gegliedert und die Gebäudemitte durch einen über drei Achsen reichenden Erker und einen im Dach angeordneten Knickschweifgiebel deutlich betont.

Etagenfabrik und Remise, ausgeführt in gelbem Sichtmauerwerk, heben sich in Farbe und Material von der weißen Putzfassade des Vorderhauses ab. Im Querflügel des Fabrikgebäudes sind die Wandflächen weitgehend aufgelöst. Einzig Brüstungsfelder und Wandpfeiler blieben als Gliederungsgerüst stehen. Das Dekorationsschema der Fabrikfassaden lehnt sich indes an die Gestaltungsweise der Straßenfassade an. Von besonderer Qualität sind dabei die großen Stuckreliefs, die mit ihren floralen und figürlichen Motiven in die Brüstungsflächen eingelassen wurden. Auch die Pfeiler sind aufwendig von Baudekor überzogen. Wie flexibel die weitgehend stützenlos angelegten Gewerbeflächen genutzt werden können, belegt das Kino, das seit vielen Jahren in einer der Etagen untergebracht ist.


(1) BusB IV B, S. 161; BusB IX, S. 93; Hildebrandt/Lemburg/Wewel 1988, S. 59.

Literatur:

  • BusB IV B 1974 / Seite 161
  • Topographie Friedrichshain-Kreuzberg/Kreuzberg, 2016 / Seite 244 f.

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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