Denkmaldatenbank

Fabrik Waldemarstraße 37A

Obj.-Dok.-Nr. 09031262
Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg
Ortsteil Kreuzberg
Adressen Waldemarstraße 37A
Denkmalart Gesamtanlage
Sachbegriff Fabrik
Datierung 1869-1870
Entwurf Parey (Zimmermeister)
Entwurf Tondeur
Bauherr Löblich und Sohn (Zimmererbetrieb)

Auch die unmittelbar benachbarte Fabrikanlage Waldemarstraße 37A macht deutlich, wie stark die Wohn- und Arbeitswelt in der Luisenstadt verflochten war. Die Fabrik ist ein sehr frühes Beispiel für die Verdichtung der Blockinnenflächen und damit für einen Prozess, der im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts weite Teile der Luisenstadt erfasste. Dem bereits 1862 errichteten Vorderhaus wurde 1869-70 ein rückwärtiges viergeschossiges Quergebäude hinzugefügt, das Ratsmaurermeister Parey und Zimmermeister Tondeur ausführten. Es besetzt ein bis dahin gärtnerisch genutztes, mit Treibhäusern bestandenes Grundstück. Weitere, zum Teil recht umfangreiche Nebengebäude entstanden bis 1883. (1) Bauherr war Zimmermeister Löblich, der die Stockwerksfabrik von Beginn an nicht nur für den eigenen Betrieb nutzte, sondern etagenweise an andere Handwerker und Kleinproduzenten vermietete. Überraschend ist die gediegene gestalterische Qualität, mit der sich die Etagenfabrik nach außen darstellt. Mit Ausnahme der kleinen Fachwerkremisen wurden alle Bauten in Massivbauweise und mit roter Klinkerverblendung ausgeführt. In Höhe und Baumasse unterscheiden sich die Gebäude stark voneinander, sodass die Bebauung des Grundstücks auf den ersten Blick regellos wirkt.

Zu sehen ist ein über viele Jahrzehnte gewachsener Zustand. In der Mitte steht das hoch aufragende riegelförmige Querflügelgebäude, dessen markante Nordfassade über einen flächigen, streng gegliederten Wandaufbau verfügt. Dominiert wird die breit gelagerte, gleichförmig konzipierte Front von dem mittig gesetzten, höher geführten Treppenturm. Eine Rhythmisierung des Aufrisses erfolgt über die gekoppelten Segmentbogenfenster und die Kolossalpilaster der abschließenden Obergeschosse. Der an die Südfassade gelehnte Fabrikschlot unterstreicht die industrielle Anmutung und erinnert ebenso wie das Kondensatbassin im Dachgeschoss daran, dass die Fabrik ursprünglich über eine Dampfmaschine verfügte. Mit den gusseisernen Doppelstützen im Innern hat sich ein seltenes bauliches Detail erhalten. Ins Auge fallen auch die kleinen, kubischen Nebengebäude, darunter das zweigeschossige Lagerhaus, später Werkstattgebäude an der östlichen Grundstücksgrenze. Der rote Ziegelbau über annähernd quadratischem Grundriss zeigt einen regelhaften Fassadenaufbau und wird von einem flachen Satteldach abgeschlossen. Seine Gebäudeecken werden durch Schornsteine akzentuiert, die über den Traufbereich hinaus geführt wurden. Nach Norden wird die unregelmäßige Bebauung durch einen ein- bis zweigeschossigen Bau unter Flachdächern abgeschlossen. Seit seinem Umbau 2002 dient das Gebäude als Architekturbüro.


(1) Bascón-Borgelt, Christiane: Vom Schuppen zum Gewerbehof. Bauten der Kreuzberger Mischung, Berlin 1984, S. 56-57; Hildebrandt/Lemburg/Wewel 1988, S. 55; Mislin 2002, S.326 ff. Nicht alle der damals errichteten Gebäude stehen heute noch.

Literatur:

  • Topographie Friedrichshain-Kreuzberg/Kreuzberg, 2016 / Seite 227 f.

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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