Denkmaldatenbank
Nationaldenkmal für die Befreiungskriege, Kreuzbergdenkmal
09031258 | |
Bezirk | Friedrichshain-Kreuzberg |
Ortsteil | Kreuzberg |
Adressen | Viktoriapark |
Denkmalart | Baudenkmal |
Sachbegriff | Denkmal |
Datierung | 1817-1821 |
Umbau | 1875-1878 |
Entwurf | Schinkel, Karl Friedrich (Architekt) |
Entwurf | Strack d. Ä., Johann Heinrich (Architekt) |
Entwurf | Schwedler, Johann Wilhelm (Ingenieur) |
Entwurf & Ausführung | Rauch, Christian Daniel & Tieck, Friedrich & Wichmann, Ludwig (Bildhauer) |
Im Viktoriapark auf der höchsten Erhebung des Kreuzbergs steht das von Karl Friedrich Schinkel gestaltete Nationaldenkmal für die Befreiungskriege, das gemeinhin als Kreuzbergdenkmal bezeichnet wird. (1) Als städtebauliche Landmarke und Denkmal von historischer und künstlerischer Bedeutung gehört es zu den bekanntesten Wahrzeichen in Kreuzberg. Sowohl die Bezeichnung des Bergs als auch der alte Bezirks- und heutige Ortsteilname leiten sich vom Eisernen Kreuz auf der Spitze des Denkmals ab. (2)
Den Vorstellungen des preußischen Königshauses zufolge sollte mit dem Nationaldenkmal ein bleibendes Erinnerungs- und Mahnmal für die Befreiungskriege 1813-15 gegen die napoleonische Besatzung geschaffen werden. Das ausgeführte Monument ist eine erheblich reduzierte Fassung eines gleichfalls von Schinkel geplanten gigantischen Freiheitsdomes, vor dessen Realisierung König Friedrich Wilhelm III. aufgrund der zu erwartenden enormen Kosten zurückschreckte. Mit dem Nationaldenkmal schuf Schinkel sein letztes Werk im Stil der "romantischen Neugotik". Für die Anfertigung des künstlerischen Schmucks konnten mit Christian Daniel Rauch, Friedrich Tieck und Ludwig Wichmann namhafte Bildhauer gewonnen werden.
Schinkel gestaltete das Denkmal als "turmartiges Gebäude, nach den Verhältnissen derer, die in den Details am Dom zu Köln gefunden wurden". (3) Als formale Vorbilder lassen sich spätmittelalterliche Spitzsäulenmonumente wie der Schöne Brunnen in Nürnberg oder die Spinnerin am Kreuz in der Wiener Neustadt anführen. Zwölf in Nischen eingestellte Figuren umgeben die zentrale, mit Fialen und Wimpergen geschmückte Spitzsäule, die wie ein gotischer Turmhelm angelegt ist und den Skulpturen zugleich als Baldachin dient. Der allegorische Skulpturenzyklus gehört zu den wichtigsten seiner Art in Berlin. Die Figuren symbolisieren die bedeutendsten Schlachtorte der Befreiungskriege und enthalten darüber hinaus Porträts der wichtigsten Mitglieder des Königshauses und der Generalität. Die vier Hauptmonumente der Säule stehen für die Schlacht von Großgörschen, die Völkerschlacht bei Leipzig, die Schlacht um Paris und die Schlacht von Belle Alliance (Waterloo). Um den besonderen Rang des Denkmals zu unterstreichen und es zugleich besser zur Geltung zu bringen, stellte Schinkel es auf ein abgetrepptes eisernes Postament. Dieses ist in einigem Abstand durch einen eisernen Zaun mit fialenartigen Pfosten eingefasst. Wegen des verwendeten Baumaterials nimmt das Kreuzbergdenkmal eine Sonderstellung in der Denkmalarchitektur des 19. Jahrhunderts ein. Mit Ausnahme eines kleinen gemauerten Kerns besteht der komplette Aufbau einschließlich aller Figuren aus Gusseisen, das damals im Zusammenhang mit den Befreiungskriegen als "vaterländisches Material" angesehen wurde und deshalb für das Denkmal besonders geeignet erscheinen musste. Die Ausführungsarbeiten stellten sich jedoch als kompliziert heraus. An Kunsteisengüsse dieser Größenordnung hatte sich die Königliche Eisengießerei Berlin bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht gewagt. Neuland betrat man insbesondere bei der Fertigung der überlebensgroßen Figuren, die als Eisenhohlgüsse konzipiert wurden. Nicht zuletzt wegen der neuartigen, aufwendigen Herstellungsweise dauerte die Ausführung fast drei Jahre. Am 30. März 1821, dem Jahrestag des Einzugs in Paris, konnte das Denkmal eingeweiht werden, doch war der Figurenzyklus erst 1826 vollendet.
Nachdem das Berliner Häusermeer bis an den Kreuzberg herangewachsen war und die früheren Blickachsen verstellt hatte, wurde das Denkmal 1875-78 hydraulisch angehoben und auf einen acht Meter hohen Unterbau gesetzt, den der Schinkelschüler Heinrich Strack aus Granit und Sandstein geschaffen hatte. Das neue Sockelgebäude nimmt die achteckige Grundform des alten steinernen Denkmalplateaus auf. Über eine nördlich angeordnete zweiarmige Freitreppe erreicht man eine Aussichtsplattform. Gleichzeitig mit der Anhebung wurde das Denkmal gedreht und auf die Großbeerenstraße ausgerichtet. Höherlegung und Drehung führten nicht nur zu der gewünschten, bereits von Schinkel ins Auge gefassten Monumentalisierung, sondern sorgten auch für eine wesentlich effektvollere städtebauliche Inszenierung. Noch heute bildet das Kreuzbergdenkmal den optischen Abschluss der von Großbeerenstraße und Wasserfall geformten Raum- und Sichtachse. Zugleich stellt es den Blickpunkt der Monumentenstraße dar, die nach Westen führt und den Kreuzberg mit dem benachbarten Ortsteil Schöneberg verbindet.
(1) BusB 1877, S. 100-101; BusB 1896, Bd. 2, S. 39-40; Rave, Paul Ortwin: Karl Friedrich Schinkel. Lebenswerk. Berlin. Bauten für Wissenschaft, Verwaltung, Heer, Wohnbau und Denkmäler, Berlin 1962, S. 270-296; Nungesser 1987; Stürmer, Rainer: Die historische Entwicklung des Viktoria-Parkes von der ersten Planung Hermann Mächtigs 1879/80 bis zur Eintragung in das Baudenkmalbuch 1980. In: Gartendenkmalpflege, 4 (1992), S. 7 ff.; Dehio Berlin 2006, S. 318; Karl Friedrich Schinkel. Führer zu seinen Bauten. Bd. 1: Berlin und Potsdam, München-Berlin 2006, S. 67-70.
(2) Seinen Namen erhielt die Anhöhe am Tag der Einweihung des Denkmals.
(3) Schinkel zit. n. Rave, Paul Ortwin: Karl Friedrich Schinkel. Lebenswerk. Berlin. Bauten für Wissenschaft, Verwaltung, Heer, Wohnbau und Denkmäler, Berlin 1962, S. 286.
Literatur:
- Dehio, Berlin, 1994 / Seite 293
- Reclam Berlin, 1977 / Seite 301f.
- Zeitschrift für Bauwesen 29 (1879) / Seite 417-424
- Topographie Friedrichshain-Kreuzberg/Kreuzberg, 2016 / Seite 392 f.
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Juliane Stamm
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